#21

Weil du wartest

in Diverse 07.10.2007 00:01
von Schnurzelpurzel (gelöscht)
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Hallo ninniach,

mir gefällt diese Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich ebenfalls sehr. Wenn das Chaos ausbricht und die bisherige Welt ein, dann droht man zuweilen in Zweifeln an den eigenen Fähigkeiten zu versinken. Es hilft, sich bewusst zu machen, wie weit man doch gekommen ist und dass es die eigene Kraft war, die einen soweit gebracht hat.

Auch wenn Du es inzwischen für Dich als "rund" bezeichnest und den Überarbeitungsprozess als abgeschlossen betrachtest, möchte ich einige Gedankenanstöße geben.

Wo warst du als Flammen zu lodern begannen
und als dieses Feuer mein Heim nieder brannte.
Wo warst du als ich unter Asche begraben,
den Weg aus den Trümmern allein nicht mehr fand.

Z1: Komma vor als, Z2: niederbrannte zusammen, Z3: Komma vor als, das nach begraben kann fehlen, wenn es bleibt, müsste vor unter auch eines stehen.

Du bist immer eigene Wege gegangen,
auch wenn man dich zu oft im Leben verkannte.
Du warst über jeden der Zweifler erhaben
und hast dich niemals von dir selbst abgewandt.

Z1: Um dieses "sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf herausziehen" noch mehr zu betonen, wäre ein "doch" passend, dann könntest Du "immer" durch "meist" ersetzen. Es würde auch die beiden Quartette mehr miteinander verzahnen, der Leser kann dem Gedankengang leichter folgen. Z4: Auch wenn man sich über die ein oder andere Zeile sicher streiten könnte, was die Metrik angeht, die meisten kann ich persönlich ebenfalls flüssig lesen. Diese hier aber nicht! "Niemals" klingt falsch, wenn man es auf der zweiten Silbe betont. "Abgewandt" ist wohl auch strittig. Einen guten Vorschlag habe ich hier nicht: "und hast niemals dich von dir selbst..."

Ich grabe mich heute auf eigene Weise
heraus aus dem Rest, niemand tut es für mich.
Und bleibt auch die Furcht, dass mein Wille zerbricht,

Spontane Idee für Z1 war hier "Ich grab mich auch heute ...", bis ich feststellte, dass Du die Elision hier herausgenommen hast. Das "auch" vor "heute" hätte sonst eine ähnliche Funktion wie das doch in S2Z1. Z3 (nach Komma in Z2): "begleitet von Furcht, dass.."

ich grabe doch weiter, ganz sachte und leise.
Dann wische ich Zwielicht und Staub vom Gesicht
und öffne die Augen.

Du wartest auf mich!

Z1: Warum "ganz sachte"? Passte ein der Furcht trotzendes "beharrlich" nicht besser zum LI? Sonst sehr schön hier das "Zwielicht" und der "Staub". Und das Ende sowieso!

Ich habe mich ausgesprochen gern mit diesem Gedicht beschäftigt und danke Dir für's Lesen dürfen. Lieben Gruß

Schnurzelpurzel
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#22

Weil du wartest

in Diverse 21.10.2007 13:31
von Simone • Mitglied | 1.674 Beiträge | 1674 Punkte
Hallo Schnurzel

Danke erstmal für die Komma Korrektur und natürlich für deine Denkanstöße.


Zitat:

Z1: Um dieses "sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf herausziehen" noch mehr zu betonen, wäre ein "doch" passend, dann könntest Du "immer" durch "meist" ersetzen. Es würde auch die beiden Quartette mehr miteinander verzahnen, der Leser kann dem Gedankengang leichter folgen. Z4: Auch wenn man sich über die ein oder andere Zeile sicher streiten könnte, was die Metrik angeht, die meisten kann ich persönlich ebenfalls flüssig lesen. Diese hier aber nicht! "Niemals" klingt falsch, wenn man es auf der zweiten Silbe betont. "Abgewandt" ist wohl auch strittig. Einen guten Vorschlag habe ich hier nicht: "und hast niemals dich von dir selbst..."


Das ‚immer’ ist sicher etwas übertrieben, passt aber meiner Meinung nach besser als ‚doch meist’ zum Rest der Strophe.
Was die Metrik anbelangt, kann ich deine Einwände nachvollziehen, das ist sicher strittig, aber ich empfinde es nicht als störend. Ich werds erstmal so lassen, vielleicht bin ich im Moment auch etwas festgefahren und sehe das in ein paar Wochen anders.



Zitat:

Spontane Idee für Z1 war hier "Ich grab mich auch heute ...", bis ich feststellte, dass Du die Elision hier herausgenommen hast. Das "auch" vor "heute" hätte sonst eine ähnliche Funktion wie das doch in S2Z1. Z3 (nach Komma in Z2): "begleitet von Furcht, dass.."


Das ‚auch’ finde ich nicht so passend, weil das LI es ja heute erst tut und das auch würde bedeuten, dass es das auch schon früher getan hat.


Zitat:

Z1: Warum "ganz sachte"? Passte ein der Furcht trotzendes "beharrlich" nicht besser zum LI?


"ganz sachte" im Sinne von vorsichtig, das LI befreit sich ja doch eher zaghaft, beharrlich wäre da etwas zu viel, denke ich.

Besten Dank für deinen Kommentar

Lieben Gruß
Simone
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