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Algebar Zwei im System Fische Teil Vier

in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 15.08.2008 21:46
von Simulant (gelöscht)
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Zwischenschnitt, der Aktualität wegen

Es war dann an Pipilein, mir die, für mich völlig neue Situation zu verdeutlichen!
„Wenn du so weiter machst und nicht endlich anfängst, die wirklich ernsten Autoren nicht wirklich ernst zu nehmen, dann werden sie dich hier aus dem Forum schmeißen und dir den Saft abdrehen, Lesidor du Scheusal, du!“
Und Pipilein rollte mit den Augen, wie nur Pipilein es vermochte, vermutlich um ihrem kleinen Referat die notwendige Ernsthaftigkeit zu geben, oder um mir zu verdeutlichen, dass es ihr sehr Ernst mit ihrer Aussage war.
Ich überlegte noch kurz, ob dieses kleine Menschenkind mir doch noch genügend Blut für eine kleine Zwischenmalzeit überlassen würde, wenn ich sie so nebenbei mal kurz auslutschen würde und sie hernach wie bei den anderen Autoren beschrieben, als leeres Gefäß betrachtet, einfach zu Boden fallen lassen könnte, verwarf diesen Gedanken aber sofort wieder.

„Pipilein, du machst mir Angst! Glaubst du wirklich, dass die anderen Autoren so böse darüber sind, dass ich mit meinen geschilderten Abenteuern so etwas wie eine zusätzliche Komponente in den nun schon seit geschätzt vier Millionen Jahren sich hinziehenden Roman für Jedermann einbringe, anstatt mir für diese absolut neue Sicht der Dinge begeistert um den Hals zu fallen und mir mit Millionen von Küssen zu danken?“

Ich hatte bewusst ruhig gesprochen um meiner Frage, die beabsichtigte Ernsthaftigkeit zu geben, muss aber gestehen, nicht mit Pipileins harscher Reaktion gerechnet zu haben.

„Lesidor, du Knilch! Was glaubst du eigentlich, wer du bist? Ja glaubst du denn, die brauchen dein ewiges Großgetue? Jeder der dort Schreibenden, weiß sehr genau, wie man einen Spannungsbogen aufbaut! Jeder der Leute, die du hier dauernd aufregst, hat schon einmal in seinem Leben, eine gute Geschichte gelesen und weiß daher natürlich, worauf es beim Schreiben ankommt. Die Handlung ist es und nur auf die Handlung kommt es an. Nicht auf so nebensächliche Aspekte wie Perspektive und Position des Lesers, die du als so wichtig ansiehst.“
Pipilein hatte sich richtig in Rage geredet und hierdurch wurde sie mir direkt unheimlich. Diesem so lieb und unschuldig daherkommenden kleinen Mädchen, war anscheinend gerade die Hutschnur geplatzt, wenn der geneigt Leser mir diesen abgedroschenen Begriff gestatten möge.
Ich schämte mich beinahe, meiner wahren Natur einen kleinen Spielraum gelassen zu haben und wenn auch nicht ernst gemeint, über einen kleinen Imbiss nachgedacht und Pipileins Halsvene genüsslich gemustert zu haben.
Doch diese Verunsicherung hielt nur einen Wimpernschlag lang an, denn so nebenbei bemerkte ich, wieder meine Lieblingsgestalt angenommen zu haben und nicht mehr in diesem Baumstamm abzuhängen.
Ich war wieder in der Gestalt dieser Mary unterwegs, die mich schon seit mindestens zwanzig Jahren begeisterte und dabei doch nur ein verkleideter Mann war.

Ein Transvestit halt und natürlich kein Transsylvanier, wie ich!

„Pipilein reg dich bitte nicht auf! Ich verspreche dir, ich werde gaboes versteckten Hinweisen nachgehen und den ganzen Roman von Anfang an lesen, versprochen und genau dann, wenn sich mir die Geheimnisse und versteckten Regeln erschließen, in die Geschichte im Sinne der wirklich zum Schreiben Verdammten einsteigen und mich dann ganz genau an die Vorgaben halten. Gaboe war ja so fair, mir da hilfreich zur Seite zu stehen!“

„Großer Lesidor, du Knallkopp, die sind doch gar nicht zum Schreiben verdammt, verdammt noch mal, die schreiben doch ganz freiwillig und ungezwungen und nur weil du ein so verdammter Hund bist und vom Rat für Schriftliches auf dem Mars bis zum Ende deiner Tage zum Schreiben von Nonsenstexten verurteilt wurdest, brauchst du doch nicht hier den Herrmann zu spielen. Schreiben ist ein verdammt ernstes Anliegen und wer das nicht begreift, hat hier gar nichts, aber auch gar nichts verloren und nun troll dich, gehe in dich und tu was norbie, alan, doni und gabi so von dir verlangen. Du musst nur wollen, der Rest kommt dann von selbst!“

Beschämt sah ich Pipilein auf ihrem Schimmel nach, wie sie nach dieser aufrüttelnden Rede davon ritt und ein klein wenig kroch in mir Ärger auf, dass ich, der große Zampano, so blind für die wahren und ernsten Hintergründe war. Betriebsblind sozusagen. Dabei war doch alles so einfach. Schreiben muss ernsthaft geschehen und Spaß für den Leser ist erst in zweiter Linie wichtig.

Na gut dass es noch nicht zu spät für Reue und Umkehr war und ich noch mal von Vorne anfangen konnte!

Da kommt ein so kleines, weises Mädchen her, um mir die wirklichen Wichtigkeiten zu erklären, mir Demjenigen, der doch nur unterhalten wollte!

