#1

Der Nullchecker

in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 26.10.2008 22:17
von Pseudonym (gelöscht)
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Nullchecker

Das große Ganze darf man nicht aus dem Auge verlieren. Dieses Motto habe ich mir schon immer hinter die Löffel geschrieben.
Das ist wichtig. Wenn du nämlich sauer bist, und zwar so richtig sauer, so sehr dass du am liebsten die ganze Welt niederbrennen möchtest und, da du das aus bestimmten Gründen nicht tun kannst, weil du nämlich weder ausreichend viele Streichhölzer auftreiben kannst, noch die Welt aus genügend brennbarem Kram besteht, um wirklich komplett abzufackeln, also wenn du diesen Wunsch, die Welt niederzubrennen, nicht so ganz aufgeben magst und deshalb wenigstens eine Tankstelle in Flammen aufgehen sehen willst - denn dafür hat man immer genügend Streichhölzer -, dann achte wenigstens darauf, dass deine eigene Karre weit genug weg steht, damit sie keinen Schaden nimmt und sieh zu, dass sie voll getankt ist, damit du sicher sein kannst, auf die Dienste dieses Ladens, den du platt machst, verzichten zu können, auch in Zukunft, denn wahrscheinlich wird dort nicht so schnell eine neue Tanke stehen bei der du deinen Wagen abfüllen kannst. Aus dem Grund habe ich noch nie eine Tankstelle niedergebrannt. Weder in meiner Nähe noch sonst wo. Denn ich behalte immer das große Ganze im Blick, und wenn ich sauer bin, saufe ich und habe keine Lust meine Karre weiter weg zu fahren von dem Ort wo ich bin, bevor ich da irgendetwas abfackele. Deshalb mache ich meist gar nichts weiter, wenn ich richtig sauer bin.
Außer gestern. Da habe ich meinem Kumpel Fred ein Ding auf die Fresse gekloppt. Aber nur weil der mir vorher eins verpasst hatte. Der Fred hat nämlich überhaupt keinen Überblick über irgendwas. Der sieht rot und macht dann irgendeinen Scheiß. Und wenn du immer mit einem Kerl zusammen bist, der nichts peilt und ständig was verbockt, dann denken die Leute, dass du auch ständig was verbockst. Und das regt mich total auf, wenn die Leute so was von mir denken. Aber ich mache dann ja nichts. Aber der Fred nervt mich mit seinen ständigen Geschichten. Er hatte einen Scheibenwischer bei der Tanke geklaut und mir zum Geburtstag geschenkt. Eigentlich eine voll nette Idee. Ich war richtig gerührt, dass der das mitgekriegt hat, dass seit Monaten der rechte Wischer an meiner Karre nicht mehr richtig läuft. Deshalb hätten wir neulich fast einen Unfall gebaut als es regnete. Na ja, jedenfalls habe ich ihn gleich gefragt, wie er den bezahlen konnte, denn die Kohle vom Fred verwaltet seine Alte und die hätte ihm niemals was gegeben, um mir ein Geschenk zu kaufen. Die kann mich nämlich nicht ausstehen, weil die immer glaubt, ich hätte so einen schlechten Einfluss auf ihren Fred, weil der immer Scheiß baut, wenn ich bei ihm bin. Dabei tut er das auch, wenn ich nicht bei ihm bin. Und wenn ich da bin, versuche ich immer auf ihn aufzupassen. Aber der Alten fehlt auch echt der Durchblick. Deshalb habe ich die beiden damals auch zusammen gebracht. Weil ich dachte, die beiden passen so gut zusammen, weil die beide so Nullchecker sind.
Auf meine Frage hin gestand der Fred, dass er den Wischer bei der Tanke geklaut hat, und da habe ich gesagt, ich will keinen geklauten Scheibenwischer und ob er denn bekloppt ist. Da ist er ausgeflippt, der Fred, und boxte auf meinen linken Wangenknochen. Und das tat echt weh. Daraufhin hab ich ihm dann ein Ding auf den Mund gegeben, an den Unterkiefer. Ich spürte richtig, wie seine Zähne oben und unten aneinander schmirgelten. Das tat mir dann echt leid, und das sagte ich ihm auch. Das heißt, ich kam gar nicht so recht dazu, denn der Fred schlug meine Hand weg und schrie, ich bin das größte Arschloch, dass es gibt, und meinetwegen läuft immer alles so beschissen für ihn.
Da sagte ich ihm endlich mal, was ich schon seit langem erkannt hatte, nämlich dass er jetzt schon genauso einen Schwachsinn redet, wie seine Alte. Und das war wohl wieder so ein Fehler von mir in dem Moment. Denn der Fred wurde wieder fuchsteufelswild.
