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Vielleicht hast du übersehen, in welcher Rubrik mein Text steht. Er ist keine fiktive Kurzgeschichte, sondern ein etwas ausführlicheres Tagebuch. Keine fiktive Story, sondern von mir genauso erlebt. Mein Bestreben liegt nicht darin, eine spannende Geschichte zu schreiben, sondern dem Leser tatsächliche Ereignisse aus einem Teil der heutigen Arbeitswelt nahe zu bringen, die die wenigsten von uns kennen. Selbstverständlich könnte man - wie bereits angeregt - einige Stellen verbessern. Aber es ist und bleibt ein Tagebuch, das zu hundert Prozent die Ereignisse wahrheitsgemäß schildert - ohne jede künstliche Dramatik. Was deinen Rat angeht, den Text in Gedichtform zu schreiben, so mag das für den einen oder anderen Autor eine mögliche Variante sein, aber für mich völlig indiskutabel.
Thema von Ringelroth im Forum Humor und Fröhliches
Samstag
Hab den Schlauch im Garten repariert Und ein Gitter installiert Hab den Staubsauger entstaubt Und den Teppich dann gesaugt Hab die Hecke nun gestutzt Und die kleine Wand verputzt Den Hund versorgt, der ist jetzt satt Nun bin ich müde und echt platt
Warst du schon mit Bello raus? Ist das Dach jetzt dicht am Haus? Ist der Abfluss schon entstopft? Auch die Regenrinne tropft! Ist der Rasen schon gemäht? Ist der Kohlrabi ausgesäht? Sie stellt mir ständig solche Fragen Mir wird's schon eng am Hemdenkragen
Ich schau zum Hund, und der schaut mich Zwei Seelen, die verstehen sich Ich atme tief, raff allen Mut Nehm stumm die Leine und den Hut Sechs Beine schreiten durch die Tür Wir wissen beide - jetzt und hier!
Wenn im Geiste du das Messer wetzt Ihr die Pistole an die Schläfe setzt Dann hilft dir nur die Flucht nach vorn Zur Kneipe hin, zu Bier und Korn Der Hund denkt sich: so'n armes Schwein Und hebt am Gartentor sein Bein
So gehn wir still, mit stolzem Gang Erfreuen uns an diesem Glück Freiheit, Stolz - und kein Zurück Mindestens drei Stunden lang
also schön, wieder sind zwei Tage um, und niemand fand eine Antwort. Noch ein Mal gebe ich einen Tipp, dann müsste es klappen, anderfalls löse ich das Rätsel auf: zwei Menschen, einer liegt, einer steht, wobei der Stehende aufgrund seiner beruflichen Kompetenz mit seinen Händen dem Liegenden von Kopf bis Fuß gesundheitsfördernde Hilfe angedeihen lässt. Na, jetzt aber...
das Wort besteht aus 3 zusammen gesetzten Begriffen und bezeichnet eine Handlung zwischen zwei Menschen - der eine hält still, und der andere agiert bei der seriösen Variante, zahlt der Stillhaltende, oder dessen Krankenversicherung
danke, dass ihr euch mit meinem Bericht beschäftigt habt. Ich werde die einzelnen Kapitel - eines folgt noch - später einer Überarbeitung unterziehen und dabei eure Vorschläge in Betracht ziehen. Zunächst kommt es mir vor allem darauf an, Außenstehenden einen Einblick in diese oftmals haarsträubenden Arbeitsbedingungen zu gewähren, denen sich vor allem Leiharbeiter der untersten Qualifikationsgruppe zu stellen haben. Das hoffnungsfrohe Bild, das die Personaldienstleister gerne der Öffentlichkeit präsentieren, in dem sie davon schwadronieren, dass die Leiharbeit die Tür sei, durch die man bei guter Leistung den Palast der Festanstellung betreten könne, trifft lediglich auf eine vernachlässigbare Minderheit zu. Die Leidtragenden sind vor allem junge, schlecht, oder gar nicht ausgebildete Menschen, und Arbeiter, die aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters keine Festanstellung mehr bekommen. Ich selbst war rund zehn Jahre Teil dieses asozialen, makabren Spiels und weiß, wovon ich rede.
Thema von Ringelroth im Forum Kommentare, Essays, Gl...
Die Tätigkeit eines Leiharbeiters im Hüttenwerk bestand nicht nur aus stundenlangem Warten auf Arbeit. Oft mussten wir Arbeiten verrichten, die sich am Rande der Legalität befanden, grundsätzlich von der Werksleitung untersagt und lebensgefährlich waren.Doch wer als schwächstes Glied in dieser Kette sein Dasein fristete, musste das Maul halten können, sonst war er raus, und ein Anderer machte den Job.
