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Apropos Katerstimmung,
in Zwischenwelten 11.06.2012 13:33von Gedichtbandage • Mitglied | 531 Beiträge | 525 Punkte
Frau B. aus B. an der S. in D. auf der E. fiel neulich ein nettes Anekdötchen aus dem realen Leben ein, also eines aus 1. Hand eines ihrer Bekannten:
Der fuhr, bei siebenunddreißig Grad, Rad, durch den schönen, gemessen der Witterung völlig überbevölkerten, Friedrichshain, wobei er den äußerst eigenwilligen Fahrstil, man könnte fast von einem sehr ungeradlinigen sprechen, des Fahrers vor sich bemerken musste.
Voll übler Ahnungen, vielleicht gar übersinnlicher, fuhr er in großem Bogen, welcher sich auf Grund der Bevölkerungsdichte und Radwegbreite relativierte, behutsam und vorrausschauend an diesem vorbei.
Nur aus den Augenwinkeln bestaunte er noch ein wenig, jedoch hochachtungsvoll das ramponierte Klapprad, welches diesen fragwürdigen Verkehrsteilnehmer so brav von A nach B beförderte und das, so wie es aussah, bereits seit Jahren. So musste es auf seinem Sattel, Kilometer für Kilometer, jenes Subjekt bereits getragen haben, welches bis gerade eben und in diesem Augenblick hilflos auf den Gehweg polterte, zu jammern begann und dabei unverständlich vor sich hin blubberte.
"So eine Memme! -" schimpfte der Bekannte in sich "Der sieht aus, als kenne er bereits das ganze Leben und dann sowas! Naja, jeder hat mal 'nen schlechten Tag." - und für ein Weilchen dachte er dabei noch, was er natürlich nur unter dem Versprechen der absoluten Verschwiegenheit kundtat "Ver***" und "***, blöder Alki, muss der sich ausgerechnet jetzt hinpacken? Ich hab doch Termine!"
Jedoch, sein Herz aus Glas füllte sich randvoll, denn ein leidendes, atmendes Wesen lag vor ihm, zappelte mit den Ärmchen und Beinchen und japste und keuchte dabei. Wie ein Kind, oder so...
Einen echten Helden zeichnen Taten aus! So schwang er sich dann doch kurz entschlossen aus seinem Sattel, zurrte seinen treuen, teuren Begleiter ordentlich fest, nicht, dass den jemand klauen könnte und machte sich daran, das drahtige Eselchen von seinem Herren herunter zu befördern, um ihm anschließend wahrhaft Beistand leisten zu können.
NiX da! Der wollte nicht aufstehen, faselte irgendetwas in einer Sprache, welche nur der Schlag Gleichbetankter versteht.
Etwas ratlos, bis hin zur Verzweiflung nach so gescheiterter Konversation, blickte sich der Bekannte um, hob seinen Arm weit nach oben und rief "Ist hier irgendwo ein Alkoholiker? Der Mann braucht dringend Hilfe! Bitte, ist ein Alkoholiker anwesend?"
Sein Flehen wurde erhört! Aus der Menge der Passanten trat der rettende Engel und sprach "Ja. Ich bin. Seit 5 Jahren trocken auf Erden. Und mich dürstet zu gleichen Teilen."
Er setzte sich zu dem Gefallenen und brabbelte und übersetzte und brabbelte und übersetzte, und siehe, alles ward gut...
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>> Du verdammter Sadist:
Du versuchst deine Leser zum Denken zu zwingen.<< - E. E. Cummings zu Ezra Pound
RE: Apropos Katerstimmung,
in Zwischenwelten 11.06.2012 20:10von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte
Mir gefällt das, GB
zumal die heilende Kraft der Konversation, Laientherapie eben, mal wieder genügend gewürdigt wird.
Der Plot punktet bei mir.
Wie Patientenvereinigungen auf den Text reagieren, da bin ich unsicher. Der eine oder andere könnte
den nötigen Respekt vor dem kranken Individuum vermissen. Andererseits war der rettende Engel vllt
ein Freiwilliger von den AA. Dann stimmt ja wieder alles.
Sprachlich finde ich die Story streckenlang echt witzig. Andere Stellen sind mit zu kompliziert gestrickt,
das stört beim Lesen. 2. Absatz: "an diesem vorbei, (hier Punkt. Neuer Satz) nur aus den Augenwinkeln"
und dann trägt die Betrachtung des Fahrrades noch über den nächsten Absatz hinaus die Handlung
weiter. Das ginge glatter und kürzer.
Noch eine Stelle: Absatz 4 letzte Zeile: "klauen könnte und ... um ihm anschließend wahrhaft Beistand
leisten zu können." Wahrscheinlich soll die wortreiche Inszenierung als Stilmittel umständlich herum-
hantierende Vorgehenweisen veranschaulichen. Wirkt auch holperig, aber vermittelt sich die Intention?
Brabbelgrüße - mcberry
RE: Apropos Katerstimmung,
in Zwischenwelten 11.06.2012 23:12von Gedichtbandage • Mitglied | 531 Beiträge | 525 Punkte
Danke mcberry!
Damit kann ich etwas anfangen.
Der Erzählton wurde absichtich so verstrickt gewählt, es sollte die unter vorgehaltener Hand Kaffeeklatsch-Perspektive aus besserem Hause darstellen, mitsamt der Kunst aus Mücken Elefanten zu zaubern.
Intention: Satire!
Ich werde nochmals in mich gehen, Asche auf's Haupt... schaun wa mal - was sich ergibt, ergeben könnte.
2. Absatz ändere ich sofort -
doch die Betrachtung der 2 Welten der Räder war hier auch beabsichtigt... hmm, das macht es nicht einfacher.
Herzliche Brabbelgrüße zurück
Gb.
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