#1

Drei Schwestern

in Ausgezeichnete Lyrik 23.12.2007 11:19
von Erebus (gelöscht)
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Drei Schwestern



Seit Stunden flaut der Wind. Vom Himmel drückt
der starre Grind, die Buckelhaut der Wolken.
Die See aus Tran ist ausgegossen, glatt.
Es hat ein dumpfer Wahn die Welt entrückt
und alle Gunst vertan und ausgemolken.

Aus einem Schlot quält sich der fette Rauch,
er legt sich ölig über Kran und Sprosse.
Die Rose dräut, der Ozean ist matt,
er schläft ganz sanft, er hebt und senkt den Bauch
und wie im Traume zuckt er mit der Flosse.

Da teilen sich die Fluten zum Geschick
des Frachters und der Mannschaft herzueilen;
drei Schwestern ruhten tief, doch nimmer satt,
im Meer, die jagen nun mit grauem Blick
daher und nichts kann ihr Verlangen heilen.

Die erste hebt das Haupt und wölbt zum Kuss
die Lippen, muss, um sich begehrt zu fühlen,
die Seelen rühren, die an ihrer statt
ein Ende spüren, muss im Speichelfluss
der kalten Zunge in den Wanten wühlen.

Die zweite eilt mit nackter Brust herbei,
von schaumbeflockten Zähnen tropft der Geifer.
Sie speit auf Süll und Schanz, durch jedes Gatt,
sie presst den feuchten Busen ins Geschrei
von Mann und Maat, und maßlos ist ihr Eifer.

Die dritte steht, bis an die Hüfte bloß,
sie weitet - um dem Schiff das Los zu wählen -
im kalten Fleisch die letzte Ruhestatt:
dem stählernen Gekreisch den nassen Schoß.
Und zwingt den alten Kahn, sich zu vermählen.

Seit Tagen flaut der Wind. Die See ist leer,
der Himmel hohl und schwer und ohne Zeichen.
Doch gestern war ein guter Tag im Watt.
Es kamen Schwestern, brachten übers Meer
den Krabben reiche Fracht und frische Leichen.



© Erebus 23.12.07
- Dank an Maya und Alcedo für die Verbesserungen 28.12.07[/size]
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#2

Drei Schwestern

in Ausgezeichnete Lyrik 23.12.2007 11:40
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Guten Tag, Erebus!

Macht Dir doch hoffentlich nichts aus, wenn das Gedicht total an mir vorbeizieht und gespreizt auf mich wirkt.
Das kann an der kalten Jahreszeit liegen und daß ich
mich dem Frühling entgegensehne.

Schöne längere Tage wünsche ich Dir!
Joame
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#3

Drei Schwestern

in Ausgezeichnete Lyrik 23.12.2007 17:11
von Erebus (gelöscht)
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Hallo Joame,

macht mir natürlich überhaupt nichts aus. Im Gegenteil!
Allerdings verstehe ich nicht, dass es Dir missfällt, wenn's doch so schön gespreizt wirkt?

Schöne Grüße vom Weihnachtsmann

LG
Ulrich
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#4

Drei Schwestern

in Ausgezeichnete Lyrik 23.12.2007 17:21
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Hallo, Erebus!

Sage im Klartext was Du damit sagen willst.
Um eine gewollte Aussage nachzufragen ist zu umständlich.
Deine Aussage erweckt den Eindruck, als wolltest Du damit
sagen, mir gefiele Gespreiztes, was es aber nicht tut.

Mit einem Gruß vom Weihnachtsmann, an den ich nicht glaube,
kann ich nich aufwarten, aber mit einem freundlichen Gruß
von mir.

Joame
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#5

Drei Schwestern

in Ausgezeichnete Lyrik 23.12.2007 20:00
von Erebus (gelöscht)
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Hallo Joame

Also gut. Klartext.
Natürlich trifft mich eine derart beiläufig geäußerte, unergiebige Kritik.
Damit lebe ich dann so, wie es mir ansteht.
Ich verwende oft sehr viel Arbeit auf meine Texte und bin im Gegensatz zu anderen Autoren auch nicht bereit, mich stets mit einem billigen "war nur adhoc dahingeworfen" aus der Verantwortung zu stehlen.
Wundere Dich also nicht, dass mir Dein Kommentar mißfiel. Natürlich kann man dann den Standpunkt vertreten: sei doch froh, wenn überhaupt was kommt und halt die Klappe.

Im Gegensatz zu Deiner eigenen Aussage erscheint mir Dein Kommentieren und Formulieren oft äußerst gespreizt. Ich denke aber, ich verstehe unter Spreizung etwas anderes als Du.
Deshalb meine polemische Äußerung.

Wenn hinter dem -von mir so empfunden- negativen Kurzauftritt ein merkwürdiger Versöhnungsgruß mit kalendarischem Hinweis erscheint, zum Beispiel. Das ist für mich gespreizt. Ebenso gut kann mich der Weihnachtsmann grüßen, an den ich nicht glaube. Deshalb grüßte der dann zurück. So ist das. Klartext geht auch noch kürzer, aber so ist er ausgewogener

Gruß
Ulrich
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#6

Drei Schwestern

in Ausgezeichnete Lyrik 23.12.2007 20:40
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Guten Abend, Erebus!

