#1

Ein Jenseitsbild

in Mythologisches und Religiöses 22.05.2007 05:34
von Peter Graedel (gelöscht)
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Ein Jenseitsbild aus ungelenker Hand,
vom Homo erregtus wirr erschaffen,
kommt gleich der Pinselei des Affen.
Schief hängt es erst noch an der Wand.

-------------------

Der Glaube kann Zwerge versetzen.
Geistige insbesonders.
Denn wahrlich wird eine Nadel eher durch ein Kamelöhr gehen,
als dass ein Seichter aus dem Fimmel kommt.
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#2

Ein Jenseitsbild

in Mythologisches und Religiöses 22.05.2007 09:19
von Erebus (gelöscht)
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Hallo Peter Graedel,

die Nadel, die durchs Kamelöhr ging, habe ich scheinbar verpasst.
Ich sehe jetzt nur den Seichten, der aus dem Fimmel kam.

Das erinnert an den Sinnspruchzwang eines verkaterten Morgens, ein wirr erschaffenes Diesseitsbild, was sage ich? Kein Bild : ein plakatives Piktogramm.

Nicht mein Fall. Hätte das nicht in den Humor gehört? Ich bin humorlos.


LG
Ulrich
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#3

Ein Jenseitsbild

in Mythologisches und Religiöses 22.05.2007 12:04
von Peter Graedel (gelöscht)
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Hallo Ulrich,

Aus der Gänseblümchenperspektive kann ich deinen Verdruss, lieber Erebus zwar verstehen, doch dir das Wasser nicht reichen, denn ich hab's im Rücken und mag mich nicht bücken. Plakativ-piktogrämisch-sinnspruchzwänglich gesprochen.

LG
Peter


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#4

Ein Jenseitsbild

in Mythologisches und Religiöses 22.05.2007 13:34
von Erebus (gelöscht)
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Ah, ein Mimöschen (kenn ich gut)

Peter, Dein Gedicht ist wahrhaft gelungen!
Es ist zweiteilig.
Zu Teil 1
Der sinnige Humor, gepaart mit gelungenen Formulierungen, gezwängt in entzückenden Sprachverdrehung, bereichert um gesuchte Füllworte - all das weiß zu beeindrucken.

Ganz besonders hervorzuheben der "homo erregtus" eine Blume der lateinisch-deutschen Sprachbildung, die Du ja schon früher entdecktest, und an der sich Dein Geist immer aufs neue zu entzünden vermag.

Was verbirgt sich nun hinter der "Pinselei des Affen", die zu allem reimerischen Überfluß noch schief an der Wand hängt?
Eben dies:
Hier hat ein erregter Mensch, der die Sache scheinbar nicht beherrscht, ein Jenseitsbild- also eines von Drüben - erschaffen. Der Leser weiß natürlich sofort, warum es geht. Der Laie, der da malte, hat Scheisse gemalt.
Wir haben aber ein Anrecht auf gescheite Jenseitsbilder und sind -mit Recht- über diese Fehlleistung echauffiert.
Zu allem Überfluß hat der Gimpel es auch noch schief aufgehängt. Der Leser entnimmt aus dem Füllwort "noch": hier wird später - Gottseidank! und darin liegt bereits ein tolle Jenseitsvorstellung - Linderung werden.
Ich habe Etwas von de Kooning vor Augen, was mir eigentlich gefällt.

Zu Teil 2
Aus Vermögen wendet sich der Autor nun der freien Dichtung zu.
Zunächst werden dem Leser durch die gekonnte Verhonepipelung des Sprichwortes "der Berg kann Glauben versetzen" neue Zusammenhänge aufgezeigt. Geistige insbesondere.
Oh, und dann setzt der Poet noch zwei drauf, die so unsagbar gescheit und inspiriert sind, das ich mich schäme.

Deinem Rücken alles Gute.
Nein, ich halte es nicht für gelungen. Aber verdrossen bin ich nicht - ich bin Dir im Gegenteil dankbar für die Möglichkeit, mich so billig amüsieren zu können.


LG Ulrich
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#5

Ein Jenseitsbild

in Mythologisches und Religiöses 22.05.2007 15:35
von Peter Graedel (gelöscht)
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Ja, das Mimöschen ergänzt erfreulicherweise deinen Blumenstrauss.
Der Homo erregtus bleibt bestehen bis sich dereinst ein sapiens einstellt.