Wobei, eigentlich nicht so richtig. Denn er haute mir keine mehr. Er schrie mich nur an. Ich glaube, er meinte jetzt, irgendwie die Ehre seiner Alten verteidigen zu müssen. Er brüllte, ich weiß ja gar nicht, was es heißt, eine Beziehung zu führen. Und deshalb würde es ja auch keine Frau bei mir länger als drei Monate aushalten. Dabei stimmt das gar nicht. In Wirklichkeit ist es so, dass ich es nicht länger mit denen aushalte. Die laufen mir dann immer noch voll lange nach, obwohl ich denen klipp und klar sage, was Sache ist, und dass ich mich endgültig von ihnen getrennt habe. Aber das blickte der Fred wieder nicht. Hatte in dem Moment auch keinen Zweck da weiter mit ihm drüber zu diskutieren. Stattdessen sagte ich ihm, dass er der beste Kumpel ist, den ich habe und dass ich echt gerührt bin, wegen des Scheibenwischers, aber dass ich den nicht annehmen kann. Denn Klauen, das ist voll nicht korrekt. So spreche ich immer mit dem Fred. Das findet er immer lustig, wenn ich „voll nicht irgendwas“ sage. Und da hatte ich ihn wieder. Er grinste und wir haben uns vertragen. Dann sind wir einen auf meinen Geburtstag saufen gegangen.
Ganz spät, als wir überhaupt nicht mehr nüchtern waren, da kam der Fred auf die Idee, den Scheibenwischer zu der Tankstelle zurück zu bringen und sich bei dem Tankwart fürs Klauen zu entschuldigen. Ich sagte, nee nee Fred, und dass wir das mal schön bleiben lassen, sonst kriegt er noch ’ne Anzeige. Aber der Fred sagte, ich bin sein bester Kumpel, und er will meine Ehre wieder herstellen und seine auch, weil er mir das als mein Kumpel schuldig ist. Das fand ich in dem Moment, so besoffen wie ich war, irgendwie voll korrekt. Also sind wir noch zur Tanke rüber gefahren mit meiner Karre. Eigentlich fahre ich nicht mehr, wenn ich so besoffen bin, aber diesmal war eine Ausnahme. Ich hatte Geburtstag, und das war für den Fred und mich jetzt irgendwie wichtig, da an einem Strang zu ziehen.
Aber das Ganze war voll die Scheißidee. Wir eierten zu der Tanke rüber, ich konnte vor Suff echt nicht mehr gerade gucken, und ich streifte mit dem Wagen die eine Zapfsäule. Als wir ausstiegen, um den Schaden anzugucken, der echt krass war – da lief nämlich sogar Benzin raus -, da kam der Tankwart schon schreiend angehumpelt, und meckerte uns laut an, als wenn der glaubte, wir würden ihm den Schaden nicht ersetzen wollen oder so. Das regte uns dann voll auf. Anstatt erstmal zu fragen, was Sache ist… Wir wollten ihm ja seinen verfickten Scheibenwischer wieder bringen. Hätten wir ja gar nicht machen brauchen. Aber was machte der? Maulte uns bloß an, und wir beide, der Fred und ich, wurden sauer.
Doch ich mach dann ja nichts, wenn ich sauer bin. Der Fred aber packte den Tankwart am Kragen und brüllte zurück, er wird ihm gleich zeigen, was er von solchen Idioten wie ihm hält, die nicht checken, was los ist. Dann zog der Fred plötzlich sein Feuerzeug aus der Tasche und hielt das dem Tankwart brennend vor die Nase. Da schlug ich ihm das, bevor er was anstellt, schnell aus der Hand – leider voll in die Benzinlache von dem Leck in der Zapfsäule.
Mann guckten wir alle blöd. Der Tankwart rannte zuerst und wir direkt wie die Irren hinterher.
Ja, und das Ende von der Geschichte, was soll ich sagen? Mein Auto ist jetzt völlig im Arsch, die Tankstelle auch, und der Fred hat’s wieder mal voll verbockt. Aber gute Freunde halten halt zusammen.
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#2

Der Nullchecker

in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 27.10.2008 09:39
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
hallo Pseudo

eine stimmige Milieustudie, wenn ich das so sagen darf. obwohl Wörter wie "Maxime" nicht so recht zu Nullchecker, Tanke, Karre, Löffel, "voll xy" und Alte passen wollen. ich denke das darf man aber bei so kurzem Zeitrahmen nicht wirklich ankreiden. erstaunlich wie präzise du ansonsten arbeitest und vor allem wie passgenau der Clou mit "voll nicht irgendwas" eingebaut wurde.

am besten gefielen mir die schmirgelnden Zähne. da musste ich schmunzeln.

