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Spucke der Verachtung
#2
von Brotnic2um • Mitglied | 645 Beiträge | 645 Punkte
Spucke der Verachtung
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 19.05.2007 18:27von Brotnic2um • Mitglied | 645 Beiträge | 645 Punkte
Hallo Epiklord,
ich versuch mich mal an Deiner KG.
Olaf erschien als letzter unserer Clique, den Kopf eingezogen gegen den einsetzenden Regen. Mit grimmigen, blitzenden Augen blickte er sich um, im zerschlissenen Jeanslook eine junge Frau hautnah an seinen Fersen, die smaragdgrünen Augen in ihrem bleichen, hohlwangigen Vamp-Gesicht mit anklagendem Zorn, die vollen, blaugefärbten Lippen hysterisch verkniffen; über unserem Treffpunkt eine düstere Gewitterfront, den warmen Sommerwind auffrischend, als wir uns nach einem Monat der Abstinenz wieder versammelten.
Ist ja gar nicht mal uninteressant aber schwer. Der Einstieg erfordert Geduld. Nicht der erste Satz. Da kommt Olaf und das Bild ist kurz und knapp. Er kommt mit gesenktem Haupt, weil es regnet zu einem Treffpunkt einer Clique. Dann der zweite Satz: grimmig, blitzend, zerschlissen, jung, hautnah, smaragdgrün, bleich, hohlwangig, anklagend, voll, blaugefärbt, hysterisch, verkniffen – boah ich krieg nichts mehr in die Gusche. Kommt eine Pause? Nein, nur ein Semikolon, also weiter reingeschaufelt: düster, warm, auffrischend. Ging ja noch. Es ist ja nicht so das es nicht lesbar wäre, aber es ist m.E. wie eine Sahnetorte von Omma. Schon nach der Hälfte des ersten Stücks bist Du pappsatt. Kackfrech behaupte ich und dieses mal ohne Ironie: zu viele Noten.
Maik, Enzo und Kalli tollten bereits jodelnd [...] unsere drei Girls im Stechschritt herbei, mitten durch die kleine Stadt, gemeinsam die Arme untergehakt.
Das ist ja wie eine frische Brise. Das jodelnd will ich zwar gleich tottreten, aber dann erinnere ich mich an Clockwork Orange und an Milchbars und Gullivers und halt die Fresse und les weiter.
Olaf strich sich mit einer fahrigen Handbewegung [...] „Verstoße mich nicht. Ich werde mich ändern. Bestimmt!“ Sie umarmte ihn.
Da Olaf nur zwei Dinge tut, fände ich ein und besser als ein Komma. Ebenso zwischen schlank und entschlossen. Das Attribut entschlossen ist m.E. überflüssig, weil die Entschlossen- und Verbissenheit Steffis jedem Leser offenbar werden wird. Aber wie spricht Steffi?
„Verstoße mich nicht...“
Ich zucke zusammen. Was ist das? Eine Scheidung wie sie sich der kleine Moritz vorstellt? Wo der Mann nur dreimal ich verstoße dich zu sagen braucht und die Ehe ist geschieden? Was sind das nur für Girls im roten Minirock? Was wird das hier?
Er schubste sie von sich [...]schleifte sie ein Stück mit, bevor sie sich resignierend aus der Anklammerung löste. Erschöpft glitt ihr Kopf in eine Wasserpfütze, ihre seidigen, schwarzen Haare verwandelten sich in schmutzige Wollfäden..
Dieser Absatz zeigt extrem: die Dame ist verbissen und hartnäckig. Aber die Damen sind Girls und auch in den Augen des Erzählers nichts wert. Ich bin wieder bei Burgess, Alex, Milchbar und Gulliver. Das ist alles sehr schräg. Aber dieses: Verstoße mich nicht geht, mir immer noch quer runter.
Unsere Girls signalisierten entrüstet, dass ihnen diese Szene furchtbar peinlich war[...] Hatte keiner ihre Verzweiflung erkannt oder war sie nur hysterisch?