Jetzt weiß ich etwas mehr. Aus Deiner Antwort entnehme ich Informationen, die für mich zum Verstehen hilfreich sind.
Verstehen ist eine wichtige Voraussetzung für Beziehungen, auch wenn es weniger intensive wie hier sind.
Ich stimme Dir bei der Möglichkeit eines Standpunktes zu, wo Du treffend das Beispiel mit der Klappe angeführt hast, das noch ein harmloseres ist. Nein, so denke ich nicht!
Leider gibt es viele solcher Unhöflichkeiten bis Unverschämtheiten. Ich brauche mich nicht sonderlich zu bemühen dabei nicht mitzumachen, da müßte ich schon dazu gezwungen werden.

Was das 'Gespreizte' anbelangt, gestehe ich, daß manches auf mich so wirkt; oft ist es dann schon abgesandt. Durch andere Wortwahl und Wortstellung entstünde manchmal dieser Eindruck nicht.

Bei Deinem vorliegenden Werk kann ich verstehen, wie wenig Dir mein Kommentar gefällt. Außerdem ist er kurz. Jedenfalls aber nicht schleimig heuchlerisch. Vielleicht habe ich derzeit keinen Kopf dafür, aber es gefällt mir einfach nicht. - Dabei weiß ich, wie viel Arbeit, wie viele Überlegungen dahinter stecken; daß Du keine Halbheiten machen willst, fiel schon auf.
Darauf will ich hinweisen, wie oft mir etwas von Dir sehr gefiel, das anderen wieder weniger zusagte.

Es sagt sich leicht, Dir zu sagen 'Mach Dir nichts daraus!.
Nicht die Ausführung und das Können ist es, im konkreten Fall ist es das Thema, das mich (zumindest derzeit) nicht anspricht. Du kennst ja auch unseren 'Seemann', der leider seit geraumer Zeit hier kaum postet. Es verstößt, hoffe ich, nicht gegen irgendwelche Regeln, wenn ich meine Annahme ausdrücke, daß er von Deinem Gedicht sehr begeistert wäre.

Wahrscheinlich sollte ich in Hinkunft besser gar nichts schreiben, ehe ich mein Mißfallen ausdrücke. Andererseits ist es schade, wie viele Werke hier absolut kommentarlos 'untergehen'.

Daß es eines Versöhnungsgrußes bedurft hätte, war mir nicht klar, da ich mir keiner Unstimmigkeit bewußt bin.

Der kalendarische Hinweis steht deshalb dort, weil es mir einfach zuwider ist, dieses 'Frohe Weihnachten' wünschen.
So wünschte ich einfach 'schöne längere Tage', was ja seit dem 21. real ist und mit dem Gewicht auf 'schön' zu lesen sein sollte. - Ich sehe den Wunsch nicht als Fehler von mir an.

Ich bin überzeugt, in einem persönlichen Gespräch gäbe es weniger Mißverständnise im Gegensatz zu schriftlichen Mitteilungen. Hier entscheiden oft feinste Nuancen, wie es aufgefaßt wird. Nicht immer aber nimmt man sich die Zeit, diese erfaßbar darzustellen.

Gruß
Joame



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#7

Drei Schwestern

in Ausgezeichnete Lyrik 23.12.2007 21:08
von Maya (gelöscht)
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Hallo Erebus!

An mir zog das Gedicht nicht vorüber, ich finde daran großen Gefallen. Die Vorahnung, dass es sich bei den 3 Schwestern um riesige Wellen handeln müsse, ließ ich mir noch einmal von wiki bestätigen, wo es heißt:


Zitat:

die Drei Schwestern, drei schnell aufeinander folgende große Wellen, in deren Tälern Schiffe nicht den nötigen Auftrieb entwickeln können und dann von der zweiten oder spätestens dritten Woge überrollt werden. Es ist unklar, ob dieses Phänomen immer aus exakt drei Wellen besteht, oder ob Varianten mit zwei, vier oder fünf Wellen vorkommen...



In deinem Gedicht hast du diese 3 Schwestern personifiziert, wobei du die Bedrohung und Gefahren an sexuellen Gesichtspunkten festgemacht hast, denn das Verhalten wird von Schwester zu Schwester verruchter, offensiver. Während die erste noch relativ gezähmt ihre Lippen zu einem Kuss formt, d.h. noch nicht wirklich in „Wallung“ gerät, entpuppt sich Schwester 3 zu einem alles verschlingenden Monsterschoß, wenn man so will.

Die Idee gefällt mir und auch die Umsetzung. Das Reimschema wirkt auf mich ansprechend. Auffallend sind die zahlreichen Binnenreime (S1: Wind-Grind / flaut-Buckelhaut / Tran-Wahn-vertan, S2: Kran-Ozean, S3: Fluten-ruhten / teilen-herzueilen / Meer-daher, S4: Kuss-muss-muss- Speichelfluss / rühren-spüren, S6: bloß-Los / Fleisch-Gekreisch, S7: leer-schwer/gestern-Schwestern.

Von Zufall kann man bei dieser Vielzahl der Reime nicht mehr sprechen. Eine Ausnahme scheint dabei die S5 zu bilden, denn da fand ich „lediglich“ die Endreime vor, im Höchstfall Assonanz durch Vokalgleichheit (eilt-speit) bzw. Alliteration durch Parallelität der anlautenden Konsonanten und Vokale (Mann. Maat, maßlos).

