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#1
von Karl Feldkamp • Mitglied | 194 Beiträge | 194 Punkte
Mit Balkon
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 19.12.2008 17:31von Karl Feldkamp • Mitglied | 194 Beiträge | 194 Punkte
„Die meisten Begegnungen sind Missverständnisse!“ Das jedenfalls sagte er vorgestern. Und gestern Morgen lief er mit ausgebreiteten Armen auf mich zu und drückte mich sehr fest an sich. Zu fest für noch nicht einmal vierundzwanzig Stunden. Länger kannten wir uns nicht. Außerdem war ich vorgestern gar nicht mit ihm sondern mit Sascha verabredet. Sascha war jünger als ich und kam öfter nicht. Gestern auch nicht.
Der Alte lud mich zu einem Bier ein. Später zu weiteren. Nach Mitternacht brachte er mich nach Hause. Bis vor meine Wohnungstür. Keine Umarmung. Nicht einmal die Hand gab er mir.
Gestern Mittag trafen wir uns am Busbahnhof wieder. Zufällig, wie er behauptete. Eigentlich warte er auf seine neue Lebensgefährtin. Allerdings warte er schon über eine Stunde.
Natürlich wusste er, dass ich Sascha zur Rede stellen wollte. Nicht einmal angerufen hatte der mich gestern. Und bei Sascha meldete sich den ganzen Abend nur die Mailbox. Der Bus in die Nordstadt fährt ab Busbahnhof und Sascha wohnt dort. Sascha lacht immer. Selbst als ich ihn vor zwei Jahren für zwei Auslandssemester in Boston verließ.
Der Alte hielt mich lange fest. Zu lange. Er roch nach warmem Spätsommerabend. Dabei weiß ich gar nicht, wie warme Spätsommerabende wirklich riechen. Plötzlich ließ er mich los und lud mich zum Kaffee ein. Ich zögerte und wusste längst, dass ich mitgehen würde.
Wir setzten uns auf eine Polstereckbank in einer kaum beleuchteten Ecke der altdeutsch eingerichteten Busbahnhofskneipe und plauderten über Unverfängliches. Zunächst. Dann ließ er längere Gesprächspausen entstehen und ich sah mich gezwungen, sie mit Worten zu füllen. Zwischen den Pausen war er bemüht, im freundlichen Predigerton Geistreiches von sich zu geben.
„Wahrheiten…,“ sagte er, „sind unmodern. Selbst um letzte Wahrheiten reden sie herum!“
Er - mindestens vierzig Jahre älter als ich - fuhr sich nach jeder seiner Weisheiten mit beiden Händen durch die grauen Haare, die für sein Alter ungewöhnlich dicht waren.
„Selbst wenn einer todkrank oder uralt ist, versuchen sie, ihm einzureden, er habe noch Jahre zu leben. Können Wahrheiten einfach nicht mehr wahr sein lassen.“ Er stöhnte leise.
Nach einer besonders langen Pause begann er mit abfälliger Stimme von einer Frau zu erzählen, neben deren Auto er so nah geparkt hatte, dass er sich genötigt sah, sie zu fragen, ob der Abstand zwischen den beiden Autos noch reiche, um bequem in ihren Wagen einzusteigen. Voller Entrüstung habe die Frau, die etwa so alt wie er gewesen sei, den Bauch eingezogen, vorsichtig die Autotür geöffnet, aus- und wieder eingeatmet und triumphierend behauptet, in den letzten Monaten fünf Kilo abgenommen zu haben. Ob er das denn nicht sehe.
Doch, doch, allerdings sei er schon ein wenig kurzsichtig.
Gerade in den letzten Monaten, erzählte er mir nach einer Pause weiter, schaue er ständig Frauen - jungen Frauen - hinterher und stelle sich vor, mit ihnen zusammenzuleben. Am liebsten würde er sie sich einverleiben, um deren Energie in sich aufzusaugen. Natürlich habe das Kannibalisches, obwohl es ihm reiche, allein ihre Seelen zu vereinnahmen.
Er schüttelte den Kopf und redete leise weiter. Am sonderbarsten werde er, wenn er in der Nacht zuvor schlecht geschlafen habe. Und er schlafe seit Jahren in beinahe jeder Nacht nicht gerade gut.
Übrigens, wenn alte Männer meinen, auf plumpe Art zudringlich werden zu müssen, finde er das abscheulich. Dennoch legte er behutsam seine Hand auf die meine und begann sie zu streicheln. Ich ließ es geschehen. Aber er hörte schnell wieder auf und redete weiter.
