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Lars und Birgit
#1
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Lars und Birgit
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 06.09.2008 12:53von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Lars und Birgit
Lars hatte sich heute von seiner Doktorarbeit frei genommen. Denn er würde sich jetzt von Birgit trennen. Heute musste es passieren. Birgit war lieb, Birgit war schön, Birgit machte ihn wahnsinnig. Sex ist einfach nicht alles. Und seit einiger Zeit war auch das schwierig geworden. Denn wenn das mit dem Sex schwierig ist, ist er irgendwie doch alles. Und er war nicht nur sehr selten geworden. Es drängte sich Lars zudem der Eindruck auf, dass die Lust seiner Freundin sehr davon abhing, was sie gerade sonst noch von ihm wollte. Und das machte ihm keinen Spaß und noch weniger Lust.
Na ja, solche Krisen gibt es halt, und Lars versuchte krampfhaft vor sich selbst zu rechtfertigen, dass seine Entscheidung, sich zu trennen, von diesem Umstand unabhängig war. Birgit machte ihn nicht wahnsinnig vor Sexentzug, sondern vor - ja, vor was eigentlich?
Als er Birgits Wohnung betrat, saß sie vor ihrem PC und brachte gerade den Katalog ihrer CDs und Bücher auf den neuesten Stand. Ab und an tat sie das. Es war letztlich eine nach Lars Empfinden völlig unübersichtliche Liste, die keinerlei Systematik folgte, vieles doppelt und dreifach enthielt, anderes komplett wegließ. Als er über ihre Schulter hinweg kurz dem Cursor auf ihrem Bildschirm zusah, wie er zwischen den Kästchen der Tabelle umständlich herumhüpfte bis er sein Ziel fand, dabei auf dem Weg (vermutlich versehentlich) einpaar Buchstaben löschte, die dann vorerst an zwei bis drei falschen Stellen wieder von Birgit eingefügt wurden, bevor sie wieder am richtigen Platz landeten, da bekam Lars schon Kopfschmerzen.
Vor einem Jahr hatte sie ihm feierlich auf dem Höhepunkt ihrer aufkeimenden Liebe ihren Wohnungsschlüssel übergeben. Nun legte er ihn auf die Kommode neben der Zimmertür, hoffentlich zum letzten Mal. Birgit drehte sich nicht zu ihm um, sie sagte nur beiläufig, was sie gerade tat.
„Ich pflege meine CD- und Bücherliste.“
Er versuchte sich zu fassen. „Birgit, es ist aus.“
Birgit sagte nichts. Sie schien nur für einen Moment aus dem Tritt zu geraten, denn der Cursor bewegte sich einpaar Sekunden lang geradlinig und gezielt durch die Tabelle.
„Hast du mich verstanden? Ich kann so nicht mehr weiter machen.“
Sie seufzte nur.
Lars wusste nun nicht so recht was er tun sollte. Er stammelte: „Ich meine, du musst es doch auch fühlen, dass das mit uns nicht geht. Wir missverstehen uns ständig. Wir können gar nicht miteinander reden.“
Birgit beschrieb jetzt mit der Maus Kreise und Zickzacklinien auf der Bildschirmoberfläche, während sie zum Monitor sagte: „Ja, du bist meiner halt überdrüssig.“
Unangenehm ruhig fügte sie hinzu: „Jetzt sitze ich da mit meinen Gefühlen, dem Rest meines Lebens und all dem Vertrauen, das ich in Dich gesetzt hatte. Aber das interessiert dich ja nicht.“
Lars senkte den Kopf. „Es tut mir leid.“
„Ja ja. Es tut dir leid. Du kannst ja noch hinausgehen in die Welt, dein Leben leben, so viele Kinder zeugen wie du willst. Und ich sitze nun da.“
„Äh, hör mal, hör mal.“ Lars kniff die Augen angestrengt zusammen. „Willst du mir jetzt etwas von deiner biologischen Uhr erzählen? Du bist erst 26. Wir waren nur anderthalb Jahre zusammen. Was willst du mir da einreden?“
„Nur anderthalb Jahre, sagst du. Sie hat dir also nichts bedeutet, diese Zeit.“
Jetzt sah sie ihn mit einem undurchdringlichen Blick an. Diese Worte trafen Lars wie ein Stich ins Herz. Er war nun den Tränen nahe. „Wieso bin ich jetzt der Böse? Ich fühle mich von dir tyrannisiert und weder verstanden noch geliebt.“
Krrrrring! Da erschellte die Wohnungsklingel. Lars erschreckte sich fast zu Tode. Jetzt erst begann Birgit zu heulen, und zwar richtig: „Buhuhuh! Machst du bitte die Tür auf?“
Lars folgte, hatte aber ein ungutes Gefühl als er die Klinke in die Hand nahm. Durch die Tür drang ein vernehmliches „Hallo Schwesterchen!“ Es war Paul, Birgits Bruder. Paul war nun der letzte, den Lars bei seiner Trennung von Birgit dabei haben wollte. Lars öffnete die Tür und er tat es voller Angst. Paul sagte, „Hallo Schwager“ und trat ein. Lars sagte wie aufgezogen „Hallo. Was machst du denn hier?“ „Ich will Birgit nur eine Nachricht von Mama bringen. Und was machst du hier? Hehe.“ Lars fürchtete ein wenig um sein Leben. Bei allem, was er über Paul wusste, musste es ihn wundern, dass der noch auf freiem Fuß war. Paul wurde in seinen Kreisen Seraphin Frankenstein genannt. Er geriet im ersten Semester seines Brauereistudiums auf die schiefe Bahn und wurde eine Art Gangster, aber ein echter. Keiner der nur zu Beatboxing darüber rapt, wie er jeden umlegt, der was Schlechtes über seine Mutter sagt. Nein. Paul war kriminell und lebensgefährlich. Schon mit 14 kam er mit seiner großen Kindergartenliebe Klara zusammen, die er vor 5 Jahren um die Ecke brachte, um sein Ganovenimage aufzumöbeln. Das konnte ihm jedoch nie so recht nachgewiesen werden. Zumindest wurde er deshalb nicht belangt. Und Lars wusste von Birgit, dass Paul seitdem Albträume hatte und einen latenten Todeswunsch, der sich in einem noch halsbrecherischeren Lebensstil als vorher äußerte.
Lars versuchte, sich vor Paul nichts anmerken zu lassen und hoffte, Birgit würde das gleiche tun. Doch sie schien nun erst richtig aufzudrehen. Sie vergrub ihr Gesicht in ihrem Schoß und weinte bitterlich.
„Was ist denn hier los?“ Paul ging zu Birgit.
„Lars will mich sitzen lassen.“ schluchzte sie.
Lars scannte Pauls Bekleidung, ob er irgendwelche Waffen erkennen konnte, die der vielleicht bei sich trug. Paul sah ihn nun an: „Ey, Schwager. Was soll denn das? Du empfängst mich an der Tür, als wenn nichts wäre, und dabei willst du meiner kleinen Schwester den Laufpass geben. Willst du mich verarschen oder wie?“ Paul packte ihn am Schlafittchen. Birgit warf sich nun dramatisch von ihrem Schreibtischstuhl in die Kissen ihres Bettes und vergrub dort ihr Gewimmer. Lars schaute kurz, ob das eine Rettungsaktion für ihn werden sollte. Sollte es wohl nicht. Also bibberte er zu Paul: „Nein, nein. Das würde ich mich doch niemals trauen. Dazu habe ich viel zu viel Respekt vor dir.“ Paul sah ihn schief an. „So’n Quatsch. Man kann auch vor jemandem Respekt haben und ihn trotzdem verarschen. Du, mein Lieber, hast einfach nur Angst.“
Lars bekam weiche Knie. „Ja, das stimmt.“
„Ich bin ja für jeden Spaß zu haben, aber das hier, Schwager, ist ernst. Es geht schließlich um eure Zukunft.“
Paul ließ Lars los und fiel nun lässig auf Birgits Schreibtischstuhl.
