unmöglich
wie Träume von sanften Stürmen
denen unsere Liebeschwurtürme trotzen sollten
wir hängen an großen Worten
wie Pusteblumen im Orkan
zerpflückt
und bald schon
an völlig verschiedenen Orten
scheibt Ephemere,
und das ist sehr schön, was da in Worte gefaßt wurde. Die Realität, wie nichtig Liebesschwüre vor der harten Realität des Lebens sind und eine Liebe erlischt. Habe den Eindruck, das wurde bisher in seiner Tiefe nicht ganz ernst genommen (vielleicht muß man dazu Frau sein).
Warum ist das gelungen? Wir haben da drei Teile: (1) gleich Z 1 - 3, (2) gleich Z 4, (3) gleich Z 5 - 8;
(1) gibt das Thema an und den erschreckenden Maßstab, daß schon "sanfte" Stürme die Liebesschwur-"türme" (!) zum Einsturz bringen. Der Satz wird nicht beendet, zu entsetzlich ist diese Erkenntnis, dass die Stimme versagt.
(2) ist als eine anscheinend banale Feststellung ein Bindeglied, das mit der Formulierung "große Worte" die Brücke schlägt von (1) zu (3)
(3) greift in einer wunderbaren Metaphorisierung von "Pusteblumen" (= Liebesschwüren) und "Orkan" (= harte Wirklichkeit des Lebens, Alltags) die Aussage von (1) nochmals auf und zeigt dann mit zwei Bildern in kurzen, harten Worten ("zerpflückt" / "an verschiedenen Orten") wie grausam die Liebe der großen Schwüre verfliegt und jeder seiner Wege geht.
(1) und (3) sind ein harter Schmerz, die Worte versagen, daher sind die Verse als Sätze jeweils bruchstückhaft. Und doch wissen wir, was gemeint ist. Nur (2) ist ein ganzer, "heiler" Satz, das kann er sein, weil er eine sachliche Feststellung zu (1) wie (3) ist.
Das ist von der Sprache wie vom Aufbau sehr gut gemacht. Es bringt die Tiefe des Themas und die Auswirkungen auf den Menschen gekonnt zum Ausdruck. Ich gratuliere Dir, Ephemere, zu diesen Versen.
Viele Grüße
Madame Bleibtreu
p.s.
Läßt sich das mit den Liebesschwüren schreibtechnisch in Ordnung bringen? ( da fehlt ein "s" )