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Verstreute Nüsse
Verstreute Nüsse
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 12.01.2008 10:43von Joame Plebis • | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Verstreute Nüsse
Wissen Sie wie das ist, wenn ständig dieser feuchte Geruch in die Nase dringt?
In letzter Zeit ist es viel ärger geworden. Früher quakte es, blubberte und gluckste es,
während ich den moorigen Duft einatmen musste.
Der Anblick hat mich für die kleinen Nachteile entschädigt. Sah ich doch nicht nur dieses grünliche, algendurchdrungene Wasser alleine vor mir, sondern genoss auch die Freude, Schilf zu erblicken,
das mir zuwinkte.
Piepsende und flatternde Laute drangen aus ihm, der Brutstätte unzähliger Vogelarten,
die teils unhörbar mit eleganten, teils mit schweren flatternden Flügelschlägen oft an mir vorbeiflogen.
Sogar einen Brachenvogel habe ich einmal gesehen und einen Seeadler.
Die Stechmücken hatte ich in kauf genommen, wenn der Anblick der untergehenden Sonne sich in der schimmernden Oberfläche spiegelte und mich faszinierte.
Ich war in Gesellschaft von Reihern und Störchen, Eidechsen und Schlangen.
In lauen Nächten saß ich am Rande und blickte versunken in diesen Tümpel,
von dem ein morscher Steg weit hinaus in etwas tieferes Wasser führte.
Wir waren lustige Gesellen, entspannten uns bei Lautenklang und sangen heimelige Lieder,
die sehnsuchtsvoll in die Nacht drangen. Neben uns prasselte manchmal ein kleines Feuer;
oft war es schwül, Fledermäuse schwirrten durch die Luft.
Romantische Glückseligkeit könnte man es nennen, die wir dort so viele Stunden verbrachten.
Wenn ein Gewitter kam und der Widerschein der Blitze sich in unseren Augen brach,
harrten wir aus und flüchteten erst als das Donnergegrolle näher kam und die ersten schweren Tropfen fielen.
Ein flammendes Inferno spielte sich ab, in das wir, unter dem Nussbaum zusammengedrängt,
hineinstarrten - wie gebannt - bis sich das wild peitschende, rauschende Schilf beruhigte.
Der schweren, rasch dahinziehenden Wolkenfront blickten wir nach, die wie von tiefen Paukenschlägen begleitet ostwärts zog.
Nach solchen Stunden fühlten wir uns freier als je zuvor, stürzten wieder hin zum Tümpel und bewunderten ihn. Keiner sagte es, doch wir alle wussten, wir waren doch ein Teil von ihm.
- Jetzt zieht Verwesungsgeruch daher. Auch harte Gemüter wenden sich von ihm ab.
Das Schilf ist abgebrannt. Tote Tiere liegen faulend in den letzten noch feuchten Mulden.
Der Pfad ist noch da, trocken und staubig. Gelegentlich verirrt sich ein dementer Wasservogel hierher,
zieht in weitem Bogen um die ausgetrockneten Pfützen und enteilt mit flinken Schwingen.
Insekten gibt es noch genügend; diese aber können für nichts entschädigen.
Ich habe vom Gerücht gehört, es soll hier ein Flugplatz errichtet werden.
Große Mengen an Zement sind nicht unweit aufgestapelt, was auch dafür sprechen würde.
Das würde auch bedeuten, der Nussbaum muss gefällt werden. - Ich sehe mich noch etwas um,
hebe einige am Boden verstreute Nüsse auf und gehe ratlos den staubigen Weg Richtung Stadt.
Einige Neugierige kommen mir entgegen und fragen mich: Wo geht es hier zum Tümpel?
Verstreute Nüsse
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 12.01.2008 19:55von Krabü2 (gelöscht)
ich finde die ersten 2/3 oder 3/4 dieses Textes sehr atmosphärisch. Das gefällt mir gut!
Es ist schon bitter, wenn ein Ort, an dem man sich lange Zeit gern aufgehalten hat und der mit meist positiven Eindrücken verbunden war - wobei diese in der Erinnerung natürlicherweise dann überwiegen - plötzlich dermaßen ausdünnt.
Das ist traurig. Traurig wie das, was sich hier im Forum 'abspielt'. Das Leben scheint ihm zu entweichen, die Puste ist raus.
Was ich aber zu bedenken geben möchte, ist, dass doch ab und an treue Mitglieder hier noch teilnehmen. Und dass es eine große Chance birgt, wenn sich der Tümpel neu formiert.
Was mir auffiel: Es hatte sich eine Cliquenwirtschaft abgezeichnet, wer wen und was überhaupt kommentiert. Und Auseinandersetzungen, die mit den Texten weniger zu tun hatten - die nämlich in persönliche Angriffe ausarteten - waren hier auch mehr und mehr zu finden. Ebenfalls dominantes Gehabe.
Der Tümpel selbst exisitert noch. Es mögen sich neue Begeisterte versammeln, um ihm neues Leben einzuhauchen. Von daher ist noch nicht alles zu spät.
Ob er allerdings einem Flughafen weichen wird, liegt daran, wie lange die Flugzeuge in Hangar verbleiben können/dürfen, wie lange sie dort auch gewartet und gepflegt werden.
Sach ich mal so
Arrival-regards
Uschi
Verstreute Nüsse
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 12.01.2008 21:22von Joame Plebis • | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Ach wie schön, dass hier gelegentlich noch Geschriebenes beachtet wird.
Zu Kommentaren will ich meine Ansicht betonen: meine Kommentare und ob ich welche abgebe, orientieren sich ausschließlich am Beitrag. Die Person, die dahintersteht respektiere ich. Eventuell herbere Worte gelten aber nicht ihr. Natürlich gibt es 'Mimosen', natürlich gibt es viele 'Rätselfreunde' - und es gibt auch gelegentlich so schwache Beiträge, daß ein Kommentieren zu aufwendig (aufwändig ist angeblich neue Rechtschreibung) wäre.
Glücklicherweise sind noch einige Schreiber hier, mit denen man im alltagsüblichen Normalton verkehren kann, die oft gar nicht wissen, daß man sie auf Grund ihrer Beiträge sympathisch findet.
Obiger Beitrag entstand aus einer Laune und dem Gefühl, endlich wieder 'irgend einen Beitrag' abgeben zu sollen,
um nicht total vergessen zu werden (deshalb habe ich unter Humorvolles gleich noch etwas abgegeben).
Danke für Deine Stellungnahme!
Mit Gruß: Joame
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