Schaue ich genauer auf das Gedicht, finde ich ein paar wenige Stellen, an denen ich doch noch was zu mäkeln gefunden habe, wobei ich hier ganz schön suchen musste.

Seit Stunden flaut der Wind. Vom Himmel drückt
der starre Grind, die Buckelhaut der Wolken.
Die See aus Tran ist ausgegossen, glatt.
Es hat ein dumpfer Wahn die Welt entrückt
und alle Gunst vertan und ausgemolken.


Wenn Wind flaut, flaut er ab, ansonsten kommt Wind auf. Dieser Eingangssatz passt m. E. zwar zur ruhigen See in Z3, nicht aber zum starren Grind, der die Wolken formt bzw. drückt, denn damit spielst du zugleich auf reichlich Bewegung in der Troposphäre an, also auf Kräfte, die da wirken. Der Begriff Grind ist mir nicht ganz klar und keine der Bedeutungen, die wiki nennt, scheint mir so recht ins Bild zu passen. Was genau soll Grind bezeichnen? Wäre ich gemein, würde ich vermuten, dass Grind nur ins Gedicht fand, weil es sich auf Wind reimt.

In Z3 zeichnest du ein Bild der Ruhe, während in der darauffolgenden Zeile urplötzlich von einem „dumpfen Wahn“ die Rede ist, der – und das finde ich echt schräg formuliert – u.a. die Gunst ausgemolken hat. Da muss ich gleich an Kühe denken, nee, also hier vermute ich nicht nur, dass dies aus Reimzwang geschah, ich unterstelle es dir einfach.

Aus einem Schlot quält sich der fette Rauch,
er senkt sich ölig über Kran und Sprosse.
Die Rose dräut, der Ozean ist matt,
er schläft ganz sanft, er hebt und senkt den Bauch
und wie im Traume zuckt er mit der Flosse.


Vom allgemeinen Wettergeschehen der S1 wird nun zum Schiff übergeleitet – und das auf sehr gelungene Art und Weise, nämlich über den Rauch aus dem Schlot, so dass Wind und Rauch, d.h. S1 und 2 sich hier schön miteinander verbinden. An dieser Strophe missfällt mir lediglich Z3 „die Rose dräut“ (Was soll das bedeuten?) sowie das doppelte „senkt“, welches man in Z2 evtl. durch „legt“ ersetzen könnte. Die letzten beiden Verse mag ich besonders, dieses Zucken mit der Flosse ist bezaubernd.

Da teilen sich die Fluten zum Geschick
des Frachters und der Mannschaft, herzueilen;
drei Schwestern ruhten tief, doch nimmersatt,
im Meer, die jagen nun mit grauem Blick
daher und nichts kann ihr Verlangen heilen.


Und dieses abrupte Teilen der Fluten, dieses plötzliche Umschlagen von den friedvoll ruhigen Bildern in diese Bedrohung durch die Wellen, finde ich sehr passend und wirklichkeitsnah beschrieben, denn das Tückische an diesen Monsterwellen ist ja eben ihre Unvorhersehbarkeit, so dass man kaum in der Lage ist, Vorbereitungen zum Schutz zu treffen. Die zuvor benannte Windstille und die schlafende See sind demnach Barometer, denen man nicht trauen sollte. Das Komma in Z2 braucht es wohl nicht und am Ende dieser Zeile würde ich einen Punkt setzen. Das „heilen“ bezieht sich auf den Wahn in S1, nehme ich an. Geläufiger ist zwar die Variante „Verlangen stillen“, aber warum nicht mal was Neues.

Die erste hebt das Haupt und wölbt zum Kuss
die Lippen, muss, um sich begehrt zu fühlen,
die Seelen rühren, die an ihrer statt
ein Ende spüren, muss im Speichelfluss
der kalten Zunge in den Wanten wühlen.


Hier meckere ich nicht mal an den Seelen herum, denn auf der Seefahrt, auf dem Meer, lasse ich sie gelten. Wanten musste ich bei wiki nachschlagen: "Als Wanten werden jene (Draht-)Seile bezeichnet, die den Mast zu beiden Schiffsseiten hin verspannen". Aha, wieder etwas schlauer. Ansonsten stark.

Die zweite eilt mit nackter Brust herbei,
von schaumbeflockten Zähnen tropft der Geifer.
Sie speit auf Süll und Schanz, durch jedes Gatt,
sie presst den feuchten Busen ins Geschrei
von Mann und Maat, und maßlos ist ihr Eifer.


Saustark!

Die dritte steht, bis an die Hüfte bloß
und weitet, um dem Schiff das Los zu wählen,
im kaltem Fleisch die letzte Ruhestatt:
dem stählernen Gekreisch den nassen Schoß.
Und zwingt den alten Kahn, sich zu vermählen.


Die Z4 finde ich verkorkst, ich musste die Strophe 2x lesen, um sie 1x zu raffen. Das Schiff findet in ihrem Schoß die letzte Ruhe, sehr erotisch, wenn nicht der Tod der Mannschaft daran hinge. Dieses Vermählen (Hochzeit von Wasser (Welle) und Schiff (geht in der See unter) ist ein wundervolles (wenn auch schreckliches) Bild. Im Grunde verwirrt nur der Anfang der Z4, dieses stählerne Gekreisch (Untergang des Frachters). Mh.

