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#1
von Simone • Mitglied | 1.674 Beiträge | 1674 Punkte
herbst
in Düsteres und Trübsinniges 14.08.2008 16:49von Simone • Mitglied | 1.674 Beiträge | 1674 Punkte
herbst
der tag steht tief
in der schuld des sommers
erinnerungen fallen
von meinen schultern
duften nach harzigen händen
ich atme vergessen
blinzle ein staubkorn
in den fluss
und träume schnee
inspiriert von Alcedos November
#2
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
herbst
in Düsteres und Trübsinniges 15.08.2008 05:31von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
hallo Simone
freut mich, dass etwas von mir inspirieren konnte.
ich schreib mal wie es bei mir ankam:
eine schöne Umschreibung für herbstliche Tage im August, Tage wenn man im Regen, selbst kurz vor Mittag noch seinen kondensierenden Atem in den grauen Himmel hauchen kann. das gefällt mir. mit der zweiten Strophe ergibt es ein schönes Doppelpack.
"Vergessen" ist als Substantiv gemeint, mhm, das ist aber nicht auf den ersten Blick ersichtlich.
das lyrische Du ist der Herbst. seine Stimme das Rauschen von Kiefernnadeln und -zweigen im Wind. das "morsch" deutet auf abgestorbenes Holz hin - da ist kein junger Wald gemeint.
vor der letzten Strophe fehlt mir ein "und" oder ein "ich". man kann es zwar hinzudenken, mich störte es aber ein bisschen.
eruptiert? ist ein angeschwollener Fluss gemeint? schön die mögliche Assoziation einer Träne dazu: Herbsthochwasser.
Schnee braucht doch ein Staubkorn um kristallisieren zu können, ja.
die letzte Zeile ist wunnebar. nicht nur weil sie auf einmal mit einem assoziativen flashback die Kleinschreibung rechtfertigt ("un troom schee", also "und träume schön" würde es in meinem Dialekt heißen), nein, sie gefällt einfach.
das ist schön.
zur Grammatik:
den Apostroph hinter meinem schönen Pseudonym braucht es doch nicht:
es folgt nur noch
Alcedos
Gruß
freut mich, dass etwas von mir inspirieren konnte.
ich schreib mal wie es bei mir ankam:
eine schöne Umschreibung für herbstliche Tage im August, Tage wenn man im Regen, selbst kurz vor Mittag noch seinen kondensierenden Atem in den grauen Himmel hauchen kann. das gefällt mir. mit der zweiten Strophe ergibt es ein schönes Doppelpack.
"Vergessen" ist als Substantiv gemeint, mhm, das ist aber nicht auf den ersten Blick ersichtlich.
das lyrische Du ist der Herbst. seine Stimme das Rauschen von Kiefernnadeln und -zweigen im Wind. das "morsch" deutet auf abgestorbenes Holz hin - da ist kein junger Wald gemeint.
vor der letzten Strophe fehlt mir ein "und" oder ein "ich". man kann es zwar hinzudenken, mich störte es aber ein bisschen.
eruptiert? ist ein angeschwollener Fluss gemeint? schön die mögliche Assoziation einer Träne dazu: Herbsthochwasser.
Schnee braucht doch ein Staubkorn um kristallisieren zu können, ja.
die letzte Zeile ist wunnebar. nicht nur weil sie auf einmal mit einem assoziativen flashback die Kleinschreibung rechtfertigt ("un troom schee", also "und träume schön" würde es in meinem Dialekt heißen), nein, sie gefällt einfach.
das ist schön.
zur Grammatik:
den Apostroph hinter meinem schönen Pseudonym braucht es doch nicht:
es folgt nur noch
Alcedos
Gruß
Hallo Simone,
S1 gefällt mir gut, S2 ebenso, S3 - also der bedeutungsschwere Einzelvers - geht hin, S4: gut! S5 verdirbt mir den Spaß.
Warum ist das so? Vielleicht, weil es mir im geblinzelten Staubkorn und eruptierten Wasser zu gewollt wird?
Es erscheint mir so, als wolle die Autorin hier noch unbedingt eins Draufsetzen, die Konnotation im "eruptierten Wasser" (wenn das kein Erguß sein soll) bleibt mir verborgen, und so verliere ich als Leser den Bodenkontakt, zu vordringlich wird Wortgewalt ausgeübt.
