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#1
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Wer ohne Sünde ist
in Philosophisches und Grübeleien 22.05.2007 15:47von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Wer ohne Sünde ist
Sag an, wie lange willst du dich noch quälen
und weiter leugnen, was dein Herz entzweit?
Die Zeit macht eine Ausflucht nicht zur Wahrheit;
steh endlich auf, es gilt zu wählen!
Ach, red mir nicht von bösen Schicksalsschlägen
und leg darob die Hände in den Schoss.
Noch ist dein Sehnen sichtbar grenzenlos,
so lass dich bitte nicht durch Feigheit prägen.
Es stimmt, mich ängstigt auch sehr oft das Neue,
und manchmal ist der Weg nur steil und weit,
jedoch das Schlimme ist – zuletzt - die Reue,
für die verpasste eine Möglichkeit:
War es am Ende wirklich echte Treue,
vielleicht nicht einfach nur Bequemlichkeit?
© Margot S. Baumann
Hallo Margot,
meinst Du mich?
Es spricht mich auf jeden Fall an, ist präzise und sehr gut umgesetzt.
Allerdings fügt sich die Abschlußzeile für mein Empfinden nicht in der Güte des Vorangegangenen.
Sprachlich. Zum auftaktigen "Oder" habe ich nämlich erst kürzlich eine Gardinenpredigt erhalten. Gleiches Recht für alle!
Versuchs doch mal mit vielleicht oder so..
Und verrate mir, was hat hier die "Sudsau" verloren, die will sich mir nicht erschließen.
Über den Titel denke ich dann noch nach..
Lieber Gruß
Ulrich
meinst Du mich?
Es spricht mich auf jeden Fall an, ist präzise und sehr gut umgesetzt.
Allerdings fügt sich die Abschlußzeile für mein Empfinden nicht in der Güte des Vorangegangenen.
Sprachlich. Zum auftaktigen "Oder" habe ich nämlich erst kürzlich eine Gardinenpredigt erhalten. Gleiches Recht für alle!
Versuchs doch mal mit vielleicht oder so..
Und verrate mir, was hat hier die "Sudsau" verloren, die will sich mir nicht erschließen.
Über den Titel denke ich dann noch nach..
Lieber Gruß
Ulrich
#3
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Wer ohne Sünde ist
in Philosophisches und Grübeleien 22.05.2007 16:23von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Ha, Du warst schneller!
Hi Ulrich
Ja, ja .... das 'oder' ....blöder Trochäus, blöder! *g Ich wollt's grad ändern .... das 'vielleicht' übernehme ich gerne, da es besser ist als meine eigentlich Verbesserung. *g
Und ich meine jeden, der sich dadurch angesprochen fühlt.
Sudsau? LOL ... .... denk jetzt nicht immer an Zebras, wenn Du hinter Dir Hufgetrampel hörst.
Danke fürs Vorbeischauen und den Tipp.
Gruss
Margot
Hi Ulrich
Ja, ja .... das 'oder' ....blöder Trochäus, blöder! *g Ich wollt's grad ändern .... das 'vielleicht' übernehme ich gerne, da es besser ist als meine eigentlich Verbesserung. *g
Und ich meine jeden, der sich dadurch angesprochen fühlt.
Sudsau? LOL ... .... denk jetzt nicht immer an Zebras, wenn Du hinter Dir Hufgetrampel hörst.
Danke fürs Vorbeischauen und den Tipp.
Gruss
Margot
Hi Margot!
Ich finde dieses Sonett wunderbar. Als Romantikerin lese ich diese Zeilen auch in diesem Sinne. Das lyrI appelliert an das Du, dem Sehnen nachzugeben, d.h. dem Herzen zu folgen und nicht vor einer Entscheidung zu flüchten. Vielleicht ist das Du gebunden und fürchtet nun, neue Ufer zu betreten. Im zweiten Quartett wischt das lyrI die „Ausreden“ (früher erlittene Schicksalsschläge) des Du’s vom Tisch und entlarvt diese nicht nur als Feigheit, sondern unterstellt ihm im letzten Terzett Bequemlichkeit.
Dennoch ist das Ganze in einem sehr freundschaftlichen Ton gehalten, so dass die Vorwürfe in nicht allzu missbilligender Art daherkommen. Das gefällt mir. Inwieweit das lyrI nun selbst in diese Sache verwickelt ist, erfährt man nicht, d.h., ob es direkt um eine Beziehung zwischen lyrI und Du geht oder um ein Verhältnis zwischen dem Du und einer anderen Person, wobei das lyrI hier nur als Freund fungiert und dem Freunde Mut macht.
