Ein Hund lag Tag für Tag faul auf seiner Decke neben dem Ofen und schlief. Er träumte von frechen Katzen und fetten Würsten.
Eines Tages, ein paar Minuten nachdem er von seinem inspizierenden Rundgang durch den großen Garten wieder auf seiner bequemen, warmen Decke die perfekte Schlafposition eingenommen hatte, verspürte er plötzlich ein unangenehmes Pieken am Ende seines Rückens, direkt oberhalb der Schwanzwurzel. Verdutzt schaute er
mit schlaftrunkenen Augen nach hinten, um den Störenfried zurecht zu weisen.
Aber er konnte niemanden entdecken. Da der kleine Schmerz gleich wieder verschwunden war, legte er seinen müden Kopf auf die Decke und schnaubte entspannt.
Gerade als er die Tür zum Traumland aufschließen wollte, begann die Stelle, an der er zuvor den überraschenden Stich bemerkt hatte, überfallartig zu jucken.So schnell seine wenig trainierte Wirbelsäule es zuließ, drehte er den Kopf um das Jucken mit den kleinen Zähnen zwischen den Fängen zu beenden.
Unter heftigstem Schnauben bearbeitete er Fell und Haut.
Da drang eine nie zuvor gehörte Stimme an sein Ohr:
"He, hör auf du Monster! Du bringst mich ja um!"
Im selben Moment entdeckten die scharfen Augen des Hundes den winzigen Floh, der frech wie Oskar auf seinem Rücken spazieren ging.
"Wenn du nicht sofort verschwindest, wirst du meine Zähne kennenlernen", drohte er dem Eindringling.
"Komm wieder runter", antwortete der Floh. "Wie wär's wenn wir raus in den Garten gehen? Das Wetter ist herrlich und ich brauche unbedingt ein wenig Sonne, um meinen Vitamin-D-Haushalt in Ordnung zu bringen."
"Nur wenn du mir versprichst, aus meinem Fell zu verschwinden und dir draußen einen anderen Platz für dein Sonnenbad suchst."
"Versprochen!"
Der alte Hund trottete zu Hintertür, die nur angelehnt war, drückte sie mit der Schnauze auf und schlenderte in den Garten. Als er am Holunderbusch sein Bein hob, rief der Floh:
"Ich steig hier aus und sonne mich ein wenig auf einem Blatt. Vielleicht seh'n wir uns ja morgen wieder."
Und mit einem gewaltigen Satz, dem man dem kleinen Tierchen nicht zugetraut hätte, verschwand er im grünen Blätterwerk des Busches.
Ich weiß, was mir lieber wär', dachte der Hund und trabte ohne ein Wort zurück zum Haus. Nach dem er auf seiner Decke endlich wieder die richtige Schlafposition gefunden hatte, war aber an Ruhe nicht zu denken, denn das Jucken begann abermals und stärker als zuvor.
Falls das Biest die Frechheit besitzt, mich noch einmal zu besuchen, dachte er, wird es keine Vitamine mehr brauchen.