Gruß
Alcedo

e-Gut
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#3

Der Nullchecker

in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 29.10.2008 11:22
von Arno Boldt | 2.760 Beiträge | 2760 Punkte
Meinen Glückwunsch, Gunter! :-) Leider konnte ich nicht im Wettbewerbsfaden posten, so dass ich dir das hier gern reinschreibe.

Grüße,
Arno.

http://arnoboldt.wordpress.com/
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#4

Der Nullchecker

in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 30.10.2008 18:29
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Hallo Alcedo,

danke Dir für Deinen Kommentar. Ja, die Maxime stand ganz am Anfang. Da ich mir den Text nicht noch einmal durchlesen konnte, passiert sowas.
Auch ich werde den Text wohl nochmal überarbeiten.

Arno, vielen Dank für Deinen Glückwunsch. Immerhin habe ich ein starkes Feld aufgerollt.

Nur zwei Teilnehmer. Das ist wohl meine einzige Chance auch mal einen Prosa-Wettbewerb zu gewinnen. Daher genieße ich das.

Grüße,
GW

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#5

Der Nullchecker

in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 30.10.2008 23:53
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
freut mich, dass an den Texten weitergefeilt wird.

genug gesiegt - den nächsten Wettbewerb darfst Du dann leiten, GW!

und was heißt "nur"! ich war heilfroh dass überhaupt noch Beiträge reinkamen: bis 2 Minuten vor Schluss dachte ich meine Themenvorgabe hat alle das Weite suchen lassen...

Grüße
Alcedo

e-Gut
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#6

Der Nullchecker

in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 31.10.2008 11:52
von Arno Boldt | 2.760 Beiträge | 2760 Punkte
Waren wohl auch kaum welche online, wie ich das mitbekommen habe. Schade eigentlich. Aber ich würde hier noch mal betonen wollen, dass ich für diese Wettbewerbsart nicht alle 2 Wochen als Zeitspanne planen würde. Sonst ist es einem schnell zu viel und der Reiz daran geht verloren. Ich würde es vielleicht alle 6 Wochen machen - immer zur Monatsmitte, damit es mit dem GedichtdesMonats nicht so in Kollision gerät. Ist aber nur ein Gedanke.

Gruß.

http://arnoboldt.wordpress.com/
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#7

Der Nullchecker

in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 31.10.2008 12:46
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
Ja also, wenn ich den nächsten Wettbewerb leite, und mir Monatelang eine ausgefeiltst konzipierte Aufgabenstellung überlege, will ich ja nicht, dass dann keener da ist.
Insofern pflichte ich Dir bei.

Allerdings wird es schwierig, bei einem 6-Wochen-Rhythmus immer die Monatsmitte zu treffen.

Aber Ende November, gerade noch bevor das Adventsbasteln beginnt, ist doch eine gute Idee. Eine Idee, die mir eigentlich zu schade für den Einstundenwettbewerb ist, wäre ja, das Schreiben von Weihnachtsgedichten, die dann Heiligabend unter dem Christbaum aufgesagt werden können.
Daher stelle ich die hier mal in den Raum.

Vielleicht macht ja jemand dafür einen separaten Wettbewerb im Kurzes für Knirpse-Bereich.

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#8

Der Nullchecker

in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 31.10.2008 13:29
von Brotnic2um • Mitglied | 645 Beiträge | 645 Punkte
Hallo zusammen,

ich finde die sechzig Minuten Frist zu hart. Ich plädiere für Samstag 12.00 bis Sonntag 12.00 Uhr. Ich war am besagten Sonntag auf der Wettbewerbsseite, sah das Thema - das mir viel zu speziell war - sah die Uhrzeit 21.00 Uhr, mein leeres Worddokument und brachte zehn Minuten nichts, aber auch gar nichts zustande und ließ es dann sein.