Ja, ich hätte zu gern noch an der einen oder anderen Stelle herumgemäkelt, habe aber leider nichts gefunden .
Grüßli, Maya
Ich finde dieses Sonett wunderbar. Als Romantikerin lese ich diese Zeilen auch in diesem Sinne. Das lyrI appelliert an das Du, dem Sehnen nachzugeben, d.h. dem Herzen zu folgen und nicht vor einer Entscheidung zu flüchten. Vielleicht ist das Du gebunden und fürchtet nun, neue Ufer zu betreten. Im zweiten Quartett wischt das lyrI die „Ausreden“ (früher erlittene Schicksalsschläge) des Du’s vom Tisch und entlarvt diese nicht nur als Feigheit, sondern unterstellt ihm im letzten Terzett Bequemlichkeit.
Dennoch ist das Ganze in einem sehr freundschaftlichen Ton gehalten, so dass die Vorwürfe in nicht allzu missbilligender Art daherkommen. Das gefällt mir. Inwieweit das lyrI nun selbst in diese Sache verwickelt ist, erfährt man nicht, d.h., ob es direkt um eine Beziehung zwischen lyrI und Du geht oder um ein Verhältnis zwischen dem Du und einer anderen Person, wobei das lyrI hier nur als Freund fungiert und dem Freunde Mut macht.
Ja, ich hätte zu gern noch an der einen oder anderen Stelle herumgemäkelt, habe aber leider nichts gefunden .
Grüßli, Maya
#5
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Wer ohne Sünde ist
in Philosophisches und Grübeleien 25.05.2007 13:59von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Margot,
man kann isch hier nur angesprochen fühlen. Diese Gedanken kennt gewiss jeder, die Aussage ist klar und wundervoll in diesem Sonett verpackt dargeboten.
Ich bin mir aber nicht so sicher, ob ich mit dem Titel so glücklich bin. Das Ich redet klar mit dem Du und gibt ihn den Weisen Rat, nicht zu sehr zu zögern. Das ist klar, deutlich, stringend und gut. Warum jetzt dieser Anflug von Selbstkritik des Ichs durch den Titel? Wozu ist es wichtig, dass das Ich zu dieser Erkenntnis vielleicht durch eigene schlechte Erfahrungen zu dieser Einsicht gekommen ist? Who cares? Ob das Ich jetzt ein zusätzlich abschreckendes Beispiel ist oder nicht, erfahre ich nicht, ist für die Anssage meines Erachtens auch nciht wichtig.
Vielleicht verstehe ich die Überschrift falsch. Ansonsten wäre er ebenso universal über jeden Gedicht setzbar, das einem Du einen direkten Rat erteilt, aber auch ebenso überflüssig.
Aber es ist ja nur ein Titel. Ansonsten sehr, sehr fein.
Viele Grüße,
GW
man kann isch hier nur angesprochen fühlen. Diese Gedanken kennt gewiss jeder, die Aussage ist klar und wundervoll in diesem Sonett verpackt dargeboten.
Ich bin mir aber nicht so sicher, ob ich mit dem Titel so glücklich bin. Das Ich redet klar mit dem Du und gibt ihn den Weisen Rat, nicht zu sehr zu zögern. Das ist klar, deutlich, stringend und gut. Warum jetzt dieser Anflug von Selbstkritik des Ichs durch den Titel? Wozu ist es wichtig, dass das Ich zu dieser Erkenntnis vielleicht durch eigene schlechte Erfahrungen zu dieser Einsicht gekommen ist? Who cares? Ob das Ich jetzt ein zusätzlich abschreckendes Beispiel ist oder nicht, erfahre ich nicht, ist für die Anssage meines Erachtens auch nciht wichtig.
Vielleicht verstehe ich die Überschrift falsch. Ansonsten wäre er ebenso universal über jeden Gedicht setzbar, das einem Du einen direkten Rat erteilt, aber auch ebenso überflüssig.
Aber es ist ja nur ein Titel. Ansonsten sehr, sehr fein.
