Hallo GW,
immer wieder interessant an deinen Gedichten ist, dass du dich nicht auf eine bestimmte Gedicht-/Reimform festlegst, sondern experimentierst. Auch hier tischst du eine Vielzahl von Binnen- und Endreimen auf, die mich aber nicht immer überzeugen, so z.B. die ersten beiden Endreime auf –sicht.
Dein Gedicht zu verstehen, ist für mich nicht ganz einfach. So über das Knie gebrochen würde ich denken, dass es um Verstellung geht. Weil lyrI befürchtet, seine Würde zu verlieren, wenn es sein wahres Gesicht (Verlorenheit) zeigt, setzt es sich in der Früh, bevor die Pflicht ruft, eine Maske, vielleicht ein Grinsen auf. Oder verliert das Gesicht erst an Würde, indem es sich maskiert?
Die „lahme Trance“ wirkt seltsam, weil ich bei Trance an eine Art Versteinerung, Stillstand, denke, während „lahme“ eine Bewegung beschreibt. Für mich beißt sich das irgendwie. Man könnte höchstens lahm in Trance verfallen, also langsam. Aber auch das hielte ich für eine etwas ungelenke Formulierung.
Ich frage mich, wer „der Rest“ ist? Der Rest an Würde? Wie dem auch sei, dieser Mensch verhält sich nicht gemäß seiner inneren Stimme, er ignoriert sie, bricht nicht aus diesem steifen Gebaren aus, um den Arbeitskollegen Paroli zu bieten oder seine Meinung kundzutun, auch wenn er innerlich vibriert. Hier unten angekommen, würde ich dazu tendieren, dass in der Eingangszeile ausgesagt werden soll, dass Verstellung zum Verlust der Würde führt, denn man muss schon um ihren Erhalt kämpfen und seine Ansichten äußern, wenn man anerkannt werden oder vor sich selbst bestehen will.
Gruß, Maya