„Und? Dann schieß mal los. Warum willst du dich von meiner kleinen Schwester trennen?“
Lars wurde sehr, sehr unbehaglich zumute. Das schien ihm so ein Lose-Lose-Szenario zu werden, ein Catch 22, eine Situation, bei der er nur verlieren konnte, egal was er tat. Er brachte zunächst kein Wort heraus.
„Siehst du?“ Paul klatschte in die Hände. „Du hast gar keine Gründe. Deshalb glaube ich auch nicht, dass du dich wirklich trennen willst.“
Nun keuchte Lars ein trockenes, verzweifeltes „Doch“ hervor.
Paul winkte ab. „Ach was. – Oder es ist dir peinlich darüber zu reden.“
Er sah kurz zu Birgit, die mittlerweile eine Heulpause eingelegt hatte, dann blickte er wieder zu Lars. „Habt ihr vielleicht Probleme im Bett? Will sie nicht mit dir schlafen?“
Lars Gesicht wechselte nun von kreidebleich zu puterrot. „Nein, das ist schon in Ordnung.“
Das überzeugte Paul wohl nicht. „Stimmt das Schwesterchen? Ich meine, seid ihr aktiv? Dein Freund scheint mir jedenfalls irgendwie sehr unzufrieden zu sein mit der Beziehungssituation.“ Lars wollte gerade anheben zu einem Es-gibt-Wichtigeres-in-einer-Beziehung-Plädoyer, da kam ihm Birgit mit einer etwas anderen Strategie zuvor und sagte: „Ach, wenn du wüsstest.“
Jetzt wurde Lars etwas unruhig und Paul offensichtlich sehr. „Wie bitte? Was ist los? Was verlangt er von dir? Tut er dir weh? Fickt er dich in den Arsch oder wie?“ Birgit sagte nichts mehr und grub sich nur jämmerlich greinend tiefer in ihre Daunen.
Lars war fassungslos. "Was?"
Ihre einvernehmlichen Experimente in der von Paul angedeuteten Richtung zu Beginn ihrer Beziehung waren mehr von Neugierde als von Verlangen gezeichnet. Sie legten sie nach anderthalb unbeholfenen Versuchen ad acta und strichen relativ gleichgültig diese Nummer aus ihrem Repertoire bevor sie überhaupt aufgenommen war. Nie war es ein besonderes Thema. Aber für Paul offensichtlich schon. Er fuhr zu Lars auf, packte ihn wieder mit einem „Du Schwein!“ am Kragen und pfefferte ihm eine. „Du fickst meine Schwester in den Darm? Und du hast angeblich studiert? Lernt man so was bei euch an der Uni?"
Lars wendete sich mit blutender Lippe an Birgit: „Komm, nun sag doch mal was dazu! Das stimmt doch gar nicht!“ Aber sie flennte nur weiter ins Bettzeug. Paul hielt ihn noch mit einer Hand am Kragen, mit der anderen zückte er sein Telefon. Lars fragte: „Was tust du?“
„Ich rufe jetzt mal meine Jungs an und sag ihnen bescheid, damit sie vorbeikommen und dir einpaar Manieren beibringen.“
Das schien nun selbst Birgit etwas weit zu gehen, denn sie rief: „Nein, lass ihn am Leben. Bitte.“
„Ach, Schwesterchen, wer redet denn hier von Kaltmachen? Es wird schon was von ihm übrig bleiben. Außerdem hast du was Besseres verdient, als so einen perversen Akademiker.“
„Aber ich - liebe ihn doch.“
Das klang in Lars Ohren nicht sehr überzeugend. Aber wenn es den Zweck erfüllte, ihn jetzt zu retten, sollte es ihm recht sein.
„Willst du ihn also wirklich wieder haben?“
„Ich weiß nicht“, zierte sie sich.
„Was soll das heißen, ich weiß nicht? Ich reiß mir gerade den Arsch auf, um dem Kerl hier Vernunft beizubringen, und du sagst, du weißt nicht?“
Birgit setzte sich nun auf. „Ja. Ja, ich will ihn - wenn er sich bemüht.“
Paul packte nun sein Telefon weg und zuppelte Lars Kragen wieder halbwegs gerade. „So, du hast es also gehört. Meine Schwester hat ein unglaublich großes Herz. Das hast du zwar nicht verdient. Aber sie will dich. Also bekommst du noch eine Chance.“
Lars ließ die Schultern fallen und sah zur Decke.
„Aber ich will doch gar keine Chance. Ich will nur weg!“
„Oh-oh. Falsche Antwort. Das üben wir noch mal.“
Jetzt holte Paul sein Schmetterlingsmesser heraus und hielt es Lars unter die Nase, worauf der erschreckt aufschrie: „O.k., o.k. Vielen Dank für die Chance. Ich will sie. Ja. Echt super.“
„Na nu übertreib mal nicht so. Ich bin doch nicht doof. Mir ist klar, dass du das jetzt im Moment nicht ganz so siehst, aber mit der Zeit wirst du das schon lernen. Also, mach sie glücklich, und kein Schweinkram mehr.“
Paul steckte das Messer weg, küsste seine Schwester auf beide Wangen und wollte gerade gehen.
„Ach ja. Weswegen ich eigentlich gekommen bin. Mama und Papa laden uns am Wochenende zum Essen ein und ich sollte dir bescheid geben. Der Arschficker hier ist auch eingeladen.“
Lars überlegte, wie er sich für möglichst lange Zeit in die Psychiatrie einweisen lassen könnte. Wahrscheinlich müsste er nur seinen Puls messen lassen und irgendeinen Psychofragebogen wahrheitsgemäß beantworten, schon wäre er auf unbestimmte Zeit drin.
Paul verließ die Wohnung. Dann war Grabesstille. Lars und Birgit saßen bzw. standen nur da. Lars merkte an ihren Seufzern, die sich wie Geburtswehen häuften, dass sie jetzt von ihm getröstet werden wollte. Er ging zu ihr hin, streichelte ihr Haar und sagte „Ach Liebste, es tut mir leid, was ich gesagt habe.“ Er räusperte sich, sie schluchzte. „Und das mit dem Sex hast du nur gesagt, weil du verletzt warst. Das war nur verständlich.“ Zustimmendes Seufzen von ihr. „Und danke, dass du dich so für mich eingesetzt hast. Sonst würde ich jetzt wohl schon verdientermaßen mit einbetonierten Füßen am Grunde eines Kanals liegen.“
Sie schmiegte sich leicht an ihn und sagte: „Ist ja schon gut.“ Drei Minuten später setzte sie sich wieder an ihre CD-Liste.
„Und bringst du Blumen mit, wenn wir zu Mama und Papa gehen? Aber lass diesmal dieses Beifußkraut weg. Wegen der Allergie meiner Mutter. Das war letztes Mal ziemlich blöd. Sie fragte danach, ob du sie umbringen wolltest.“
Er wusste, dass es zwecklos war, sie darauf hinzuweisen, dass sie es damals nicht nur versäumt hatte, ihn auf die Allergie ihrer Mutter aufmerksam zu machen, sondern dass sogar sie es war, die dieses Kraut als Schmuck für den Strauß ausgesucht hatte, was sie dann vor ihren Eltern natürlich dezent verschwieg.