Viele Grüße,
GW
_____________________________________
Für mich ist der Titel kein Anflug von Selbstkritik, GW. Das lyrI nimmt das Du mit dem Titel in Schutz, weil das Du sich mit dem Betreten von Ufern evtl. (in den Augen Gottes) versündigen würde, indem es ein Gelöbnis bricht. Für mich passt das gut.
#7
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Wer ohne Sünde ist
in Philosophisches und Grübeleien 25.05.2007 14:54von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Liebe Margot
Um sich ein Sonett zurechtzuschneidern, kann man sich freilich auch an Platituden bedienen. Ich las es und es stieß mir sauer auf.
Da du ja, ziemlich sicher mit Recht, einen Ruf in diesen Kreisen besitzt bzw dir anerarbeitet hast, also verdient, der dir jeweils Hurrarufe einbringt, wenn immer du auch etwas einstellst, kannst du es dir leisten, auch einmal eine reine Stilübung abzuliefern, und das scheint hier vorzuliegen, da man bei deinem „Sündenfall“ bestenfalls von Gebrauchslyrik sprechen kann.
Hat ja auch ihre Berechtigung, doch fände ich deinen Text eher auf einem Kalenderblatt passend, für das allerdings der formale Aufwand vergeudet sein dürfte (entzweit und Wahrheit zu reimen, ist eine wahre Kühnheit!).
Ich habe von dir schon so viele gute Texte gelesen, dass ich das hier demonstrierte denkende und sich grübelnd aussagende Ich nicht mit dem beleidigenden Ausdruck Moralist abtun darf, aber ich empfehle dir doch, dein großes Sprachtalent nicht in Banalitäten zum Leuchten bringen zu wollen.
Eine vielleicht schlecht gelaunte Primel sendet dir trotzdem freundliche Grüße
Um sich ein Sonett zurechtzuschneidern, kann man sich freilich auch an Platituden bedienen. Ich las es und es stieß mir sauer auf.
Da du ja, ziemlich sicher mit Recht, einen Ruf in diesen Kreisen besitzt bzw dir anerarbeitet hast, also verdient, der dir jeweils Hurrarufe einbringt, wenn immer du auch etwas einstellst, kannst du es dir leisten, auch einmal eine reine Stilübung abzuliefern, und das scheint hier vorzuliegen, da man bei deinem „Sündenfall“ bestenfalls von Gebrauchslyrik sprechen kann.
Hat ja auch ihre Berechtigung, doch fände ich deinen Text eher auf einem Kalenderblatt passend, für das allerdings der formale Aufwand vergeudet sein dürfte (entzweit und Wahrheit zu reimen, ist eine wahre Kühnheit!).
Ich habe von dir schon so viele gute Texte gelesen, dass ich das hier demonstrierte denkende und sich grübelnd aussagende Ich nicht mit dem beleidigenden Ausdruck Moralist abtun darf, aber ich empfehle dir doch, dein großes Sprachtalent nicht in Banalitäten zum Leuchten bringen zu wollen.
Eine vielleicht schlecht gelaunte Primel sendet dir trotzdem freundliche Grüße
#10
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Wer ohne Sünde ist
in Philosophisches und Grübeleien 28.05.2007 12:02von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Also, ich kann Deine Kritik, Primel, insofern verstehen, als dass hier die Aussage ziemlich eindeutig ist und wenig Spielraum lässt, wobei ich nicht unbedingt finde dass das einem Gedicht schlecht tun muss. Ob das für ein Sonett angemessen ist, kann ich nicht beurteilen.
Mir kam beim Lesen Deiner Kritik nur noch ein Gedanke bzgl. des Kalenderblattes. Nämlich dass man es erst einmal auf ein solches schaffen muss. Auf dem Medium Abreißkalenderbratt tummelt man sich ja i.d.R. gemeinsam mit den alten Meistern wie Heine, Goethe, Rilke etc. Ich denke, wenn man erst einmal auf einem Kalenderblatt gedruckt ist, dann hat man es wirklich geschafft.
Das nur nebenbei.
Grüße,
GerateWohl
Mir kam beim Lesen Deiner Kritik nur noch ein Gedanke bzgl. des Kalenderblattes. Nämlich dass man es erst einmal auf ein solches schaffen muss. Auf dem Medium Abreißkalenderbratt tummelt man sich ja i.d.R. gemeinsam mit den alten Meistern wie Heine, Goethe, Rilke etc. Ich denke, wenn man erst einmal auf einem Kalenderblatt gedruckt ist, dann hat man es wirklich geschafft.
