Glück ist, wenn du am Morgen
erwachst und siehst, der Tag wird
schön gegen alle Vorhersagen
die Wolken am Horizont
zählen nicht

Glück ist, wenn das Geld reicht
und dir bleibt noch ein Rest
für die hohe Kante, du hast das
Später im Blick, wenn dich
das Glück verlässt

Denn das Unglück kommt
wie das B hinterm A im Alphabet
dir muss man das nicht sagen
du hast deine Erfahrungen, die
kann keiner dir nehmen

Und dann sitzt du im Garten
abends unterm Junihimmel, Frieden
überall in der Luft, Kriege passieren
woanders, wer weiß, ob sich das
Wetter morgen noch hält

Das ist jetzt wie angekündigt ein einfaches Gedicht für die User dieses Forums?

Dementsprechend glaube ich den Text inhaltlich zu verstehn: Ein LI schätzt sich glücklich, den Tag unbeschwert
beginnen zu dürfen, wohl wissend um die Zerbrechlichkeit dieser scheinbaren Sicherheit seiner kleinen Existenz.

Zur Form:
Als Prosa käme der Text ebenso gut. Der Protagonist kann sich in direkter Rede an seine Fans wenden:
"Deine Erfahrungen wird dir keiner nehmen können!" Eine Drohung spitzt Leser besser an. HG - mcberry

Mcberry,

du tippst richtig. Es ist ja auch nicht ganz einfach zu entscheiden, welches Gedicht man diesem doch kleineren Userkreis zumuten will, du siehst, sobald es ein bisschen komplizierter wird, versteht jeder bloß Bahnhof. Aber auch dieses Gedicht hat seine Tücken, denn so ganz einfach, wie es auf den ersten Blick scheint, ist auch dieses Gedicht nicht.

Danke fürs Reinsehen und deinen Kommentar.

Ciao, Elektra