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Beiträge zur foreninternen Ausschreibung: 21.12.12
in Wettbewerbe 22.10.2012 09:07von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte
1. Beitrag: Unheimlich viele Anzeichen
Noch nie war ich in der Situation, einen Untergang mitzuerleben. Das kann wegen meiner Jugend sein, vielleicht war ich auch ein wenig unaufmerksam.
Wenn schon ein Untergang, dann soll er aber gerecht sein, sonst bin ich damit nicht einverstanden. Nervös bin ich schon, das gebe ich zu.
Meine Schwester hilft Mutter beim Großputz und Vater werkelt ganzen Tag in der Garage. Er hat sich Sonderurlaub genommen. Mehr als einen Monat bekam er nicht, da er seinen Urlaub vom Vorjahr überzogen hatte, damals als sein Auto in Polen aus ganz unerklärlichen Gründen verschwunden war und er dort bleiben musste. Versehentlich steckte man ihn für zwei Wochen in Untersuchungshaft.
Warum alle jetzt noch putzen, weiß ich nicht. Ehrlich gesagt, mir ist es ganz schön Wurst, wie alles aussieht, wenn das passiert, vor dem wir uns fürchten. Erst heute las ich vom Deutschen Geoforschungszentrum über den Polsprung, der vor 41.000 Jahren stattfand. Er kam ganz plötzlich, viel plötzlicher als angenommen. Das Erdmagnetfeld war dabei damals viel stärker als jetzt. Eine totale Umpolung hat stattgefunden mit einem ungeheuren Vulkanausbruch. Das heißt, es war ein Aufbrechen der Erdkruste in der Gegend vom Mittelmeer bis Russland, zum Schwarzem Meer. Damals blieb nichts, aber absolut nichts übrig.
Es muss sich aber nicht auf diese Weise ereignen, könnte auf andere Weise stattfinden. Zum Beispiel durch ein Schwarzes Loch. So eines ist doch noch nicht zu sehen. Wenn es uns ganz unerwartet verschlingt, dann ist meine Vorstellung am Ende angelangt.
Nehmen wir aber die sehr reale Möglichkeit eines Polsprunges, wie er schon mindestens einmal stattfand, dann könnte vermutlich durch eine Vermengung von Schichten einiges, das in den Globus hineingemischt wurde, wieder an die Oberfläche kommen. Was jetzt an der Oberfläche ist, samt Städten und Meeren würde förmlich in die Masse hineingerührt werden, so als würden Schokoladenstücke in einen kochenden Teig geworfen.
Das erinnert mich daran, als im Wald, beim Vergraben des Nachbars Katze, ein Stein zum Vorschein kam, auf dem komische Zeichen standen. Wer weiß, was das für ein Stein war, da die Zeichen seltsam waren. Recht eigenartig, wie von einer anderen oder versunkenen Welt. Könnte schon sein, hat Willi, mein Freund gesagt. Er hat schon oft komische Sachen in der Erde gefunden, aber von Berufs wegen. Er verlegt Gasrohre, manchmal auch Wasserrohre. Mensch, das kann ganz schön schief gehen, wenn man das eine mit dem andern verwechselt.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt geht es um viel mehr und nicht um ein Rohr, sogar um eine ganze Achse. Aber auch nur dann, wenn sich die Befürchtungen in diese Richtung bestätigen. Genau genommen, ist in einer handvoll Tagen niemand mehr da, der etwas bestätigen könnte.
Andere Ansichten gibt es auch. Der Freund vom Papa meint, wenn etwas passiert, davon ist er absolut und mehr als tausend-prozentig überzeugt, dann werden es die Ufos sein, die kommen. Wenn er das sagt, grinst er immer recht komisch, als wüsste er mehr darüber. Wenn ich nur wüsste, was er weiß!
Andererseits, gemeint ist nicht der Pyromane von der Feuerwehrschule, der zwei Jahre auf Bewährung ausgefasst hat , der nicht. Andere meine ich, die mit der Erde zündeln. Ich traue mich gar nicht laut zu sagen, wen ich meine. Sonst haben sie mich; die sind ärger als die Stasi, das weiß jeder.