Das nur nebenbei.
Grüße,
GerateWohl
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#11
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Wer ohne Sünde ist
in Philosophisches und Grübeleien 28.05.2007 12:10von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi Leute
Besten Dank fürs feedback. Freut mich natürlich, dass Ihr meinem (2. Sonett *g) etwas abgewinnen könnt.
Maya hat die Interpretation geliefert, die meinen Gedanken beim Verfassen sicher am nächsten kommen, obwohl ich noch einen ganz (unmoralischen Gedanken) damit verdichtet habe, der sich aber womöglich nur mir, als Verfasserin, erschliesst. Wahrscheinlich unterstellt man mir einfach nicht solch unmoralisches Gedankengut!
Der Titel, GW, der ist ja eigentlich aus der Bibel (Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie) und bezieht sich auf eine Ehebrecherin. Nun, natürlich ist er ein wenig moralgetränkt, jedoch möchte ich offen halten, ob er sich auf das lyr. Ich, das lyr. Du, oder am Ende gar auf die Gesellschaft bezieht. Ich glaube, wer sich durch die Zeilen angesprochen fühlt, bzw. in welche Haut er zu schlüpfen vermag, der wird den Titel auf seine Weise interpretieren (können). Mir gefällt die Zweideutigkeit, deshalb lasse ich ihn so stehen.
Geil, Fabian, ist immer ein tolles Adjektiv aus Deinem Mund. Danke.
Nun, Herr Primel, ich wehre mich immer heftig dagegen, wenn mir jemand Dinge wie: einen Ruf in diesen Kreisen / kannst du es dir leisten etc. aufdrückt und mich damit quasi abstempelt. Das klingt immer sehr danach, als würde ich mich für etwas Besseres halten, nur weil ich hier schon so viel geschrieben und ein paar dünne Gedichtbändchen veröffentlicht habe.
Wenn Du findest, das Gedicht ist Bockmist, dann sag das ruhig und versuche mich nicht durch obiges Relativieren zu beschwichtigen. Ich brauche weder eine Sonderbehandlung, noch eine Kritik im Wattemäntelchen. Normalerweise kann ich ganz gut mit negativer Kritik umgehen …. lach…. wenn ich nicht gerade Depressionen habe.
Dass es eine Stilübung ist, da gebe ich Dir in soweit Recht, als dass ich mich nun endlich auch dem Sonett schreiben widmen möchte, vor dem ich mich immer gescheut, es aber immer sehr heftig bewundert habe. Dass das Gedicht deswegen aber keine Aussage hat, bzw. ich nicht dahinter stehen kann, da muss ich Dir vehement widersprechen. Gut, wenn Dich der Moralfinger stört, oder Du den Text als Kalenderspruch (finde ich übrigens keine Abwertung, die werden wenigstens gelesen! *g) abtust, dann ist das ok für mich und ich nehme diese Kritik an. Jedoch finde ich es etwas befremdlich, mir grosses Sprachtalent zu attestieren, im Gegenzug dieses mit den Worten ‚Banalitäten’ gleich wieder zu negieren. Entweder hat man welches, oder man hat eben keines …. Deine Rückmeldung klingt nun aber etwas danach, als würde ich Perlen vor die Säue werfen; Dich mit diesem Text beleidigen, bzw. mein „Talent“ damit vergeuden. (?) Dass nicht alle Texte immer zu hundert Prozent in die Weichteile knallen, damit muss der Autor, wie auch der Leser nun mal leben.
Dass Du schlecht gelaunt bist, entschuldigt den Grundton Deines Kommentars, aber nicht die Einstellung, die ich dahinter vermute. Und die gefällt mir so wenig, wie Dir mein Gedicht. Da haben wir doch schon etwas gemeinsam, wie schön.
Ich danke Euch allen für die Rückmeldungen (die Nomination), das Lesen und Eure Gedanken dazu. Sie waren sehr aufschlussreich.
Beste Grüsse
Margot
Besten Dank fürs feedback. Freut mich natürlich, dass Ihr meinem (2. Sonett *g) etwas abgewinnen könnt.
Maya hat die Interpretation geliefert, die meinen Gedanken beim Verfassen sicher am nächsten kommen, obwohl ich noch einen ganz (unmoralischen Gedanken) damit verdichtet habe, der sich aber womöglich nur mir, als Verfasserin, erschliesst. Wahrscheinlich unterstellt man mir einfach nicht solch unmoralisches Gedankengut!