Das ist eine Satire oder das Erzähler ich ist ein komplettes Arschloch. Da liegt eine mit dem Kopf in der Pfütze während Blitze zucken (ist das überhaupt vorstellbar?) und es wird noch gerätselt, ob die Dame vielleicht nur hysterisch ist. Das ist komisch – bzw. kann komisch sein, wenn es als Satire geplant ist. Noch bin ich am rätseln.
Tanja erwartete uns in ihrem Partykeller; beklemmendes Schweigen während der Fahrt dorthin. Höflich lächelnd begrüßte sie uns. [...] Die Werte entsprachen genau dem heutigen Schönheitsideal.
Wenn das in der Vergangenheit spielt ist der Hinweis aufs heutige Ideal doof bzw. ist das denn wichtig, dass die Schnuffimaus Tanja dem heutigen (!) Bumsideal entspricht? Besser sie entspräche dem damaligen Ideal, oder?
Tanja kleidete sich elegant, war voller Erotik. [...]Tanja und ich fanden uns auf Anhieb sympathisch, und so ist es geblieben.
Aha. Aber Erzähler und Tanja sind kein Paar. Denn:
Man betrachtete uns als Paar.[...] Aber wie lange könnte ich so ein Eheleben ertragen? Damals war ich neunzehn und hatte Bedenken, vor Langeweile zu verstauben.
Der Erzähler hat also noch was anderes vor, als nisting mit Tanja zu betreiben.
Im Partykeller erzählte Olaf uns dann endlich von seiner Verfolgerin im Park: „Steffi heißt sie.[...] dass sie Heroin nahm und sich prostituierte. Da war natürlich Trennung angesagt. Aber diese Klette will es nicht kapieren. [...]Und wieder ersteht vor mir das Bild dieser Steffi, trostlos ihr Gesichtsausdruck beim Abschied im Park,[...]
wie eine öde Polarlandschaft, aus welcher der eisige Wind jedes Leben vertrieben hatte. Ob sie noch in der Pfütze verharrte? Ich musste immerzu an sie denken. Das Unfassbare ihres Wesens fassbar machen, das war es an ihr, was reizte. An Tanja war alles glatt, im Voraus zu berechnen, denn sie folgte stur den gesellschaftlichen Regeln, mit unerschütterlicher Vernunft. Doch Steffi erschien wild, unbeherrscht und unberechenbar. [...] und alles andere an ihr stellte ich mir damals abenteuerlich, geheimnisvoll vor, wie das Erforschen eines unbekannten Dschungels.
Nicht Mitleid sondern Abenteuer ist das Motiv dieser Figur. Abenteuer vs. Langeweile. Von Mitleid keine Spur. Liebe? Alles kalt. Aber warum reizt diesen Polarbären, diesen Eisklotz, die öde Polarlandschaft bei Steffi? Häh? Das ist doch Tanja. Eisglatt widerspricht vollkommen dem Dschungel Steffis am Ende des Bildes, oder nicht?
Ich sagte zu Tanja, ich hätte noch wichtige Arbeiten zu erledigen.
Time out. Die waren doch eben noch im Partykeller. Das klingt wie Wochen später. Aber nein, das ist der selbe Abend – geht m.E. nicht.
[...] Steffi kauerte in sich zusammengesunken auf einer Sitzbank, nahe der Pfütze.
Schade. Ich hatte vermutet, Du ziehst das durch und Steffi ist immer noch mit dem Kopf in der Pfütze. Das wäre besser. Denn so wie Du Steffi eingeführt hast, und so wie Du diesen Kotzblock von Erzähler rüberbringst, ist für den doch nah bei einer Pfütze gleich wie in der Jauche?
Ihre Augen starrten verstört an mir vorbei; der Blick schien sich in einer Welt voller Entsetzen zu verlieren. Ihr Schluchzen klang bitter, wie ein letztes Seufzen vorm Sterben, ein ohnmächtiges Sich-Ausliefern in einen Psychotod, ein Eingefrorensein der Lebensfunktionen, wie bei geschockten Kaninchen kurz vor dem vernichtenden Zugriff des Bussards.
