Der Plan, den Künstlern nach der Pandemie als handlungsfähige Menschen wieder einen Neustart zu ermöglichen, ist durch das völlige Versagen und Verletzung des Gleichheitsprinzips versiebt worden. Wir stehen vor einem Scherbenhaufen und sehen zu, wie einzelne Entscheidungsträger und große Firmen sich die Taschen vollstopfen. Jetzt rächt sich bitter, dass die Künstler keine Verdi hinter sich haben und Musikrat oder Kulturrat keine Lobby und Durchschlagskraft besitzen. Wie kann es sein, dass ein Staat mit einer Untertanenpolitik Hunderttausende auf das Abstellgleis schiebt und aushungert? Ganz einfach, weil die Politik nichts zu befürchten hat vor einem Grüppchen, das sich lediglich mit ein paar Kerzen zur Mahnwache formiert. Warum ist kein Geld da, dort wo es dringend gebraucht wird? Aber an anderer Stelle mit vollen Händen ausgegeben wird von Politikern, die längst die Bindung zu ihren Bürgern verloren haben.
Leute, es liegt zum großen Teil an unserem System und der Art wie Kunst als etwas von-oben-herab delegiert wird. Man nennt das "administrativ" und diese mir unverständliche Arroganz hat sich seit 1812 vom ersten Kulturminister Karl vom Stein über Bernhard Rust 1933 bis zu Egon Reinert 1956 erhalten, wobei diese Zeitspanne sehr grob gespannt ist. Allen gemeinsam ist der allumfassende Zuständigkeitsbereich einer omnipräsenten Politik von Kaiser-Gottesgnaden und seinem Minister bis zum heutigen Tage. Kultur wird einfach durchregiert und die Künstler gehorchen, denn ansonsten fallen sie in Ungnade. Auch die entsprechende Repressalien gehören dazu und verhinderten unliebsamen Künstlern damals den Zugang zur königlichen Akademie, 1933 wurden Bücher und Bilder verbrannt und auch die BRD hat mittlerweile mit Cancel Culture die Mittel Künstler komplett auszugrenzen. Das hat sich bei uns allen in den Köpfen festgesetzt, als gäbe es die Kunstfreiheit im Grundgesetz Art. 5 als Grundrecht gar nicht. Ich will damit sagen, dass das sinnstiftende Element Kunst in der Gesellschaft davor steht aufgelöst zu werden, wenn die Kulturpolitik der Pflege des Kulturellen nicht mehr nachkommen will. Ich möchte keine Wendehälse und Schöntuer, keine Rühmänner, Riefenstahls, die nach der Pandemie wieder devot beim Kulturamt rumlungern, um Gigs abzuchecken. Ich möchte selbstbewusste Künstler, die Ross und Reiter nennen, die sagen ... "hey, IHR habt das vergeigt. Steckt euch eure Verfallskunst sonst wo hin".