Je länger er darüber nachdachte, desto besser gefiel ihm die Idee, durch irgendeinen Gesundheitstest durchzufallen, um weggesperrt zu werden. Er würde sich gleich erkundigen gehen. Gerade war er aufgestanden, um sich auf den Weg zu machen, da hörte er sie fragen: „Wo willst du denn hin?“
Er versuchte möglichst normal zu antworten: „Wohin schon? Nach Hause. Du machst doch hier deine Liste.“
„Aber deshalb brauchst du doch nicht zu gehen.“ Dabei verrenkte sie mit verzerrtem Gesicht die Schultern, wie um anzudeuten, dass sie sie gerne massiert bekommen hätte.
„Äh, und ich muss noch was für meine Doktorarbeit machen.“
Sie schluchzte wieder. „Ah, du wolltest dich also nur mal eben so von mir trennen und dich dann wieder an deine Doktorarbeit setzen. Wie kann man nur so kalt sein?“
Jetzt seufzte er. „Nein, dann hätte ich das natürlich nicht gemacht. Na gut. Du hast ja jetzt auch einiges durchgemacht. Ich kann auch bleiben.“
„Nur wenn du wirklich willst. Wenn du natürlich unbedingt arbeiten musst...“
„Nein, nein. Ich bleibe gerne bei dir.“ Er stellte sich hinter sie, und begann ihre Schultern zu massieren. Nun schnurrte sie genussvoll.
Morgen, gleich morgen würde er sich erkundigen.
Lars hatte sich heute von seiner Doktorarbeit frei genommen. Denn er würde sich jetzt von Birgit trennen. Heute musste es passieren. Birgit war lieb, Birgit war schön, Birgit machte ihn wahnsinnig. Sex ist einfach nicht alles. Und seit einiger Zeit war auch das schwierig geworden. Denn wenn das mit dem Sex schwierig ist, ist er irgendwie doch alles. Und er war nicht nur sehr selten geworden. Es drängte sich Lars zudem der Eindruck auf, dass die Lust seiner Freundin sehr davon abhing, was sie gerade sonst noch von ihm wollte. Und das machte ihm keinen Spaß und noch weniger Lust.
Na ja, solche Krisen gibt es halt, und Lars versuchte krampfhaft vor sich selbst zu rechtfertigen, dass seine Entscheidung, sich zu trennen, von diesem Umstand unabhängig war. Birgit machte ihn nicht wahnsinnig vor Sexentzug, sondern vor - ja, vor was eigentlich?
Als er Birgits Wohnung betrat, saß sie vor ihrem PC und brachte gerade den Katalog ihrer CDs und Bücher auf den neuesten Stand. Ab und an tat sie das. Es war letztlich eine nach Lars Empfinden völlig unübersichtliche Liste, die keinerlei Systematik folgte, vieles doppelt und dreifach enthielt, anderes komplett wegließ. Als er über ihre Schulter hinweg kurz dem Cursor auf ihrem Bildschirm zusah, wie er zwischen den Kästchen der Tabelle umständlich herumhüpfte bis er sein Ziel fand, dabei auf dem Weg (vermutlich versehentlich) einpaar Buchstaben löschte, die dann vorerst an zwei bis drei falschen Stellen wieder von Birgit eingefügt wurden, bevor sie wieder am richtigen Platz landeten, da bekam Lars schon Kopfschmerzen.
Vor einem Jahr hatte sie ihm feierlich auf dem Höhepunkt ihrer aufkeimenden Liebe ihren Wohnungsschlüssel übergeben. Nun legte er ihn auf die Kommode neben der Zimmertür, hoffentlich zum letzten Mal. Birgit drehte sich nicht zu ihm um, sie sagte nur beiläufig, was sie gerade tat.
„Ich pflege meine CD- und Bücherliste.“
Er versuchte sich zu fassen. „Birgit, es ist aus.“
Birgit sagte nichts. Sie schien nur für einen Moment aus dem Tritt zu geraten, denn der Cursor bewegte sich einpaar Sekunden lang geradlinig und gezielt durch die Tabelle.
„Hast du mich verstanden? Ich kann so nicht mehr weiter machen.“
Sie seufzte nur.
Lars wusste nun nicht so recht was er tun sollte. Er stammelte: „Ich meine, du musst es doch auch fühlen, dass das mit uns nicht geht. Wir missverstehen uns ständig. Wir können gar nicht miteinander reden.“
Birgit beschrieb jetzt mit der Maus Kreise und Zickzacklinien auf der Bildschirmoberfläche, während sie zum Monitor sagte: „Ja, du bist meiner halt überdrüssig.“
Unangenehm ruhig fügte sie hinzu: „Jetzt sitze ich da mit meinen Gefühlen, dem Rest meines Lebens und all dem Vertrauen, das ich in Dich gesetzt hatte. Aber das interessiert dich ja nicht.“
Lars senkte den Kopf. „Es tut mir leid.“
„Ja ja. Es tut dir leid. Du kannst ja noch hinausgehen in die Welt, dein Leben leben, so viele Kinder zeugen wie du willst. Und ich sitze nun da.“
„Äh, hör mal, hör mal.“ Lars kniff die Augen angestrengt zusammen. „Willst du mir jetzt etwas von deiner biologischen Uhr erzählen? Du bist erst 26. Wir waren nur anderthalb Jahre zusammen. Was willst du mir da einreden?“
„Nur anderthalb Jahre, sagst du. Sie hat dir also nichts bedeutet, diese Zeit.“
Jetzt sah sie ihn mit einem undurchdringlichen Blick an. Diese Worte trafen Lars wie ein Stich ins Herz. Er war nun den Tränen nahe. „Wieso bin ich jetzt der Böse? Ich fühle mich von dir tyrannisiert und weder verstanden noch geliebt.“
Krrrrring! Da erschellte die Wohnungsklingel. Lars erschreckte sich fast zu Tode. Jetzt erst begann Birgit zu heulen, und zwar richtig: „Buhuhuh! Machst du bitte die Tür auf?“
Lars folgte, hatte aber ein ungutes Gefühl als er die Klinke in die Hand nahm. Durch die Tür drang ein vernehmliches „Hallo Schwesterchen!“ Es war Paul, Birgits Bruder. Paul war nun der letzte, den Lars bei seiner Trennung von Birgit dabei haben wollte. Lars öffnete die Tür und er tat es voller Angst. Paul sagte, „Hallo Schwager“ und trat ein. Lars sagte wie aufgezogen „Hallo. Was machst du denn hier?“ „Ich will Birgit nur eine Nachricht von Mama bringen. Und was machst du hier? Hehe.“ Lars fürchtete ein wenig um sein Leben. Bei allem, was er über Paul wusste, musste es ihn wundern, dass der noch auf freiem Fuß war. Paul wurde in seinen Kreisen Seraphin Frankenstein genannt. Er geriet im ersten Semester seines Brauereistudiums auf die schiefe Bahn und wurde eine Art Gangster, aber ein echter. Keiner der nur zu Beatboxing darüber rapt, wie er jeden umlegt, der was Schlechtes über seine Mutter sagt. Nein. Paul war kriminell und lebensgefährlich. Schon mit 14 kam er mit seiner großen Kindergartenliebe Klara zusammen, die er vor 5 Jahren um die Ecke brachte, um sein Ganovenimage aufzumöbeln. Das konnte ihm jedoch nie so recht nachgewiesen werden. Zumindest wurde er deshalb nicht belangt. Und Lars wusste von Birgit, dass Paul seitdem Albträume hatte und einen latenten Todeswunsch, der sich in einem noch halsbrecherischeren Lebensstil als vorher äußerte.
