Schreib etwas Nettes, ein Gedicht,
als Seelentröster, das mir bleibt,
im Stromausfall, bei Kerzenlicht,
die stumme Finsternis vertreibt.

Computer, Laptop, Telefon.
eins nach dem andern abgeschmiert.
Aus meinem Hörbuch kommt kein Ton,
was User hoffnungslos frustriert.

Mein Zweit-TV ist implodiert;
tatsächlich fehlt ein Drittgerät.
Das Radioprogramm verliert
Kanäle, rauscht voll aufgedreht.

Ach, wäre in der Post die Karte
mit ein paar Zeilen, die mir gelten.
Auch wenn ich lebenslänglich warte,
ich glaube: Lyrik öffnet Welten!

Deinem LI wagt kaum zu antworten, Mac, wer kein nettes Gedicht parat hat ...

aber egal wie gläubig dein Lyrikfan sein mag, ich fürchte, es wirst noch etwas warten müssen, bis mir
Zeilen gelingen, die Welten öffnen. Spaß beiseite: Diese Idee bei Kerzenschein Lyrik zu lesen, während
bzw. weil sonst nichts mehr geht, ist so absurd, daß sie schon wieder gut ist. Man stelle sich vor, dein
chaotisches LI rezitiert Shakespears Sonette nachts in einem Wüstenzelt. Das hat was. Grüße von Yaya

Hallo mcberry,
"Lyrik öffnet Welten", ist ein hoffnungsvolles Credo, hat aber in unserer medial überfrachteten Welt leider nur eine Nische in einem Nischendasein. Ein weiteres Problem sehe ich darin, dass sich aktuell angesagte Lyrik oft thematisch und im Ausdruck (zu) abgehoben zeigt, um von "normalen" Lesern verstanden zu werden.
So gesehen lese ich deinen Text als Wunsch eines Lyrikliebhabers, der sich von seiner Geliebten ein Gedicht wünscht.
LG
Perry

Hallo Yaya, Hallo Perry,

danke euch beiden für treue Kommentare. Es ist nur ein Scherzgedicht und wie so oft, nehme ich die Verse
nicht ganz ernst. Die Abgehobenheit der Hohen Minne, per definitionem unerreichbar, wäre eher zufällig auf
die Schippe geraten. Mit ein paar Zeilen zum Osterfest für das E-literatum werde ich hochzufrieden sein. HG - mcberry

kein smartes phon
ohn harte fron

kein zuckerguss
trübt zungenkuss

kein holpervers
liest sich revers

kein osterei
bricht nie entzwei

drum mut euch allen
zum die faust nicht nur in der hosentasche ballen