Die derart zündeln, bis die ganze Welt plötzlich von einem Atomsturm dahingefegt wird, die meine ich. Ich kann ja noch einen Hinweis geben, wenn ich sage, die so laut schreien, brüllen und so gerne schießen. Hehe, ich glaube, jetzt hat jeder verstanden. Jawohl, vor denen soll man sich hüten, die fackeln alles ab, da können uns nicht einmal mehr die Chinesen retten.
Das sind eine Menge Möglichkeiten, keine ist erfreulich, keine ist beruhigend!
Wir haben unruhige Zeiten vor uns, insbesondere diese jetzt, wo es uns an den Kragen geht. Ich frage mich immer, wozu Ordnung machen, wozu schrubben oder Auto waschen. Die wenigen Tage, die noch sind, will ich mich nicht abschuften.
Schade, dass ich mein Konto geleert habe. Weil ich die Karte von Papa fand, ist seines jetzt auch leer. Nur weiß er bis jetzt nichts davon. Wenn er merkt, was mit seinem Konto los ist, ist die Sache gelaufen. Ungefähr so denken die Banken auch. Ich habe heute um einen Kredit angesucht, er wurde anstandslos bewilligt. Das hat mich mit etwas Genugtuung erfüllt. Ich habe vor, eine ganze Menge einzukaufen und zum Teil schon eingekauft. Eben, weil man nicht weiß, was los sein wird.
Da habe ich ein Schlauchboot, eine Taucherbrille. 2 Kartons Batterien, 5 Dosen geröstete Erdnüsse aus Bioanbau, 1 Funkgerät, 10 Kartons Haltbar-Milch, eine Bohrmaschine und ein Zelt für drei Mann. Am teuersten waren die Asbest-Handschuhe und schwer zu beschaffen. Dafür gab es einen Wasserball zum Aktionspreis. Jetzt fühle ich mich besser und hoffe, die bestellten Gasmasken treffen rechtzeitig ein. Was ich mache, wenn UFOs kommen, habe ich mir noch nicht richtig überlegt. Heute treffe ich Willi. Wir werden besprechen, was er dazu meint. Momentan will ich den neuen Spirituskocher ausprobieren. Wie ich sehe, ist kein Spiritus dabei. Irgendwo hatten wir Farbverdünner, falls nicht, muss ein halbvoller Benzinkanister von Papa herhalten; Benzin brennt doch auch gut.
Leider kann man nicht auf alle Fälle vorbereitet sein, das merke ich jetzt mehr als vorher, während ich in meine Zimmer die Kartons öffne, entpacke und verpacke und sortiere und die Waren teste.
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RE: Beiträge zur Ausschreibung 21.12.12
in Wettbewerbe 22.10.2012 13:30von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte
2. Beitrag: Die letzten Tage
Es stand nicht gut um Ludwig Wallmanns Vater. Um das zu sehen, musste man kein Arzt sein. Die letzten paar Tage war Ludwigs Vater selten klar gewesen. Heute bestand er dann darauf, zur Toilette gebracht zu werden.
„Lass mir ein bisschen Anstand, Sohn.“, sagte er zu Ludwig. Dieser musste ihn daraufhin zu dem Eimer hinter den Regalen begleiten und ihn dort festhalten, damit er nicht zusammenbrach. Während er über dem Eimer hing, begann Ludwigs Vater in seinen Armen zu weinen.
„Dass es so weit kommen musste!“
„Mach dir nichts draus, Papi.“, sagte Ludwig zu ihm. „Ich mach das gerne für dich. Es ist, als würde Gott dafür sorgen, dass ich jetzt alles wieder gut machen darf, was ich Zeit meines Lebens an dir verabsäumt habe.“
Sein Vater schluchzte und legte seinen Kopf an Ludwigs Schulter. Ludwig säuberte ihn und trug ihn zurück zum Bett. Als er die Decke über ihn schlug, hatte bereits der Wahnsinn wieder Besitz von ihm ergriffen.