Du findest wohl das Original schamlos gescheit und inspiriert. Da wird ein Kamel durch ein Nadelöhr gequetsch, wenn doch ein Hanftau genügt,
bloss weil das Kamel von Übersetzer kamêlos = Hanftau mit kamilos (Kamel) übersetzt hat.
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#6

Ein Jenseitsbild

in Mythologisches und Religiöses 22.05.2007 16:00
von Erebus (gelöscht)
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Ach darum geht's.

Da helfe ich gerne weiter.
Da ein Hanftau eher durchs Kamelöhr geht, als ein Reicher in den Himmel kommt, weiß ich dereinst:
wenn der Reiche im Himmel ist (vielleicht ist er's ja schon, sofern er sich eine vernünftige Fernreise erlauben kann), zu diesem Zeitpunkt sind bereits sämtliche Öre vertäut.
Ist das so korrekt ?

LG - nicht für ungut
Ulrich

PS. danke für die Aufklärung. Solche Dönekes brauche ich immer für meinen bildungsbürgerlichen Background
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#7

Ein Jenseitsbild

in Mythologisches und Religiöses 22.05.2007 17:53
von Peter Graedel (gelöscht)
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Gewiss nichts fuer ungut - unter Blumenfreunden. Doch was ein
Döneke ist bitte ich dich mir nicht vorzuenthalten. Etwas aenliches wie ein Homo erregtus, vielleicht?

LG
Mimosen-Peter
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#8

Ein Jenseitsbild

in Mythologisches und Religiöses 23.05.2007 06:48
von Erebus (gelöscht)
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Hallo Peter,

da habe ich aber einen Schrecken bekommen: zu sehr ins Mundartliche abgerutscht zu sein.
Aber nein. Man findet es sogar bei Wikipedia.
Döneken oder Dönekes, wie meine heimatliche Zunge des Pluralisminioris bildet, bezeichnet eben solche einstreubaren kurzen Anekdötchen, Geschichtchen die auch mal etwas Flausenhaftes haben können.
Manchmal sollte ich in meiner Jugend keine Döneken machen, manchmal kein Gedöns. Dann bezog sich das auf Streiche und Getue um etwas.

LG

Ulrich
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#9

Ein Jenseitsbild

in Mythologisches und Religiöses 23.05.2007 10:36
von Peter Graedel (gelöscht)
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Hallo Ulrich,

Sieh mal an! da ist Wikipedia dem Duden und anderen Nachschlagwerken (einmal mehr?) eine Dönekenlänge voraus. (Be)merkenswert! Ich danke dir meine schildbürgerliche Mattscheibe exponentiell illuminiert zu haben. Das Gedöns hingegen hat sogar schon die Gestade des Grüezilandes erreicht.

Ich hoffe, du bleibst meinen diversen kontroversen Versen hart an den Fersen, riechen sie auch wie Färsen.

LG
Peter

PS: Wer sich selbst erniedrigt will, äh...wird erhöht werden.
Ob auf Stelzen, Potest oder Galgen,
Mag man sich dort oben balgen.
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#10

Ein Jenseitsbild

in Mythologisches und Religiöses 23.05.2007 11:01
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Peter,

Du warst bestimmt auch mal Otto-Fan, oder? Denn diese buchstabenverdrehende Kalauerei war doch sein Steckenpferd, auch wenn Robert Gernhardt das für ihn geschrieben haben mag. Ich find's jedenfalls irgendwie nicht mehr zeitgemäß.
Was allerdings ein anderer gestriger Vertreter dieser Wortkunst, Martin Buchholz, zeigt, weil es beim Kabarett besonders schmerzlich auffällt, ist, dass das ganze doch immer etwas inhaltsschwach und blutleer in seiner Polemik wirkt. Damit lockt man keinen Christen hinterm Ofen vor. Damit provoziert man allenfalls anteilnahmsvolles über-den-Kopf-streichen und sanftes "Ei ei"-Sagen.

Da fällt mir noch ein, diese Berge/Zwerge-Vertauschung kam wirklich bei Otto das erste Mal. Ich erinnere mich noch an das Lied "Heidi, Heidi, deine Welt sind die Zwer-herge".

Nein, nicht meins.

Viele Grüße,
GW

_____________________________________
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#11

Ein Jenseitsbild

in Mythologisches und Religiöses 23.05.2007 11:22
von Peter Graedel (gelöscht)
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Hallo Geratewohl,

Nein, Otto kenn ich nicht. Bin seit 1965 aus Europa weg. Du meinst doch nicht etwa OTTO-Schadenposten, ein ehemaliger Kunde? Wenn die
Christen zeitgegmaess hinter dem Ofen bleiben ist anzunehmen, dass sie sich fuers Fegefeuer akklimatisieren.

LG
Peter
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