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Eingetrocknet
Eingetrocknet
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 05.07.2007 22:56von Joame Plebis • | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Eingetrocknet
Diese Mauerecke faszinierte mich. Mein Blick glitt die Ecke entlang: hinab und dann wieder hinauf.
Sah ich doch tatsächlich im obersten Eck einen ganz feinen silbrig glänzenden Faden;
- jetzt wieder nicht. Seltsam!
Aber nachdem ich meinen Oberkörper leicht seitlich neigte und schräg zum Lichteinfall
wieder hinblinzelte, sah ich ihn abermals, sogar deutlicher als vorher.
Da war noch ein kleiner grauer oder schwarzer Punkt. Was das wohl zu bedeuten hatte?
Konnte das eine winzige Spinne sein; ob sie noch lebte oder schon eingetrocknet war?
Wahrscheinlich verdurstet. - Die Flasche in meiner Aktentasche zählte nicht mit, wenn ich feststellte,
im Raum war nirgendwo Flüssigkeit, außer vielleicht noch in der Dose dort,
die als Blumenvase funktionierte und einige längst verwelkte und nun braune Rosen enthielt.
Ich habe noch nie Spinnen beim Wasserschlürfen zugesehen. Vielleicht schlürfen sie es gar nicht,
trinken eventuell so wie eine Katze, die mit ihrer kleinen rosa Zunge
die Milch in das Maul befördert - ganz schnell geht das; Dabei habe ich schon zugesehen.
Doch den Spinnen nicht, die haben bestimmt keine Zunge. Auch kaum Lippen.
Dann also legen sie ihren lippenlosen Mund auf die Flüssigkeit und saugen diese auf.
Saugen können sie, das weiß jeder, der sah, wie von ihnen Fliegen ausgesogen werden.
Sie könnten auch mein Glas leersaugen - oder nicht -, vorausgesetzt, es wären entsprechend große Spinnen.
Was aber, wenn etwas von ihrem Speichel in mein Glas flösse? Nein, Spinnenspeichel brauche ich nicht unbedingt, in meinem köstlichen Rumtee. Das wäre mehr als lästig, gerade jetzt, wo er so richtig zu schmecken beginnt.
© Joame Plebis
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in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 06.07.2007 18:26von Erebus (gelöscht)
das ist jetzt mal ein kompakter Text, den ich augenblicklich zu lesen bereit war.
Und es hat mich bis zur Speichelstelle, also bis dahin, wo das LyrIch sich mit sich selbst zu beschäftigen beginnt, regelrecht durch den Text gezogen.
Ich schätze, genau da sollte der Text aufhören. Dann belädst Du ihn nicht zusätzlich und überflüssig - Hä! sag ich als Leser - vielleicht entgeht mir aber ein wichtiges Anliegen des Autors.
Vor allem der letzte Satz sorgt aber durch seine "Auflösung" echt zerstörerisch, das ist ein wahrer Spielverderber.
Ansonsten gefallen mir die Gedankengänge und die Minimalität des Geschehens ganz ausgezeichnet und faszinieren.
LG
Ulrich
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in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 11.07.2007 11:45von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
kleine Spinnen trinken nicht. sie brauchen es nicht. sie nehmen die Feuchtigkeit aus der Nahrung, von den Fäden der Netze, oder aus der Luft, über die Atmung. wie Oryxantilopen in der Wüste, leben sie ohne Regenwasser im Innern von Gebäuden oder Höhlen. allerdings muss man bedenken, dass der Dampf einer Kaffeemaschine, der an die Decke steigt, schon den Durst von zig Hausspinnen mit ihrer Brut zu stillen vermag.
die Gedankengänge des Protagonisten sind natürlich trotzdem legitim. soweit ich weiß stellen die Halter von Vogelspinnen, ihren Haustieren Trinknäpfe ins Terrarium. wie das Trinken erfolgt hab ich leider noch nicht beobachtet. aber eine rosa Zunge wird es sicher nicht sein. das Ansaugen erfolgt wohl über die Kieferklauen (Cheliceren).
da wird sich auch keiner dran stoßen: aber lippenloses Maul anstatt lippenlosen Mund könnte da schon stehen, oder?
ansonsten fragt man sich natürlich schon, was das für ein Wärter ist? ein "richtiger" Wärter würde ja eine Spinne die ihm ins Glas fällt am Kragen packen, sie hochheben und mit strenger Stimme auffordern: Spucks aus! um dann seelenruhig weiterzutrinken wärend er ihr die Beine einzeln ausreisst um sie dann bis zur nächsten Ablöse stilvoll verdursten zu lassen.
nun ja, du merkst in welche Richtung ich weiter geschrieben hätte nach dem Schlüsselbegriff "Phantasie" im drittletzten Absatz.
Gruß
Alcedo
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in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 12.07.2007 13:47von Joame Plebis • | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Ich sehe es als schwächelndes Geschreibe, so eine Art Sommer-Durchhänger; wenn jemand etwas schreiben will, aber für Besseres zu faul ist oder sich nicht die Zeit nimmt.
Euch zuliebe will ich nur hoffen, daß ich bald wieder die
Ruhe und den Fleiß habe, um einige meiner Gedanken auch gut zu präsentieren. Momentan bin ich aber enttäuscht von mir, zugleich freue ich mich, wenn Ihr es nicht seid.
Freundlichen Gruß!
Joame
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in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 16.07.2007 10:11von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
der Titel ist hier Programm. Ich las gerade Deinen eigenen Kommentar und kann Dir leider kaum widersprechen. Ich musste bei der Geschichte an den Text von Horst Evers denken, in dem er erzählt wie er in der Küche sitzt und Kraft seines Geistes versucht Wasser zum Kochen zu bringen ("Nur so rum sitzen und gar nichts machen, das könnt ich nicht.").
Man kann dem Text ja deutlich entnehmen, schreiben kannst Du. Jetzt fehlt Dir nur noch eine passende Geschichte. Aber die Welt ist ja groß. Täglich kann so viel passieren. Der bewachte Gefangene könnte ausbrechen. Der Wärter könnte isch in die regelmäßig besuchende Ehefrau des Sträflings verlieben. Oder beides. Die Spinne könnte anfangen zu sprechen - in echt oder in seiner Fantasie. Er könnte von mutierten Spinnen entführt werden, oder er könnte sich mit dem Sträfling verbünden um gegen die Mörderspinnen zu kämpfen. Oder der Sträfling versucht dem Wärter nur einzureden, dass ein Angriff solcher Spinnen bevorsteht, um ihn so auszutricksen und auf seine Seite zu ziehen. Das wären eher Geschichten, die ich lesen wollte, als das reine Sinnieren über arachnidische Trinkgewohnheiten, wobei mir schon klar ist dass diese Beschreibung den Text vom Sinn her nicht gerecht wird. Aber ich hoffe, Du weißt was ich meine.
Viele Grüße,
GW
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in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 17.07.2007 17:27von Brotnic2um • Mitglied | 645 Beiträge | 645 Punkte
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in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 20.07.2007 11:19von Joame Plebis • | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Dieses Echo gibt Auftrieb. Doch zu voll ist mein Kopf.
Die Situation gleicht jener, wenn man mit einem großen Schöpflöffel aus der Nudelsuppe etwas herausnehmen will.
Oft gelingt es gar nicht und im Löffel bleibt keine Nudel.
(Ein Unterschied: die Nudeln sind glitschig, was ich schreibe, meist nicht.) Das Wort 'glitschig ist hoffentlich bekannt!?
Danke mit freundlichem Gruß!
Joame
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