Seit Tagen flaut der Wind. Die See ist leer,
der Himmel hohl und schwer und ohne Zeichen.
Doch gestern war ein guter Tag im Watt.
Es kamen Schwestern, brachten übers Meer
den Krabben reiche Fracht und frische Leichen.


Und hier folgt dann ein Rückbezug zur S1 – mit dem Unterschied, dass die See leer, der Frachter von der letzten Schwester gefressen worden ist. Die Krabben erfreuen sich an den Leichen der Schiffsmannschaft, wie böse! Hohl und schwer in Z2 klingt mir etwas widersprüchlich. Ist das Absicht? „Ohne Zeichen“ passt dagegen wie die Faust aufs Auge, denn zwar ist auch ein wolkenloser Himmel ein Zeichen, aber keines, dem man trauen sollte, wie die vorderen Strophen gezeigt haben. Es handelt sich um ein Zeichen, ohne wirklich ein Zeichen zu sein, da trügerisch.

Ja, die Kritikpunkte sind eher Nebenschauplatz, insgesamt gesehen hat mich das Gedicht mit seinen teils wirklich starken Formulierungen überzeugt.

Ein besinnliches Fest wünscht
Maya.
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#8

Drei Schwestern

in Ausgezeichnete Lyrik 23.12.2007 22:35
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
hallo Ulrich

ach, Wellen, Wellen sind das, natürlich! es brauchte eine Maya um das zu verstehen. von dem Phänomen hab ich ja schon gelesen, aber meist von einzelnen Monsterwellen, die sich durch Überlagerung oder Interferenzen bei normalem Wellengang/Sturm aufbauen können. aber doch wohl nicht bei tranglatter See, oder? nichtsdestotrotz ist die fatale Wirkung im Dreierpack sicher plausibler.

am besten gefällt mir die vorletzte Strophe, also die dritte, der drei Schwestern. herrlich ist die, herrlich, und die Fleisch-Metapher für die kalte See ist richtig originell! bei d e r Spreizung hat sie das Zeug dazu, alle misogynen Matrosen richtig durchzuschütteln - auch auf dem Festland.
eine andere Zeichensetzung wäre wahrscheinlich von Vorteil. auch das "und" in Z2 lässt sich womöglich vermeiden, zugunsten einer Betonung der Weiblichkeit. außerdem bitte: entweder "in kaltem Fleisch" oder "im kalten Fleisch"
Vorschlag:
    Die dritte steht, bis an die Hüfte bloß:
    sie weitet - um dem Schiff das Los zu wählen -
    im kalten Fleisch die letzte Ruhestatt
    (dem stählernen Gekreisch den nassen Schoß)
    und zwingt den alten Kahn, sich zu vermählen.

die vielen Binnenreime waren mir auch aufgefallen, allerdings erst beim zweiten Durchgang und sie liessen mich anerkennend nicken. gute Arbeit! wie auch das gesamte Reimschema.
der Begriff Grind störte mich nicht. er liess mich sofort Grindwale assoziieren, oder Grindwalschulen. das unmittelbar in der Zeile folgende "Buckelhaut" tat sein übriges: Grind- und Buckelwale in den Wolken, stark!

ein bisschen stört mich die Zeitwahl: durchgehender Präsens (mit Ausnahme von S3Z3, wo die Schwestern ruhten). warum nicht Vergangenheit bis zu der Stelle (S3Z3) um dann das Geschehen im Präsens beschleunigen zu können. also zum Beispiel beginnen mit
"Seit Stunden ebbte Wind. Vom Himmel drückte
der starre Grind, die Buckelhaut der Wolken.
Die See aus Tran war ausgegossen, glatt,
als hätte dumpfer Wahn die Welt ..."
eine drückt'- Elision wäre aber unschön, in der Tat. ich kann leider keine Alternative anbieten.

was Süll und Schanz bedeuten kann ich mir als Landratte nur mühsam zusammenreimen
(Süll=Einfassung der Luken, hohe Schwellen bei den Schotten; hohe Türschwellen, Schwelle an den Niedergängen, aber bei "Schanz" geb ich auf, da bräuchte es schon ein Foto) das kann aber meinen Lesegenuss und -fluss nicht großartig hemmen. insgesamt gefiel es mir sehr gut, besonders auch das ma"krabb"re Finale.

Gruß
Alcedo


e-Gut
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#9

Drei Schwestern

in Ausgezeichnete Lyrik 25.12.2007 00:24
von Erebus (gelöscht)
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Hallo Joame!

Dein Kommentar traf mich, weil ich an dem Text sehr intensiv gearbeitet habe.
Du benutzt die Formulierung "schleimig heuchlerisch" - genau aus diesem Grund habe ich entsprechend reagiert. Es stehen dem Autoren, dem ein "tut mir leid, Dein Gedicht ist in meinen Augen Mist" -und weiter nichts- entgegenschlägt mehrere Möglichkeiten offen. Zum einen kann er nonchalant darüber hinweggehen, er kann garnichts antworten, oder sein OK geben, oder er kann seinem Ärger oder seiner Enttäuschung Luft machen. Ich habe mir vorgenommen, nur noch genau zu schreiben, was mir entspricht.
Vielleicht bin ich ein "schlechter Verlierer" oder so etwas, ich habe jedenfalls keinen Bock, Danke zu sagen, wenn ich eine Ohrfeige bekomme.
Habe ich ja auch schon entsprechend unter Beweis gestellt. Und ich werde auch in Zukunft keinen Hehl daraus machen. Allerdings bin ich weniger nachtragend, als dass vielleicht empfunden wird.
Für mich gehören solche Geplänkel dazu.