Der Titel, GW, der ist ja eigentlich aus der Bibel (Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie) und bezieht sich auf eine Ehebrecherin. Nun, natürlich ist er ein wenig moralgetränkt, jedoch möchte ich offen halten, ob er sich auf das lyr. Ich, das lyr. Du, oder am Ende gar auf die Gesellschaft bezieht. Ich glaube, wer sich durch die Zeilen angesprochen fühlt, bzw. in welche Haut er zu schlüpfen vermag, der wird den Titel auf seine Weise interpretieren (können). Mir gefällt die Zweideutigkeit, deshalb lasse ich ihn so stehen.
Geil, Fabian, ist immer ein tolles Adjektiv aus Deinem Mund. Danke.
Nun, Herr Primel, ich wehre mich immer heftig dagegen, wenn mir jemand Dinge wie: einen Ruf in diesen Kreisen / kannst du es dir leisten etc. aufdrückt und mich damit quasi abstempelt. Das klingt immer sehr danach, als würde ich mich für etwas Besseres halten, nur weil ich hier schon so viel geschrieben und ein paar dünne Gedichtbändchen veröffentlicht habe.
Wenn Du findest, das Gedicht ist Bockmist, dann sag das ruhig und versuche mich nicht durch obiges Relativieren zu beschwichtigen. Ich brauche weder eine Sonderbehandlung, noch eine Kritik im Wattemäntelchen. Normalerweise kann ich ganz gut mit negativer Kritik umgehen …. lach…. wenn ich nicht gerade Depressionen habe.
Dass es eine Stilübung ist, da gebe ich Dir in soweit Recht, als dass ich mich nun endlich auch dem Sonett schreiben widmen möchte, vor dem ich mich immer gescheut, es aber immer sehr heftig bewundert habe. Dass das Gedicht deswegen aber keine Aussage hat, bzw. ich nicht dahinter stehen kann, da muss ich Dir vehement widersprechen. Gut, wenn Dich der Moralfinger stört, oder Du den Text als Kalenderspruch (finde ich übrigens keine Abwertung, die werden wenigstens gelesen! *g) abtust, dann ist das ok für mich und ich nehme diese Kritik an. Jedoch finde ich es etwas befremdlich, mir grosses Sprachtalent zu attestieren, im Gegenzug dieses mit den Worten ‚Banalitäten’ gleich wieder zu negieren. Entweder hat man welches, oder man hat eben keines …. Deine Rückmeldung klingt nun aber etwas danach, als würde ich Perlen vor die Säue werfen; Dich mit diesem Text beleidigen, bzw. mein „Talent“ damit vergeuden. (?) Dass nicht alle Texte immer zu hundert Prozent in die Weichteile knallen, damit muss der Autor, wie auch der Leser nun mal leben.
Dass Du schlecht gelaunt bist, entschuldigt den Grundton Deines Kommentars, aber nicht die Einstellung, die ich dahinter vermute. Und die gefällt mir so wenig, wie Dir mein Gedicht. Da haben wir doch schon etwas gemeinsam, wie schön.
Ich danke Euch allen für die Rückmeldungen (die Nomination), das Lesen und Eure Gedanken dazu. Sie waren sehr aufschlussreich.
Beste Grüsse
Margot
#13
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Wer ohne Sünde ist
in Philosophisches und Grübeleien 28.05.2007 12:47von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Marge,
klar kenne ich das Zitat. Hab meinen Einwand ja auch schon zurück gezogen. Es ist fast eine Art von Absolution, die aber hier ein, wie ich finde, ganz anderen Gedanken rein bringt. Geht es doch in dem Gedicht mehr um das Thema Unentschlossenheit und Bequemlichkeit als um schlechtes Gewissen. Letzteren Aspekt finde ich in dem Gedicht nicht so wieder, das Thema Schuld und Sühne und Vergebung.
Wenn hier das Du allerdings mit dem Gedanken hadert, Ehebruch zu begehen, dann schließt sich das ganze natürlich wieder zusammen.
Liebe Grüße,
GW
klar kenne ich das Zitat. Hab meinen Einwand ja auch schon zurück gezogen. Es ist fast eine Art von Absolution, die aber hier ein, wie ich finde, ganz anderen Gedanken rein bringt. Geht es doch in dem Gedicht mehr um das Thema Unentschlossenheit und Bequemlichkeit als um schlechtes Gewissen. Letzteren Aspekt finde ich in dem Gedicht nicht so wieder, das Thema Schuld und Sühne und Vergebung.