„Wissen Sie, heute Nacht wurde ich gegen zwei Uhr wach. Gedanken nachtfalterten in meinem Kopf. Ich fror und stellte mir vor, eine Höhle in ein Steilufer hoch über dem Meer zu graben. Im Schoß der Erde fühle ich mich am sichersten.“
Meine Augen begannen unwillkürlich feucht zu werden. Aus Verlegenheit griff ich nach der leeren Kaffeetasse, tat, als würde ich ein Schlückchen trinken.
Als ich aufblickte, starrte er mir in den Pulli-Ausschnitt. Ertappt lächelte er und erzählte hastig, er sei auf der Suche nach einer neuen Wohnung. Einer mit Balkon. Auf Balkons fühle er sich wie ein kleines Kind, das von seiner Mutter getragen werde.“
Ich lachte. „Sie könnten zwar mein Vater sein, aber ich würde nie auf die Idee kommen, mich von ihnen tragen zu lassen.“
Bedauernd zuckte er mit den Schultern und griff sich stöhnend oberhalb der Taille in den Rücken. „Könnte Sie auch gar nicht mehr tragen! Übrigens neulich habe ich im Museum in einer Vitrine einen nackten kleinen schwarzen Engel aus Porzellan gesehen. Der war höchsten zwanzig Zentimeter groß, hatte den schlanken, wohlgeformten Körper einer Frau und stieß mit der rechten Hand einen goldenen Spieß in den Rücken eines nackten Mannes, wie ein Erzengel, der einem Drachen den Todesstoß versetzt.“
Ich versuchte zu lächeln. „Wenn ich an Engel denke, sehe ich vor mir immer diese Marmor-Putten mit Baby-Speck-Falten und Mini-Penis, Engelchen, wie sie auf Altären von Barockkirchen herumschwirren.“
„Wahrscheinlich haben sich an denen pädophile Barockbildhauer ausgetobt. Und manchem katholischen Priester hat deren Anblick bei seinen frommen Übungen geheime Lust bereitet.“
Er grinste. „Wie alt sind Sie eigentlich?“
„Fünfundzwanzig!“
„Und Ihr Name?“
„Anna!“
„Das war doch die Mutter der Gottesmutter Maria. Die Oma von Jesus.“
Ich zuckte mit den Schultern. Bereits in der Schule war Religion nicht mein Fach gewesen.
„Und Sie, wie heißen Sie?“
„Hans Hanstedt!“ Er sprach langsam, als müsste er sich erinnern. „Ja, Hans Hanstedt.“
„Ich bin neunundsechzig.“ Im Krieg geboren. Am besten wurde man damals gar nicht geboren oder kam gleich im Soldatenalter zur Welt. Der Führer brauchte Soldaten. Meine Mutter baute in unterirdischen Fabrikanlagen Granaten zusammen, während mein Vater in Russland angeblich deutsche Frauen und Kinder verteidigen musste. Heute verteidigen sie auch wieder Deutschland am Hindukusch.“
Er stieß mit beiden Ellenbogen gleichzeitig auf den Tisch, nahm den Kopf zwischen die Hände, hielt sich die Ohren zu, schloss die Augen, öffnete sie wieder und lächelte. „Für meine Mutter war ich damals, als mein Vater im Krieg war, Kopfkissen. Sie nahm mich mit in ihr Bett und legte ihren Kopf auf meine Brust. So konnte sie am besten einschlafen. Jedenfalls behauptete sie das.“
Erneut wurden meine Augen feucht. Er rutschte neben mich auf die Bank, roch nach Spätsommerabend, räusperte sich und fragte leise, ob er seinen Kopf auf meine Schulter legen dürfe.
Unwillkürlich rutschte ich ein Stück von ihm weg und dann wieder zurück.
„Nur meinen Kopf?! Meine Frau hat mich früher im Bett immer aufgefordert, ich sollte mich doch einmal richtig auf sie legen. Konnte ich nicht. Schließlich lief sie mir weg. Vor acht Jahren. Nach über fünfunddreißig Jahren. Hat nur einen Zettel hinterlassen. Habe dich nie gespürt, stand darauf.“
Vorsichtig schob ich den Alten ein wenig von mir weg und stand auf. „Ich fahre jetzt zu meinem Freund!“ sagte ich und wunderte mich über meinen harten Tonfall.