Daher ist dieses Versagen natürlich ein dickes Lob an Geratewohl und Arno intelligente und witzige Storys zustande gebracht zu haben. Mich wundert es also nicht, dass nur zwei Einsendungen vorhanden waren.

Noch ein Wort zum Thema. Ich plädiere für einfache Schlagworte wie Farbe, Rot, Musik, Herbscht etc. Aber Sätze, wenn wir jetzt nicht dieses tun, dann passiert jenes, der war mir zu kompliziert bzw. schon Geschichte genug.

Gruß
Brot

So, das waren meine Eindrücke.
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#9

Der Nullchecker

in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 07.11.2008 00:42
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Guten Tag, GerateWohl!

Na endlich konnte ich es irgendwie lesen. Etwas unübersichtlich, aber ich darf nicht nörgeln, weil Du es im Eilzugstempo geschrieben hast. Interessante Charaktere hast Du in dieser humorvollen Geschichte als Hauptdarsteller. Ein wenig belämmert und grob; scheint aber ganz gut dem zu entsprechen, was es tatsächlich um uns gibt, ohne daß wir es ahnen. Mir hat es gefallen. Jetzt ist der Streß des Wettbewerbes vorüber und vielleicht findest Du irgendwann Zeit, daran zu feilen - und vor allem die Zeilenschaltung ein wenig zu aktivieren. Ich gratuliere Dir!

Gruß
Joame
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#10

Der Nullchecker

in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 09.11.2008 23:29
von Maya (gelöscht)
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Ich werde mit der Geschichte nicht so richtig warm, aber muss ich ja auch gar nicht. Respekt dafür, so eine Story in so kurzer Zeit zu verfassen und Gratulation, wenn auch verspätet. Eigentlich bin ich nur hier, um auf Brots Vorschlag einzugehen. Gemein, oder?

Also ich fände es ungerecht, den Wettbewerb von 12 Uhr samstags bis 12 Uhr sonntags laufen zu lassen, denn einerseits gibt es Leute, die den ganzen Tag Zeit haben, an der Geschichte zu basteln, andererseits welche, die sich um Familie oder Freunde kümmern müssen/wollen oder arbeiten gehen. Das würde die Wettbewerbsbedingungen extrem verzerren. Aber ich gebe dir schon auch Recht, denn eine Stunde halte ich ebenfalls zu knapp für Prosa, ich wäre für 2h und eine frühere Startzeit, d.h. so 18 Uhr, spät. 18.01 Uhr, denn

a) würden sich vielleicht mehr Leute beteiligen, weil die TV-Kieker mitmachen, die dem 20.15 Uhr Sonntagsfilm ansonsten den Vorrang gäben

b) manche Leute müssen schon früher als früh aufstehen und wollen aber nicht ins Bett, bevor nicht alle Geschichten gepostet sind. Neugier, du verstehst? Und das ist gesundheitsschädlich.

Grüße an Euch, Maya.

Also wäre ich dafür, auch mal hinsichtlich der Zeiten zu variieren, so dass manche Wettbewerbe sonntags um die Mittagszeit oder 14 Uhr, 5 Uhr morjens beginnen.
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#11

Der Nullchecker

in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 10.11.2008 10:29
von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
mir ist 21Uhr eigentlich auch fast schon zu spät, aber ich dachte ich wäre damit die Ausnahme. Sonntags bin ich Mittags immer am Tisch und Nachmittags fast immer ausser Haus, aber jetzt im Winter wär ich ab 18 Uhr eigentlich da.

morgens wären wir alle wohl am kreativsten und produktivsten. ich hätte nichts dagegen. aber bitte nicht vor 5Uhr.

zwei Stunden finde ich viel zu lang. mir würde ja schon eine halbe reichen. egal ob Lyrik oder Epik. es kommt ja nicht auf die Perfektion an, und auch nicht auf Quantität. was ich interessant finde, sind die Rückschlüsse auf die Arbeitsweise von einzelnen Schreibern. mir zum Beispiel liegt eine begrenzte Zeit überhaupt nicht. zur Fertigstellung reichen mir oft vier Monate nicht mal (also eine Jahreszeit). ich glaube im Grunde bin ich ein schlechter Schreiber und kompensiere durch Hartnäckigkeit und stundenlanges Fokussieren, was andere mit Leichtigkeit dahinschmieren. ausserdem tippe ich relativ langsam und schreibe meist nur auf Papier schnell genug für meinen Flow, was ich mir aber gerade bei der Epik langsam abzugewöhnen versuche. solche Wettbewerbe betrachte ich also auch als Training.