„Jesus prüft uns jetzt.“, sagte er. Und: „Bist du der Engel, der gekommen ist, um mich zu den 144.000 hochzubringen?“
Als die Sirenen losgingen, vor etwas mehr als einem halben Jahr, war Ludwig nichts Besseres eingefallen, als heim zu fahren. Zu dem Haus, in dem er aufgewachsen war. In den Nachrichten hieß es, man sollte einen geschützten Ort unter der Erde aufsuchen. Der einzige Ort, der auf diese Beschreibung passte und der Ludwig in den Sinn kam, war die Schutzanlage unter dem Königreichsaal.
„Komisch.“, dachte er, als er durch das Gartentor trat und über den geschotterten Weg auf sein Elternhaus zuging. „All das, wovor ich geflohen bin, all dieser religiöse Humbug, den ich so verachtet habe, scheint sich nun zu bewahrheiten. Das sind die letzten Tage, von denen in den Bibelkreisen meiner Jugend immer gesprochen wurde.“
Ludwigs Mutter war gestorben, als er zwölf war. Autounfall. Ihre Religion hatte verboten, dass sie Bluttransfusionen erhielt.
„Sie wäre auch so gestorben.“, hatte der Arzt zu seinem Vater gesagt. Auf dem Krankenhausflur.
„Wegen des Blutverlustes ist es nur schneller gegangen.“
Nach ihrem Begräbnis war absolute Stille in das große Haus eingekehrt. Ruhig war es auch vorher schon gewesen. Aber nach dem Tod von Ludwigs Mutter, wurde kaum noch ein Wort gewechselt, das nicht in direkter Verbindung mit der Bibel stand. Ludwig wurde jeden Abend in das Studierzimmer seines Vaters gebeten und dort dann auf seine Bibelfestigkeit geprüft. Selten schaffte es der Junge, seinen Vater mit den gegebenen Antworten zufriedenzustellen.
Ein „Du musst dich mehr anstrengen, Ludwig. Jesus wird bald kommen. Er hat keine Liebe für die Unwissenden. Auf die wartet so nur der große, zweite Tod.“ bekam er dann zu hören. Ansonsten nichts.
Ludwig ging von zu Hause fort, als er 17 wurde. Eine Tante nahm ihn bei sich auf. Sein Vater zeigte kein Verständnis für das gottlose Leben, das sein Sohn damals wählte. Ludwig hörte bald darauf auf, ihn regelmäßig zu besuchen.
An jenem Nachmittag, vor einem halben Jahr, mit den Sirenen im Nacken, verlangte es Ludwig all seine Willenskraft ab, an die Eingangstür zu klopfen. Sein Vater öffnete mit einem Lächeln.
„Willkommen, Sohn.“, sagte er. „Ich habe auf dich gewartet. Die Zeit ist nun gekommen. Jesus wandelt auf Erden. Wir werden nun unter die Erde gehen und warten, bis Gott uns das Zeichen gibt, die neue Welt zu betreten.“
Ludwig fuhr mit seinem Vater zu der Bunkeranlage unter dem Königreichsaal. Am Eingang wurden sie vom Ältesten empfangen.
„Willkommen Bruder Wallmann. Wie ich sehe, bringst du ein verlorenes Schäfchen zurück in unsere Arme. Lobet den Herrn. Seine Zeit ist gekommen. Jesus wandelt bereits unter uns.“
Sie wurden von anderen Zeugen Jehovas in die riesigen Bunkeranlagen unter der Erde gebracht. In einem Saal mit mehreren Dutzend Feldbetten wurde ihnen eine Schlafgelegenheit zugewiesen.