Für mich der Schlüssel. In dem Moment wo das Kaninchen Steffi dem American Psycho Erzähler – Bussard - ins Auge blickt, ist es um sie geschehen. Steffi weiss das. Aber - und obwohl ich glaube Du weißt das auch, musst Du den Erzähler nicht so pampig andicken: verstört, entsetzt, bitter, zuletzt, ohnmächtig, ausgeliefert, Psychotod, eingefroren, geschockt, vernichtet. Das mal wieder nur zwischendurch.
Es war zwar ein lauer Sommerabend, aber ein bisschen Wind [ging] und die durchnässte Kleidung; so was führt leicht zu einer Erkältung.
Das ist zynisch. Und passt. Und würde sogar besser kommen, wenn der andere Brei nicht so fett wäre. Ein Gedanke zwischendurch: andere kaufen bei Home Shoping Europe eine Künstlerpuppe andere finden sie in einer Pfütze.
So holte ich meine Limousine von Zuhause, kramte eine Wolldecke daraus hervor und legte sie ihr um, schob meinen Arm behutsam unter Steffis und zog diesen feinen, störrischen Körper sanft zu meinem Wagen.
Das unterbreche ich wieder, denn später kommt der Zuhälter im Superschlitten statt in der Limousine. Natürlich ist auch der Erzähler nur ein Zuhälter. Die Selbstwahrnehmung ist natürlich eine andere. Aber das finde ich ganz witzig.
Stufe für Stufe schob ich sie die Treppe zu ihrer Dachgeschosswohnung hoch, setzte sie dann in ihre Dusche. Wie ein braves Baby ließ sie sich von mir waschen. Ich sah ihre Einstiche am Arm. Nachdem ich sie trocken gerubbelt hatte, suchte ich ein paar Kleidungsstücke aus den Schränken zusammen, ein mühsames Unterfangen, weil alles durcheinander lag; so lag ein Socken eines zusammengehörigen Paares im Küchenschrank, während der andere sich im Nachttisch versteckt hielt.
Gut, LI-Arschloch hat sein Püppchen gefunden und macht es sich jetzt hübsch. Dieser Absatz ist auch aus dem Grunde besser, weil keine Adjektive und Attribute mich übermäßig zukleistern.
Steffi saß leblos
Keine Fragen mehr. Steffi ist tot. Willenlos. Eine Puppe. Den Rest fasse ich so zusammen:
Es gibt noch eine Spiegelung wo Steffi sich an das LI klammert wie am Anfang an Olaf. Den Zuhälter und die Autos erwähnte ich schon. Finale Spiegelung ist die Pfütze. Lag Steffi in einer Regenpfütze so liegt hier der Erzähler im verdienten Rotz von Steffi, die sich dem Nächsten zuwendet.
Was mir gefällt ist die Konsequenz ohne das LI zu verherrlichen. Klar verherrlicht der Erzähler sich selbst und lässt jedes Mitgefühl vergessen. Aber das ist insofern legitim, als dass der Erzähler am Ende angespuckt und in Rotz getreten wird. Denn für ihn sind Menschen bestenfalls Abenteuer und Abwechselung, schlimmstenfalls langweilig und diese Einstellung ist nichts anderes als Rotze.
Was mir nicht gefällt ist, dass am Anfang der Ton der Geschichte absurder wirkt, als am Ende ausgeführt. Dieses LI ist nicht absurd. Mir gefällt nicht, dass Steffi sich mal in eine Pfütze schleifen lässt, was blöd genug ist, nur um dann wieder auf der Parkbank nahe bei der Pfütze zu hocken. Die Szene mit Olaf und Steffi würde ich deutlich reduzieren.
Mir gefallen vor allem nicht diese endlosen Adjektive und Attribute. Ich komm auch so dahinter, dass der Erzähler ein dummes Schwein ist. Und lesbarer macht es die Geschichte erst recht nicht. Die wenigen Dialoge bieten keine Spannung. Wirken lächerlich und haben nur Bestand, weil sie in ihrer Ausformung nachweisen, dass der Erzähler eine Witzfigur ist.