Wobei der Schlußvers schon einen guten Ausklang darstellt.
Stringenter wäre das Gedicht für mich ohne LD, das sowieso nur einen Gastauftritt hat.
"ich atme vergessen
und träume schnee "
reichte mir aus.
Als Herbst wird mir LD nicht deutlich, denn die harzigen Hände, die kiefernartige, morsche Stimme haben nach meinem Empfinden etwas Männlich-Rustikales, so dass ich gleich bei einem menschlichen LD bin. Mir ist allerdings bewußt, dass hier eine Art durchmischte Muse vorliegen kann, an die sich das LI richtet.
Positiv anzumerken ist noch, das die -in meinen Augen affektierte- Kleinschreiberei hier relativ mühelos zu bewältigen ist.
LG
Uli
S1 gefällt mir gut, S2 ebenso, S3 - also der bedeutungsschwere Einzelvers - geht hin, S4: gut! S5 verdirbt mir den Spaß.
Warum ist das so? Vielleicht, weil es mir im geblinzelten Staubkorn und eruptierten Wasser zu gewollt wird?
Es erscheint mir so, als wolle die Autorin hier noch unbedingt eins Draufsetzen, die Konnotation im "eruptierten Wasser" (wenn das kein Erguß sein soll) bleibt mir verborgen, und so verliere ich als Leser den Bodenkontakt, zu vordringlich wird Wortgewalt ausgeübt.
Wobei der Schlußvers schon einen guten Ausklang darstellt.
Stringenter wäre das Gedicht für mich ohne LD, das sowieso nur einen Gastauftritt hat.
"ich atme vergessen
und träume schnee "
reichte mir aus.
Als Herbst wird mir LD nicht deutlich, denn die harzigen Hände, die kiefernartige, morsche Stimme haben nach meinem Empfinden etwas Männlich-Rustikales, so dass ich gleich bei einem menschlichen LD bin. Mir ist allerdings bewußt, dass hier eine Art durchmischte Muse vorliegen kann, an die sich das LI richtet.
Positiv anzumerken ist noch, das die -in meinen Augen affektierte- Kleinschreiberei hier relativ mühelos zu bewältigen ist.
LG
Uli
Fängt stark an und lässt dann ebenso stark nach, wie ich finde, weil das Stückwerk bleibt. Soll es vielleicht auch. Ich bin unentschlossen, mag die einzelnen Bilder wohl leiden, aber spätestens wenn ein Staubkorn ins "eruptierte" Wasser geblinzelt wird, ist es mir zu aufgesetzt, maniriert, elaboriert, künstlich, hohl ... nennt es, wie ihr wollt. Ich reagiere jedenfalls wie Samson aus der Sesamstraße: Uiuiuiuiui.
#5
von Simone • Mitglied | 1.674 Beiträge | 1674 Punkte
herbst
in Düsteres und Trübsinniges 15.08.2008 16:39von Simone • Mitglied | 1.674 Beiträge | 1674 Punkte
Hallo
ich antworte mal im Paket
ich bin eigentlich auch keim Freund von durchgängiger Kleinschreibung, weil das für mich meistens keinen wirklichen Sinn ergibt. hier find ich die allerdings sehr passend, sogar wichtig um die Doppeldeutigkeit von vergessen und schnee besser hinzukriegen, beides als Substantiv und Adjektiv lesbar, ergibt (für mich) eine schöne Mehrdeutigkeit.
das du ist der Herbst, aber auch ein Männlich-Rustikales *g LD (Danke Ulrich). ich sehe, dass beides bei euch ankommt, schön, denn so war das auch intendiert.
ich hatte erst ein "ich" zu Anfang der letzten Strophe, habs aber dann rausgenommen, weil mich das doppelte ich gestört hat. bei der ganzen letzten Strophe bin ich noch unsicher, was ich kippen soll, weil ich auch denke, dass es etwas viel geworden ist … und das eruptiert … ehm … ich fand das Wort irgendwie geil
wie wärs spontan damit?
ich blinzle
ein staubkorn ins wasser
und träume schnee
Besten Dank euch dreien und Gruß
Simone
@nizza
Samson fand ich immer doof, der war so haarig und dann die riesigen Füße …
@Alcedo
ich hab das Apostroph hinter deinem schönen Pseudonym entfernt thx nochmal für die Inspirationsquelle!
