#1

KindesKinder

in Gesellschaft 21.11.2008 23:04
von riemsche | 74 Beiträge | 74 Punkte

_____

ein Schnellkursus im Bomben bauen
fein´s Tropenholz zum Möbel schauen
´ne Bibel_Ecke für´s Gewissen
ein Kilo Gras als Dinkelkissen
der Kiddyshop für Pädofile
ein Gott für geistig Instabile
ja selbst der recht extreme Depp
pflegt seine Page im World-Wide-Web

Hirnie´s, die mit Viren spielen
immune Herren am Waffen dealen
der Bombenkoffer im Parlament
ein Freund, der schulisch Amok rennt
Ninja_Jungs am Leute säbeln
Laborratten beim Stadt einnebeln
das alles - und noch mehr so Shit
als Doku Clip Break Live-Mitschnitt

Aliens und Zombies zum Erschießen
Monster, die besiegt werden müssen
Mörderstrecken, wo´s dauernd rummst
ne Comicwelt, wo niemand bumst
ein Wortschatz wie der Action-Man
das Zimmer zum nie spielen gehen
und Sammelkarten für massig Kohle
braucht heut ein Bub – plus Spielkonsole

Die Kindheit in der grünen Mark
im VorDerTür-Erlebnispark
lehrte mich beg~und nicht ver~leiten
mit Kopf-und Bauchweh spielend streiten
beim Bruchtest, wer sich wann was traut
wurde aus Lust – nicht Frust – verhaut
wär heute damals und ich jetzt klein
könnt Oskarchen mein Bruder sein

_____

zuletzt bearbeitet 10.02.2018 20:49 | nach oben

#2

KindesKinder

in Gesellschaft 09.01.2009 15:07
von Gedichtbandage • Mitglied | 531 Beiträge | 525 Punkte
Hallo Riemsche,

was soll man dazu sagen?
Es gefällt mir mehr als ausgesprochen gut.
Da gibt es inhaltlich kaum etwas dran zu rütteln, außer, dass es glücklicherweise nicht ganz allgemeingültig ist.

Wo sind die Eltern, die Bildungsträger, der Staat, und doch zuerst immer die Eltern?
Wer hat die Macht so zu formen, Machtloses zu erschaffen...
oder geistig Starres zu sprengen und dabei bleibt die Frage nach dem WIE und der Form des Protestes, dem Aufbegehren, Umformen. Wer fängt an und wo?

Die letzte Strophe gefällt mir am Besten.
Eine dementsprechende Einleitung, um einen Ring zu schaffen, würde vielleicht eine intensivere Leseweise ermöglichen. So knallt der Anfang ein wenig auf den dann bald erschlagenen Leser, nach meinem Empfinden.

Gern gelesen,
Gedichtbandage

_________________________________________________________
>> Du verdammter Sadist:
Du versuchst deine Leser zum Denken zu zwingen.<< - E. E. Cummings zu Ezra Pound
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#3

RE: KindesKinder

in Gesellschaft 20.04.2009 13:31
von gheggrun | 377 Beiträge | 377 Punkte

Halihalo, Riemsche!
Also, ich denke, daß es sich in deinem Gedicht um Kinder von Erwachsenen handelt
-hatte beim Lesen der Überschrift etwas anderes erwartet. Trotzdem gefällt's.
Zu dem Problem "Kinder" und Problemkinder gäb es noch wahnsinnig-viel-mehr zu sagen,
z.B. über Ursachen usw.. Aber damit beschäftigen sich ja ganze Berufsgruppen und klüger
als die sind Poeten ja auch nicht. Ihnen bleibt das Beklagen der Zustände.
Langsam schleicht sich Denglisch auch in deren Sprachschatz ein, obwohl sie es ihn
tadelnd selbst benutzen, -wohl um modern zu sein.
Im Ganzen hab ich "Kindeskinder" durchaus gut gefunden.
Gruß GHEG


Hastanirwana
GHEG
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#4

RE: KindesKinder

in Gesellschaft 04.07.2009 03:01
von riemsche | 74 Beiträge | 74 Punkte

das bombardement von anfang weg geht so in ordnung, die flut an fehlinformierendem und unbedingt zu konsumierendem geht mit leicht beeinflussbaren ja auch nicht gerade zimperlich um. ich stehe dem denglisch ganz und gar nicht abweisend gegenüber, klöppelt es doch zuweilen genau die schlag_zeile, die sagt was sache ist und wird -weil geläufig- grenz-und generationsüberschreitend prächtig verstanden. mit kindeskinder meine ich enkel, was den ring mit bezug auf diie grüne mark auf die selbstreflektierende wieder schließt. danke für eure eindrücke und liebe grüsse vom riemsche

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#5

RE: KindesKinder

in Gesellschaft 04.07.2009 16:29
von Karl Feldkamp • Mitglied | 194 Beiträge | 194 Punkte

Hallo riemsche,
zunächst frteue ich mich dir hier wieder zu begegnen.
Mir war bisher nicht klar, dass du so ein begnadeter Reimer bist, zumal ich die Reimform eigentlich nur bei ironischen Inhalten akzeptieren kann. Ansonsten verbreitet sie mir zu viel Harmonie...
Dein Gedicht ist einfach nur großartig, sowohl in seiner inhaltlichen Vielfalt als auch in seinerformalen Einheit.
Gruß
Karl

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