Ja, "einmal entsandt fliegt das Wort unwiderruflich dahin" (Horaz) oder einfacher: shit happens.
Sei's drum.
Ich danke Dir für Dein erneutes "Auf-mich-zukommen" und schicke Dir in den nächsten Tagen mal eine PN.

Die Thematik dieses Stückes wäre eigentlich auch nicht meine. Beim Stöbern in Wikipedia stieß ich auf genau die Stelle, die Maya zitiert. Und war sofort fasziniert.
Wahrscheinlich spuken da im Hinterkopf die ganzen Monsterwellen, Andrea Gail Geschichten, der Schwarm, weiß der Henker. Und alle diese Geschichte fanden einen so dichten, wunderbaren Ausdruck, um verpackt zu werden. "Drei Schwestern" - klasse, das ließ mich nicht mehr los.
Ich schätze, wenn man von dem Phänomen und seinem poetischen Namen weiß, kommt man besser mit dem Text klar, als wenn man glaubt, da hat der Erebus was zusammengedrechselt.
Und : in der Tat musste ich zwischenzeitlich an den Seebären denken.

Schönes Fest und beste Grüße
Ulrich


_____________

Hallo Maya,

was soll ich sagen? Nachdem ich den Text schon verloren gab, hast Du mir ein voll fettes Weihnachtsgeschenk gemacht! Danke!


Wie wunderbar Du die Herangehensweise aufzeigst, Bezüge findest und überhaupt dem ganzen Text soviel Aufmerksamkeit entgegenbringst.

Als ich den Ausdruck der "Drei Schwestern" vernahm, stand die Erscheinung ganz bildhaft vor meinen Augen: eine betäubend graue Meeresstimmung, ein flacher Ozean, durch den sich ein Frachter mühevoll hindurcharbeitet, Ein grauwolkiger Himmel, an dem keine Regung ist, dann, wie aus dem Nichts die Wellen. Die sich steigern und das Schiff überrollen und zerstören. Nur nebendran die Menschen als unpersönliche Opfer der Erscheinung.
Das Reimschema ist ja relativ weitgreifend und brechbar, deshalb habe ich tatsächlich besonder Mühe auf Binnenreime verwendet.

Zu den Kritikpunkten im Einzelnen:

"Seit stunden flaut der Wind" erscheint mir ganz natürlich, ich habe das "ab" nicht vermisst. Und ich glaube, es wird auch tatsächlich in dieser Weise verwendet (sonst hätte ich es nicht so benutzt), ich meine, es stellt nach meinem Dafürhalten keine auffällige Ellipse dar. Für Dein Ohr klingt es befremdlich, ohne das ich es nachvollziehen könnte.

Grind und Buckel - wie im anschließenden Kommentar von Alcedo ganz richtig aufgespürt, stellten für mich zum einen Verweise zu einer Herde grauer Wale, gleichzeitig aber auch zu einer alten verheilenden Wunde mit buckeligem grauen Schorf da. Ich meinte eine unbewegliche, graue, knotige Wolkendecke, die unheilschwanger über der Szenerie erstarrt ist.
OK, das ausgemolken kommt ganz klar vom Reim her. Andererseits finde ich "ausgemolken", im Zusammenhang mit einer Stimmung formuliert, wieder sehr passend. So wie ein "ausgewrungen", eben ein komplettes Entleertsein. Ich habe mich bei dem Wort und seiner Bedeutung also schon meilenweit von der Milch- und Viehwirtschaft fortbewegt. Und ich finde es auch aufgrund seines dunklen Klanges sehr schön.

Das doppelte "senkt" ist mir gar nicht mehr aufgefallen. Ich werde es entsprechend Deinem Vorschlag ändern.
Die "Rose" - das ist nun wirkliche eine sehr grobe Elision. Dadurch, das hier aber ein poetischer Anklang an die zahllosen Rosen der Lyrik stattfindet, auch schon wieder reizvoll. Vor allem, wenn sie dräut. Da ist allerdings die Windrose gemeint, die Kompassrose, der Kompass - wie auch immer, es gibt keine Richtungsänderung, und das Fortkommen ist bedroht - so vage und bildschwanger, und ... ich habe alle Variationen versucht und bekam den vollständigen Ausdruck leider nicht untergebracht. Dafür hielt ich dann stur an der Rose anstelle des Kompasses fest.
Ganz ähnlich ging es mir übrigens auch bei der Flosse, die im Traume zuckt, auch daran hielt ich fest, konnte es aber nach vielen Versuchen besser in den Text einbinden. Danke für's "bezaubernd finden" - das hat mir ja noch niemand gesagt!
Wenn ich den Artikel in Wikipedia richtig verstanden habe, können diese Wellen vermutlich auch aus einer Dünung entstehen, also den durch abflaunenden Wind, auslaufende Wellen, die gegen die Meeresströmung laufen. Das ist allerdings ziemlich unklar. Mich faszinierte aber die Entstehung der Wellen scheinbar aus dem Nichts, deshalb das abrupte Zerschlagen der Ruhe.

