Ein jeder weiß zuerst, was selbst ihm nützt,
in dieser Stadt, die doppelt sich verhöhnt,
wo klandestin man sich als Größter wähnt
und Menschenabfall unter Brücken sitzt.

Idylle sprießt aus allen Straßenfluchten,
wo Träume man aus Tränentagen züchtet.
Wohin man sich in dieser Stadt auch flüchtet -
es stinkt nach Geld und nicht nach Juchten.

So zwischen Depression und Feuerwerk
dereinst euphorisch geifernd angepriesen,
hat sich die Stadt als sterblich doch erwiesen,
von Gott verlassen, bleicher Mauerberg.

Guten Tag Elektra!

Meiner vagen Vermutung nach, geht es um Hoffenheim. Einiges paßte auf andere Städte auch.

Als 'Ausländer' fällt mir die Zuordnung nicht leicht. Ich warte gespannt auf andere Kommentare.

Mit Gruß
Joame

Hallo Elektra,

die Stimmung paßt so auf viele Städte. Graue Straßenschluchten vermitteln leicht Trostlosigkeit.
Wieso das auf Juchten reimt, außerhalb der Mongolei oder so, verstehe ich nicht. Macht aber nichts.
Das "klandestin" gefällt mir. Träfe aber erst recht auf den Abfall im Stadtparlament zu, finde ich. Oder im Präsidialamt. Oder wer weiß wo. Unter Brücken treffen sich manchmal nette Leute bei brennenden Tonnen.
Was ein guter Titel wäre oder ein Name für einen Treffpunkt: Zur brennenden Tonne.

Städte sterben meistens nur in Teilen. Wenn es nicht zugeht wie bei Sodom und Gomorrha, was aber ein Meteoriteneinschlag gewesen sein soll und darum so gründlich abgeräumt hat. So ein bleicher Mauerberg verwest nicht weiter. Schon gar nicht, wenn der hinter einem hohen Zaun hockt.

Damit höre ich mal auf zu schwätzen. Schönes Gedicht. Für Einheimische und Ausländer. Salzige Grüße XXX

ich tippe auf Rom ;)

es grüßt
der.hannes

Liebe Kommentatoren,

habt erst mal herzlichen Dank fürs Feedback. Ich will nicht ins einzelne gehen, es ist ein Gedicht über eine Hauptstadt (was Kapitale ja bedeutet), wahrscheinlich ist Berlin damit gemeint, es könnte sich aber auch um Rom oder Paris handeln. Die Städte unterscheiden sich ja heute nicht mehr allzusehr, zumindest der Geist ist überall derselbe und wahrscheinlich sogar in Hoffenheim. Nur eines noch: Juchten ist eine Anspielung auf die "Herrenreiter", die man hier in Berlin an jeder Ecke in der Innenstadt antrifft.

Lieben Gruß
Elektra