#1

Dr. S.

in Diverse 16.07.2007 12:17
von Albert Lau (gelöscht)
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Dr. S.


Ob die Geschichte lieber Treppenwitze
pflegt oder das Schicksal Ironie?
Für mich ist’s einerlei, da zählt nur, wie
ein Stuhl sich anfühlt, wenn ich darauf sitze.

Rollt dieser mich ans Rednerpult, dann spitze
Ohr und Verstand, denn jetzt spricht ein Genie
der Symptomatik, wenn ich sage: Nie,
ein Donnerwetter läuft nicht ohne Blitze!

Recht muss man also auch mit Unrecht wahren,
Tat ist im Ernstfall durch Motiv gesegnet.
Äquivalent wird drohenden Gefahren

transzendental und vorsorglich begegnet.
Erst wer der Wolken Brüche selbst erfahren,
ruft nach dem Schirm und fragt nicht, ob es regnet.
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#2

Dr. S.

in Diverse 16.07.2007 18:06
von Erebus (gelöscht)
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Hallo Albert,

Da hat's wieder mal gewuppt!
Aber laß Dir sagen, hier merkt man schon den Zwang. Elisionen, ungünstiges Enjambieren oder so etwas wie die Elipse in S1Z2 sind die Folge.
Anderseits weißt Du auch hier mit interessanten, lebhaften Bildern zu Punkten:
Zitat:

...da zählt nur, wie
ein Stuhl sich anfühlt, wenn ich darauf sitz’.


Wolfgang macht also Furore, er tritt jetzt öfter in lyrischen Kriesen zu tage.

Anscheinend haben ja schon viele vergessen, was ein Ermächtigungsgesetz ist.
Mir hat sich in diesem Zusammenhang nie die Frage nach Opfer oder Täter gestellt. Und ich weiß auch nicht so recht, wie ich sie hier unterbringen soll.
Sind wir alle gemeint? Oder nur das Selbstverständnis von Herrn S.? Oder - wie er zu sehen ist? Dann:

Keine Frage: Täter.

GzG
Ulrich

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#3

Dr. S.

in Diverse 17.07.2007 09:41
von Albert Lau (gelöscht)
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Hallo Erebus,

danke für dein freundliches Feedback. Mir ist das mit dem Zwang durchaus bewusst. Man kritisiert ja nicht nur, was man selbst beherrscht. Dann gäbe es bald keine Kritiker mehr.

Jedenfalls danke ich dir für deine wertvollen Hinweise. Ich habe daraufhin die Elisionen elidiert, die taten wahrlich nicht Not. Das Enjambement fand ich und finde ich gerade im Zusammenhang mit dem Bild der Treppe ganz witzig und behalte es daher. Was die Ellipse angeht, fand ich deinen Hinweis auch ein wenig streng, aber nur so kommen wir voran, also auch dafür meinen Dank.

Ja, ich gebe dir recht. Solange hat man sich anhören müssen, dass nun mal endlich Schluss sein müsse und dass wir nun endlich nicht mehr über die Nazis reden wollen, bis heute offenbar kaum jemand mehr rafft, welche Büchse der Wolfgang da gerade öffnet.

Opfer oder Täter, die Frage stellt sich jedoch immer, auch wenn es nicht angenehm ist. So schwarz-weiß ist die Welt leider nicht und auch der Dr. S. ist ja zum Opfer geworden und das prägt ganz sicher auch sein Denken und Bewusstsein. Das soll ihn nicht entschuldigen, dafür ist er eigentlich zu intelligent, aber erklären kann es vielleicht doch etwas.

Unerklärlicher war mir die Mutation des Otto Schily. Der hatte am Ende ja auch etwas sehr Zwanghaftes.

DGadE
Albert
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#4

Dr. S.

in Diverse 17.07.2007 17:52
von Brotnic2um • Mitglied | 645 Beiträge | 645 Punkte
Ja, der Wolfgang ist mir schon ein rechter Seltsam. Bei erstmaligem Lesen des Gedichtes, fand ich es nicht spitz und böse genug, aber vielleicht ist dieses Verhaltene - wohl auch aus stilistischen Zwängen heraus geboren - gar nicht mal nachteilig bei wiederholtem lesen. Der Wolferl ist ja kein Blöder und soll sich doch jeder selber seine Meinung bilden über diesen man in charge oder Schwaben im Stuhl.

Aber das Motto: Opfer oder Täter bremst als Akrostichon mir die Fahrt doch zu sehr aus.

Aber den S. in den Mittelpunkt der Diskussion zu rücken, ist auf jeden Fall angezeigt. Wir haben ja eigentlich Notstandsgesetze. Soll er die doch in Kraft treten lassen. Ich mag es nicht, wenn der Herr S. den Notstand als Normalzustand einführt.
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