Hast du heute schon wieder kein Essen gekocht, Mama? Willst du uns beide verhungern lassen, oder willst du mich, dein einziges Kind, für irgendetwas bestrafen?
Oh ja, das konntest du schon immer hervorragend. Du hast mich doch nie richtig lieb gehabt. Aber trotz all deiner Schikanen und deinen Zurückweisungen, habe ich dich bei mir aufgenommen, obwohl auch ich nicht mehr bei bester Gesundheit bin, wie du wohl weißt.
Hörst du mir überhaupt zu? Ich weiß, dass du nicht schläfst, aber wenigstens ansehen könntest du mich, wenn ich mit dir rede, Mama.
Du schweigst. Ja, schweig nur weiter. Wie du in den letzten Tagen immer geschwiegen hast. Ignoriere mich, das kannst du ja gut.
Du widersprichst nicht und du hockst in deinem Sessel vor der Glotze.
Du lässt dich gehen.
Deine Haare fallen aus. Deine Haut ist gelblich – und du riechst streng, Mama.

Bestimmt besser so, liebes Li,

so macht sie dir nämlich keine Vorhaltungen mehr und zankt nie wieder herum. Und du brauchst dir auch
keine neuen Begründungen auszudenken, wenn du mal weg willst und spät heim zu kommen beabsichtigst.
Eine große Hilfe kann sie schon lange nicht mehr gewesen sein.
Mit der Gesundheit steht es nicht zum Besten? Das scheint in der Familie liegen. Dagegen hilft in ihrem Fall
auch keine Medizin. Wie wäre der Besuch eines Schreiners? Das liefert vllt guten Stoff für eine Fortsetzung.
Z. B. wenn sie sich als sperrig erweisen sollte. Grüße von Yaya

He, yaya,
das ist ja der reinste Sar(g)kasmus, der aus deinen Zeilen staubt - knochentrocken, kratzt im Hals und juckt in der Nase
kratzige, aber dennoch herzliche Grüße
von erdbeermund