#1

Heiliger Strohsack

in Humor und Fröhliches 26.10.2011 06:57
von otto | 637 Beiträge | 645 Punkte

Wer glaubt, den Glauben könne man sich schenken,
der hat dem Denken höchsten Rang gesichert,
hat da nicht grad der Zwergen Gott gekichert:
ich solle am Geburtstag an ihn denken?

Ein bisschen; Kleine sind noch ungefährlich,
ihre Gemeinde sanfte Glaubensbrüder,
wie auch die Glaubensschwestern, hin und wieder,
wer Allmacht will, dess Gott bleibt mir entbehrlich.

Ich mein ein kleiner lieber Gott kann denken,
ich weiß, er kann nicht alles von mir wissen,
mit seinem menschlich ähnlichem Gewissen
kann ich mir manche Sünde gnädig schenken.

Der Griechen Götter lebten frech auf Erden,
wir Menschen können wie Olympier werden.

zuletzt bearbeitet 27.10.2011 06:40 | nach oben

#2

RE: Heiliger Strohsack

in Humor und Fröhliches 28.10.2011 14:35
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte

Guten Tag, Otto!

Ich glaube schon, die Aussage zu verstehen, nur fehlt es mir bei einigen Stellen an Deutlichkeit oder ich überkombiniere z.B. an der Stelle:

Zitat
Ein bisschen; Kleine sind noch ungefährlich,
ihre Gemeinde sanfte Glaubensbrüder,


Am Ende schreibst Du vom Leben der Griechen Götter, so als hätte es diese tatsächlich gegeben.

Hast Du schon einmal ungefähr gezählt, wieviele Götter insgesamt verehrt werden und wurden, samt den römischen, griechischen Göttern? Eine unüberschaubare Menge, die Halbgötter gar nicht dazugerechnet,
deren es recht viele gibt. Das wundert nicht, sind doch viele Dichter auch Halbgötter.


Freundlichen Gruß
Joame

zuletzt bearbeitet 28.10.2011 14:36 | nach oben

#3

RE: Heiliger Strohsack

in Humor und Fröhliches 28.10.2011 17:58
von otto | 637 Beiträge | 645 Punkte

Liebe(r) Joame!

"Ein bisschen; Kleine sind noch ungefährlich,
ihre Gemeinde sanfte Glaubensbrüder"

Ich meinte hier das Jesusbaby in der Strohkrippe. Dem kann ich noch gratulieren zu seinem Geburtstag, doch will ich es mit den Wünschen nicht übertreiben: Weiß man denn, wohin sich ein kleiner Gott entwickelt? Mir ging es um das Datum der Geburt. Einem Babygott zu viel zu wünschen, wäre mir zu riskant. Man kennt sich ja aus mit den Gotteltern, und da sind ja die Gene, die mindestens teilweise eine spätere Entwicklung absehbar werden lassen. Kurzum, ich kann im erwachsenen Jesus kein Vorbild erkennen, denn er hat unerreichbare Standards gesetzt, die aus meiner Sicht kein Mensch als Mensch umsetzen kann. Die Menschen sind eben nicht Gotteskinder von dem Kaliber eines Jesus. Jesus wußte das, und prompt war die Vergebung menschlicher Sünden mit in seinem Repertoire vorgesehen, mindestens deren Ankündigung.

Nein, ich habe nicht gezählt, wieviele Götter insgesamt verehrt wurden und weiterhin verehrt werden. Manche Dichter als Halbgötter? Nun ja, es mag gelten, dass die gewöhnlich Sterblichen ihnen die dazu nötigen Podeste zimmerten. Ich erkenne solche aus der übersteigerten Wertschätzung ihrer ... Anbeter.

Also: mir ging es um die Vermenschlichung von geglaubten Göttern. Die personifizierten Drogen für Angstsüchtige, Haltsuchende, Erfindungen der Einsamen ( natürlich kann und will ich mich da nicht ausschließen). Soll ja sein, ist nicht mein Ding. Übrigens, Jesus ist mir nicht unsympathisch, allerdings von seiner Anspruchsseite gegenüber seinen Gläubigen ein wenig happig. Na ja, eine Vision
eines idealtypischen Vorbildes scheint mir nicht schlecht, doch sie blieb bislang unerreichbar in der Umsetzung zwischenmenschlichen Umganges. Hätte ich in der Zeit von Jesus gelebt, so wollte ich sicherlich mit ihm ins Gespräch gekommen sein wollen. Ich finde, dass er ein zu anspruchsvoller Lehrer gewesen ist. Da finde ich das Gottkonzept der Griechen und Römer pragmatisch menschlicher.

Liebe Grüße, und... nimm den otto nicht zu ernst.

zuletzt bearbeitet 28.10.2011 18:01 | nach oben

#4

RE: Heiliger Strohsack

in Humor und Fröhliches 28.10.2011 18:52
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte

Danke für die ausführliche Erklärung.