Lars versuchte, sich vor Paul nichts anmerken zu lassen und hoffte, Birgit würde das gleiche tun. Doch sie schien nun erst richtig aufzudrehen. Sie vergrub ihr Gesicht in ihrem Schoß und weinte bitterlich.
„Was ist denn hier los?“ Paul ging zu Birgit.
„Lars will mich sitzen lassen.“ schluchzte sie.
Lars scannte Pauls Bekleidung, ob er irgendwelche Waffen erkennen konnte, die der vielleicht bei sich trug. Paul sah ihn nun an: „Ey, Schwager. Was soll denn das? Du empfängst mich an der Tür, als wenn nichts wäre, und dabei willst du meiner kleinen Schwester den Laufpass geben. Willst du mich verarschen oder wie?“ Paul packte ihn am Schlafittchen. Birgit warf sich nun dramatisch von ihrem Schreibtischstuhl in die Kissen ihres Bettes und vergrub dort ihr Gewimmer. Lars schaute kurz, ob das eine Rettungsaktion für ihn werden sollte. Sollte es wohl nicht. Also bibberte er zu Paul: „Nein, nein. Das würde ich mich doch niemals trauen. Dazu habe ich viel zu viel Respekt vor dir.“ Paul sah ihn schief an. „So’n Quatsch. Man kann auch vor jemandem Respekt haben und ihn trotzdem verarschen. Du, mein Lieber, hast einfach nur Angst.“
Lars bekam weiche Knie. „Ja, das stimmt.“
„Ich bin ja für jeden Spaß zu haben, aber das hier, Schwager, ist ernst. Es geht schließlich um eure Zukunft.“
Paul ließ Lars los und fiel nun lässig auf Birgits Schreibtischstuhl.
„Und? Dann schieß mal los. Warum willst du dich von meiner kleinen Schwester trennen?“
Lars wurde sehr, sehr unbehaglich zumute. Das schien ihm so ein Lose-Lose-Szenario zu werden, ein Catch 22, eine Situation, bei der er nur verlieren konnte, egal was er tat. Er brachte zunächst kein Wort heraus.
„Siehst du?“ Paul klatschte in die Hände. „Du hast gar keine Gründe. Deshalb glaube ich auch nicht, dass du dich wirklich trennen willst.“
Nun keuchte Lars ein trockenes, verzweifeltes „Doch“ hervor.
Paul winkte ab. „Ach was. – Oder es ist dir peinlich darüber zu reden.“
Er sah kurz zu Birgit, die mittlerweile eine Heulpause eingelegt hatte, dann blickte er wieder zu Lars. „Habt ihr vielleicht Probleme im Bett? Will sie nicht mit dir schlafen?“
Lars Gesicht wechselte nun von kreidebleich zu puterrot. „Nein, das ist schon in Ordnung.“
Das überzeugte Paul wohl nicht. „Stimmt das Schwesterchen? Ich meine, seid ihr aktiv? Dein Freund scheint mir jedenfalls irgendwie sehr unzufrieden zu sein mit der Beziehungssituation.“ Lars wollte gerade anheben zu einem Es-gibt-Wichtigeres-in-einer-Beziehung-Plädoyer, da kam ihm Birgit mit einer etwas anderen Strategie zuvor und sagte: „Ach, wenn du wüsstest.“
Jetzt wurde Lars etwas unruhig und Paul offensichtlich sehr. „Wie bitte? Was ist los? Was verlangt er von dir? Tut er dir weh? Fickt er dich in den Arsch oder wie?“ Birgit sagte nichts mehr und grub sich nur jämmerlich greinend tiefer in ihre Daunen.
Lars war fassungslos. "Was?"
Ihre einvernehmlichen Experimente in der von Paul angedeuteten Richtung zu Beginn ihrer Beziehung waren mehr von Neugierde als von Verlangen gezeichnet. Sie legten sie nach anderthalb unbeholfenen Versuchen ad acta und strichen relativ gleichgültig diese Nummer aus ihrem Repertoire bevor sie überhaupt aufgenommen war. Nie war es ein besonderes Thema. Aber für Paul offensichtlich schon. Er fuhr zu Lars auf, packte ihn wieder mit einem „Du Schwein!“ am Kragen und pfefferte ihm eine. „Du fickst meine Schwester in den Darm? Und du hast angeblich studiert? Lernt man so was bei euch an der Uni?"
Lars wendete sich mit blutender Lippe an Birgit: „Komm, nun sag doch mal was dazu! Das stimmt doch gar nicht!“ Aber sie flennte nur weiter ins Bettzeug. Paul hielt ihn noch mit einer Hand am Kragen, mit der anderen zückte er sein Telefon. Lars fragte: „Was tust du?“
„Ich rufe jetzt mal meine Jungs an und sag ihnen bescheid, damit sie vorbeikommen und dir einpaar Manieren beibringen.“
Das schien nun selbst Birgit etwas weit zu gehen, denn sie rief: „Nein, lass ihn am Leben. Bitte.“
„Ach, Schwesterchen, wer redet denn hier von Kaltmachen? Es wird schon was von ihm übrig bleiben. Außerdem hast du was Besseres verdient, als so einen perversen Akademiker.“
„Aber ich - liebe ihn doch.“
Das klang in Lars Ohren nicht sehr überzeugend. Aber wenn es den Zweck erfüllte, ihn jetzt zu retten, sollte es ihm recht sein.
„Willst du ihn also wirklich wieder haben?“
„Ich weiß nicht“, zierte sie sich.
„Was soll das heißen, ich weiß nicht? Ich reiß mir gerade den Arsch auf, um dem Kerl hier Vernunft beizubringen, und du sagst, du weißt nicht?“
Birgit setzte sich nun auf. „Ja. Ja, ich will ihn - wenn er sich bemüht.“
Paul packte nun sein Telefon weg und zuppelte Lars Kragen wieder halbwegs gerade. „So, du hast es also gehört. Meine Schwester hat ein unglaublich großes Herz. Das hast du zwar nicht verdient. Aber sie will dich. Also bekommst du noch eine Chance.“
Lars ließ die Schultern fallen und sah zur Decke.
„Aber ich will doch gar keine Chance. Ich will nur weg!“
„Oh-oh. Falsche Antwort. Das üben wir noch mal.“
Jetzt holte Paul sein Schmetterlingsmesser heraus und hielt es Lars unter die Nase, worauf der erschreckt aufschrie: „O.k., o.k. Vielen Dank für die Chance. Ich will sie. Ja. Echt super.“
„Na nu übertreib mal nicht so. Ich bin doch nicht doof. Mir ist klar, dass du das jetzt im Moment nicht ganz so siehst, aber mit der Zeit wirst du das schon lernen. Also, mach sie glücklich, und kein Schweinkram mehr.“
Paul steckte das Messer weg, küsste seine Schwester auf beide Wangen und wollte gerade gehen.
