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In wittwenschwarz, der trauer tief verschattet
War ihr besuch, ihr sollte welkes gleißen,
Die sonne, stürmisch ihr verheißen,
Das sie begehrend ihr als publikum gestattet.
Sie liebte maßlos, zahllos ihre freier,
Den letzten, diesen stern, der alle rundet,
Mit feurig küssen, deren letzter tödlich mundet,
Nach ihm Verzicht, kein sündenihrverzeiher.
Ach venus, wie dein schieler blick entzücket,
Und liebessonnenfeuer neu entfachet,
So dir und mir den aschetrieben lachet,
Du rose, schenke mir, was uns beglücket.
Der augenblick, in dem sich lust gesegnet
ist der, wo er am andern sich begegnet.
RE: Umkreisung
in Liebe und Leidenschaft 11.06.2012 23:58von Gedichtbandage • Mitglied | 531 Beiträge | 525 Punkte
Lieber Otto,
warum fett und kursiv?
und ich mag die Großschreibung am Zeilenbeginn nicht, es zerreißt immer ein wenig den Zusammenhang, entweder alles klein oder ordentlich ;-)
Kannst Du mal bitte für Dich testen wie das Gedicht bei einer Strophenumstellung funktioniert? -
Für mich wäre in Folge S3, S4, S2 und S1 schlüssiger, ich weiß, es wäre anders, doch das Sehnen, das Zusammentreffen, das Resumeé wären eingebunden, rund wie ein Ring... so wie es um uns, mit uns rotiert.
.
Klitzekleine Anmerkung zu Deiner S1, die anderen gefallen im Spiel der Sprache und gemessen der Intention wie dem Gleichnis.
Zitat von otto
In wittwenschwarz, der trauer tief verschattet
im wittwenschwarz der trauer... ? und: wozu das komma?
Zitat von otto
War ihr besuch, ihr sollte welkes gleißen,
oder: ..., ihr welkes sollte (wieder) gleißen?
Zitat von otto
Die sonne, stürmisch ihr verheißen,
der sonne?
Zitat von otto
Das sie begehrend ihr als publikum gestattet.
dass
.
Die Erklärung unter dem Gedicht solltest Du eventuell in den Titel verpacken, beispielsweise "Umkreisung Zweier", Helios & Venus", oderoderoder, es sollte keiner Anmerkung unter dem Gedicht bedürfen!
Gruß
Gb.
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>> Du verdammter Sadist:
Du versuchst deine Leser zum Denken zu zwingen.<< - E. E. Cummings zu Ezra Pound
Danke Dir für Deinen Kommentar.
Die Großschreibung am Zeilenbeginn ist mir keine Geschmacksangelegenheit, sondern entspricht der mittelalterlichen,
shakespearschen. Dazu gehört eigentlich, dass alle Verszeilen direkt untereinandergesetzt wurden ( bis auf das conclusio der letzten zwei Zeilen). Ich habe das Sonett in 5 Minuten durchgeschrieben. Eine Umstellung kommt mir nicht
praktisch infrage, weil es mir so kam, wie es ist ( dennoch finde ich Deinen Vorschlag als Experiment und artistisch
spannend; ob er hält, was Du vorgibst, will ich gerne betrachten. " Fett und kursiv": Das Gedicht ist mir immer der bedeutendere Text zu den Zusätzen. Viele baten mich schon um Hervorhebung wegen ihrer Sehschwäche, ich selbst
finde das Kursive angenehmer von der Lesart ( wir sehen alle unterschiedlich leicht oder schwer, zuweilen bedaure ich einige Aspekte, die uns seit der Erfindung der Buchdruckerkunst nicht mehr kaligraphisch erfreuen).
" In wittwenschwarz, der trauer tief verschattet":
Das ist eine Anleihe an die griechische Antike, konkret an Phryne, die bedeutende Hetäre. Sie schuf sich ein Vermögen
mit ihren Liebesdiensten, das sie zum Wiederaufbau der Mauern Thebens verwendet haben soll. Diese Mauern wurden bekanntlich von Alexander dem Großen zerstört. Hierzu findet sich im Lukian in dessen Totengesprächen ein
Dialog zwischen den beiden Protagonisten, wo Lukian ihre Taten abwägend gegenüberstellt. Wittwenschwarz ist also
die endliche Erkenntnis der Phryne ( hier Venus), dass schließlich kein Begehren mehr sein kann, weil das Begehrenswerte keinem Freier mehr gilt. Hinzu kam eben die aktuelle Stellung der Venus vor der Sonne, die mich inspirierte, mich auf das ewig Beständige, dem Wechsel, aufmerksam machte. Das Komma: ein nachdrückliches Abhebungszeichen, Ankündigung für eine nicht ausgeschriebene ( hier nachgetragene) Erklärung. Schließlich " Die schwarze Witwe" , die Spinne, die ihren männlichen Gegenpart nach dem Akt tötet. Da schließt sich mit dieser Methapher der Kreis. Denn so manche Hetäre ( Prostituierte) ruinierte
ihre Freier, die bei ihr ein Vermögen ließen. Übrigens wird behauptet, dass Phryne den Gegenwert von achtzig Golfmark für ein Schäferstündchen verlangte.
Eben n i c h t wieder gleißen. Vorbei ist vorbei, doch es war mir gerade recht es ihr noch einmal vorstellbar zu machen.
" Der Sonne"? Ja doch, letzte(r) Freierin( Freier).
Nun ja, aufmerksam doch anders gelesen. Ratschläge sind Schläge, doch der eine schreibt, der andere liest ein Sonett. Zwei Schöpfungakte, einer betrachtet nachträglich aus dem ihm Vorkommenden. Dem Dichter begegnet zuerst.
Celan bittet seine Leser immer wieder zu lesen, wenn ihnen seine Gedichte allzu kryptisch vorkommen. Doch berührt er mit diesem Hinweis nicht das Rätselhafte, das nur er als Dichter erfahren, der Leser häufig nicht zu erlesen vermochte?
Danke noch einmal für Deine Einsichten, sie sind berührend.
Liebe Grüße,
otto.
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