Mit dem "heilen" des Verlangens befand ich mich gefühlsmäßig ganz nah an der Klassik, was ich mir nicht unbedingte wünschte, aber hingehen ließ.
Ja, und dann kommen einige seemännische Spezialausdrücke, die einen eigentümlichen Reiz auf mich ausüben. Ich habe damit beruflich zu tun und bin immer wieder davon angetan, sei es Backskiste, Schanzkleid oder Genua.

Z4 in Strophe 5 ist wirklich wurstig. Allerdings wieder so etwas, worauf ich ungern verzichtete, das "stählerne Gekreisch" in reimerischer Verbindung zum "Fleisch" - irgendwie komme ich nicht darum herum. Ich werde nochmals drangehen. Und wenn mir Alcedos Vorschlag auch größtenteils gefällt, so werde ich doch auf jeden Fall die Klammern vermeiden. Da bin ich irgendwie zu prüde.

"hohl und schwer" ist für mich nicht widersprüchlich. Hohlheit kann erdrücken, und auch wenn ich an eine große Bronzeglocke denke, geht das für mich zusammen.

Allerdings werde ich die letzte Zeile wohl noch ändern und aus "den Krabben reiche Fracht und frische Leichen." "den Krabben reiche Fracht an frischen Leichen." machen.

Du glaubst gar nicht, wie sehr ich mich über Deinen Kommentar freute!
Herzlichen Dank und schöne Restweihnachten

Ulrich

______________________________________


Hallo Alcedo,

auch Dir meinen allerherzlichsten Dank!
Ja, mit der allglatten See und den Monsterwellen.. ob das tatsächlich möglich ist, weiß ich auch nicht. Andererseits galt ja das ganze Phänomen der Monstewelle bis in die neunziger Jahre als Humbug, bis man sie dann auf Satellitenaufnahmen nachwies. Aber bis heute weiß man darüber sehr wenig.

Danke für das Herrlichfinden der dritten Schwester, ja, das sich weitende Meeresfleisch! Deinen Vorschlag zur Vermeindung des "und" übernehme ich gerne.
Überhaupt finde ich die Gedankenstriche anstelle der Kommata passender. Allerdings kann ich mich mit der Klammersetzung nicht anfreunden, das ist mir zu prosaisch.

Super, dass du die Grind- und Buckelwale fandest!
Die von Dir vorgeschlagene geänderte Zeitwahl hätte tatsächlich etwas für sich. Eigentlich versuche ich beim Präsens zu bleiben, dann ist die Verbindung zum Lesen frischer, teilnehmender. Vielleicht überlege ich es mir tatsächlich noch einmal, aber eigentlich glaube ich, eher nein, ich habe an diesem Text schon derart lange gearbeitet, das ich wenig Lust verspüre, nochmals von vorne zu beginnen. Vielleicht in ein, zwei, zehn Jahren.

Süll und Schanz konnten Dich aber immerhin verführen, nachzuschauen! Nun Schanz ist eine -im Gegensatz zur Reling- geschlossene Wehr. Zur Entwässerung benötigt sie die (Spei-) Gatte, wobei "Gatt" ein Loch ist... siehe Kattegatt (auch so ein verführerischer Ausdruck).

Ich danke nochmals, verbunden mit einem Weihnachtsgruß

Ulrich
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#10

Drei Schwestern

in Ausgezeichnete Lyrik 25.12.2007 02:07
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Lieber Erebus!

Bitte nicht etwas aus dem Zusammenhang reissen. Glücklicherweise steht es noch geschrieben -
es war mein dritter Kommentar:

Zitat:

Bei Deinem vorliegenden Werk kann ich verstehen, wie wenig Dir mein Kommentar gefällt. Außerdem ist er kurz. Jedenfalls aber nicht schleimig heuchlerisch. Vielleicht habe ich derzeit keinen Kopf dafür, aber es gefällt mir einfach nicht. - Dabei weiß ich, wie viel Arbeit, wie viele Überlegungen dahinter stecken; daß Du keine Halbheiten machen willst, fiel schon auf.



Diese Worte scheinen doch verständlich zu sein; es geht eindeutig hervor,
daß ich Deine viele Arbeit zu schätzen weiß.

Wenn ich kundgebe, daß mir das Thema derzeit nicht zusagt - es ist zu schwer und bedrückend - wenn wir weiter denken - und es paßt nicht in mein momentanes Konzept für Weihnachten, mir auch noch diese Art von Katastrophe zu Gemüte zu führen, sollte das verständlich sein.

Wer direkt seine Meinung sagt und nicht aus irgend einem Grund schön tut, den kann man nicht als Heuchler bezeichnen. Diese Aussage ist doch richtig? Du wurdest auch nicht so bezeichnet.

Wozu also um des Kaisers Bart reden, der gar kein Bartträger ist.

Andere Mitglieder, die wandten Zeit auf und gaben sehr schöne Kommentare ab, ausführlich auch noch dazu.

Es besteht die Möglichkeit, so muß ich fast annehmen, daß Du etwas übersensibiliert bist oder auch überarbeitet. Vielleicht ergibt sich die Möglichkeit in den nächsten Tagen etwas auszuspannen? Das ist jetzt nicht ätzend oder höhnisch gemeint, sondern so, wie ich es schrieb.
Nichts hineindeuten in nicht Geschriebenes, nicht zu viel grübeln.

