#1

am straßenrand

in Gesellschaft 19.03.2012 16:47
von perry • Mitglied | 1.417 Beiträge | 1417 Punkte

er lebte für das geräusch
vorbeifahrender autos
erkannte sie am röhren

im tunnel des blicks
waren die scheinwerfer
für ihn sonne und mond

eines tages ging er
alle kennzeichen im kopf
ließ sein notizbuch zurück

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#2

RE: am straßenrand

in Gesellschaft 20.03.2012 17:28
von chip | 433 Beiträge | 461 Punkte

hallo perry,

thematische fixierung und ihre folgen, das wäre eine interpretationsebene.
leben wir für etwas, beginnt es uns zu beherrschen. wir leben sozusagen auch darunter.
interessant finde ich die dynamische wendung vom akustischen zum optischen reiz.
danach scheint der kopf voll und das schicksal schlägt zu.

im geräusch des vorüberfahrens ist ein abschied schon inbegriffen. liegt im verschwinden nun subjektive
erfüllung oder ist dem lI ein unglück widerfahren. sinn folgt dem flüchtigen blick des betrachters.

überdruss wäre das stichwort in eine andere ebene emotional getönter auseinandersetzung mit dem text.
motorengeräuschen - maschinell getaktet - ausgesetzt, aktivieren archaische optische bilder - planeten -
die vorstellungskraft. und ein rest von wille macht sich davon.

der text ist nicht einfach gestrickt und soll es wohl auch nicht sein. tschüs chip

zuletzt bearbeitet 20.03.2012 17:35 | nach oben

#3

RE: am straßenrand

in Gesellschaft 20.03.2012 21:25
von perry • Mitglied | 1.417 Beiträge | 1417 Punkte

Hallo Chip,
ich bemühe mich immer meine Texte nicht zu einfach zu stricken.
Meine Intention war, die eingeschränkte Sicht (Tunnelblick) des LI einzufangen und zugleich dem, von anderen vielleicht belächelten Tun, eine Erkenntnis mitzugeben.
Oft liegt im scheinbar Verrückten mehr Weisheit, als im allwissenden Geringschätzen.
Dem LI ist nichts geschehen, es hat sich nur eine andere Beschäftigung an einem anderen Ort gesucht. Vielleicht
zählt es nun die Wellen an einem südlichen Strand.
LG
Perry

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#4

RE: am straßenrand

in Gesellschaft 21.03.2012 01:15
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte

Schlecht finde ich es nicht, nein. Zu geradlinig. Eigentlich ist es eine Metapher, die sich durch das Gedicht zieht. Ich habe die Straße auch oft in meinen Gedichten und mir gefällt auch dein salopper Umschwung am Ende. Der Schluss gibt mir ein Gefühl der Tiefe.
Aber was mir fehlt ist der "Aha" Effekt. Sauber geschrieben und auch gut. Vielleicht will ich einfach nur sagen, dass es mir zu gerade ist.
Ich weiß schon, ich muss fünf Ave Maria beten, weil ich keine Supidrupi Kritik abgegeben habe.

Sorry

Gem


Über mich erzählten sie endlose Schrecklichkeiten und Lügen, dass einem schier die Phantasie platzen wollte. Offenbar stärkte es sie innerlich, derart über mich herzuziehen, es brachte ihnen Gott weiß welche Art Mut, den sie brauchten, um immer erbarmungsloser zu werden, widerstandsfähiger und regelrecht bösartig, um durchzuhalten, um zu überstehen. Und auf diese Weise schlecht zu reden, zu verleumden, zu verachten, zu bedrohen, das tat ihnen ganz offenbar gut.

L.F Celine

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#5

RE: am straßenrand

in Gesellschaft 21.03.2012 11:20
von perry • Mitglied | 1.417 Beiträge | 1417 Punkte

Hallo Gem,
Bußgebete brauchst du deswegen nicht sprechen.
Texte haben nun mal unterschiedliche Wirkungen auf Leser, weil jeder eine etwas andere Gefühlsoberfläche hat, an der sich die Bilder brechen.
Dass dir der Schluss ein Gefühl von Tiefe vermittelt ist doch schon mal ein guter Anfang.
Danke fürs Reinspüren und LG
Perry

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#6

RE: am straßenrand

in Gesellschaft 21.03.2012 22:09
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte

Heute gefällt mir der Text eigentlich besser. Es ist bei Gedichten wohl so, dass sie abhängig von der Stimmung sind.
Aber ich bin dir etwas schuldig. Ich denke, dass der Autor meint, dass der Protgonist sich in sich selbst verliert. Das denke ich sollte die Aussage des Gedichts sein. Die Auflösung in sich.

Gem


Über mich erzählten sie endlose Schrecklichkeiten und Lügen, dass einem schier die Phantasie platzen wollte. Offenbar stärkte es sie innerlich, derart über mich herzuziehen, es brachte ihnen Gott weiß welche Art Mut, den sie brauchten, um immer erbarmungsloser zu werden, widerstandsfähiger und regelrecht bösartig, um durchzuhalten, um zu überstehen. Und auf diese Weise schlecht zu reden, zu verleumden, zu verachten, zu bedrohen, das tat ihnen ganz offenbar gut.

L.F Celine

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#7

RE: am straßenrand

in Gesellschaft 22.03.2012 00:06
von perry • Mitglied | 1.417 Beiträge | 1417 Punkte

Hallo Gem,
auf der Suche zu sein, ist nicht erst seit Marcel Proust (À la recherche du temps perdu / Auf der Suche nach der verlorenen Zeit) eine der wichtigsten menschlichen Triebfedern.
Danke für deine Interpretation und LG
Perry

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