„Ach ja. Weswegen ich eigentlich gekommen bin. Mama und Papa laden uns am Wochenende zum Essen ein und ich sollte dir bescheid geben. Der Arschficker hier ist auch eingeladen.“
Lars überlegte, wie er sich für möglichst lange Zeit in die Psychiatrie einweisen lassen könnte. Wahrscheinlich müsste er nur seinen Puls messen lassen und irgendeinen Psychofragebogen wahrheitsgemäß beantworten, schon wäre er auf unbestimmte Zeit drin.
Paul verließ die Wohnung. Dann war Grabesstille. Lars und Birgit saßen bzw. standen nur da. Lars merkte an ihren Seufzern, die sich wie Geburtswehen häuften, dass sie jetzt von ihm getröstet werden wollte. Er ging zu ihr hin, streichelte ihr Haar und sagte „Ach Liebste, es tut mir leid, was ich gesagt habe.“ Er räusperte sich, sie schluchzte. „Und das mit dem Sex hast du nur gesagt, weil du verletzt warst. Das war nur verständlich.“ Zustimmendes Seufzen von ihr. „Und danke, dass du dich so für mich eingesetzt hast. Sonst würde ich jetzt wohl schon verdientermaßen mit einbetonierten Füßen am Grunde eines Kanals liegen.“
Sie schmiegte sich leicht an ihn und sagte: „Ist ja schon gut.“ Drei Minuten später setzte sie sich wieder an ihre CD-Liste.
„Und bringst du Blumen mit, wenn wir zu Mama und Papa gehen? Aber lass diesmal dieses Beifußkraut weg. Wegen der Allergie meiner Mutter. Das war letztes Mal ziemlich blöd. Sie fragte danach, ob du sie umbringen wolltest.“
Er wusste, dass es zwecklos war, sie darauf hinzuweisen, dass sie es damals nicht nur versäumt hatte, ihn auf die Allergie ihrer Mutter aufmerksam zu machen, sondern dass sogar sie es war, die dieses Kraut als Schmuck für den Strauß ausgesucht hatte, was sie dann vor ihren Eltern natürlich dezent verschwieg.
Je länger er darüber nachdachte, desto besser gefiel ihm die Idee, durch irgendeinen Gesundheitstest durchzufallen, um weggesperrt zu werden. Er würde sich gleich erkundigen gehen. Gerade war er aufgestanden, um sich auf den Weg zu machen, da hörte er sie fragen: „Wo willst du denn hin?“
Er versuchte möglichst normal zu antworten: „Wohin schon? Nach Hause. Du machst doch hier deine Liste.“
„Aber deshalb brauchst du doch nicht zu gehen.“ Dabei verrenkte sie mit verzerrtem Gesicht die Schultern, wie um anzudeuten, dass sie sie gerne massiert bekommen hätte.
„Äh, und ich muss noch was für meine Doktorarbeit machen.“
Sie schluchzte wieder. „Ah, du wolltest dich also nur mal eben so von mir trennen und dich dann wieder an deine Doktorarbeit setzen. Wie kann man nur so kalt sein?“
Jetzt seufzte er. „Nein, dann hätte ich das natürlich nicht gemacht. Na gut. Du hast ja jetzt auch einiges durchgemacht. Ich kann auch bleiben.“
„Nur wenn du wirklich willst. Wenn du natürlich unbedingt arbeiten musst...“
„Nein, nein. Ich bleibe gerne bei dir.“ Er stellte sich hinter sie, und begann ihre Schultern zu massieren. Nun schnurrte sie genussvoll.
Morgen, gleich morgen würde er sich erkundigen.
_____________________________________
#2
von Joame Plebis • | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Lars und Birgit
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 06.09.2008 15:26von Joame Plebis • | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Guten Tag, GerateWohl!
Spannend ist Deine Geschichte und erweckt so Interesse zum Weiterlesen. Es sind Kleinigkeiten, die mir auffielen. So trennst Du gleich zu Beginn den Begründungssatz mit einemPunkt, anstatt mit einem Komma:
Das drei Sätze später vorkommende 'denn' wäre zu umgehen, überhaupt scheint mir der Satz recht eigenartig:
Die Erzählung paßt sich den Dialogen gut an, die bewußt flacher gehalten sind, somit auch das Milieu von Paul verdeutlichen.
An manchen Stellen wirken die Sätze eine Spur abgehackt.
Dennoch eine Szene, die fesseln kann und den Leser vergessen läßt, daß er liest.
Gruß
Joame
Spannend ist Deine Geschichte und erweckt so Interesse zum Weiterlesen. Es sind Kleinigkeiten, die mir auffielen. So trennst Du gleich zu Beginn den Begründungssatz mit einemPunkt, anstatt mit einem Komma:
Zitat: |
Lars hatte sich heute von seiner Doktorarbeit frei genommen. Denn er würde sich jetzt von Birgit trennen. |
Das drei Sätze später vorkommende 'denn' wäre zu umgehen, überhaupt scheint mir der Satz recht eigenartig:
Zitat: |
Denn wenn das mit dem Sex schwierig ist, ist er irgendwie doch alles. |
Die Erzählung paßt sich den Dialogen gut an, die bewußt flacher gehalten sind, somit auch das Milieu von Paul verdeutlichen.
An manchen Stellen wirken die Sätze eine Spur abgehackt.
Dennoch eine Szene, die fesseln kann und den Leser vergessen läßt, daß er liest.
Gruß
Joame
#3
von axolotl
Lars und Birgit
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 07.09.2008 20:39von axolotl
Hallo GerateWohl,
die Geschichte sagt mir nicht sonderlich zu, was am Plot liegen mag, am üblichen Genderprofil der Protagonisten, an den gekupferten Silhouetten von Charakteren und Handlung, an deren Beliebigkeit, vielleicht auch an manchen Formulierungen.
Im Einzelnen:
Der abgehackte Stil der ersten Sätze legt eine Geschwindigkeit in die Handlung, die m. E. unstimmig erscheint. Gerade wenn man dies mit späteren, wirklichen Aktionen der Charaktere abgleicht, die tatsächlich ein Tempo brauchen und auch stellenweise inne haben.
Für die Meinungsfindung von Lars, die schon länger siedet und nunmehr vielleicht kurz sprudelnd aufkocht, ist das zwar im Ansatz eine sinnvolle Idee, de facto aber ungelenk, gerade weil dieses Stilelement über fast eine ganze Passage ausgereizt und immer wieder aufgeriffen wird (vgl. "Denn er würde sich jetzt von Birgit trennen. Heute musste es passieren. Birgit war lieb, Birgit war schön, Birgit machte ihn wahnsinnig", um nur den Anfang der 'Ketwurst' anzuführen)
Allgemeinplätze wie e.g. "irgendwie", "naja" u.ä. häufen sich dort und widersprechen auch dem Tempo, das die kurzen Sätze auferlegen. Die Füllworte zeigen ein immanentes Verharren, einen Denkprozess mit kurzer Stockung, Sinnierungspausen. Hinzukommt die Überreizung mit 'denn, denn, denn', die die rote Stelle zusätzlich aufkratzen, ja, abermals unterstreichen und aufdringlich machen.
Letztlich beißt sich das alles obendrein mit der daran angefügten Handlung und der recht drögen, einfältig-skizzierten Birgit, auch wenn gerade die Gegenüberstellung die Unterschiedlichkeit bekräftigen soll und als Anzeige des Nichtsfunktionierens erscheinen will. Im weiteren Geschehen wird das aber nicht wieder aufgegriffen, der Charakter Lars verwischt zu einem Abklatsch von Birgit: nicht wirklich agierend, nur reagierend und so unterstützungsbedürftig, dass er eine Hilfsfunktion von nöten hat, um Situationen klären zu können. Bei Birgit ist diese Hilfeinstanz Paul (der Sterotypgangster, Bruder höherer Gewalt, obligatorisch-üblicher Bösebub), bei Lars die Nervenheilanstalt in spe.
