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Was wichtig wird
in Philosophisches und Grübeleien 16.07.2012 18:42von der.hannes • | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte
Was wichtig wird
Der Krebs wird öfter unsre Kreise stören,
Tribut einfordern, den zu überleben
nicht alle schaffen. Hoffnung lässt uns schweben,
doch lasst Euch nicht zu sehr von ihr betören.
Denn die, die diese Geissel früh erfuhren,
die sahn, wie schnell Tumoren Leben wich,
und aller Mut vorm Tod die Segel strich,
die fühlen alte Narben, Trauerspuren.
Was wird denn aus den offnen Lebenszielen?
Wer muss sich Tränen aus den Augen reiben?
Die Springflut solcher Fragen droht noch vielen.
Wir drücken uns, und lassen uns gern treiben,
wolln Leben unbeschwert genießen, spielen
ganz unbeeindruckt Gott. Doch was wird bleiben?
RE: Was wichtig wird
in Philosophisches und Grübeleien 16.07.2012 23:48von Gedichtbandage • Mitglied | 531 Beiträge | 525 Punkte
hannes, du, der.
das kannst du besser! ehrlich, davon bin ich überzeugt.
gruß
gb
nachtrag:
hannes, es ist der singsang, der es egal werden lässt und auch die mangelnde umschreibung, die damit einhergeht, es macht den anschein des reims um den reim... du weißt was ich mein(e)...
bissi denn
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>> Du verdammter Sadist:
Du versuchst deine Leser zum Denken zu zwingen.<< - E. E. Cummings zu Ezra Pound
RE: Was wichtig wird
in Philosophisches und Grübeleien 17.07.2012 20:59von der.hannes • | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte
hi gb,
ich will nicht behaupten, dass dies das beste sonett ist, was ich geschrieben habe.
Aber inhaltlich habe ich das ausgedrückt, worum es mir ging.
Stilistisch habe ich mich um einfaches Parlando bemüht.
Hast Du konkrete Verbesserungsvorschläge? Oder zumindest Stellen, die Dich stören?
Danke im Voraus
es grüßt
der.hannes
RE: Was wichtig wird
in Philosophisches und Grübeleien 17.07.2012 20:59von Kokoschanell (gelöscht)
hi hannes,
hier schreibt einer um ein thema, das ihn bewegt, ganz real, ohne schnörkel, ohne pathetische stilmittel.
er schreibt ohne zu beschönigen und drückt die tiefe verzweiflung aus, die unsicherheit, die mit der diagnose einer schweren krankheit platz im leben greift. unumkehrbar.
auch solche werke müssen ihren platz in einem lyrikforum haben, denn sie sind ein teil von uns.
versteigen wir uns im hochmut der kunst, dann wird kunst schnell künstlich.
er schreibt ein formal korrektes sonett mit terzetten am ende. these, antithese und synthese sind gegeben.
ich kann dieses werk nicht bemängeln ausser 1. zeile
den zu überleben nicht alle schaffen wirkt etwas steif.
es gilt anteil zu nehmen an dem, was ein autor schreibt.
ein alltagsgedicht, zugleich mahnung, mit dem leben bewusster umzugehen.
menschlichkeit sollte auch platz in kommentaren haben.
ich habe gerne mitgefühlt, denn ich habe selber mit einigen geliebten menschen schwerste krankheiten ( auch krebs) durchlitten. was wird bleiben, ja, was blieb?
eine andere Einstellung zum leben- und genau das ist die intention dieses gedichtes.
hannes, lass dich nicht kirre machen. es ist mutig, als mann solche ein gedicht zu veröffentlichen- und das fordert respekt.
grüße von koko
RE: Was wichtig wird
in Philosophisches und Grübeleien 17.07.2012 21:07von der.hannes • | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte
RE: Was wichtig wird
in Philosophisches und Grübeleien 17.07.2012 22:26von Gedichtbandage • Mitglied | 531 Beiträge | 525 Punkte
hi hannes, du, der,
es ist mir -und damit wären wir wieder beim subjektiven- zu oberflächlich.
und nur am rande, was nicht heißen soll dich damit zu vergleichen, selbst mit shakespeares sonetten ergeht es mir so.
die aussage des gefühls benötigt keine form... dieses aber labert mir mit schönen worten in wohlgefeilten stückchen der könner zu sehr herum, garade so wie madame es bei deinem verneint, im sinne der künstlichkeit - hier fehlt mir die ehrliche, offene betroffenheit, welche mich in die verzweiflung deines spiegels führt.
bei dieser, deiner, intention will ich, der rezipienz, ganz klar mitLEIDEN, in die tiefe der verzweiflung fallen.