Es ist natürlich schwierig einen blöden Hund vorzuführen, wenn nur der blöde Hund kläffen darf, aber es gibt Passagen in Deinem Text, die funzen ohne diese Ballerei mit Worten. Zusammenfassung: Interessant aber insgesamt sehr schwer zu lesen.
ich versuch mich mal an Deiner KG.
Olaf erschien als letzter unserer Clique, den Kopf eingezogen gegen den einsetzenden Regen. Mit grimmigen, blitzenden Augen blickte er sich um, im zerschlissenen Jeanslook eine junge Frau hautnah an seinen Fersen, die smaragdgrünen Augen in ihrem bleichen, hohlwangigen Vamp-Gesicht mit anklagendem Zorn, die vollen, blaugefärbten Lippen hysterisch verkniffen; über unserem Treffpunkt eine düstere Gewitterfront, den warmen Sommerwind auffrischend, als wir uns nach einem Monat der Abstinenz wieder versammelten.
Ist ja gar nicht mal uninteressant aber schwer. Der Einstieg erfordert Geduld. Nicht der erste Satz. Da kommt Olaf und das Bild ist kurz und knapp. Er kommt mit gesenktem Haupt, weil es regnet zu einem Treffpunkt einer Clique. Dann der zweite Satz: grimmig, blitzend, zerschlissen, jung, hautnah, smaragdgrün, bleich, hohlwangig, anklagend, voll, blaugefärbt, hysterisch, verkniffen – boah ich krieg nichts mehr in die Gusche. Kommt eine Pause? Nein, nur ein Semikolon, also weiter reingeschaufelt: düster, warm, auffrischend. Ging ja noch. Es ist ja nicht so das es nicht lesbar wäre, aber es ist m.E. wie eine Sahnetorte von Omma. Schon nach der Hälfte des ersten Stücks bist Du pappsatt. Kackfrech behaupte ich und dieses mal ohne Ironie: zu viele Noten.
Maik, Enzo und Kalli tollten bereits jodelnd [...] unsere drei Girls im Stechschritt herbei, mitten durch die kleine Stadt, gemeinsam die Arme untergehakt.
Das ist ja wie eine frische Brise. Das jodelnd will ich zwar gleich tottreten, aber dann erinnere ich mich an Clockwork Orange und an Milchbars und Gullivers und halt die Fresse und les weiter.
Olaf strich sich mit einer fahrigen Handbewegung [...] „Verstoße mich nicht. Ich werde mich ändern. Bestimmt!“ Sie umarmte ihn.
Da Olaf nur zwei Dinge tut, fände ich ein und besser als ein Komma. Ebenso zwischen schlank und entschlossen. Das Attribut entschlossen ist m.E. überflüssig, weil die Entschlossen- und Verbissenheit Steffis jedem Leser offenbar werden wird. Aber wie spricht Steffi?
„Verstoße mich nicht...“
Ich zucke zusammen. Was ist das? Eine Scheidung wie sie sich der kleine Moritz vorstellt? Wo der Mann nur dreimal ich verstoße dich zu sagen braucht und die Ehe ist geschieden? Was sind das nur für Girls im roten Minirock? Was wird das hier?
Er schubste sie von sich [...]schleifte sie ein Stück mit, bevor sie sich resignierend aus der Anklammerung löste. Erschöpft glitt ihr Kopf in eine Wasserpfütze, ihre seidigen, schwarzen Haare verwandelten sich in schmutzige Wollfäden..
Dieser Absatz zeigt extrem: die Dame ist verbissen und hartnäckig. Aber die Damen sind Girls und auch in den Augen des Erzählers nichts wert. Ich bin wieder bei Burgess, Alex, Milchbar und Gulliver. Das ist alles sehr schräg. Aber dieses: Verstoße mich nicht geht, mir immer noch quer runter.