Apropos Bigit: Den Herrn Doktor in spe macht diese Frau "wahnsinnig". Die kausale Kette, die ihn in diesem emotionalen Ausnahmezustand führt, heißt "Birgit war lieb, Birgit war schön, Birgit machte ihn wahnsinnig". Das ist mir an Aufzählung und Schlußfolgerung (der noch der Sexualitätskoeffizient angefügt wird) etwas dürftig. Der Charakter Birgit dümpelt als weibliche 0815-Schablone, ein watteweicher Lückefüller, Kognitives nicht groß erwähenswert, aber dafür wenigstens zart besaitet, interimsweise mit guter Matratzenqualität, grob gesagt: Konturen eines Ichs. Mehr hat Birgit im Grunde nicht zu bieten. Aber von guter Prosa erwarte ich mehr, als ein ausgeschriebenes Klischee, letzteres gilt auch für Paul, der sich in seiner eigenen, phrasenhaften Gangsterrolle nicht zurechtzufinden scheint, da u.a. seine sprachlichen Sinuskurven unterschiedliche Extremata haben (vgl. "Ey", "Arschficker" usw. versus 'in den Darm ficken', "Du empfängst mich an der Tür,").
Wohl wahr, dass Birgit für den Plot hier nicht mehr hergeben muss, so langweilig und bedeutungslos erscheinen soll, aber ob die Kurzgeschichte durch schemenhafte Blaupausen-Charaktere einen Gewinn erzielt, will ich doch arg bezweifeln.
Letztlich ist Birgit aber auch ein Stück unüberzeugend, und zwar wenn Lars anführt " Ich fühle mich von dir tyrannisiert". Womit tut sie das? Diese Aussage ist irritierend in bezug auf Birgit und für den Leser nicht nachvollziehbar.
Im übrigen und Disprepanzen in Formulierungen betreffend: Von einer 'Doktorarbeit' nimmt man sich nicht frei. An so etwas arbeitet mehr oder minder frei und sie sind nicht gebunden an feste Büro- und/oder Arbeitszeiten. Man kann es so halten, um der eigenen Organisation willen, aber ein 'frei nehmen' gibt es in diesem Metier weniger. Hier könntest Du eventuell anführen, dass er einen Besprechungstermin mit seinem Doktorvater verschoben hat, was stimmiger daherkommt.
Ein anderer Lapsus hat sich im folgenden Satz eingeschlichen: "Lars versuchte krampfhaft vor sich selbst zu rechtfertigen". Vielleicht wolltest Du hier die 'sich-Doppelung' vermeiden, aber das Verb 'rechtfertigen' braucht das 'sich', es müsste also heißen "Lars versuchte krampftkraft, sich vor sich selbst zu rechtfertigen". Zugegeben ein unschöner Satz, umgehen kann man ihn aber, indem man ein 'innerlich' anstellt oder die ganze Stelle neu überdenkt.
Im Wort "Alpträume" kennt der Duden zwischenzeitlich und alternativ auch schon das P, aber man muss nicht jeden Quatsch adaptieren, nur weil ein 'Volksleiden', in Träumen Alpen statt Alben zu sehen, nachhaltig als ebenso legitim attestiert wurde.
Ein anderer Kritikpunkt zielt auf Deinen stellenweisen Comicduktus ab. Ich bitte Dich: "Buhuhu", "Krrrrring!" ? Du darfst einem Leser schon zutrauen, dass er nicht so oft auf den Schädel gefallen ist, als dass er bitterliches Flennen oder ein Klingeln an der Haustüre nicht umzusetzen wüßte. Auch Fans der ersten Batman-Folgen wird derartiges in einem Prosastück eher erschrecken.
Gelöst davon verbrätst Du einiges an Phrasen: "Diese Worte trafen Lars wie ein Stich ins Herz", "Lars erschreckte sich fast zu Tode", "[...]um die Ecke brachte", "Lars bekam weiche Knie", "Grabesstille" und im übertragenen Sinne "mit einbetonierten Füßen am Grunde eines Kanals liegen"; andere Stereotypen in der wörtlichen Rede der Protagonisten hier noch ausgeklammert. Dass einem ab und zu(fällig) eine anteilige Redewendung zwischen die Finger kommt, ist nicht tragisch, hier aber lese ich für meine Begriffe schon zu viel davon.
Die 'Lösung' für Deinen Protagonisten ist äußerst schwammig. Ein wenig Puls messen, ein Kreuzchen falsch setzen und schon, Hallelujah, erfüllt der gute Lars alle ICD-10/DSM-IV-Kriterien, um alles "lebenslang" nicht mehr ertragen zu müssen. Dass der Protagonist ein solch einfaches Vorgehen für möglich hält, mutet unbelesen und undurchdacht an, dass Du als Autor dieser Geschichte derartiges verkaufen willst, läßt mich zumindest an einer nötigen Recherche zweifeln. Oder magst Du die Charaktere gern etwas unbeholfen?
Tut mir sehr leid, aber ich halte die Kurzgeschichte in dieser Form für sehr überarbeitungswürdig. Sie holt keinen hinter dem Ofen hervor und ist in meinen Augen momentan ein Schuß in den selbigen, obschon sie Potential hätte.
Nichts für ungut, GerateWohl. Und wenn ich an an welcher Stelle auch immer einfach die Augen nicht weit genug geöffnet oder etwas missverstanden oder überinterpretiert habe, darfst Du mir selbstredend gerne auf die Pfoten hauen.
Grüße
axo
die Geschichte sagt mir nicht sonderlich zu, was am Plot liegen mag, am üblichen Genderprofil der Protagonisten, an den gekupferten Silhouetten von Charakteren und Handlung, an deren Beliebigkeit, vielleicht auch an manchen Formulierungen.
Im Einzelnen:
Der abgehackte Stil der ersten Sätze legt eine Geschwindigkeit in die Handlung, die m. E. unstimmig erscheint. Gerade wenn man dies mit späteren, wirklichen Aktionen der Charaktere abgleicht, die tatsächlich ein Tempo brauchen und auch stellenweise inne haben.
Für die Meinungsfindung von Lars, die schon länger siedet und nunmehr vielleicht kurz sprudelnd aufkocht, ist das zwar im Ansatz eine sinnvolle Idee, de facto aber ungelenk, gerade weil dieses Stilelement über fast eine ganze Passage ausgereizt und immer wieder aufgeriffen wird (vgl. "Denn er würde sich jetzt von Birgit trennen. Heute musste es passieren. Birgit war lieb, Birgit war schön, Birgit machte ihn wahnsinnig", um nur den Anfang der 'Ketwurst' anzuführen)
Allgemeinplätze wie e.g. "irgendwie", "naja" u.ä. häufen sich dort und widersprechen auch dem Tempo, das die kurzen Sätze auferlegen. Die Füllworte zeigen ein immanentes Verharren, einen Denkprozess mit kurzer Stockung, Sinnierungspausen. Hinzukommt die Überreizung mit 'denn, denn, denn', die die rote Stelle zusätzlich aufkratzen, ja, abermals unterstreichen und aufdringlich machen.