„Wir verbringen unsere Tage hier mit dem Studium der Bibel. Damit wir vorbereitet sind.“, sagte ein hübsches, blondes Mädchen, als Ludwig scherzte: „Was man hier wohl den ganzen Tag so treibt?“
Als sich die ersten Erschütterungen bemerkbar machten, waren die Tore nach oben bereits verschlossen. Ludwig hatte auf seinen Rundgängen mehrere dieser großen Schlafsäle entdeckt. Es mussten sich hunderte von Menschen in der weitläufigen Anlage aufhalten. Als er den Speisesaal betrat, war sein Vater gerade dabei, jüngeren Zeugen Anweisungen zu geben, wie die letzten Nahrungsmittel in den Vorratskammern einzulagern seien.
„Mach dich nützlich, Ludwig.“, sagte er und deutete ihm, eine der Kisten mit Obst zu nehmen und ihm zu folgen.
Sie traten durch eine massive Betontür in eine Lagerhalle, die gefüllt war mit Regalen voller Lebensmittel und Haushaltsartikel.
„Dort drüben!“, sagte Ludwigs Vater und zeigte auf das gegenüberliegende Ende der Lagerhalle.
Den drei jungen Männern, die ihnen entgegenkamen, befahl er, ebenfalls Kisten mit Obst von draußen zu holen. Als Ludwig und sein Vater die Kisten gerade abstellten, begann der gesamte Komplex plötzlich zu beben. Man konnte Schreie hören. Eine Explosion. Dann fiel die riesige Betontür zu und versiegelte die Lagerhalle. Ludwig und sein Vater versuchten den Eingang wieder zu öffnen, mussten aber bald einsehen, dass es sinnlos war.
Das elektrische Licht versagte. Eine Weile lang klang es, als würden Teile des Komplexes einstürzen. Immer wieder bebte die Erde. Dann herrschte Stille. Ludwigs Vater besorgte Kerzen aus den Regalen und sorgte so für etwas Licht.
„Was ist geschehen?“, fragte er seinen Sohn. Ludwig konnte sich nicht erinnern, seinen Vater jemals so hilflos gesehen zu haben. Sie verbrachten die nächsten paar Stunden damit, in der Bibel nach Antworten zu suchen. Ludwigs Vater wurde zusehends bleicher und zittriger.
„Du musst etwas schlafen, Papa.“, sagte Ludwig, als er aus einem Traum hochfuhr und seinen Vater unverändert, über Gottes Wort gebeugt, vorfand.
Ludwig wusste nicht, wie lange sie hier bereits festsaßen, als sein Vater schließlich ohnmächtig wurde. Er hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Er zerrte seinen Vater auf das improvisierte Bettenlager, das er aus einigen Kisten und Decken gebastelt hatte und wartete darauf, bis er wieder zu sich kam.
„Du musst dich schonen, Papa.“, sagte Ludwig, als dieser die Augen wieder aufschlug.
„Wir müssen vorbereitet sein.“, antwortete der alte Mann. „Gott prüft uns. Wir müssen uns wappnen.“
Die beiden Männer fanden in der Lagerhalle alles, was sie brauchten. Nahrungsmittel und Gebrauchsgegenstände für mehrere hundert Personen waren hier unten eingelagert.
„Dies ist eine von drei großen Lagerhallen, die die Körperschaft in Wien hat anlegen lassen.“, erklärte Ludwigs Vater ihm eines Abends, als sie gerade aßen. „Wir beiden Tölpel wurden von Gott für eine besondere Aufgabe auserkoren, wenn er uns derart versorgt wissen will.“
Ludwig hatte begonnen, mit einer Kreide Striche an die Wand zu malen, um festzuhalten, wie lange sie bereits hier unten waren. Jeden Tag, wenn er erwachte, fügte er einen weiteren Strich hinzu.
Der Schlaganfall seines Vaters ereignete sich am 167. Tag unter der Erde. Ludwig und er hatten gerade gestritten. Ludwig war der Ansicht, dass sie, mit dem Werkzeug aus den Regalen, versuchen sollten, sich einen Weg ins Freie zu bahnen.