Unsere Girls signalisierten entrüstet, dass ihnen diese Szene furchtbar peinlich war[...] Hatte keiner ihre Verzweiflung erkannt oder war sie nur hysterisch?
Das ist eine Satire oder das Erzähler ich ist ein komplettes Arschloch. Da liegt eine mit dem Kopf in der Pfütze während Blitze zucken (ist das überhaupt vorstellbar?) und es wird noch gerätselt, ob die Dame vielleicht nur hysterisch ist. Das ist komisch – bzw. kann komisch sein, wenn es als Satire geplant ist. Noch bin ich am rätseln.
Tanja erwartete uns in ihrem Partykeller; beklemmendes Schweigen während der Fahrt dorthin. Höflich lächelnd begrüßte sie uns. [...] Die Werte entsprachen genau dem heutigen Schönheitsideal.
Wenn das in der Vergangenheit spielt ist der Hinweis aufs heutige Ideal doof bzw. ist das denn wichtig, dass die Schnuffimaus Tanja dem heutigen (!) Bumsideal entspricht? Besser sie entspräche dem damaligen Ideal, oder?
Tanja kleidete sich elegant, war voller Erotik. [...]Tanja und ich fanden uns auf Anhieb sympathisch, und so ist es geblieben.
Aha. Aber Erzähler und Tanja sind kein Paar. Denn:
Man betrachtete uns als Paar.[...] Aber wie lange könnte ich so ein Eheleben ertragen? Damals war ich neunzehn und hatte Bedenken, vor Langeweile zu verstauben.
Der Erzähler hat also noch was anderes vor, als nisting mit Tanja zu betreiben.
Im Partykeller erzählte Olaf uns dann endlich von seiner Verfolgerin im Park: „Steffi heißt sie.[...] dass sie Heroin nahm und sich prostituierte. Da war natürlich Trennung angesagt. Aber diese Klette will es nicht kapieren. [...]Und wieder ersteht vor mir das Bild dieser Steffi, trostlos ihr Gesichtsausdruck beim Abschied im Park,[...]
wie eine öde Polarlandschaft, aus welcher der eisige Wind jedes Leben vertrieben hatte. Ob sie noch in der Pfütze verharrte? Ich musste immerzu an sie denken. Das Unfassbare ihres Wesens fassbar machen, das war es an ihr, was reizte. An Tanja war alles glatt, im Voraus zu berechnen, denn sie folgte stur den gesellschaftlichen Regeln, mit unerschütterlicher Vernunft. Doch Steffi erschien wild, unbeherrscht und unberechenbar. [...] und alles andere an ihr stellte ich mir damals abenteuerlich, geheimnisvoll vor, wie das Erforschen eines unbekannten Dschungels.
Nicht Mitleid sondern Abenteuer ist das Motiv dieser Figur. Abenteuer vs. Langeweile. Von Mitleid keine Spur. Liebe? Alles kalt. Aber warum reizt diesen Polarbären, diesen Eisklotz, die öde Polarlandschaft bei Steffi? Häh? Das ist doch Tanja. Eisglatt widerspricht vollkommen dem Dschungel Steffis am Ende des Bildes, oder nicht?
Ich sagte zu Tanja, ich hätte noch wichtige Arbeiten zu erledigen.
Time out. Die waren doch eben noch im Partykeller. Das klingt wie Wochen später. Aber nein, das ist der selbe Abend – geht m.E. nicht.
[...] Steffi kauerte in sich zusammengesunken auf einer Sitzbank, nahe der Pfütze.
Schade. Ich hatte vermutet, Du ziehst das durch und Steffi ist immer noch mit dem Kopf in der Pfütze. Das wäre besser. Denn so wie Du Steffi eingeführt hast, und so wie Du diesen Kotzblock von Erzähler rüberbringst, ist für den doch nah bei einer Pfütze gleich wie in der Jauche?
Ihre Augen starrten verstört an mir vorbei; der Blick schien sich in einer Welt voller Entsetzen zu verlieren. Ihr Schluchzen klang bitter, wie ein letztes Seufzen vorm Sterben, ein ohnmächtiges Sich-Ausliefern in einen Psychotod, ein Eingefrorensein der Lebensfunktionen, wie bei geschockten Kaninchen kurz vor dem vernichtenden Zugriff des Bussards.
