#1

Warteschleife

in Natur 07.01.2013 12:03
von otto | 637 Beiträge | 645 Punkte

Weit noch zum frühling, silberblattaufschlagen,
So nieselt winter, nicht beweißt in ruhe,
Alles bleibt zaudern, halbbeherztes wagen,
Schau, in der ecke dösen nasse schuhe.

Die filigranen regenvertikalen
Verfallen senkrecht reihend perlenklängen,
Befüllen voll seit wochen erdenschalen,
Die traumlosschleifen schlafen in gesängen.

Wie geht es dir, fragt man vorübergehend,
Wer will vom andern unbequemes wissen?
Man setzt sich nicht, und regelt müde stehend
Oder alleine, auf verrotztem kissen.

Bis irgendwann ein Mai singt sonnenlieder,
Tschüss jetzt, bis dann, vielleicht trifft man sich wieder.

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#2

RE: Warteschleife

in Natur 08.01.2013 16:33
von chip | 433 Beiträge | 461 Punkte

ein text wie geträumt, lieber otto,

von eingefrorenen insektlarven, die unter chitinpanzern des frühlings harren, der auf sich warten läßt.
in der sprache klingt musik, s2 ist ein schatz. sogar die nassen schuhe haben einen lyrischen touch,
bedeuten sie doch bewegung, die sich vorbereitet in den unfaßbaren warteschleifen winterlicher starre.
s3z4 (oder Xx) sollte xX mit einem jambus beginnen: was immer, auf verrotztem kissen. tschüs chip

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#3

RE: Warteschleife

in Natur 08.01.2013 19:14
von otto | 637 Beiträge | 645 Punkte

Lieber chip!

Dein freundlicher Kommentar erleichtert mir das Warten auf den Frühling. Zuweilen befürchte ich mit der alten Gedichtform zu langweilen. Deshalb hat es mich erfreut, dass mein Gedicht gefallen hat.

Liebe Grüße,

otto.

zuletzt bearbeitet 08.01.2013 19:14 | nach oben

#4

RE: Warteschleife

in Natur 09.01.2013 07:34
von yaya (gelöscht)
avatar

Guten Morgen, Herr Otto,

der Text gefällt mir auch sehr gut als ein Gedicht vor dem Frühlingsbeginn, besonders, nachdem Chips
Kommentar diese Textauffassung bestätigt. Beim ersten Lesen haben mich diese Wortneuschöpfungen
oder -verwendungen verunsichert. Tatsächlich war ich mir keineswegs so sicher, den Sinn zu begreifen.
Das geht mir mit deinen Texten manchmal so und ich könnte mir auch denken, es hält den einen oder
anderen Kommentare fern. Aber wie immer lohnt deine Lyrik, sich damit zu befassen.Grüße von Yaya

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