Letztlich beißt sich das alles obendrein mit der daran angefügten Handlung und der recht drögen, einfältig-skizzierten Birgit, auch wenn gerade die Gegenüberstellung die Unterschiedlichkeit bekräftigen soll und als Anzeige des Nichtsfunktionierens erscheinen will. Im weiteren Geschehen wird das aber nicht wieder aufgegriffen, der Charakter Lars verwischt zu einem Abklatsch von Birgit: nicht wirklich agierend, nur reagierend und so unterstützungsbedürftig, dass er eine Hilfsfunktion von nöten hat, um Situationen klären zu können. Bei Birgit ist diese Hilfeinstanz Paul (der Sterotypgangster, Bruder höherer Gewalt, obligatorisch-üblicher Bösebub), bei Lars die Nervenheilanstalt in spe.
Apropos Bigit: Den Herrn Doktor in spe macht diese Frau "wahnsinnig". Die kausale Kette, die ihn in diesem emotionalen Ausnahmezustand führt, heißt "Birgit war lieb, Birgit war schön, Birgit machte ihn wahnsinnig". Das ist mir an Aufzählung und Schlußfolgerung (der noch der Sexualitätskoeffizient angefügt wird) etwas dürftig. Der Charakter Birgit dümpelt als weibliche 0815-Schablone, ein watteweicher Lückefüller, Kognitives nicht groß erwähenswert, aber dafür wenigstens zart besaitet, interimsweise mit guter Matratzenqualität, grob gesagt: Konturen eines Ichs. Mehr hat Birgit im Grunde nicht zu bieten. Aber von guter Prosa erwarte ich mehr, als ein ausgeschriebenes Klischee, letzteres gilt auch für Paul, der sich in seiner eigenen, phrasenhaften Gangsterrolle nicht zurechtzufinden scheint, da u.a. seine sprachlichen Sinuskurven unterschiedliche Extremata haben (vgl. "Ey", "Arschficker" usw. versus 'in den Darm ficken', "Du empfängst mich an der Tür,").
Wohl wahr, dass Birgit für den Plot hier nicht mehr hergeben muss, so langweilig und bedeutungslos erscheinen soll, aber ob die Kurzgeschichte durch schemenhafte Blaupausen-Charaktere einen Gewinn erzielt, will ich doch arg bezweifeln.
Letztlich ist Birgit aber auch ein Stück unüberzeugend, und zwar wenn Lars anführt " Ich fühle mich von dir tyrannisiert". Womit tut sie das? Diese Aussage ist irritierend in bezug auf Birgit und für den Leser nicht nachvollziehbar.
Im übrigen und Disprepanzen in Formulierungen betreffend: Von einer 'Doktorarbeit' nimmt man sich nicht frei. An so etwas arbeitet mehr oder minder frei und sie sind nicht gebunden an feste Büro- und/oder Arbeitszeiten. Man kann es so halten, um der eigenen Organisation willen, aber ein 'frei nehmen' gibt es in diesem Metier weniger. Hier könntest Du eventuell anführen, dass er einen Besprechungstermin mit seinem Doktorvater verschoben hat, was stimmiger daherkommt.
Ein anderer Lapsus hat sich im folgenden Satz eingeschlichen: "Lars versuchte krampfhaft vor sich selbst zu rechtfertigen". Vielleicht wolltest Du hier die 'sich-Doppelung' vermeiden, aber das Verb 'rechtfertigen' braucht das 'sich', es müsste also heißen "Lars versuchte krampftkraft, sich vor sich selbst zu rechtfertigen". Zugegeben ein unschöner Satz, umgehen kann man ihn aber, indem man ein 'innerlich' anstellt oder die ganze Stelle neu überdenkt.
Im Wort "Alpträume" kennt der Duden zwischenzeitlich und alternativ auch schon das P, aber man muss nicht jeden Quatsch adaptieren, nur weil ein 'Volksleiden', in Träumen Alpen statt Alben zu sehen, nachhaltig als ebenso legitim attestiert wurde.
Ein anderer Kritikpunkt zielt auf Deinen stellenweisen Comicduktus ab. Ich bitte Dich: "Buhuhu", "Krrrrring!" ? Du darfst einem Leser schon zutrauen, dass er nicht so oft auf den Schädel gefallen ist, als dass er bitterliches Flennen oder ein Klingeln an der Haustüre nicht umzusetzen wüßte. Auch Fans der ersten Batman-Folgen wird derartiges in einem Prosastück eher erschrecken.
Gelöst davon verbrätst Du einiges an Phrasen: "Diese Worte trafen Lars wie ein Stich ins Herz", "Lars erschreckte sich fast zu Tode", "[...]um die Ecke brachte", "Lars bekam weiche Knie", "Grabesstille" und im übertragenen Sinne "mit einbetonierten Füßen am Grunde eines Kanals liegen"; andere Stereotypen in der wörtlichen Rede der Protagonisten hier noch ausgeklammert. Dass einem ab und zu(fällig) eine anteilige Redewendung zwischen die Finger kommt, ist nicht tragisch, hier aber lese ich für meine Begriffe schon zu viel davon.
Die 'Lösung' für Deinen Protagonisten ist äußerst schwammig. Ein wenig Puls messen, ein Kreuzchen falsch setzen und schon, Hallelujah, erfüllt der gute Lars alle ICD-10/DSM-IV-Kriterien, um alles "lebenslang" nicht mehr ertragen zu müssen. Dass der Protagonist ein solch einfaches Vorgehen für möglich hält, mutet unbelesen und undurchdacht an, dass Du als Autor dieser Geschichte derartiges verkaufen willst, läßt mich zumindest an einer nötigen Recherche zweifeln. Oder magst Du die Charaktere gern etwas unbeholfen?
Tut mir sehr leid, aber ich halte die Kurzgeschichte in dieser Form für sehr überarbeitungswürdig. Sie holt keinen hinter dem Ofen hervor und ist in meinen Augen momentan ein Schuß in den selbigen, obschon sie Potential hätte.
Nichts für ungut, GerateWohl. Und wenn ich an an welcher Stelle auch immer einfach die Augen nicht weit genug geöffnet oder etwas missverstanden oder überinterpretiert habe, darfst Du mir selbstredend gerne auf die Pfoten hauen.
Grüße
axo
#4
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Lars und Birgit
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 08.09.2008 11:11von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Joame,
danke Dir für die Korrekturen und den Kommentar.
Hallo axo,
Dir ebenfalls ein besonders großes Dankeschön für die umfangreiche Rückmeldung, die mir nicht nur eine große Reihe an Schwächen des Textes aufzeigt, sondern auch aus meiner Sicht sehr inspirierende Wege aus dieser diletantischen Suppe, in der ich hier rühre.
Vielleicht ganz kurz zum Hintergrund. Zum einen hatte der Text für mich den Zweck mich schrittweise dieser Birgit-Figur zu nähern, die ich nicht so ganz einfach zu handhaben finde, wie ich feststellen musste, nachdem ich sie mir ausgedacht hatte.
Zum anderen war der Text von der Form her vor allem fürs Vorlesen gedacht, was diese Comic-Ausdrücke wie Krrring! erklärt, aber natürlich nicht rechtfertigt.
Das "Tyrannisieren" von Lars durch Birgit sah ich eigentlich durch ihre Art demonstriert, ihm unentwegt Schuldgefühle einzureden.