Einige geruhsamte Tage wünscht Dir
Joame
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#11

Drei Schwestern

in Ausgezeichnete Lyrik 25.12.2007 09:36
von Erebus (gelöscht)
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Hallo Joame,

Ich sehe, Du hast meinen letzten Kommentar in einer Art aufgefasst, wie er nicht gemeint war. Wenn ich mich so undeutlich ausgedrückt habe, bitte ich das zu entschuldigen.

Deine Formulierung habe ich aus dem Zusammenhang gerissen, nicht um Dir etwas nachzusagen, sondern lediglich, um mich zu erklären. Seltsamerweise war mir es wichtig zu erläutern, warum ich herumpolterte.
Bitte greife das nicht so auf, als sei an dieser Stelle die Rede von Dir gewesen.

Das Ganze wird mir jetzt allerdings zu kompliziert und ich habe keine Lust dem weiter nach zu gehen.
Natürlich ist die Beurteilung meiner nervlichen Verfassung eine reine Spekulation und gehört hier nicht her. Überhaupt ist es verfehlt, die Ebene der Textauseinandersetzung zu verlassen und über Gebrechen des Autors zu sinnieren. Das, Joame, finde ich nicht einmal mehr gespreizt.
Wie gesagt, ich schicke Dir noch eine PN und bitte Dich, es vorerst einmal dabei zu belassen

LG
Ulrich
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#12

Drei Schwestern

in Ausgezeichnete Lyrik 25.12.2007 10:33
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Schönen Tag, Ulrich!

Nicht nötig, mir eine PN zu senden, Du brauchst Dir nicht extra die Arbeit zu machen.
Genauso wie ich es bei den meterlangen E-mails mache, werde ich zu dieser Zeit auch nicht auf eine PN von Dir reagieren. Ich will mir dieser Tage keine lange Schreibarbeit aufhalsen.
Deine Unzufriedenheit hast Du bereits ausgedrückt - und ich nehme sie zur Kenntnis. Weitere Ausführungen und Erklärungen, die keinen Textbezug haben, wären hier falsch am Platz.

Gruß
Joame
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#13

Drei Schwestern

in Ausgezeichnete Lyrik 26.12.2007 11:01
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
merci, für die Erläuterung der Schanz, Ulrich.

in meinem Vorschlag brachte ich dir beides: Gedankenstriche und Klammern, damit Du das geeignete heraus pflückst. Striche und Klammern im Verbund, brächten optisches Durcheinander. die Gedankenstriche in Z2 sind eigentlich genug, und heben zumindest einen verschachtelten Nebensatz hervor: das Auge springt leichter vom "weiter" zur nächsten Zeile wie die Forelle aus dem Lesefluss. eindeutig schöner als vorher:
Zitat:

Erebus schrieb am 23.12.2007 11:19 Uhr:

Die dritte steht, bis an die Hüfte bloß
sie weitet -um dem Schiff das Los zu wählen-
im kalten Fleisch die letzte Ruhestatt:
dem stählernen Gekreisch den nassen Schoß.
Und zwingt den alten Kahn, sich zu vermählen.

aber:
- hinter bloß: Komma vergessen
- die Gedankenstriche müssten von den Wörtern mit Leerzeichen abgesetzt werden

es genügt mir völlig zu wissen, dass du den Text als weiterhin optimierbar betrachtest. wann du dich an die Arbeit machst ist mir im Grunde gleichgültig - was zählen schon ein paar läppische Jahre. nur die Orthografie bitte ich gleich zu korrigieren, da ich das Gedicht vielleicht nominieren möchte.
"Es kamen Schwestern, brachten übers Meer
den Krabben reiche Fracht an frischen Leichen."
die vorherige Variante, der letzten drei Wörter, gefiel mir besser (und frische Leichen.) und ich verstand nicht sofort warum du hier justiert hast. aber ich glaube jetzt zu kapieren: du möchtest die alleinige Perspektive der See, der Krabben, erhalten. für selbige soll es ein guter Tag sein. also gut. aber warum empfand ich es vorher als besser? mal sehn ob ich dies auch vernünftig begründen kann: das "und" brachte für mich einen wunderschönen poetischen Kniff, der gewissermaßen beide Seiten einer Medaille/Betrachtung vorzuzeigen vermag. mir gefällt also dein Kunststück besser, von Krabben und von Leseraugen betrachtet, wobei die ernüchterten Leserglupschaugen den Schlusspunkt setzen (dürfen), als wären ihnen, bzw. ihm, dem Leser, die Leichen höchstpersönlich vor die Füsse geschwemmt worden. und da kann ich mir nicht helfen - das gefällt mir sehr, und besser.

Gruß
Alcedo



e-Gut
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#14

Drei Schwestern

in Ausgezeichnete Lyrik 28.12.2007 08:30
von Erebus (gelöscht)
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Hallo Alcedo,

Du bringst mich in die mißliche Lage, dass die Übernahme der Änderungen jetzt nominierungsgeil erscheinen..aber sei es drum.
Orthografisch folge ich aber immer gerne, denn da bin ich oftmals unsicher.