Zu den Aufgaben, zu denen mein Kollege und ich eingeteilt wurden, zählte unter anderem der Transport von Kokillendeckeln mittels Radlader und angehängtem Pritschenwagen. Eine Kokille ist, um es allgemein verständlich zu beschreiben, ein großer, metallener Topf – vielleicht zweieinhalb, drei Meter hoch - in den flüssiger Stahl eingelassen wird, um ihn zwecks Weiterverarbeitung zu transportieren. Um diesen Topf zu verschließen, besaß er einen abnehmbaren Deckel von etwa zweieinhalb Metern Durchmesser, der einem umgedrehten Teller glich. Ich schätze sein Gewicht auf plus-minus eine Tonne. Von dem zähflüssigen Inhalt einer Kokille blieben immer Reste am Deckel hängen, die erkalteten und vor einer neuerlichen Verwendung des Deckels entfernt werden mussten. Dies geschah an einer Stelle des Werksgeländes, die den treffenden Namen „Deckelplatz“ trug. Dort wurden die Deckel zur Grobreinigung gelagert. Mit einem, zu einem riesigen Presslufthammer umgebauten Bagger, zertrümmerte ein Angestellter der bereits erwähnten Firma Müller, stundenlang, mit Lärmschutz auf den Ohren, die groben Schlackenteile auf der Innenseite der Kokillendeckel. Die verbliebenen Reste, die der armdicke Stößel des Hammers nicht entfernen konnte, wurden später von Hüttenarbeitern in einer gesonderten Halle mit passendem Werkzeug beseitigt. Unsere Aufgabe war es, den vorgereinigten Deckel in diese Halle zu bringen. Wenn ein Deckel so weit war, rief man einen Kranbediener, der den Deckel mittels Ketten an der Laufkatze anhängte und ihn auf unseren Pritschenwagen legte. Dieser Pritschenwagen bestand aus mehr oder weniger morschen Holzplanken auf einem Metallrahmen, unter dem sich die Räder befanden. Die Deichsel der Pritsche war an den Radlader gekoppelt. Da dessen Elektrik aber längst den Geist aufgegeben hatte, konnte jemand, der sich hinter der Pritsche befand, nicht erkennen, ob das Gefährt gerade abgebremst wurde. Dies verstieß verständlicherweise gegen die Vorschriften, was vom Sicherheitsdienst des Werkes nicht mit Freude gesehen wurde. Denn um zur Halle zu gelangen, mussten wir vom Deckelplatz aus über eine Straße etwa dreihundert Meter weit fahren. Mein Kollege hatte einmal das Pech, dass er bei so einer Tour von der „Werkspolizei“ erwischt wurde. In einem solchen Fall, wurde die Pritsche zur Seite gestellt und man trollte sich, bis die Luft rein war und danach gings weiter. Das Gefährliche an dieser Reise war aber nicht nur, dass kein einziges Licht, weder am Radlader, noch an der Pritsche, funktionierte, sondern dass der tonnenschwere Deckel völlig ungesichert auf dem wackligen Holzgefährt lag. Sollte er einmal abrutschen und sich just in diesem Moment ein Fußgänger, Fahrrad, oder Auto neben diesem Monstrum befinden – dann gute Nacht. Aber solche Kleinigkeiten waren für die Verantwortlichen der Firma Müller kein Grund, an ihrem Tun etwas zu ändern.
Dass die Holzplanken des Pritschenwagens wohl aus Zeiten von Noahs Arche stammten, konnte ich einmal am eigenen Leib verspüren. Zusammen mit meinem Kollegen sollte ich eine Maschine aus einer Halle abholen. In der Halle wartete bereits ein Hüttenmann auf uns, der diese Maschine mit einer Laufkatze auf die Pritsche stellen sollte. Mein Kollege und ich standen auf den alten Planken, als sich die Maschine – etwa so groß wie eine Kühl-Gefrierkombi - hernieder senkte. Um das Schaukeln der Maschine zu mindern legten wir Hand an, und ich musste, um mein Gleichgewicht zu halten, einen Schritt nach hinten machen. Dabei trat ich mit dem rechten Fuß auf eine Planke, die mein Gewicht nicht halten konnte, und mein Bein verschwand bis zur Hüfte in der Tiefe. Zum Glück bekam ich nur ein paar Kratzer ab. Später ärgerte ich mich, dass ich nicht so clever war und den sterbenden Schwan gespielt hatte. Ein paar Tage Krankschreibung wären sicher drin gewesen.
Aber was hatte ich nicht schon alles überstanden? Das Reinigen des Bodens einer renovierten Halle mit Lösungsmitteln - ohne Frischluftzufuhr. Da hieß es alle zehn Minuten raus, sonst fiel man unweigerlich um. Aber man hatte ja „Vorsorge“ getroffen: wir waren zu zweit, und einer passte auf den anderen auf. Na, dann... Mit zwei Mann im geschlossenen Baggerlöffel stehend, um von einem zum anderen Ende einer metertiefen Grube befördert zu werden. Weil der Weg außen herum durch Berge von Aushub und Baumaterialien zu zeitaufwändig gewesen wäre. Am Fuße eines Hochofens über ein Rinnsal von flüssigem Metall beim Anstich ohne jegliche Schutzbekleidung steigen – usw. usw.