übrigens eine besonders ausgefallene Thematik stellt sicher, dass nichts (zufällig) vorgefertigtes einfliessen kann. aber klar
@Brotnic2um:
das muss man dann leider hinnnehmen. solche Aussetzer sind normal. und mir ist das auch schon passiert. öfter sogar als mir lieb ist. letzlich ist ja das Schöne, dass jeder Wettbewerbsleiter selbst entscheiden kann, welche Thematik er vorschreiben möchte.

Grüße
Alcedo

e-Gut
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#12

Der Nullchecker

in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 01.01.2009 23:39
von GerateWohl • Mitglied | 2.015 Beiträge | 2015 Punkte
So, das Ding ist jetzt überarbeitet. Hier nochmal die ursprüngliche Wettbewerbsversion.

Zitat:

GerateWohl schrieb am 26.10.2008 22:17 Uhr:
Der Nullchecker

Das große Ganze darf man nicht aus dem Auge verlieren. Das ist eine Maxime, die ich mir immer hinter die Löffel geschrieben habe. Das ist wichtig. Wenn du nämlich sauer bist, und zwar so richtig sauer, so sehr dass du am liebsten die ganze Welt niederbrennen möchtest und, da du das aus bestimmten Gründen nicht kannst, weil du weder ausreichend viele Streichhölzer auftreiben kannst, noch die Welt aus genügend brennbarem Kram besteht, um wirklich den ganzen Ball abzufackeln, also wenn du diesen Wunsch nicht so ganz aufgeben magst und deshalb wenigstens eine Tankstelle in die Luft jagen willst - denn dafür hat man immer genügend Streichhölzer -, dann achte wenigstens darauf, dass deine eigene Karre weit genug weg steht, damit sie keinen Schaden nimmt und sieh zu, dass sie voll getankt ist, damit du sicher sein kannst, auf die Dienste dieses Ladens verzichten zu können, den du platt machst, auch in Zukunft, denn wahrscheinlich wird dort nicht so schnell eine neue Tanke stehen bei der du deinen Wagen abfüllen kannst. Aus dem Grund habe ich noch nie eine Tankstelle niedergebrannt. Denn ich behalte immer das Ganze im Blick und wenn ich sauer bin, saufe ich und habe keine Lust meine Karre weiter weg zu fahren, bevor ich irgendetwas abfackle. Deshalb mache ich meist gar nicht weiter wenn ich richtig sauer bin.
Außer gestern. Da habe ich meinem Kumpel Fred ein Ding in die Fresse gekloppt. Aber nur weil der mir vorher eins verpasst hatte. Der Fred hat nämlich überhaupt keinen Überblick über irgendwas. Der sieht rot und macht dann irgendeinen Scheiß. Und wenn du immer mit einem Kerl zusammen bist, der nichts peilt und ständig was verbockt, dann denken die Leute, dass du auch ständig was verbockst. Und das regt mich total auf, wenn die Leute so was von mir denken. Aber ich mache dann ja nichts. Aber der Fred nervt mich mit seinen ständigen Geschichten. Der Fred hatte einen Scheibenwischer bei der Tanke geklaut und mir zum Geburtstag geschenkt. Eigentlich eine total nette Idee. Ich war richtig gerührt, dass der das gepeilt hat, dass seit Monaten der rechte Wischer an meiner Karre nicht mehr richtig läuft. Deshalb hätten wir neulich fast einen Unfall gebaut als es regnete. Naja, jedenfalls habe ich ihn gleich gefragt, wie er den bezahlen konnte, denn die Kohle vom Fred verwaltet seine Alte und die hätte ihm niemals was gegeben, um mir ein Geschenk zu kaufen. Die kann mich nämlich nicht ausstehen, weil die immer glaubt, ich hätte so einen schlechten Einfluss auf ihren Fred, weil der immer Scheiß baut, wenn ich bei ihm bin. Dabei versuche ich immer auf ihn aufzupassen. Aber der Alten fehlt echt der Durchblick. Deshalb habe ich die beiden damals auch zusammen gebracht. Weil ich dachte, die beiden passen so gut zusammen, weil die beide so Nullchecker sind.