„Es ist noch nicht sicher da oben, Ludwig.“, sagte sein Vater. „Jesus führt noch seinen Krieg gegen den Teufel. Er bereitet noch die Welt für uns vor. Er merzt Religionen und Länder aus, für uns, damit wir danach das Paradies erbauen können. Die letzte Prüfung erwartet uns, da oben. Gott wird uns ein Zeichen geben, wenn es soweit ist, hochzugehen und sein Werk zu vollbringen.“
„Dein Gott kann mich mal.“, sagte Ludwig und griff nach einer Spitzhacke. Als er sie gerade erhob, um damit auf die Betontür einzuschlagen, hörte er einen dumpfen Aufprall. Als er zum Bettenlager zurückkam, sah er seinen Vater, mit dem Gesicht nach unten, auf dem kalten Beton liegen. Neben ihm lag seine Bibel.
Seitdem konnte sein Vater kaum noch sprechen. Die rechte Gesichtshälfte hing schlaff herab. Er war nicht mehr in der Lage, sich alleine zu erheben. Nicht einmal mehr, um seine Notdurft zu verrichten. Ludwig wachte an seinem Krankenbett. Fütterte ihn mit zerkleinerter Nahrung, gab ihm zu trinken und reinigte ihn, wenn es notwendig war.
Als sein Vater darauf bestand, auf die Toilette geführt zu werden, sah Ludwig dies als gutes Zeichen. Eineinhalb Kerzenlängen später starb er. Aber zuvor hatte er noch einen kurzen, klaren Moment.
„Ich bin stolz auf dich, mein Sohn.“, sagte er zu Ludwig. „Gott hat mir in Visionen gezeigt, welch gute Arbeit du für ihn vollbringen wirst. Du wirst ein wahrer Diener Jesu sein. Und während er unerkannt unter uns wandelt, wirst du die Menschen auf seine Ankunft vorbereiten. Es war wichtig, dass du in die Welt hinausgegangen bist, als du noch ein Junge warst. Auch das hat mir Gott gesagt. Nur so konntest du erfahren, wie verderbt sie durch den Einfluss Satans geworden war.“
„Warte auf das Zeichen, mein Sohn. Gott wird dich nach oben gegleiten.“
Ludwigs Vater schloss die Augen. Friedlich. Ludwig küsste ihn auf die Stirn und weinte. Dann nahm er die Bibel zur Hand und las darin.
Eines Nachts fuhr er hoch. Geweckt von einer Erschütterung. Ein weiterer Teil des Komplexes war zusammengebrochen und ein Riss hatte sich in der Betontür gebildet. Ludwig konnte fühlen, dass sich ein Luftzug in die Lagerhalle gestohlen hatte. Er schnappte sich eine Spitzhacke und machte sich ans Werk.
„Dein Wille geschehe!“, sagte er und senkte den eisernen Keil kraftvoll in die geborstene Tür.
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RE: Beiträge zur Ausschreibung 21.12.12
in Wettbewerbe 23.10.2012 17:56von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte
3. Beitrag: In ein paar Tagen
Es wird kein 'Sanftes-Blätter-Fallen'
wenn gurgelnd uns ein Sog verschlingt,
die Gammastrahlung uns durchdringt,
atomgelöst wir jenwärts schwallen.
Der Trilliarden Welten Kluft
zerschmilzt bis auf die kleinste Rille,
zur Größe einer Kopfschmerzpille,
die hilft nicht, wenn es demnächst pufft.
Verdampft sind alle Menschheitsfragen,
mit ihnen Gott aus allen Köpfen,
das Universum samt Geschöpfen
ist aufgelöst in ein paar Tagen.
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RE: Beiträge zur Ausschreibung 21.12.12
in Wettbewerbe 24.10.2012 10:46von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte
4. Beitrag: Das Ende (aus Grillparzers Sicht)
Wann wird es sein?
Nachtrunken scheinen Geist mir und Gemüter
Behäbigkeiten führen Regiment,
Prognosen häufen sich zum Niedergange.
Tagtäglich mehren sich Bedrohungszeichen
doch Goldes Glanz wird niemals ignoriert,
verlacht vom Pöbel der, der Wahrheit spricht.
