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Stein ein(s)
fahle flanken
zucken zwischen
zecken und bremsen
beißen in besch
braunes kaum
blut schützendes
fell
Stein (zw)ei
bei jedem stoß
klingt sie wie
eine glocke
mit spitzem
obertonreichen ping
des klöppels
das dann in ein
weiches durchdringendes
stöhnen mündet was
in ohren
dröhnt möbel
resonieren lässt
welch ein solo vor
dem leisen back
ground sound
von al jarreau
RE: Mosaiksteinchen
in Diverse 16.07.2012 20:58von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Hannes, das ist eines der besten Gedichte die ich jemals gelesen habe. Von uns Schreibern hier im Tümpel bist du handwerklich der beste.
Ich bin begeistert.
Wie wunderbar du Metaphern mit reinem Stil verbindest ist einzigartig.
Gem
Über mich erzählten sie endlose Schrecklichkeiten und Lügen, dass einem schier die Phantasie platzen wollte. Offenbar stärkte es sie innerlich, derart über mich herzuziehen, es brachte ihnen Gott weiß welche Art Mut, den sie brauchten, um immer erbarmungsloser zu werden, widerstandsfähiger und regelrecht bösartig, um durchzuhalten, um zu überstehen. Und auf diese Weise schlecht zu reden, zu verleumden, zu verachten, zu bedrohen, das tat ihnen ganz offenbar gut.
L.F Celine
RE: Mosaiksteinchen
in Diverse 17.07.2012 22:26von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Es spricht mich sowohl rhytmisch wie auch sinnlich an. Sehr sanfte Sprache und ich wage zu behaupten, dass die Mosaike zueinander passen. Schön finde ich auch, wie du die Musik als tragendes Element eingewoben hast. Ich würde gerne eine Erklärung zu dem Gedicht haben, da ich es nicht ganz deuten kann. Auf der anderen Seite würde das die Illusion zerstören. Für mich sehe ich eine sehr sinnliche Liebesbeziehung. Ein Gedicht wo sogar Barry White die Finger aus der Chipsschale genommen hätte.
Gem
Über mich erzählten sie endlose Schrecklichkeiten und Lügen, dass einem schier die Phantasie platzen wollte. Offenbar stärkte es sie innerlich, derart über mich herzuziehen, es brachte ihnen Gott weiß welche Art Mut, den sie brauchten, um immer erbarmungsloser zu werden, widerstandsfähiger und regelrecht bösartig, um durchzuhalten, um zu überstehen. Und auf diese Weise schlecht zu reden, zu verleumden, zu verachten, zu bedrohen, das tat ihnen ganz offenbar gut.
L.F Celine
hm- ich weiß nicht, Hannes, welchem Stil es folgt. Steinchen eins ist sehr modern, mit abgebrochenem Wort besch,
was ich gar nicht nachvollziehen kann.
Steinchen zwei hat zwei relativsätze, die eigentlich untypisch für prosagedichte sind.
dadurch wird es aber weicher.
Die erotische szene wird zwar sanft beschrieben, aber der stoß is hart. vers 1 ist hart. zecken sind nichts positives.
diese mischung ist sicherlich gewollt, aber was will der dichter damit sagen?
dass es nicht positiv ist? gegensätze bauen ja immer widerspruch auf.
dass es nur sex auf der wiese beschreibt, möchte ich bei dir nicht annehmen.ausserdem passen dann die möbel nicht.
also sooo begeistert wie gemini bin ich nicht, weil ich keinen tieferen sinn darin finden kann ausser einer beschriebenen szene .
nun gut, jeder mag das anders sehen.
grüße von koko
RE: Mosaiksteinchen
in Diverse 19.07.2012 21:53von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Naja, von der ersten Sinnebene ist es schon eher etwas hart verfasst. Doch sehe ich in dem Gegenpol genau den Reiz. Also würde ich die überwiegende Metapher des Mosaik in den Überschriften erkennen. So wie ich es lese sind es drei Strophen. Es ist die Beschreibung der Gefühlsebene des Lyri, dann die Beschreibung des Gegenpols. Die Überschrift sehe ich als die übergeordnete Metapher, also als das Ziel, oder die Beziehungsebene an.
Das Ende ist dann der Erzähler, der uns mit sanfter Stimme die uns noch einmal mit der Musik in den ruhigen Hafen der Liebe trägt. Man muss dieses Gedicht ein paar mal lesen um die ganzen Feinheiten erkennen zu können. Und ich muss sagen, dass ich noch jetzt ein paar Feinheiten erkennen kann, die mir gestern entgangen sind. Hier finde ich selbst seltsame Wortkreationen wie "obertonreich" gelungen, weil sie einen Bezug zu der letzten Strophe darstellen.
Die Musik wird fast unmerklich in das Gedicht als tragendes Element eingeflochten und wer von uns lässt sich nicht gerne bescheißen?