und zerwurstelt hängen an dem, was bleiben sollte.
so etwas wie besinnung, ohnmacht, verlorenes, verhangenes, verwobenes, auseinandergerissen - so wie immer.
der zen-buddhismus sagt: es existiert keine hoffnung.
wir gehen nichts desto trotz weiter, leben um zu leben weil gelebt werden will, weil hoffnung menschlich macht genau wie schmerz, liebe und glück, das, was man empfindet... melancholie, kleine momente... zeichen.
mich macht dies hier LEIDER nicht betroffen, es betrifft mich nicht.
das thema aber schon, ich bin ein relativ altes haus, mittleren baujahrs, mit vielen zimmern.
manche sind ausgebrannt... und das hat nichts mit damit anzunehmender abstumpfung zu tun, sondern im gegenteil...
lieber gruß
gb
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Mir gefällt, daß ein Dichter sich des Themas annimmt, lieber Hannes,
aber egal wie gut oder schlecht gemacht eine Lyrik ist, im Tenor wird es nicht jedem zu treffen sein.
Mir ist die Satzstellung zu konstruiert. Auf das letzte Terzett möchte ich eingehen:
Zitat
Wir drücken uns, und lassen uns gern treiben, wolln Leben unbeschwert genießen, spielen
ganz unbeeindruckt Gott. Doch was wird bleiben?
S1 drücken aktiv klingt manuell, konjunktiv, wir möchten uns drücken, nämlich davor und drumherum, ist gemeint. S2 wolln ist nicht wirklich ein Wort poetischer Sprache. Meistens nehmen Dichter den Artikel, wenn sie nur eine Silbe haben. S3 charakterisiert Gott m. E. unautorisiert. Wer weiß denn, was Götter beeindruckt?
Vorschlag: Versuchen uns zu drücken, möchten treiben / das Leben unbeschwert genießen, spielen / und fragen Gott: Was wird mir bleiben?
Du gehörst zu den vielseitigsten Schreibern, die ich kenne, mit wechselnden Stilen. Grüße von Yaya
RE: Was wichtig wird
in Philosophisches und Grübeleien 01.08.2012 17:44von der.hannes • | 1.768 Beiträge | 1750 Punkte
hallo yaya,
bei Deinem Vorschlag bleibt "(wir) spielen ganz unbeeindruckt Gott" leider außen vor.
Ich denke noch mal darüber nach.
Hallo gedichtbandage, ich denke, dass Dich mein Gedicht nicht betroffen macht, weil es sprachlich zurückgenommen bleibt. Aber heißt das, dass man keine Betroffenheit zwischen den Zeilen lesen kann? Mir ging es grade um den Gegensatz zwischen dem sprachlich Kühlen und dem hintergründig Aufwühlenden. Frei nach dem Altmeister: "Wer vieles bringt, bringt manchem gar nichts" :)
es grüßt
der.hannes
RE: Was wichtig wird
in Philosophisches und Grübeleien 02.08.2012 18:51von Knochenkarl (gelöscht)
Lieber Hannes,
ich bin ganz neu hier. Entschuldige also, dass ich mich erst hier zurechtfinden muss. Ich habe dein Sonett gelesen, ich finde es sauber gemacht. Jemand schreibt hier, es würde ihn nicht berühren oder so. Ich glaube, das liegt ganz einfach am Reimgedicht. Der freie Vers kann mehr gestalten, und ich denke, wenn du dieses Thema ohne Reim geschrieben hättest, wäre die Wirkung vielleicht noch eindringlicher. Aber auch so, ich schreibe auch Reimgedichte und bin es gewohnt, sie zu lesen, gefällt mir dein Sonett sehr. Das Enjambement im ersten Quartett finde ich gut gemacht. Es ist ja auch nicht ganz leicht, ein größeres Thema in 14 Verszeilen zu bewältigen. Was soll ich lange drum herumreden: Mir gefällt es.
Liebe Grüße
Knochenkarl
RE: Was wichtig wird
in Philosophisches und Grübeleien 02.08.2012 23:35von Gedichtbandage • Mitglied | 531 Beiträge | 525 Punkte
jemand meint: hannes, du, der, ich-du-er-sie-es hat bereits alles gesagt, was gemeint und gemeint was gesagt.
wiederholung:
es liegt am gezwungenen reim, so wie ich es bereits beim ersten mal beschrieb - dadurch wirkt es zynisch, künstlich, aufgesetzt. auf mich. für mich.
dieser baum bleibt jetzt frei von mir.
genug gesagt!
gruß
gb
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