Er nickte. „Den Kaffee zahle ich! Und ich würde mich freuen, wenn wir uns morgen hier wieder treffen!“
„Von mir aus! Gegen Mittag?“
„Morgen gegen Mittag!“
Sascha traf ich nicht an. Als ich auf der Rückfahrt am Busbahnhof umsteigen musste, ging ich noch einmal kurz in die Kneipe. Hans Hanstedt war nicht mehr da. Der Kellner winkte mir mit einem Zettel. „Von dem Grauhaarigen! Soll Ihnen den eigentlich erst morgen geben.“
„Könnte dich belasten! Hans.“ Stand in zittriger Schrift auf dem Zettel.
Der Kellner sah mich neugierig an.
„Wissen Sie, wo ich den Alten finden kann?“
„Nein. Habe ihn, soweit ich mich erinnern kann, erst zweimal hier gesehen. Mit Ihnen.“
Heute Morgen ging ich sofort in die Busbahnhofskneipe.
„Er war gestern Abend noch einmal hier! Mit einer älteren Frau.“ Der Kellner lächelte verlegen.
„Haben ziemlich viel getrunken, die Beiden. Betrunken waren sie aber nicht. Als er die Kneipe verließ, riss er sich von der Frau los und rannte über die Fahrbahn. Wurde vom Bus angefahren. War nicht so schlimm. Dennoch haben sie ihn mit Blaulicht ins Krankenhaus gefahren. Die Frau fuhr mit.
Ich nahm den Bus zum Krankenhaus.
„Den haben wir gerade wieder entlassen. Wir haben ihn gründlich geröngt und eine Nacht hier behalten. Hatte keine inneren Verletzungen. Eine ältere Frau hat ihn abgeholt. Sie hatte ihn auch am Unfallabend ins Krankenhaus begleitet. Sind Sie seine Tochter? Ich darf nur Angehörigen Auskunft geben.“
„Nein, nur eine Bekannte. Leider!“
Die Krankenschwester zuckte mit den Schultern. „ Er hat mir gesagt, er würde heute seine neue Wohnung beziehen. Er habe endlich eine mit Balkon gefunden.“
Der Alte lud mich zu einem Bier ein. Später zu weiteren. Nach Mitternacht brachte er mich nach Hause. Bis vor meine Wohnungstür. Keine Umarmung. Nicht einmal die Hand gab er mir.
Gestern Mittag trafen wir uns am Busbahnhof wieder. Zufällig, wie er behauptete. Eigentlich warte er auf seine neue Lebensgefährtin. Allerdings warte er schon über eine Stunde.
Natürlich wusste er, dass ich Sascha zur Rede stellen wollte. Nicht einmal angerufen hatte der mich gestern. Und bei Sascha meldete sich den ganzen Abend nur die Mailbox. Der Bus in die Nordstadt fährt ab Busbahnhof und Sascha wohnt dort. Sascha lacht immer. Selbst als ich ihn vor zwei Jahren für zwei Auslandssemester in Boston verließ.
Der Alte hielt mich lange fest. Zu lange. Er roch nach warmem Spätsommerabend. Dabei weiß ich gar nicht, wie warme Spätsommerabende wirklich riechen. Plötzlich ließ er mich los und lud mich zum Kaffee ein. Ich zögerte und wusste längst, dass ich mitgehen würde.
Wir setzten uns auf eine Polstereckbank in einer kaum beleuchteten Ecke der altdeutsch eingerichteten Busbahnhofskneipe und plauderten über Unverfängliches. Zunächst. Dann ließ er längere Gesprächspausen entstehen und ich sah mich gezwungen, sie mit Worten zu füllen. Zwischen den Pausen war er bemüht, im freundlichen Predigerton Geistreiches von sich zu geben.
„Wahrheiten…,“ sagte er, „sind unmodern. Selbst um letzte Wahrheiten reden sie herum!“
Er - mindestens vierzig Jahre älter als ich - fuhr sich nach jeder seiner Weisheiten mit beiden Händen durch die grauen Haare, die für sein Alter ungewöhnlich dicht waren.
„Selbst wenn einer todkrank oder uralt ist, versuchen sie, ihm einzureden, er habe noch Jahre zu leben. Können Wahrheiten einfach nicht mehr wahr sein lassen.“ Er stöhnte leise.
Nach einer besonders langen Pause begann er mit abfälliger Stimme von einer Frau zu erzählen, neben deren Auto er so nah geparkt hatte, dass er sich genötigt sah, sie zu fragen, ob der Abstand zwischen den beiden Autos noch reiche, um bequem in ihren Wagen einzusteigen. Voller Entrüstung habe die Frau, die etwa so alt wie er gewesen sei, den Bauch eingezogen, vorsichtig die Autotür geöffnet, aus- und wieder eingeatmet und triumphierend behauptet, in den letzten Monaten fünf Kilo abgenommen zu haben. Ob er das denn nicht sehe.