Die Lust diktiert, im Rausch regiert die Macht,
sinnlos bleibt Aufbegehren der Vernunft.
Die Ignoranz ist auf dem Weg zum Sieg,
mit dummen Sprüchen schlitternd ins Verderben.
Wozu wohl Flucht, wenn Raum im Nu versinkt,
sinkst doch in Ewigkeit seit der Geburt.
Es muß ein körperloses Sein für immer
aufs Neue sich als Leben Körper suchen.
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RE: Beiträge zur Ausschreibung 21.12.12
in Wettbewerbe 16.11.2012 09:10von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte
10. Beitrag: welt der zahl
wegen dreifacher einheit
und dreimaliger zweiheit
zusammen addiert alle neune
so vergeht die welt der zahl
weil einundzwanzigfach
die doppelzwölf regiert
an diesem tag der rechnung
zur basis sechzig wie mayas
zählten und tierkreiszeichen
sich am himmel begegnen
bis zum ende getaumelt
ist wieder diese kugel
aus den sphären gefallen
die engel mit ihren gepunkteten
haaren voll gold und unschuld
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RE: Beiträge zur Ausschreibung 21.12.12
in Wettbewerbe 21.11.2012 15:39von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte
11. Beitrag: Der letzte Tag der Menschenrasse
Nimm mit Humor, sei nicht verkrampft,
wenn Milch im Kühlschrank brodelnd dampft,
wenn Nachbarn, die vom Fenster winken,
spontan samt Haus ins Erdreich sinken.
Vielleicht für diese Erde gut,
wälzt kilometerhohe Glut
hinweg die Städte mit den Banken.
Ob das von Vorteil, lässt sich zanken.
So geht es weiter, Schlag auf Schlag;
auf dem Kalender steht beim Tag
'der letzte Tag der Menschenrasse',
ach, wie ich die schon lange hasse!
Ein Sturm, und keiner weiß warum,
zerdrückt das Planetarium;
Antares, sogar Beteigeuze,
zerquetschen sich wie Affenläuse.
Zerstiebt die Milchstraße im Nu,
schau ich als Feigling gar nicht zu
Zwei Valium, nur prophylaktisch,
scheinen zum Anlass klug und taktisch.
Ein Video, ein Gläschen Wein;
wer kann da noch hysterisch sein?
Es reicht doch, sorgt sich jeder krumm,
ich nicht, das wäre ganz schön dumm.
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RE: Beiträge zur Ausschreibung 21.12.12
in Wettbewerbe 04.12.2012 10:51von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte
12. Beitrag: die namen der tore
- weh mir sie nicht zu kennen.
wendet amon sein strahlendes antlitz ab
vor der sinkenden sonnenbarke verzagt die seele
während ihre leblose hülle in der oberen welt erstarrt.
geweihte hände schaben reiben wickeln die unfertige mumie
in eilig bemalte bandagen mit heilbringenden zaubersprüchen.
ein einziger fehler entscheidet das schicksal
vereitelt die prüfungen gnadenlos auferlegt
dem unwürdigen auf dem unteren wasserweg
verloren im feuersee der hölle.
zu früh entsteigen organe dem reinigenden salz
verlassen den opferhof vom glanz des goldhauses beschämt
ward der mund mir geöffnet:
„ kein leid fügte ich zu den starken und mächtigen
und enthielt mich des unrechts wo kein vorteil sich bot.
was mir anvertraut bewahrte ich solange es hielt denn
gern beugte ich mich keiner sündigen macht.
laßt mich sitzen zu osiris füßen oh götter im licht
als ein geheiligter geist die nahrung der unsterblichen zu teilen.“
am ende naht anubis zu wiegen mein sterbliches herz
überführt aller menschlichen schwächen
jeder angst und gier und triebhaften völlerei
die sich spiegeln in den augen des ungeheuers an ihrer seite
gegen die feder die leicht schwebende f. fe . .der d.. der m.. m a a t …
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