Zitat
Die personifizierten Drogen für Angstsüchtige, Haltsuchende, Erfindungen der Einsamen


Die Ängste wurden großteils durch die Religionen heraufbeschworen, werden es zum Teil noch immer bis in unser Jahrhundert. Das Motto ist stets: Angstmachen - Versprechen. Das wirkt viel besser als nur mit Angst oder nur mit Versprechen argumentieren.

Sei froh, Jesus nicht gekannt zu haben, womöglich wären wir alle bitter enttäuscht. Die Vorstellungen, die sich ansammelten in zweitausend Jahren und sich immer wieder steigerten, könnten bestimmt nicht gerechtfertigt werden.
Die Zeit, in der Jesus lebte, war eine Zeit der äußersten Unzufriedenheit, doch Schweigen konnte das Leben retten. Religiöse Ideen wuchsen förmlich aus dem Boden, die Not und Unzufriedenheit war der Dünger.Nur wenige Mutige aus starken Familienclans konnten sich neue Ideen erlauben, dabei standen sie stets auf Messers Scheide. Die Ellenbogentechnik und die Intrigen waren schon sehr gut bekannt und wurden angewandt. Obwohl Jesus geringere Chancen hatte als die anderen, machte er das Rennen als Führer.
Wir sollten uns vor Augen halten, was war vorher, welche Religion und wie lange? Woher hatte diese ihre Inhalte. Ebenso, was kam nachher: der Islam, der sich gewaltig viel Zeit gelassen hatte, aber die Ideen gut präsentierte und viel straffer und diktatorischer operierte. Die Missionierung (gleich einem Pyramidenspiel) haben alle gut geschafft;wie es für die Betroffenen aussah, ist eine andere Angelegenheit.

Noch nie standen dem wissensbegierigen Leser so viele Informationen zur Verfügung wie jetzt. Es läßt sich ein klares Bild darstellen, jeder muß für sich selbst entscheiden, ob er etwas Aussergewöhnliches braucht, ob er ein Vereinsmeier ist oder nicht. Bald werden wir keine Wahl mehr haben, wenn es zum Muß wird, etwas zu glauben.
Beginne vielleicht mit dem Hinduismus, eine der ältesten Religionen. Dann kann man am besten erkennen, was in andere Religionen übernommen wurde, wie sich diese geschickt verfeinert wandelten und sich den Vorstellungen des Volkes anpassten, bis sie selbst eine derartige Macht hatten, an der kaum noch jemand rütteln kann. Einer der geschicktesten Schachzüge der Katholiken war - vorher doch fast alles protestantisch - , daß sie eine Frau mit ins Spiel gebracht haben. Also war damals auch schon die Frauenquote etwas wichtiges.

Die griechischen Götter und was sonst noch so kriecht und fleucht, betrachte ich zwar als Bildungslücke, nicht alles darüber zu wissen. Nur ist es ein Unding, denn unmöglich und auch sinnlos, sein Leben damit zu vergeuden, diese 'Götter' und ihre Zuordnungen zu lernen und sich womöglich auch noch zu merken.

Die Vermenschlichung der Götter dient zur besseren Vorstellung durch uns Menschen.

Viel schwieriger hätte ich es, eine völlig neue nicht zu beweisende Behauptung aufzustellen, indem ich eine intelligentere Religion aufstellte, wo Wesen, die alles über uns wissen und uns jederzeit überwachen können, auch unsere Gefühle und Gedanken, ob ehrlich oder nicht. Deren Existenz hat eine viel höhere Wahrscheinlichkeitsrate. Doch davon nehme ich abstand, da ich meine Mitmenschen nicht verblöden will.

Du hast ein hochbrisantes Thema angeschnitten, dessen Gewicht in unserer Zeit enorm ist und für die weitere Entwicklung der Menschheit von großer Bedeutung ist. (Waffenverschiebungen, Morde, Inquisition und viele Kriege und Verbrechen haben wir einfachheithalber dabei weggelassen.)

Versuchen wir uns nur wegzudenken, nicht nur die Bauten, auch den gesamten Klerus, Institutionen, Zuwendungen, zeitaufschwendenden Verzierungen, samt Pensionen und Zuschüssen, werden die Reaktionen unterschiedlich sein. Eine davon könnte sein, wir haben uns etwas ans Bein gekettet, das mit der Menschheit mitschmarotzt. Was alles, wie viel hätten wir schaffen können und könnten es noch immer, wäre nicht diese nicht auszurottende Vorstellung. Nur mit der Vorstellung alleine ist es nicht getan. Wir werden durch eine geistige Einstellung ganz schön auf die Füsse getreten.

Soviel einige Gedanken
mit freundlichem Gruß!
Joame

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