Ein weiteres, unvergessliches Abenteuer war folgendes: Einer der LKW-Fahrer der Firma Müller kam bei Schichtbeginn zu mir und teilte mir mit, dass wir beide an diesem Tag dazu abgestellt seien, im Hydraulikraum der Gichtbühne eines Hochofens, ausgelaufenes Maschinenöl zu entfernen. Er wolle sich das aber erst einmal genau ansehen. Wir machten uns auf den Weg und meldeten uns in einem Büro, wo wir unser Anliegen vorbrachten. Der Kollege dort gab dem Fahrer ein Gasmessgerät, das uns vor giftigen Emissionen warnen sollte. Das Gerät war nicht größer als eine Zigarettenschachtel und besaß einen Clip, womit man es an der Brusttasche der Arbeitsjacke befestigen konnte. So ausgerüstet gingen wir zum Fahrstuhl, der sich etwa dreißig Meter seitlich des Hochofens in einer Art Turm befand. Von dort führte eine kleine Stahlbrücke zu einem überdachten Förderband. Neben dem Band konnte man bequem herlaufen, und man kam zu einer der Arbeitsplattformen, die außen rund um den Hochofen herum gebaut waren.Diese Plattformen waren über Treppen miteinander verbunden, sodass man über viele Stufen von unten bis nach ganz oben zur Gichtbühne gelangen konnte. Als wir mit dem Fahrstuhl nach oben fuhren, legte der LKW-Fahrer gleich los, um seinem Frust über diese Arbeit, für die er sich überqualifiziert fand, herzuziehen. Außerdem sei er nicht schwindelfrei Und gefährlich war es augenscheinlich auch noch, sonst bräuchten wir ja das Messgerät nicht. An unserem Ziel angekommen, öffnete sich die Fahrstuhltür und das Messgerät schlug Alarm, kaum dass wir einen Fuß auf die kleine Brücke gesetzt hatten. Wir standen also im Freien, circa dreißig Meter hoch, zwischen Fahrstuhlturm und Förderband und trotzdem schien die Luft vergiftet zu sein. Ich kann mich nicht erinnern, mich jemals so schnell umgedreht und in einen Fahrstuhl gehechtet zu sein, wie damals. Der Fahrer zittert am ganzen Leib und fluchte wie ein Rohrspatz, als wir wieder nach unten fuhren. Als wir unten waren, und uns wieder beruhigt hatten, kamen wir zu dem Schluss, dass das Messgerät eine Macke haben muss. Wie konnten sich dort oben an der freien Luft giftige Gase befinden, so weit vom Hochofen entfernt? Kaum dass wir im Innern des Turmes waren, verstummte der Alarm.Also fassten wir uns wieder ein Herz und starteten einen zweiten Anlauf. Als sich die Tür öffnete, begann alles wieder von vorn. Aber diesmal waren wir mutiger und ignorierten das Piepen den Messgerätes. Möglichst flach atmend gingen wir über die Brücke zum Förderband und gelangten ohne Schaden zu nehmen zu der Plattform am Ende des Bandes. Dort und auf den zwei höher gelegenen Arbeitsplattformen waren etliche Arbeiter mit Schweißarbeiten und sonstigem beschäftigt, was uns in der Annahme bestärkte, dass das Messgerät defekt sein musste. Im Hydraulikraum angekommen, fanden wir tatsächlich einige Öllachen. Wir beschlossen, das zum Aufnehmen des Öles erforderliche Material zu besorgen, und uns im Büro darüber zu beschweren, dass man uns ein defektes Messgerät gegeben hatte. Dort empfing uns ein älterer Kollege des Mannes, der uns das Gerät ausgehändigt hatte. Wir berichteten ihm, was vorgefallen war. Er schüttelte den Kopf. Und ich konnte sehen, dass er Mühe hatte, nicht die Beherrschung zu verlieren. „Nein, das Gerät funktioniert völlig richtig. Es reagiert auf kleinste Partikel in der Luft. Dort oben im Hydraulikraum kann die Gasbelastung so hoch sein, dass ihr nur 15 Sekunden Zeit habt, an die frische Luft zu kommen, sonst ist Ende Gelände. Und um dort oben arbeiten zu dürfen, braucht ihr neben dem Messgerät eine Einweisung, einen Schutzanzug und eine ärztliche Bestätigung, dass ihr mit Schutzanzug unter Belastung kreislaufstabil seid.“ „Haben wir nicht“, sagte der LKW-Fahrer. „Dann verschwindet von hier! Auf der Stelle!“ Und genau das taten wir. Wer letztendlich den Hydraulikraum der Gichtbühne gereinigt hat, entzieht sich meiner Kenntnis.