Hi Epiklord,
ein Gedicht, das in meinen Augen schon sehr prosaisch daherkommt und ebensogut in die Zwischenwelten gepasst hätte.
Diesen Moment, in dem ein Geruch alte Erinnerungen wieder ins Gedächtnis holt, hast Du gut eingefangen. Das kennt vermutlich jeder, wie man bestimmte Situationen oder auch Gefühle mit einem bestimmten Duft verbinden kann. Es gibt Theorien, wonach auch Déjà-vu-Erlebnisse auf olfaktorische Wahrnehmungen zurückgeführt werden. Unabhängig davon, ob dies stimmt, kann ich nachvollziehen, wie man auf diese Idee kommt
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Auch wenn Du einen am Inhalt orientierten Aufbau gewählt hast - der sehr passend ist - handelt es sich hier doch um ein nicht formgebundenes Gedicht, mit denen ich regelmäßig meine Schwierigkeiten habe. Deine Zeilen sprechen mich aber an, eine schöne Szene, die Du beschreibst. Auch sprachlich habe ich nicht allzuviel zu mäkeln.
Sehr unschön finde ich allerdings in Str. 1 die 3. Zeile. In diese Stadtbeschreibung aus Ozon, Asphalt und Blei passt die blutend pochende Narbe wie Angela Merkel in eine Wasserballett. Abgesehen davon lässt Du den Leser allein, um was für ein Narbe es sich handelt. Was Du meinst, ist klar, die Umsetzung ist aber wenig elegant. Auch wenn Du die Zerissenheit und die vom Leben geschlagenen Narben des lyrDu aufzeigen willst, würde den Blutfaktor weglassen.
Auch die "geschäftige" Obsession mag mir nicht recht gefallen, handelt es sich hierbei doch um eine Zwangshandlung oder eine Besessenheit. Auch wenn man die Obsession inzwischen nicht nur zur Beschreibung pathologischer Zustände verwendet - die Lyrik ist bspw. meine Obsession - finde ich "geschäftig" in diesem Zusammenhang unpassend, da dies dem Zwangscharakter widerspricht. Ich hoffe, es ist verständlich, was ich meine.
Insgesamt mag ich Deinen Text aber.
Grüße,
Don