Doch, doch, allerdings sei er schon ein wenig kurzsichtig.
Gerade in den letzten Monaten, erzählte er mir nach einer Pause weiter, schaue er ständig Frauen - jungen Frauen - hinterher und stelle sich vor, mit ihnen zusammenzuleben. Am liebsten würde er sie sich einverleiben, um deren Energie in sich aufzusaugen. Natürlich habe das Kannibalisches, obwohl es ihm reiche, allein ihre Seelen zu vereinnahmen.
Er schüttelte den Kopf und redete leise weiter. Am sonderbarsten werde er, wenn er in der Nacht zuvor schlecht geschlafen habe. Und er schlafe seit Jahren in beinahe jeder Nacht nicht gerade gut.
Übrigens, wenn alte Männer meinen, auf plumpe Art zudringlich werden zu müssen, finde er das abscheulich. Dennoch legte er behutsam seine Hand auf die meine und begann sie zu streicheln. Ich ließ es geschehen. Aber er hörte schnell wieder auf und redete weiter.
„Wissen Sie, heute Nacht wurde ich gegen zwei Uhr wach. Gedanken nachtfalterten in meinem Kopf. Ich fror und stellte mir vor, eine Höhle in ein Steilufer hoch über dem Meer zu graben. Im Schoß der Erde fühle ich mich am sichersten.“
Meine Augen begannen unwillkürlich feucht zu werden. Aus Verlegenheit griff ich nach der leeren Kaffeetasse, tat, als würde ich ein Schlückchen trinken.
Als ich aufblickte, starrte er mir in den Pulli-Ausschnitt. Ertappt lächelte er und erzählte hastig, er sei auf der Suche nach einer neuen Wohnung. Einer mit Balkon. Auf Balkons fühle er sich wie ein kleines Kind, das von seiner Mutter getragen werde.“
Ich lachte. „Sie könnten zwar mein Vater sein, aber ich würde nie auf die Idee kommen, mich von ihnen tragen zu lassen.“
Bedauernd zuckte er mit den Schultern und griff sich stöhnend oberhalb der Taille in den Rücken. „Könnte Sie auch gar nicht mehr tragen! Übrigens neulich habe ich im Museum in einer Vitrine einen nackten kleinen schwarzen Engel aus Porzellan gesehen. Der war höchsten zwanzig Zentimeter groß, hatte den schlanken, wohlgeformten Körper einer Frau und stieß mit der rechten Hand einen goldenen Spieß in den Rücken eines nackten Mannes, wie ein Erzengel, der einem Drachen den Todesstoß versetzt.“
Ich versuchte zu lächeln. „Wenn ich an Engel denke, sehe ich vor mir immer diese Marmor-Putten mit Baby-Speck-Falten und Mini-Penis, Engelchen, wie sie auf Altären von Barockkirchen herumschwirren.“
„Wahrscheinlich haben sich an denen pädophile Barockbildhauer ausgetobt. Und manchem katholischen Priester hat deren Anblick bei seinen frommen Übungen geheime Lust bereitet.“
Er grinste. „Wie alt sind Sie eigentlich?“
„Fünfundzwanzig!“
„Und Ihr Name?“
„Anna!“
„Das war doch die Mutter der Gottesmutter Maria. Die Oma von Jesus.“
Ich zuckte mit den Schultern. Bereits in der Schule war Religion nicht mein Fach gewesen.
„Und Sie, wie heißen Sie?“
„Hans Hanstedt!“ Er sprach langsam, als müsste er sich erinnern. „Ja, Hans Hanstedt.“
„Ich bin neunundsechzig.“ Im Krieg geboren. Am besten wurde man damals gar nicht geboren oder kam gleich im Soldatenalter zur Welt. Der Führer brauchte Soldaten. Meine Mutter baute in unterirdischen Fabrikanlagen Granaten zusammen, während mein Vater in Russland angeblich deutsche Frauen und Kinder verteidigen musste. Heute verteidigen sie auch wieder Deutschland am Hindukusch.“
Er stieß mit beiden Ellenbogen gleichzeitig auf den Tisch, nahm den Kopf zwischen die Hände, hielt sich die Ohren zu, schloss die Augen, öffnete sie wieder und lächelte. „Für meine Mutter war ich damals, als mein Vater im Krieg war, Kopfkissen. Sie nahm mich mit in ihr Bett und legte ihren Kopf auf meine Brust. So konnte sie am besten einschlafen. Jedenfalls behauptete sie das.“
Erneut wurden meine Augen feucht. Er rutschte neben mich auf die Bank, roch nach Spätsommerabend, räusperte sich und fragte leise, ob er seinen Kopf auf meine Schulter legen dürfe.