Auf meine Frage hin gestand der Fred, dass der den Wischer bei der Tanke geklaut hat und da habe ich gesagt, ich will keinen geklauten Scheibenwischer und ob er denn bekloppt sei. Da ist er ausgeflippt, der Fred, und auf meinen linken Wangenknochen. Und das tat echt weh. Daraufhin hab ich ihm dann ein Ding auf den Mund gegeben an den Unterkiefer. Ich spürte richtig, wie seine Zähne oben und unten aneinander schmirgelten. Das tat mir dann echt leid, und das sagte ich ihm auch. Das heißt, ich kam gar nicht so recht dazu, denn der Fred schlug meine Hand weg und schrie, ich sei das größte Arschloch, dass es gibt, und meinetwegen laufe immer alles so beschissen für ihn. Da sagte ich ihm endlich mal, was ich schon seit langem geblickt habe, nämlich dass er jetzt schon genauso einen Schwachsinn rede, wie seine Alte. Und das war wohl wieder so ein Fehler von mir in dem Moment. Denn der Fred wurde wieder fuchsteufelswild. Wobei eigentlich nicht so richtig. Denn er haute mir keine mehr. Er schrie mich nur an. Ich glaube, er meinte jetzt irgendwie die Ehre seiner Alten verteidigen zu müssen. Er brüllte, ich wüsste ja gar nicht, was es heiße eine Beziehung zu führen. Und deshalb würde es ja auch keine Frau bei mir länger als drei Monate aushalten. Dabei stimmt das gar nicht. Wirklich ist es so, dass ich es nicht länger mit denen aushalte. Die laufen mir dann immer noch voll lange nach, obwohl ich denen klipp und klar sage, was Sache ist, und dass ich mich endgültig von ihnen trenne. Aber das blickte der Fred wieder nicht. Hatte in dem Moment auch keinen Zweck da weiter mit ihm drüber zu reden. Statt dessen sagte ich ihm, dass er der beste Kumpel sei, den ich hätte und dass ich echt gerührt sei, wegen des Scheibenwischers, aber dass ich den nicht annehmen könne. Denn Klauen, das sei voll nicht korrekt. So spreche ich immer mit dem Fred. Das findet er immer lustig, wenn ich „voll nicht irgendwas“ sage. Und da hatte ich ihn wieder. Und wir haben uns vertragen. Dann sind wir einen auf meinen Geburtstag saufen gegangen. Ganz spät, als wir überhaupt nicht mehr nüchtern waren, da kam der Fred auf die Idee, den Scheibenwischer zu der Tankstelle zurück zu bringen und sich bei dem Tankwart fürs Klauen zu entschuldigen. Ich sagte, nee nee Fred, und dass wir das mal schön lassen, sonst kriegt er noch ‚ne Anzeige. Aber der Fred sagte, ich sei sein bester Kumpel und er wolle meine Ehre wieder herstellen und seine auch, weil er mir das als mein Kumpel schuldig sei. Das fand ich in dem Moment, so besoffen wie ich war, irgendwie voll korrekt. Also sind wir noch zur Tanke rüber gefahren mit meiner Karre. Eigentlich fahre ich nicht mehr, wenn ich besoffen bin, aber diesmal war eine Ausnahme. Es war mein Geburtstag und das war für den Fred und mich jetzt irgendwie wichtig da an einem Strang zu ziehen.
Aber das ganze war voll die Scheißidee. Wir eierten dann zu der Tanke da rüber, ich konnte vor Suff echt nicht mehr gerade gucke und ich streifte mit dem Wagen die eine Zapfsäule. Als wir ausstiegen um den Schaden zu begutachten, der echt krass war – da lief nämlich sogar Benzin raus- , da kam der Tankwart schon schreiend angerannt, und meckerte und voll an, als wenn der glaubte, wir würden ihm den Schaden nicht ersetzen oder so. Das machte uns dann voll sauer. Aber ich mach dann ja nichts, wenn ich sauer bin. Der Fred aber packte den Tankwart und brüllte zurück, er würde ihm gleich zeigen, was er von solchen Idioten halten würde. Da zog der Fred sein Feuerzeug aus der Tasche und hielt das dem Tankwart vor die Nase. Da schlug ich ihm das, bevor er was anstellt, schnell aus der Hand – leider voll in die Benzinlache von dem Leck in der Zapfsäule. Mann guckten wir alle blöd. Der Tankwart rannte zuerst und wir wie die Irren hinterher.
Ja, mein Auto ist jetzt im Arsch, die Tankstelle auch und der Fred hat’s wieder mal voll verbockt. Aber gute Freunde halten halt zusammen.



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