Liebes Tagebuch, endlich! Endlich habe ich sie heute wieder gesehen.
Sie ist so süß und ich weiß – ja, ich weiß es ganz genau – sie ist nicht von dieser Welt.
Ich hatte das wahnsinnige Glück, sie wenigstens für ein paar Minuten beobachten zu können.
Eine viel zu kurze Zeit, und doch so unendlich ewig. Als sie in meine Richtung blickte, hielt ich den Atem an, bis sich in meinem Kopf alles drehte.
Diese Augen. Ihre wunder-wunderschönen Augen hypnotisierten mich, sodass meine Seele alles Glück dieser Welt in sich aufzunehmen schien.
Wenn ich jetzt meine Lider schließe, sehe ich immer noch diese schwarzen Diamantenaugen, deren unendliche Tiefe gleichzeitig Begehren und Faszination in mir auslösen.

Doch als Helga ihren Kopf zur Tür reinstreckte und sagte: „Hast du die scheußliche Ratte endlich erwischt?“, verschwand mein Engel durch das Kellerfenster.

Während der Lektüre, Erdbeermund,

kamen mir giftspuckende Insekten oder Schlangen in den Sinn: Zunehmend betäubtes Verharren unter der
Wirkung eines halluzinogenen Stoffes, dessen Droge mir suggeriert, gefressen zu werden sei höchste Lust.
Wenn wir das unvermeidliche Schicksal dankbar annehmen, ist es soweit. Warum auch fortlaufen, wenn es
sowieso jeden irgendwann erwischt? - Leider kippt Helgas Kommentar jede philosophische Betrachtung aus
den Latschen, zerstört die Magie eines hingebungsvollen Augenblicks durch den abrupten Einbruch schnöder
Realität. - War es wirklich nur `ne Ratte? Sollen wir den schwarzen Engel im Regenwald suchen? HG - mcberry

Hallo mcberry,
ob nun geflügelt, sich schlängelnd, oder vierbeinig, ob im Laub tropischer Regenwälder, ob in göttlichen Sphären, oder im Kohlenkeller - der Verliebte sieht nur das, was er sehen will.
Es freut mich, dass meine Geschichte bei dir ein kleines Kopfkino gestartet hat.
Gruß
erdbeermund