Für mich der Schlüssel. In dem Moment wo das Kaninchen Steffi dem American Psycho Erzähler – Bussard - ins Auge blickt, ist es um sie geschehen. Steffi weiss das. Aber - und obwohl ich glaube Du weißt das auch, musst Du den Erzähler nicht so pampig andicken: verstört, entsetzt, bitter, zuletzt, ohnmächtig, ausgeliefert, Psychotod, eingefroren, geschockt, vernichtet. Das mal wieder nur zwischendurch.
Es war zwar ein lauer Sommerabend, aber ein bisschen Wind [ging] und die durchnässte Kleidung; so was führt leicht zu einer Erkältung.
Das ist zynisch. Und passt. Und würde sogar besser kommen, wenn der andere Brei nicht so fett wäre. Ein Gedanke zwischendurch: andere kaufen bei Home Shoping Europe eine Künstlerpuppe andere finden sie in einer Pfütze.
So holte ich meine Limousine von Zuhause, kramte eine Wolldecke daraus hervor und legte sie ihr um, schob meinen Arm behutsam unter Steffis und zog diesen feinen, störrischen Körper sanft zu meinem Wagen.
Das unterbreche ich wieder, denn später kommt der Zuhälter im Superschlitten statt in der Limousine. Natürlich ist auch der Erzähler nur ein Zuhälter. Die Selbstwahrnehmung ist natürlich eine andere. Aber das finde ich ganz witzig.
Stufe für Stufe schob ich sie die Treppe zu ihrer Dachgeschosswohnung hoch, setzte sie dann in ihre Dusche. Wie ein braves Baby ließ sie sich von mir waschen. Ich sah ihre Einstiche am Arm. Nachdem ich sie trocken gerubbelt hatte, suchte ich ein paar Kleidungsstücke aus den Schränken zusammen, ein mühsames Unterfangen, weil alles durcheinander lag; so lag ein Socken eines zusammengehörigen Paares im Küchenschrank, während der andere sich im Nachttisch versteckt hielt.
Gut, LI-Arschloch hat sein Püppchen gefunden und macht es sich jetzt hübsch. Dieser Absatz ist auch aus dem Grunde besser, weil keine Adjektive und Attribute mich übermäßig zukleistern.
Steffi saß leblos
Keine Fragen mehr. Steffi ist tot. Willenlos. Eine Puppe. Den Rest fasse ich so zusammen:
Es gibt noch eine Spiegelung wo Steffi sich an das LI klammert wie am Anfang an Olaf. Den Zuhälter und die Autos erwähnte ich schon. Finale Spiegelung ist die Pfütze. Lag Steffi in einer Regenpfütze so liegt hier der Erzähler im verdienten Rotz von Steffi, die sich dem Nächsten zuwendet.
Was mir gefällt ist die Konsequenz ohne das LI zu verherrlichen. Klar verherrlicht der Erzähler sich selbst und lässt jedes Mitgefühl vergessen. Aber das ist insofern legitim, als dass der Erzähler am Ende angespuckt und in Rotz getreten wird. Denn für ihn sind Menschen bestenfalls Abenteuer und Abwechselung, schlimmstenfalls langweilig und diese Einstellung ist nichts anderes als Rotze.
Was mir nicht gefällt ist, dass am Anfang der Ton der Geschichte absurder wirkt, als am Ende ausgeführt. Dieses LI ist nicht absurd. Mir gefällt nicht, dass Steffi sich mal in eine Pfütze schleifen lässt, was blöd genug ist, nur um dann wieder auf der Parkbank nahe bei der Pfütze zu hocken. Die Szene mit Olaf und Steffi würde ich deutlich reduzieren.
