#1

Ferne (2008)

in Düsteres und Trübsinniges 02.03.2008 19:30
von Ensimismado (gelöscht)
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Ferne (2008)

Ich flocht an Sommertagen Blumen in dein Haar,
die nächtelang mit ihrem Duft gefangen hielten
und ewigkeitsgefärbte Bilder kokettierten.
Doch neigten sie sich, wie zum Ende hin das Jahr

verging und Knospen sanken hartgefroren nieder.
Die frühen Blüten waren nur noch blass und klein,
der einst von uns erdachte Strauß verblieb als Schein
und fiel hernach zu Boden, ward zu Erde wieder.

Vergraben haben wir darunter mehr als nur
Gedanken, die nicht ruhen wollten – und versenkten
Erinnerungen, schwer wie Steine, und ertränkten

noch immer die Gefühle. Doch gefrorn azur-
verblassend irgendwann auch diese. So zerschlugen
wir Eis und trugen Scherben zu Grabe – und ruhen.
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#2

Ferne (2008)

in Düsteres und Trübsinniges 03.03.2008 09:53
von Wortfotografin (gelöscht)
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Hallo Ensimismado

ein sehr einfühlsames einsames sonett der vergänglichkeit, dazu die bilder vom verblühen, das geht schon sehr nah. auch deine sprache gibt hier tiefe.
einzig an einem wort habe ich mich etwas verhappert, frühren
... "einstgen" mag altmodisch klingen, würde mir persönlich hier aber gut hinpassen.

dir liebe grüße
silvi
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#3

Ferne (2008)

in Düsteres und Trübsinniges 03.03.2008 13:07
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Hi Ensi

Auch ein Nick, den ich schon gelesen habe ... wo war das nur?

Ein wunderbarer Einstieg. Da sagt mir Romantikerin doch zu, doch ab Zeile drei beginne ich die Stirn zu runzeln. Ewigkeitsgefärbte? Öhm ... nun ja, ein bisschen schmalzig, aber gut. Aber wo muss das Komma in der vierten Zeile hin? Da muss doch eins hin! Neigen sich die Blumen, wie das Jahr, das zu Ende geht? Oder vergeht das Jahr (übergreifend in Str. 2)? Ich kriege das - auch nach mehrmaligem Lesen - nicht gebacken.

Gefühle mit der Flora zu vergleichen, ist ja nicht neu, und Du schaffst es auch, den Zeilen Gefühl einzuhauchen, aber Blumen/Knospen/Blüten/Strauss sind mir dann doch zu viel Grünzeug. S2/Z2 hat's übrigens einen Fehler. frühen ... nehme ich mal an. Und kaltgefroren? Zusammengesetzte Wörter in allen Ehren, aber 'warmgefroren' gibt's ja nun mal nicht, deshalb finde ich dieses Konstrukt schlecht.

Auch sonst - nebst den floralen Aspekten - sind mir etwas zu viele Wiederholungen drin. Nebst sanken/sank/versenkten ... ist auch 'blass' zweimal erwähnt.

Mit der Wendung 'ertränkten noch immer' habe ich auch so meine Mühe. Kann 'noch' in dieser Verbindung - also Vergangenheitsform - gebraucht werden? Ich bin mir nicht sicher, aber für mich klingt das schräg.

Ich mag die (antike) Sprache, aber vom Sockel haut's mich nicht wirklich. Aber das vermutlich auch nicht Dein Wunsch.

Gruss
Margot

Die Frau in Rot

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#4

Ferne (2008)

in Düsteres und Trübsinniges 03.03.2008 20:35
von Ensimismado (gelöscht)
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N'Abend,

@Wortfotografin, vielen Dank für deinen Kommentar, dein Lob und den Vorschlag des "einstgen". Allerdings hat Margot bzgl. des Tippfehlers Recht, so lässt sich das leider nicht umsetzen.
Gruß,
Flo


@Margot, ja, du hast damals auf dotcom mein erstes Gedicht kommentiert.

Ich gebe zu, ein wenig kitschig ist der Inhalt sicher angehaucht worden. Daran kann man sich sicherlich stoßen. Ich habe grade bei dem von dir aufgegriffenen "ewigkeitsgefärbten" lange drüber nachgedacht, ob ich eine andere Richtung einschlage.
Bzgl. des Kommata, ich habe jetzt eines gesetzt, allerdings ist der Vers als Apokoinu gedacht, somit auch strophenübergreifend möglich.

Die zusammengesetzen Wörter... ich habs nochmal ein wenig ummodeliert. Ebenso die Wortwiederholungen, die Pflanzen aber so drin gelassen, da diese stringent eingeflochten sind.

Bzgl. der Verwendung des "noch" muss ich mich noch einmal schlau machen.

Insgesamt aber freut es mich, genau deshalb bin ich grad mal hier, weil ich doch solche Kritikpunkte gerne herausarbeite, bzw. bekommen möchte. Ist sonst nen wenig schwer sich zu verbessern.

Gruß,
Flo
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#5

Ferne (2008)

in Düsteres und Trübsinniges 03.03.2008 21:07
von Margot • Mitglied | 3.054 Beiträge | 3055 Punkte
Sag bloss, ich war die Erste? Ja, ja, die vergisst man eben nie!

Ah, Apokoinu ... Mensch, was für ein Wort! Ich las sowas mal bei Lev, habe mich aber da schon nicht damit anfreunden können. Irgendwie übersteigt dieser Gimmick wohl meinen Horizont.

Und ja, stetes Lob macht schon träge. Ich bin aber gerne der Stein in jedem Dichterschuh. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Gruss
Margot

Die Frau in Rot

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