Den gemischten Sprachschatz von Paul sah ich übrigens schon dadurch gerechtfertigt, dass er ja nun immerhin einmal ein Brauerei-Studium begonnen hat, also auch über ein Abitur verfügt, sich aber natürlich standesgemäß eines gewissen Habitus bedient. Es war mir wichtig, ihn nicht völlig eindimensional darzustellen. Ich dachte, ich hätte das durch zum Beispiel die Bemerkung zum Respekt oder der Reaktion auf Lars Einlenken bei der Bedrohung durchs Messer deutlich genug getan. Hm. Ist wohl nicht so ganz geglückt.
Und ja, ich mag die Charaktere gerne etwas unbeholfen.
Aber bzgl. der SChablonenhaftigkeit gebe ich Dir recht. Und der stilistischen Plattheiten ebenfalls. Da gibt es viel zu tun. Und Du hast sehr gute Wege aufgezeigt, was zumindest zu vermeiden oder wo wesentlich tiefer reinzugehen wäre um dem Ganzen eine gewisse literarische Qualität zu geben. Das das, gebe ich zu, strebe ich ja irgendwo an.
Insofern, danke für die Hilfe.
Edit: Ach ja, und danke für die Korrekturen.
Grüße,
GW
danke Dir für die Korrekturen und den Kommentar.
Hallo axo,
Dir ebenfalls ein besonders großes Dankeschön für die umfangreiche Rückmeldung, die mir nicht nur eine große Reihe an Schwächen des Textes aufzeigt, sondern auch aus meiner Sicht sehr inspirierende Wege aus dieser diletantischen Suppe, in der ich hier rühre.
Vielleicht ganz kurz zum Hintergrund. Zum einen hatte der Text für mich den Zweck mich schrittweise dieser Birgit-Figur zu nähern, die ich nicht so ganz einfach zu handhaben finde, wie ich feststellen musste, nachdem ich sie mir ausgedacht hatte.
Zum anderen war der Text von der Form her vor allem fürs Vorlesen gedacht, was diese Comic-Ausdrücke wie Krrring! erklärt, aber natürlich nicht rechtfertigt.
Das "Tyrannisieren" von Lars durch Birgit sah ich eigentlich durch ihre Art demonstriert, ihm unentwegt Schuldgefühle einzureden.
Den gemischten Sprachschatz von Paul sah ich übrigens schon dadurch gerechtfertigt, dass er ja nun immerhin einmal ein Brauerei-Studium begonnen hat, also auch über ein Abitur verfügt, sich aber natürlich standesgemäß eines gewissen Habitus bedient. Es war mir wichtig, ihn nicht völlig eindimensional darzustellen. Ich dachte, ich hätte das durch zum Beispiel die Bemerkung zum Respekt oder der Reaktion auf Lars Einlenken bei der Bedrohung durchs Messer deutlich genug getan. Hm. Ist wohl nicht so ganz geglückt.
Und ja, ich mag die Charaktere gerne etwas unbeholfen.
Aber bzgl. der SChablonenhaftigkeit gebe ich Dir recht. Und der stilistischen Plattheiten ebenfalls. Da gibt es viel zu tun. Und Du hast sehr gute Wege aufgezeigt, was zumindest zu vermeiden oder wo wesentlich tiefer reinzugehen wäre um dem Ganzen eine gewisse literarische Qualität zu geben. Das das, gebe ich zu, strebe ich ja irgendwo an.
Insofern, danke für die Hilfe.
Edit: Ach ja, und danke für die Korrekturen.
Grüße,
GW
_____________________________________
#5
von Pog Mo Thon (gelöscht)
Lars und Birgit
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 08.09.2008 11:20von Pog Mo Thon (gelöscht)
Bitte füge doch ein paar echte Absätze ein, so wie du das in deinen Kommentaren ja durchaus beherrschst, denn ich würde es auch ganz gerne lesen. Danke.
#6
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Lars und Birgit
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 08.09.2008 11:28von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
#7
von axolotl
Lars und Birgit
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 09.09.2008 21:21von axolotl
Hallo GerateWohl,
danke für die Ausführungen. Gerade was Paul betrifft, werde ich den Text nochmal gegenlesen. Vielleicht war ich da zu harsch, weil Paul ja im Grunde durch die Ambivalenz auch ein - wenn auch kleines Stück - aus dem kritisierten Stereotyp ausbricht. So ganz überzeugt bin ich aber auch mit Deiner Erklärung noch nicht. Nichtsdestotrotz: ich schau nochmal rein.
Was mir nachhaltig noch aufgefallen ist, betrifft wieder die flatterhafte Birgit.
Zum einen ist das Schnurren in dieser Formulierung wieder phrasenhaft und die Wende allzu margarinenweich, zum anderen - und das ist weniger Kritik, mehr mein Problem mit einem wie auch immer gearteten Geschlechterklischee - kann ich solchen Frauentypen wenig Ernst schenken, die allein bei Handauflegen eines Mannes gleich hingebungsvolle Dieselmotoren werden oder sich im übelsten Falle wie morphinierte Katzen aufbäumen, winden und Körperpartien im Lattenfieber andienen.
Würde es nicht völlig ausreichen, Birgit wieder in ihre Handlungklammer zurückzuführen, indem sie 'einfach nur' ihre Liste weiter ordnet?
Letztlich noch zum Titel: Ginge da nicht mehr, als dieses langweilige Zweigestirn? Etwas wie "Strategie Laufpass", "Beifußnoten" oder "künstlicher Ausgang" (abgeleitet von Anus praeter, in strenger Übersetzung, nicht medizinisch). Gut, meine Vorschläge sind jetzt nicht sonderlich überzeugend, aber eventuell denkst Du dennoch im Zuge der Überarbeitung über einen kackigen Titel nach.
Grüße
axo
danke für die Ausführungen. Gerade was Paul betrifft, werde ich den Text nochmal gegenlesen. Vielleicht war ich da zu harsch, weil Paul ja im Grunde durch die Ambivalenz auch ein - wenn auch kleines Stück - aus dem kritisierten Stereotyp ausbricht. So ganz überzeugt bin ich aber auch mit Deiner Erklärung noch nicht. Nichtsdestotrotz: ich schau nochmal rein.
Was mir nachhaltig noch aufgefallen ist, betrifft wieder die flatterhafte Birgit.
Zitat: |
Nun schnurrte sie genussvoll |
Zum einen ist das Schnurren in dieser Formulierung wieder phrasenhaft und die Wende allzu margarinenweich, zum anderen - und das ist weniger Kritik, mehr mein Problem mit einem wie auch immer gearteten Geschlechterklischee - kann ich solchen Frauentypen wenig Ernst schenken, die allein bei Handauflegen eines Mannes gleich hingebungsvolle Dieselmotoren werden oder sich im übelsten Falle wie morphinierte Katzen aufbäumen, winden und Körperpartien im Lattenfieber andienen.
Würde es nicht völlig ausreichen, Birgit wieder in ihre Handlungklammer zurückzuführen, indem sie 'einfach nur' ihre Liste weiter ordnet?
Letztlich noch zum Titel: Ginge da nicht mehr, als dieses langweilige Zweigestirn? Etwas wie "Strategie Laufpass", "Beifußnoten" oder "künstlicher Ausgang" (abgeleitet von Anus praeter, in strenger Übersetzung, nicht medizinisch). Gut, meine Vorschläge sind jetzt nicht sonderlich überzeugend, aber eventuell denkst Du dennoch im Zuge der Überarbeitung über einen kackigen Titel nach.
Grüße
axo
|
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