#1

Literarisches Kalenderblättchen

in Rumpelkammer 08.10.2012 11:38
von munk (gelöscht)
avatar

Zur Erinnerung an Philipp von Zesen, einem am 8.oktober geborenen

http://de.wikipedia.org/wiki/Philipp_von_Zesen

An seine lieb- und hold-sälige Adelmund/
Gegen-hüpfendes Lied.


1.

Wie ist es / hat Liebe mein Leben besessen?
wie? oder befündt sie sich leiblich in mier /
o liebliches Leben? Wem sol ichs zu-messen /
daß meine gebeine so zittern für Ihr?
Ich gehe verirret / verwirret / und trübe /
und stehe vertieffet in lieblicher liebe.

2.

die ächzenden lüfte / die seufzenden winde /
die lächzende zunge / der augen gewirr‘ /
das böben der glieder / macht / daß ich verschwinde /
daß ich mich in meinen gedanken verirr‘?
Ach! Schöne / Sie schone der schwächlichen seelen /
wan sie das gebrächliche herzte will kwelen.

3.

Ihr übliches lieblen / o liebliches Leben /
der lieblenden äugelein fröhlicher blitz /
macht / daß ich verzükket herrümher mus schweben /
ja /daß ich verlüre gedanken und witz.
das liebliche singen der zitternden zungen
hat mir das hertze durch-drungen / bezwungen.

4.

Sie lieb ich / Sie lob‘ ich / Ihr leb‘ ich zu liebe /
Sie ehr‘ ich / sie höhr‘ ich / Ihr kehr‘ ich mich zu:
Sie machet es / daß ich im lieben mich übe /
daß ich verschertze die hertzliche ruh.
Sie schreib‘ ich / mich treib‘ ich / Ihr bleib ich ergeben /
Sie denk‘ ich / mich kränk‘ ich / Ihr schenk‘ ich mein leben.

Philipp von Zesen

nach oben

#2

RE: Literarisches Kalenderblättchen

in Rumpelkammer 10.10.2012 23:08
von munk (gelöscht)
avatar

Zur Erinnerung an Victor Klemperer, am 9.10.1881 geboren

http://de.wikipedia.org/wiki/Victor_Klemperer

also, bei meinem deutschlehrer war das pflichtliteratur: die sprache des dritten reiches:

http://www.kerber-net.de/literatur/deuts...Rezensionen.htm

zuletzt bearbeitet 10.10.2012 23:10 | nach oben

#3

RE: Literarisches Kalenderblättchen

in Rumpelkammer 16.10.2012 01:00
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte

Wenn auch das größte Übel vorüber ist, verblieben oder wir wetteifern aufs Neue mit Superlativen, ebnen die Sprache ein, die ein kümmerliches Dasein fristet und verarmt ist.

Ein gewaltiges Pensum mußte gelernt werden, unter dem heute ein Geheul ausbrechen würde. Seien wir zufrieden, wenn das Lesen und die verunstaltete Rechtschreibung noch einigermaßen funktionieren.

Danke für Deinen Beitrag!
Joame

nach oben

#4

RE: Literarisches Kalenderblättchen

in Rumpelkammer 05.11.2012 20:25
von munk (gelöscht)
avatar

KLABUND am 4.november geborener (1890)

Der arme Kaspar

Ich geh - wohin?
Ich kam - woher?
Bin außen und inn′,
Bin voll und leer.
Geboren - wo?
Erkoren - wann?
Ich schlief im Stroh
Bei Weib und Mann.
Ich liebe dich,
Und liebst du mich?
Ich trübe dich,
Betrübst du mich?
Ich steh und fall,
Ich werde sein.
Ich bin ein All
Und bin allein.
Ich war. Ich bin.
Viel leicht. Viel schwer.
Ich geh - wohin?
Ich kam - woher?

zuletzt bearbeitet 05.11.2012 20:25 | nach oben


Besucher
0 Mitglieder und 19 Gäste sind Online

Wir begrüßen unser neuestes Mitglied: Christian87655
Forum Statistiken
Das Forum hat 8220 Themen und 61619 Beiträge.

Heute waren 0 Mitglieder Online:

Besucherrekord: 420 Benutzer (07.01.2011 19:53).