Wenn hier das Du allerdings mit dem Gedanken hadert, Ehebruch zu begehen, dann schließt sich das ganze natürlich wieder zusammen.
Liebe Grüße,
GW
_____________________________________
Hi Marge,
mir gefällt der Gebrauchswert besser als die Stilübung, denn die geht mir zu weit daneben oder zu wenig, ganz wie du willst. Das Sonett ist eine sehr strenge Form, die immer schon zu Formbrüchen herausgefordert, ja eingeladen hat. Hier wirken die Brüche auf mich aber nicht lässig, sondern nachlässig, den arg verrutschten Reim hat die Primel in diesem Zusammenhang ja schon erwähnt. Da hilft auch nicht, dass du den einen Reimpartner der Terzinen der ersten Quartine entlehnst, wenn der zweite neu eingeführt wird. Die zweite Quartine findet neue Reime und umarmt auch im Metrum, während die Terzinen wieder die Kadenzen abwechseln. Manches Füllwort ist dabei, V2S4 finde ich stilistisch voll daneben.
Bleibt der Inhalt und der erscheint mir gelungen, nicht nur deshalb, weil sich offenbar jeder Zweite angesprochen fühlt. Mag sein, dass es einen auch im Kalender begegnen könnte, wenn man sich solche an die Wand hängt. Ich denke, Primel weiß auch, dass dort nicht nur Minderwertiges erscheint. Hier ist aber wohl gemeint, dass dieses Gedicht ihm allzu platt erscheint, zu holzschnittartig. Ich finde diese Kritik auch überzogen. Wenn ich es jedoch an Margots übrigem Werk messe, ist es für mich ebenfalls kein Highlight, das muss und kann aber auch nicht jedes Gedicht sein. Unter meinen wäre es eines, nicht nur, weil ich Gebrauchslyrik für sehr wichtig und wesentlich erachte, jedenfalls wichtiger und wesentlicher, als irgendwelche verquasten Texte, die um so künstlerischer missverstanden werden, je unverständlicher bzw. beliebiger sie sind. Da lobe ich mir eine klare Aussage in solidem Handwerk. Daraus kann Kunst entstehen und wo sie entsteht, wissen wir ja alle.
Ein Wort muss ich noch zu der Art der Primelschen Kritik loswerden: Dieses „ziemlich sicher mit Recht“, gepaart mit „Hurrarufe...wann immer du etwas einstellst“ insinuiert zwei Dinge: Margots Gedichte sind so platt wie ihr Publikum. Ich finde das unverschämt, da kein Schwein etwas dafür kann, wie die Umwelt kommentiert und auch Primel schleimt sich ja hintenrum vorsorglich gleich wieder ein. Ich finde es auch unverschämt – und deshalb erwähne ich es – mir gegenüber, denn ich gehöre zum Publikum dazu und goutiere keineswegs jedes Gedicht mit Hurrarufen.
DG
Mattes
mir gefällt der Gebrauchswert besser als die Stilübung, denn die geht mir zu weit daneben oder zu wenig, ganz wie du willst. Das Sonett ist eine sehr strenge Form, die immer schon zu Formbrüchen herausgefordert, ja eingeladen hat. Hier wirken die Brüche auf mich aber nicht lässig, sondern nachlässig, den arg verrutschten Reim hat die Primel in diesem Zusammenhang ja schon erwähnt. Da hilft auch nicht, dass du den einen Reimpartner der Terzinen der ersten Quartine entlehnst, wenn der zweite neu eingeführt wird. Die zweite Quartine findet neue Reime und umarmt auch im Metrum, während die Terzinen wieder die Kadenzen abwechseln. Manches Füllwort ist dabei, V2S4 finde ich stilistisch voll daneben.
