#1

Eben noch

in Philosophisches und Grübeleien 06.04.2015 22:43
von der.hannes | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte

I

eben noch

gefangen erstarrt in stasis zeitlos herausgelöst
aus geschehen ins geschehen
ausgewickelt in den kokon

ins neue farbenkleid
gegossen ins pochende
wiederbelebt beatmet
seit orkanböen den vorhang
zerrissen licht flutete
neben hagel pulsierend

erinnerung stand auf
fiel ein mit bildern alter
stärke zeiten bekannter
freude freunde

an der letzten mauer
zurückgespiegelt
ins erleben

einmal noch





II

grad eben

gefangen erstarrt in stasis - zeitlos - herausgelöst
aus altem geschehen in neues geschehen ausgewickelt
kokonverpackt ins neu gefärbte kleid - gegossen
ins pochende wieder belebt - beatmet - aufs neue erweckt
orkangebläht von licht der vorhang zerrissen durchflutet
und schicht um schicht erinnert und wieder ins auge gefasst
fiel ein mit bildern alte stärke - vergangene zeit -
bekannte freude - die längst schien auf immer vergessen zu sein
noch einmal zurück gespiegelt von letzten mauern ins leben

zuletzt bearbeitet 20.04.2015 17:55 | nach oben

#2

RE: Eben noch

in Philosophisches und Grübeleien 21.04.2015 07:17
von der.hannes | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte

Das Thema hat mich umgetrieben und eine zweite Umsetzung gefunden.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Es geht hier in keiner Weise um die Stasi, sondern um den aus dem Griechischen stammenden Begriff der Stasis (Stillstand, etc, siehe in der englischen Wikipediaseite dazu, insbesondere zu der SF-Verwendung)

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#3

RE: Eben noch

in Philosophisches und Grübeleien 21.04.2015 09:51
von chip | 433 Beiträge | 461 Punkte

hi hannes,
der text könnte m. e. noch verdichtung vertragen. dopplungen hemmen die informationsverarbeitung.
z. b. wiederbelebt/beatmet übermittelt, obwohl nicht identisch, dieselbe information. gelingt es nicht,
damit sinnige innere bilder auszulösen, verzögert sich das ohnehin oberflächliche textverständnis der
user. die aussage muß nachvollziehbar bleiben. chronisch irritierte zeitgenossen bedürfen der weisung.

das habe ich aber auch nicht wirklich hingekriegt. hier ein unvollkommener versuch:

zeitlos gefangen in ausgelöster stasis
aus alten verläufen herausgewickelt
ins pochende atmend wiederbelebt
ein buntgefärbter kokon neuer ereignisse

orkangebläht der vorhang
schicht um schicht fällt erinnerung
mit lichtzerrissenen bildern ins auge
zurückgespiegelt von der letzten mauer
die vergessene freude

zuletzt bearbeitet 21.04.2015 10:00 | nach oben

#4

RE: Eben noch

in Philosophisches und Grübeleien 22.04.2015 16:46
von der.hannes | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte

hi chip,

Danke für die Anregungen.

Hm - die "dopplungen" hatte ich hier absichtlich eingebaut, als verschiedene Facetten des Jeweiligen.

In gewisser Weise ist sogar II eine "dopplung" von I. Die Idee hier: wie wirkt sich die Form auf die Rezeption aus?

Verdichtungen haben immer die Tendenz, die Zahl möglicher Deutungen zu erhöhen. Ich habe die beiden Gedichte auch in anderen Foren vorgestellt und selbst unverdichtet schon eine ziemliche Spannbreite an Interpretationen erhalten...

Ich denke noch mal über Verdichtungen nach, das schadet nie :), wird aber noch etwas dauern, fürchte ich.

Vielleicht werden es noch andere Varianten ... III-??? ;)

es grüßt
der.hannes

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