So leise und hinterlistig hat uns Hannes hier hinters Licht geführt. Er hat uns zu ein paar Abzweigungen geführt, nur um uns dann mit der Musik alleine zu lassen.
Über mich erzählten sie endlose Schrecklichkeiten und Lügen, dass einem schier die Phantasie platzen wollte. Offenbar stärkte es sie innerlich, derart über mich herzuziehen, es brachte ihnen Gott weiß welche Art Mut, den sie brauchten, um immer erbarmungsloser zu werden, widerstandsfähiger und regelrecht bösartig, um durchzuhalten, um zu überstehen. Und auf diese Weise schlecht zu reden, zu verleumden, zu verachten, zu bedrohen, das tat ihnen ganz offenbar gut.
L.F Celine
Er hat uns zu ein paar Abzweigungen geführt, nur um uns dann mit der Musik alleine zu lassen. das hast du aber sehr lyrisch gesagt, gemini- fast schön.
ja,man muss es ein paar mal lesen. der titel mosaiksteinchen deutet auf etwas hin, was zusammengefügt wird. es muss genau passen, sonst ergibt es kein mosaik.
passt es?
wird dieser gegensatz ( vielleicht der unterschied der beiden charaktere)im gedicht ausgearbeitet?
die zecken sind eher etwas, das von aussen kommt, also nicht zu der person gehört.
die idee zum gedicht ist genial. aber ich meine die bilder geben die aussage nicht so wieder, wie es vielleicht sein müsste.
wie es sein sollte, kann nur hannes sagen.
schmunzeln von koko
RE: Mosaiksteinchen
in Diverse 20.07.2012 02:01von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte
Ich mag deine Art, dass du nie Ruhe gibst. Jetzt sollt aber der Autor ein paar Zeilen zu der Kritik schreiben.
Über mich erzählten sie endlose Schrecklichkeiten und Lügen, dass einem schier die Phantasie platzen wollte. Offenbar stärkte es sie innerlich, derart über mich herzuziehen, es brachte ihnen Gott weiß welche Art Mut, den sie brauchten, um immer erbarmungsloser zu werden, widerstandsfähiger und regelrecht bösartig, um durchzuhalten, um zu überstehen. Und auf diese Weise schlecht zu reden, zu verleumden, zu verachten, zu bedrohen, das tat ihnen ganz offenbar gut.
L.F Celine
Hallo Gem, hallo Koko,
klasse, Eure Kommentare zu lesen. Ich weiss schon, dass diese Mosaiksteinchen vielfarbig sind und schillern, schwierig und einfach zugleich. Denn die beiden Steine sind gegensätzlich vom Thema, so scheint es. Und trotzdem Teil eines Mosaiks, so behauptet der Titel.
Anstelle einer Autor-Interpretation, die ja doch nur die Gedanken der Lesenden lenken würde, was schade wäre, will ich nur einige lose Ideen zu dem Gedicht beitragen.
Zu Stein eins assoziiere ich filmhaftes Erleben, also vor allem optische Eindrücke, und Sprachspiele mit Alliterationen und Enjambments. Weil "besch" diskutiert wurde: Es kann "besch..." und "besch braun" aka "beige braun" damit assoziiert werden. Die Szene ist eine kurze Bildfolge, z.B. "Pferde auf der Koppel". Allerdings ist es keine reine Beschreibung, sondern durch "beißen" und "blut schützen" sind verfremdende Elemente eingebaut.
Zu Stein zwei assoziere ich sinnlich-lustvolles und klangliches Erleben - ich bin auch Jazzfan -, mit einer Art Klangmetaphern, also zum Beispiel "Glocke", "Resonanz", "Oberton". Hier gibt es auch Sprachspiele mit Enjambements, um weitere Lesarten zu ermöglichen, vor allem aber eine sprachliche Nachbildung mit lautmalerischen Elementen und besonderem Augenmerk auf den Klang der Wörter beim Lesen.
Ganz verkürzt ist Stein eins "Optik", Stein zwei "Akustik" und das Mosaik hat den Titel "Wahrnehmung". Aber das ist wohl zu kurz. Genauso könnte man sagen Stein eins ist "verstörendes Naturerleben" und Stein zwei ist "betörendes Sinneserleben". Dann wäre der Titel des Mosaiks "Wie beschreibe ich Erleben". Etcetera pp.
Wenn ich einen Maler assoziieren sollte zu dem Gedicht, fällt mir Miró ein, z.B. http://www.artchive.com/artchive/m/miro/nocturne.jpg Bitte nicht missverstehen: Das heißt nicht, dass ich den Anspruch großer Kunst mit meinem Gedicht verbinde
Ich bin mir übrigens noch nicht darüber im klaren, ob es weitere Steine geben wird. Denn ein Mosaik kann bekanntlich wachsen und auch Lücken haben.
es grüßt
der.hannes
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