Bleibt der Inhalt und der erscheint mir gelungen, nicht nur deshalb, weil sich offenbar jeder Zweite angesprochen fühlt. Mag sein, dass es einen auch im Kalender begegnen könnte, wenn man sich solche an die Wand hängt. Ich denke, Primel weiß auch, dass dort nicht nur Minderwertiges erscheint. Hier ist aber wohl gemeint, dass dieses Gedicht ihm allzu platt erscheint, zu holzschnittartig. Ich finde diese Kritik auch überzogen. Wenn ich es jedoch an Margots übrigem Werk messe, ist es für mich ebenfalls kein Highlight, das muss und kann aber auch nicht jedes Gedicht sein. Unter meinen wäre es eines, nicht nur, weil ich Gebrauchslyrik für sehr wichtig und wesentlich erachte, jedenfalls wichtiger und wesentlicher, als irgendwelche verquasten Texte, die um so künstlerischer missverstanden werden, je unverständlicher bzw. beliebiger sie sind. Da lobe ich mir eine klare Aussage in solidem Handwerk. Daraus kann Kunst entstehen und wo sie entsteht, wissen wir ja alle.
Ein Wort muss ich noch zu der Art der Primelschen Kritik loswerden: Dieses „ziemlich sicher mit Recht“, gepaart mit „Hurrarufe...wann immer du etwas einstellst“ insinuiert zwei Dinge: Margots Gedichte sind so platt wie ihr Publikum. Ich finde das unverschämt, da kein Schwein etwas dafür kann, wie die Umwelt kommentiert und auch Primel schleimt sich ja hintenrum vorsorglich gleich wieder ein. Ich finde es auch unverschämt – und deshalb erwähne ich es – mir gegenüber, denn ich gehöre zum Publikum dazu und goutiere keineswegs jedes Gedicht mit Hurrarufen.
DG
Mattes
#15
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Wer ohne Sünde ist
in Philosophisches und Grübeleien 28.05.2007 13:25von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Zitat: | ||
Erebus schrieb am 28.05.2007 12:24 Uhr:
|
Keine Ahnung! Erkennst Du Dich denn darin? Schwierig, Ulrich, auf diese Frage eine Antwort zu geben. Ich kenne Dich ja nicht, oder doch nur, was Du hier von Dir zeigst. Aber Du warst nicht der Auslöser zu diesem Text ... keine Angst.
@ GW
Bequemlichkeit finde ich eben auch eine Art, sich vor dem Leben - und hier demzufolge vor der "Sünde" - zu drücken. Das war mir wichtig, das wollte ich aufzeigen. Und irgendwie- und wann schliessen sich vermutlich alle Kreise ... ach, was bin ich heut so philosophisch!
@ Al
Ja, klar, das Sonett hat seine Mängel (Hey, es ist mein Zweites, man möge mir da einen gewissen Anfängerbonus einräumen!), und ich bin froh, wenn man sie mir darlegt. Vermutlich hätte ich sie - wenn ich länger daran geknobelt hätte - noch etwas ausbügeln können. Ich sass aber schon eine ganz schön lange Weile daran und war dann so glücklich, als ich es endlich einigermassen geschafft hatte, dass ich mit dem eigenen Qualitätsurteil wohl etwas gar zu milde umgesprungen bin.
Ist wohl noch ein weiter Weg für mich, den Inhalt mit der Form glücklich zu verbinden. Jä nu, ich bleibe dran. Vielleicht gelingt mir ja mal wieder was, das Dich mehr überzeugt.
Habt Dank fürs Vorbeischauen und Grüsse nach Norden!
Margot
#16
von Fabian Probst (gelöscht)
Wer ohne Sünde ist
in Philosophisches und Grübeleien 30.05.2007 09:42von Fabian Probst (gelöscht)
Also ich finde den einen Ausbruch mit "Wahrheit" eher sehr gelungen, als nachlässig. Das hat doch etwas.
Sicher finde ich gleiche Reime in den Quartetten auch angenehmer, aber sie sind kein unbedingtes Muss und zu oft leidet die Form darunter, weil man so dermaßen die Worte pressen muss.
Und ich mag klare Aussagen sowieso, denn ich will ja keine Preisfrage beantworten müssen.
Für mich ist das Werk absolut klasse und die Aussagen gut gewählt, auch oder gerade der Schluss mit der Bequemlichkeit.
Ein, zwei Worte könnte man vielleicht überdenken, wie "darob" z.B. Aber das sind Kleinigkeiten und ich mag auch das grob Geschliffene, denn es passt zu so einer Mahnung aus dem Leben.
Ich finde es GEIL!
Gruß, Fabian
Sicher finde ich gleiche Reime in den Quartetten auch angenehmer, aber sie sind kein unbedingtes Muss und zu oft leidet die Form darunter, weil man so dermaßen die Worte pressen muss.
Und ich mag klare Aussagen sowieso, denn ich will ja keine Preisfrage beantworten müssen.