Ich werde diesen guten Rat niemals mehr vergessen können. Dazu steckt der Stachel der Erkenntnis zu fest und tief in meinem Fleische.


Aber vielleicht ist ja alles auch ganz anders? Arthur Miller kam mir in seiner bekannt schlichten Haltung entgegen. Lässig hob er die rechte Hand und prostete mir gleichzeitig mit der Linken zu, indem er kurz seinen Scotch in meine Richtung schob.
„Hallo Marilyn, hat dir schon mal jemand gesagt, dass du wieder mal umwerfend gut aussiehst?“
Er blickte mir ganz tief in die Augen, als er den Drink in einem Zug in seine Kehle kippte.
Gut dass ich mir über meine Wirkung auf Kerle keine Gedanken machen musste und meine Reflexe so ausgeprägt waren, um immer auf jede Situation vorbereitet zu sein obwohl ich nie richtig heraus bekommen hatte, warum mir das schon seit vier Millionen Jahren so von jeder Willensbekundung befreit, endlich gelingen sollte.
Ich hänge als Flattermaus von irgendeinem bescheuerten Baum herab, ärgere mich über verdammte Schreiber, wie ich einer bin und Peng, schon bin ich Marilyn oder Oskar Lafontaine, je nachdem.
Nun gut, jetzt also Marylin Manson!
„Arthur, putz mal deine Glasbausteine, damit nicht wieder Wichtiges an dir vorbeigeht und du mich für deine Verblichene hältst.
Ich hatte mich sofort als ich dieses Dichters ansichtig wurde, mich meiner Eifersucht erinnert! Dieser Wicht, der zwar das Schreiben in das zwanzigste Jahrhundert katapultiert hatte, mit seiner herrlich übersichtlichen Struktur, von dem so mancher der neuzeitlichen Schreiber eher widerlich abgeschreckt wird, obwohl es diesem eine ganze Menge über klar strukturierte Texte sagen könnte, hatte meine große Liebe Marilyn geehelicht noch bevor ich ihr meine Leidenschaft für sie gebeichtet hatte.
Nun trug ich ihr Kleid, welches auf diesem Bild so aufregend der Schwerkraft trotzte, das wohl auch noch heute, zu den wohl bekanntesten Fotokunstwerken der Welt zählte.
Nun mag mancher von euch, ihr liebsten meiner treuen Leser einwenden, warum wohl der Finsterrocker Marilyn Manson dieses weiße Kleid der Diva tragen sollte und sich Arthur Miller zu diesem hingezogen fühlen sollte. Doch ich sage es euch, wenn nichts klar ist auf der Welt, so doch das Eine, dass die Freiheit des Autoren allen äußeren und auch inneren Zwängen standhalten muss, wenn es nicht der Meinungsmafia hier im DER WESTEN-Literaten-Mafia gelingt, ordentlich mit Schmähungen der gemeinsten Art (hier musste ein wenig Übertreibung her, der Dramatik wegen, liebe Mitautoren!) dagegen zu halten.
Freiheit für die Gummi-Bären? Quatsch, Freiheit den zum Schreiben Verdammten!
Eine kleine stubbelige Mietze, die wohl aus Versehen mal in einem Regenfass, vor dem großen Regen Zuflucht gesucht haben musste, kam des Weges und erinnerte sich wohl noch daran, dass ich ihr mal ein paar „Mäuse“ zugesteckt hatte, sozusagen für ein paar freundliche „Streicheleinheiten“, die Unsereins immer so ungemein gut tun und vor allem, den Glauben an eine wirklich Menschliche Menschheit zurückbringen können, kam des Weges, grüßte artig und hob die Pfote zu einer lässigen Ehrenbezeichnung und machte ein niedliches Strubbelkatzenschnäuzchen, welches mich ganz wuschig machte, mit meinen beinahe vier Millionen Erdenjahren.

Ich war auf dem Weg zu den Geheimnissen der Kaskaden und hatte mir ganz fest vorgenommen mir nicht wie schon so oft wieder etwas vorzumachen und kurz vor dem Ziel den Adler zu machen, um dann in irgendeiner schummrigen Vorstadtkneipe, dem neuen Tage entgegen zu saufen.
Na gut, ob Marilyn oder Ronald Reagan, alles ist wahr und wahrhaftig, obwohl ich mir schon lange dessen gar nicht mehr so sicher sein konnte, hatte ich schon so oft von gabi und ihren Zeloten Ohrenfeigen bekommen, nur weil ich noch an den Intellekt der Leserschaft glaubte
Aber gabi wars, die hier den Ton angab und nicht ich, der letzte echte Held der freien Schreiberwelt!

Schwebend erreichte ich die vorgeschobenen Ausläufer der Kaskaden, die schon so bald mein Schicksal bestimmen würden, ob es mir nun passte oder auch nicht.
Strubbelkatze miaute mir noch einen lieb gemeinten Gruß hinterher, als ich schon die Thermik spürte, die mich wie in einem überdimensionalen, vollverglasten Fahrstuhl in die Höhe schweben ließ.
Hallo Strubbelchen, demnächst gibt’s wieder Mäusesteaks, ganz bestimmt. Der Gedanke wars und bevor ich ihn noch aussprechen konnte, blieb mir die Puste weg und mich umfing eine gut tuende Dunkelheit.

Vielleicht wars auch ganz anders, als es sich mir so rückbetrachtet darstellt! Aldebar Zwei im Sternbild der Fische.
© A.S. 2007 (simulant)


wird fortgesetzt
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