Wie unpolitisch die Kunst ist in solchen Zeiten, die sich auf Anprangern und Jammern versteift hat, als wäre dies das einzige Ventil dem Existenzverlust zu entgehen, zeigt den Fehler im administrativen deutschen Kunstverständnis, im Gegensatz zu den USA. Freiwillig und ohne Not behält dieses Verständnis seinen Wirkungsgrad seit Kaisers Zeiten, drittem Reich und BRD. Wer macht Kunst und ist in der Geberposition? Es sind dies ausschließlich die öffentlich bestellten Organe, als da wären: - der allmächtige Kultusminister, gefolgt vom Staatstheaterintendanten, Museumsdirektor, Landesmediendirektor usw bis runter zum kleinen Kulturamtsleiter.
Will ein Musiker. Schauspieler, Kabarettist, Kunstmaler, Bildhauer, Regisseur, Filmemacher, Journalist etc. einen Auftrag, um seine Miete zu bezahlen, braucht der Künstler das Jawort von diesen Leuten, die alle auf Linie gebürstet sind. Das heißt: - Deutsche Kunst funktioniert seit über hundert Jahren nach diesem administrativen Fördermodell. Und wer nicht spurt, ist ganz schnell weg vom Fenster. Das Kuriose dabei ist, dass die meisten Künstler von diesem repressiven Umstand nichts wissen wollen und gar nicht daran denken etwas zu ändern. Lieber greift man Fördergelder ab und stellt ein drittklassiges Filmchen bei einem Provinzfestival vor. An dieser Logik wird sich wohl nichts ändern.
Was tun in solchen Zeiten? Luthers Apfelbäumchen pflanzen oder sprichtwörtlich ein Gedichtlein zu schreiben, kommt nicht in Frage, denn mein Ärger ist immens. Wird sich was ändern? Eher nicht.
Also Schweigen im Walde und demnächst wieder in den Vorzimmern der Kulturdezernenten rumlungern.