Für mich ist das Werk absolut klasse und die Aussagen gut gewählt, auch oder gerade der Schluss mit der Bequemlichkeit.
Ein, zwei Worte könnte man vielleicht überdenken, wie "darob" z.B. Aber das sind Kleinigkeiten und ich mag auch das grob Geschliffene, denn es passt zu so einer Mahnung aus dem Leben.
Ich finde es GEIL!
Gruß, Fabian
#17
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Wer ohne Sünde ist
in Philosophisches und Grübeleien 30.05.2007 12:22von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Danke, Fabian! ... magst was trinken?
Zum Glück gibt's verschiedene Meinungen über meine letzten Texte, sonst müsste ich ja noch mehr an mir zweifeln.... .... aber die Dramen lassen wir jetzt mal lieber, oder verarbeiten sie besser im Prosa-Projekt. *g
Danke für die Schützenhilfe.
Gruss
Margot
Zum Glück gibt's verschiedene Meinungen über meine letzten Texte, sonst müsste ich ja noch mehr an mir zweifeln.... .... aber die Dramen lassen wir jetzt mal lieber, oder verarbeiten sie besser im Prosa-Projekt. *g
Danke für die Schützenhilfe.
Gruss
Margot
Ich habe das Gedicht gerade zum ersten Mal gelesen. All die Kommentare waren Romane für sich - ich halte mich jetzt nur an einem Wort auf ( Fehler dieser Art mußte ich mir oft genug vorhalten lassen):
Schoss:
es gibt einen Schoß (Gottes, der Mutter, gebärenden, Sicherheit bietenden, der Natur etc.)
es gibt ein Geschoss, ein Schloss, einen Tross..
ich dachte (nach den neuen Regeln) schreibt die Länge des Vokals das s bzw doppel-s vor. Oder liege ich wieder total daneben?
LG bipontina (Gruß vom Ruß = Gruss vom Russ?)
Schoss:
es gibt einen Schoß (Gottes, der Mutter, gebärenden, Sicherheit bietenden, der Natur etc.)
es gibt ein Geschoss, ein Schloss, einen Tross..
ich dachte (nach den neuen Regeln) schreibt die Länge des Vokals das s bzw doppel-s vor. Oder liege ich wieder total daneben?
LG bipontina (Gruß vom Ruß = Gruss vom Russ?)
#19
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Wer ohne Sünde ist
in Philosophisches und Grübeleien 09.08.2007 22:54von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hallo bipontina
Ich finde es nett, dass Du meine Gedichte nach Rechtschreibfehlern absuchst, jedoch darf ich Dich darauf hinweisen, dass ich in der Schweiz lebe. Das scharfe s wurde hier bereits in den fünfziger Jahren abgeschafft, deshalb fehlt dieses putzige Dingelchen sogar auf meiner Tastatur.
Aber ich bin auch eine Nostalgikerin - Veränderungen sind mir deshalb auch oft ein Gräuel.... oder Greuel? Egal, wer suchet, der findet ... bis denne!
Holladio
Margot
Ich finde es nett, dass Du meine Gedichte nach Rechtschreibfehlern absuchst, jedoch darf ich Dich darauf hinweisen, dass ich in der Schweiz lebe. Das scharfe s wurde hier bereits in den fünfziger Jahren abgeschafft, deshalb fehlt dieses putzige Dingelchen sogar auf meiner Tastatur.
Aber ich bin auch eine Nostalgikerin - Veränderungen sind mir deshalb auch oft ein Gräuel.... oder Greuel? Egal, wer suchet, der findet ... bis denne!
Holladio
Margot
holladi-ih! hab das nicht mitbekommen (Schweiz), nehm alles zurück. Ich hab nicht abgesucht, ist mir von alleine ins Aug gesprungen (wie mn hier auf dem Lande sagt), ich begeb mich doch nicht auf Fehlersuche!!!!
Ja, leider jetzt "Gräuel" statt "Greuel", aber den Dichtern ist es unbenommen, die alte Schreibweise beizubehalten (gottseidank!!).
in diesem Sinne: bipontina (die selber viele Fehler macht)
Ja, leider jetzt "Gräuel" statt "Greuel", aber den Dichtern ist es unbenommen, die alte Schreibweise beizubehalten (gottseidank!!).
in diesem Sinne: bipontina (die selber viele Fehler macht)
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