Unwillkürlich rutschte ich ein Stück von ihm weg und dann wieder zurück.
„Nur meinen Kopf?! Meine Frau hat mich früher im Bett immer aufgefordert, ich sollte mich doch einmal richtig auf sie legen. Konnte ich nicht. Schließlich lief sie mir weg. Vor acht Jahren. Nach über fünfunddreißig Jahren. Hat nur einen Zettel hinterlassen. Habe dich nie gespürt, stand darauf.“
Vorsichtig schob ich den Alten ein wenig von mir weg und stand auf. „Ich fahre jetzt zu meinem Freund!“ sagte ich und wunderte mich über meinen harten Tonfall.
Er nickte. „Den Kaffee zahle ich! Und ich würde mich freuen, wenn wir uns morgen hier wieder treffen!“
„Von mir aus! Gegen Mittag?“
„Morgen gegen Mittag!“
Sascha traf ich nicht an. Als ich auf der Rückfahrt am Busbahnhof umsteigen musste, ging ich noch einmal kurz in die Kneipe. Hans Hanstedt war nicht mehr da. Der Kellner winkte mir mit einem Zettel. „Von dem Grauhaarigen! Soll Ihnen den eigentlich erst morgen geben.“
„Könnte dich belasten! Hans.“ Stand in zittriger Schrift auf dem Zettel.
Der Kellner sah mich neugierig an.
„Wissen Sie, wo ich den Alten finden kann?“
„Nein. Habe ihn, soweit ich mich erinnern kann, erst zweimal hier gesehen. Mit Ihnen.“
Heute Morgen ging ich sofort in die Busbahnhofskneipe.
„Er war gestern Abend noch einmal hier! Mit einer älteren Frau.“ Der Kellner lächelte verlegen.
„Haben ziemlich viel getrunken, die Beiden. Betrunken waren sie aber nicht. Als er die Kneipe verließ, riss er sich von der Frau los und rannte über die Fahrbahn. Wurde vom Bus angefahren. War nicht so schlimm. Dennoch haben sie ihn mit Blaulicht ins Krankenhaus gefahren. Die Frau fuhr mit.
Ich nahm den Bus zum Krankenhaus.
„Den haben wir gerade wieder entlassen. Wir haben ihn gründlich geröngt und eine Nacht hier behalten. Hatte keine inneren Verletzungen. Eine ältere Frau hat ihn abgeholt. Sie hatte ihn auch am Unfallabend ins Krankenhaus begleitet. Sind Sie seine Tochter? Ich darf nur Angehörigen Auskunft geben.“
„Nein, nur eine Bekannte. Leider!“
Die Krankenschwester zuckte mit den Schultern. „ Er hat mir gesagt, er würde heute seine neue Wohnung beziehen. Er habe endlich eine mit Balkon gefunden.“
#2
von Joame Plebis • | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Mit Balkon
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 27.12.2008 16:37von Joame Plebis • | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte
Guten Tag, Karl!
Ich müßte etliche Passagen erwähnen, wollte ich begründen, warum es mir gefällt. Es ist die Summe der Kleinigkeiten, der Eindruck, den die lockere Schreibart hinterläßt. Kein unnützer Ballast haftet an der Schilderung, die leicht lesbar ist. Sie ist übersichtlich gestaltet und tatsächlich ein Lese-Vergnügen.
Gruß
Joame
Ich müßte etliche Passagen erwähnen, wollte ich begründen, warum es mir gefällt. Es ist die Summe der Kleinigkeiten, der Eindruck, den die lockere Schreibart hinterläßt. Kein unnützer Ballast haftet an der Schilderung, die leicht lesbar ist. Sie ist übersichtlich gestaltet und tatsächlich ein Lese-Vergnügen.
Gruß
Joame
#3
von Karl Feldkamp • Mitglied | 194 Beiträge | 194 Punkte
Mit Balkon
in Kurzgeschichten, Erzählungen, Novellen und Dramen. 28.12.2008 19:59von Karl Feldkamp • Mitglied | 194 Beiträge | 194 Punkte
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