Ich verstand Deine optionalen Vorschläge als einen einzigen..und was Klammern anbelangt bin ich völlig altmodisch, das kommt mir immer wie eine Regieanweisung vor, die den Text verunstaltet. Jetzt bin ich aber erleichtert. Und ja, die Strophe hat auch nach meinem Dafürhalten an Lesbarkeit gewonnen.

Die an den Einschub gehefteten Gedankenstriche verschwenden weniger Bildschirmfläche und erscheinen mir irgendwie unauffälliger und zum Einschub gehöriger, aber wenn ich die Strophe jetzt betrachte, ist sie immer noch schön en bloc.

Zu Deinen Überlegungen zum letzten Vers. Du triffst den Nagel auf den Kopf. Ich änderte, weil die Fracht an Leichen eindeutig logischer war.
Denn was sollten Krabben mit einer beliebigen Fracht aus Resten der Havarie, Einrichtungsgegenständen, Containern oder der gleichen, anstellen? Zusätzlich, unbenommen der Fracht für die Krabben spülten in der Ausgangsversion noch Leichen an den Strand. Du sagst, dem Leser vor die Füße..durch die Änderung wurde aus jeglicher Fracht eine Menge Leichen. Das ist logisch nur konsequent, allerdings gebe ich Dir Recht, es ist spülte auch viel glatter, da blieb nun nichts mehr hängen.
Nach Deinem Kommentar zeige ich mich von Deinen Überlegungen beeindruckt und werde wieder zur Ausgangsposition zurückkehren. Auch wenn das nicht Bestandteil des orthografischen Paketes ist und ich mir kaum eine Chance betreffend dickem Fisch ausrechne. Was aber völlig egal ist.

Ich bedanke mich ganz herzlich für Deine erneute Auseinandersetzung mit dem Text.


LG Ulrich
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#15

Drei Schwestern

in Ausgezeichnete Lyrik 29.12.2007 18:55
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
lieber Ulrich

entschuldige wenn ich dich in Verlegenheit gebracht haben sollte. ich werd mir das in Zukunft verkneifen. eine Nominierung oder eine Verlinkung ist für mich immer auch ein Qualitätskriterium. danach wird sich die Zahl der Leser zwangsläufig erhöhen (ich gehe immer davon aus, dass alle, die sich an der Abstimmung beteiligen, die vorgeschlagenen Texte auch lesen) und ich möchte ja nicht, dass irgend jemand mich versäckelt: was hat denn der Alcedo da für Unausgegorenes vorgeschlagen/verlinkt. auch habe ich angefangen Naturlyrik zusammenzutragen um sie vielleicht mal gebündelt an einem Perlentaucherfaden zu präsentieren.

übrigens, ich sah die Tage (ich glaub vorgestern) zufällig eine Reportage, worin von Kaventsmännern, oder Monsterwellen, die Rede war. die Wellen können, laut angeblichen Augenzeugen, auch bei ruhiger See auftreten indem sie einfach von fernen Sturmgebieten über die offene See herbei gerollt kommen. in Anbetracht der gewaltigen kinetischen Energie, die sicher hunderte Kilometer braucht, um abzunehmen/auszurollen, klingt das ziemlich logisch.

Gruß
Alcedo

e-Gut
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#16

Drei Schwestern

in Ausgezeichnete Lyrik 30.12.2007 10:21
von Erebus (gelöscht)
avatar
Lieber Alcedo,

nun ja, in Verlegenheit brachtest Du mich eigentlich nicht, die Freude über die Geste überwog dann doch. Natürlich sehe ich das betreffend Qualitätskriterium ähnlich, wenngleich eine Nominierung mitunter auch einen sozialpolitischen oder sonstigen Zweck zu haben scheint. Bevor ich das aber vertiefe, möchte ich zum Ausdruck bringen, dass der eigentliche Sinn für mich der ausschlaggebende ist: diejenigen Gedichte zu sammeln, die als besonders gut angesehen werden.
Ich bedanke mich für Deine Erläuterung, auch diejenigen bezüglich des Auftretens der Monsterwellen bei ruhiger See.

Lieber Gruß
Ulrich

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#17

Drei Schwestern

in Ausgezeichnete Lyrik 01.04.2008 20:55
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
[url=http://www.exyl.de/alcedo/Drei_Schwestern_I.mp3] Audioversion I gelesen von Alcedo

[url=http://www.exyl.de/alcedo/Drei_Schwestern_II.mp3] Audioversion II gelesen von Alcedo

hab die "Drei Schwestern" zwei mal eingesprochen.
wenn Ihr Lust habt es euch anzuhören, sagt mir bitte welche der beiden Versionen euch besser gefällt.

Grüße
Alcedo

e-Gut
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#18

Drei Schwestern

in Ausgezeichnete Lyrik 01.04.2008 22:11
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Guten Abend!

Zuerst hörte ich mir Version II an, dann I.
Der Unterschied ist nicht groß.
Nur vielleicht ist Vers. II eine Spur langsamer und beim Wort Lippen erschien mir das B zu weich. Deshalb würde ich auf Vers. I tippen. Aber einen größeren Unterschied festzustellen ist schwierig.

Weil ich weiß, welche Arbeit so ein Unterfangen ist, welche Konzentration und oftmalige Versuche damit verbunden sein können, schätze ich die Mühe sehr, die Du Dir damit gemacht hast.

Gruß
Joame
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