Mir gefallen vor allem nicht diese endlosen Adjektive und Attribute. Ich komm auch so dahinter, dass der Erzähler ein dummes Schwein ist. Und lesbarer macht es die Geschichte erst recht nicht. Die wenigen Dialoge bieten keine Spannung. Wirken lächerlich und haben nur Bestand, weil sie in ihrer Ausformung nachweisen, dass der Erzähler eine Witzfigur ist.
Es ist natürlich schwierig einen blöden Hund vorzuführen, wenn nur der blöde Hund kläffen darf, aber es gibt Passagen in Deinem Text, die funzen ohne diese Ballerei mit Worten. Zusammenfassung: Interessant aber insgesamt sehr schwer zu lesen.
#3
von Epiklord (gelöscht)
Spucke der Verachtung
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 20.05.2007 15:01von Epiklord (gelöscht)
Hallo Brotnic2um
Danke für deine umfangreiche und konstruktive Kritik. Deine technischen Einwände, insbesondere am Anfang, sind klar. Ich hatte auch überlegt, die Beschreibungen zur Person Steffi mehr zu verteilen. Die wörtliche Rede Steffis hat zugegeben etwas Theatralisches, was ich aber nicht unbedingt undenkbar finde. Nun kannst du dich mit dem Erzähler und seinem miesen Verhalten nicht anfreunden. Das macht die Sache schwierig. Beispielsweise die Szene Steffis Kopf bei Gewitter in der Pfütze, ob aus Verzweiflung oder hysterischem Dickkopf, warum sollte der Erzähler hier ritterlich und aus Mitleid eingreifen. Offenbar war es doch Olafs Angelegenheit gewesen. Man kanns sicherlich auch anders sehen. Okay. Um die Geschichte in deinem Sinne erträglich zu machen, könnte ich den Ich-Erzählerstandpunkt aufgeben. Sein Verhalten möchte ich aber so belassen und so wäre dir damit wohl auch wenig gedient.
LG E.
Danke für deine umfangreiche und konstruktive Kritik. Deine technischen Einwände, insbesondere am Anfang, sind klar. Ich hatte auch überlegt, die Beschreibungen zur Person Steffi mehr zu verteilen. Die wörtliche Rede Steffis hat zugegeben etwas Theatralisches, was ich aber nicht unbedingt undenkbar finde. Nun kannst du dich mit dem Erzähler und seinem miesen Verhalten nicht anfreunden. Das macht die Sache schwierig. Beispielsweise die Szene Steffis Kopf bei Gewitter in der Pfütze, ob aus Verzweiflung oder hysterischem Dickkopf, warum sollte der Erzähler hier ritterlich und aus Mitleid eingreifen. Offenbar war es doch Olafs Angelegenheit gewesen. Man kanns sicherlich auch anders sehen. Okay. Um die Geschichte in deinem Sinne erträglich zu machen, könnte ich den Ich-Erzählerstandpunkt aufgeben. Sein Verhalten möchte ich aber so belassen und so wäre dir damit wohl auch wenig gedient.
LG E.
#4
von Brotnic2um • Mitglied | 645 Beiträge | 645 Punkte
Spucke der Verachtung
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 21.05.2007 10:51von Brotnic2um • Mitglied | 645 Beiträge | 645 Punkte
Zitat: |
Nun kannst du dich mit dem Erzähler und seinem miesen Verhalten nicht anfreunden |
Ja und nein. Ja, weil sein Verhalten mies ist. Für mich ist er eine echt miese Type.
Aber NEIN!, ich will nicht, daß Du ihn änderst. Er ist wie er ist und für mich ist er eben ein Arschloch. Obwohl Du ihn seine Geschichte erzählen lässt, gelingt es Dir, daß diese Figur sich selbst demaskiert. Das ist schwierig, geht hier aber auf.
Der Text selbst war für mich aus genannten Gründen schwer zu lesen.
Wenn Du allerdings den gegenteiligen Eindruck erzeugen wolltest, d.h. Deinen Prot als postive Identifikationsfigur einführen wolltest, tja, dann habe ich hoffentlich Deinen Text komplett fehlinterpretiert.
Das ist alles.
Gruß Brot
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