ich antworte mal im Paket
ich bin eigentlich auch keim Freund von durchgängiger Kleinschreibung, weil das für mich meistens keinen wirklichen Sinn ergibt. hier find ich die allerdings sehr passend, sogar wichtig um die Doppeldeutigkeit von vergessen und schnee besser hinzukriegen, beides als Substantiv und Adjektiv lesbar, ergibt (für mich) eine schöne Mehrdeutigkeit.
das du ist der Herbst, aber auch ein Männlich-Rustikales *g LD (Danke Ulrich). ich sehe, dass beides bei euch ankommt, schön, denn so war das auch intendiert.
ich hatte erst ein "ich" zu Anfang der letzten Strophe, habs aber dann rausgenommen, weil mich das doppelte ich gestört hat. bei der ganzen letzten Strophe bin ich noch unsicher, was ich kippen soll, weil ich auch denke, dass es etwas viel geworden ist … und das eruptiert … ehm … ich fand das Wort irgendwie geil
wie wärs spontan damit?
ich blinzle
ein staubkorn ins wasser
und träume schnee
Besten Dank euch dreien und Gruß
Simone
@nizza
Samson fand ich immer doof, der war so haarig und dann die riesigen Füße …
@Alcedo
ich hab das Apostroph hinter deinem schönen Pseudonym entfernt thx nochmal für die Inspirationsquelle!
"vergessen und schnee.... beides als Substantiv und Adjektiv lesbar, ergibt (für mich) eine schöne Mehrdeutigkeit."
Wie liest du diese beiden Worte als Adjektiv?
fragt Habibi
Wie liest du diese beiden Worte als Adjektiv?
fragt Habibi
#7
von Simone • Mitglied | 1.674 Beiträge | 1674 Punkte
herbst
in Düsteres und Trübsinniges 15.08.2008 18:40von Simone • Mitglied | 1.674 Beiträge | 1674 Punkte
Hi Habibi
ich denke bei vergessen ist es klar, oder?
ich atme das Vergessen
oder
ich atme (selbst) vergessen
ich atme (und bin) vergessen
ich atme (und hab alles um mich rum) vergessen
nur mal so kurz angerissen. ich finde da ergeben sich unheimlich viele lesmöglichkeiten, wenn mal ein wenig drüber nachdenkt.
bei schnee braucht man schon etwas mehr Phantasie, wenn man es auch als Adjektiv lesen will, klar, aber auch da tut sich einiges auf, wie ich finde. wenn man zB den Schnee als Synonym für weiß oder kalt nimmt. oder Alcedo hat da auch ne schöne Möglichkeit gesehen, den Schnee als etwas schönes und positives.
das liegt natürlich alles nicht gerade auf der Hand, aber das ist ja auch kein Reality-TV sondern ein Gedicht und ich persönlich mag es immer gern, wenn mir ein Text Luft lässt für eigene Gedanken. und wer das nicht mag, der kann ja auch einfach beides als Substantiv lesen und gut.
Gruß Simone
ich denke bei vergessen ist es klar, oder?
ich atme das Vergessen
oder
ich atme (selbst) vergessen
ich atme (und bin) vergessen
ich atme (und hab alles um mich rum) vergessen
nur mal so kurz angerissen. ich finde da ergeben sich unheimlich viele lesmöglichkeiten, wenn mal ein wenig drüber nachdenkt.
bei schnee braucht man schon etwas mehr Phantasie, wenn man es auch als Adjektiv lesen will, klar, aber auch da tut sich einiges auf, wie ich finde. wenn man zB den Schnee als Synonym für weiß oder kalt nimmt. oder Alcedo hat da auch ne schöne Möglichkeit gesehen, den Schnee als etwas schönes und positives.
das liegt natürlich alles nicht gerade auf der Hand, aber das ist ja auch kein Reality-TV sondern ein Gedicht und ich persönlich mag es immer gern, wenn mir ein Text Luft lässt für eigene Gedanken. und wer das nicht mag, der kann ja auch einfach beides als Substantiv lesen und gut.
Gruß Simone
Hallo Simone, ich will hier nicht als die besserwisserische Deutschlehrerin dastehen, aber bei den von dir angeführten Beispielen handelt es sich um Verben und Adverben. Macht auch nichts, ich habe deine Intentention schon verstanden.
Gruß von Habibi
Gruß von Habibi
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