#1

Kommt vor

in Philosophisches und Grübeleien 17.10.2011 15:48
von otto | 637 Beiträge | 645 Punkte

Du singst so fremd,
reist du im tal des anderswo,
dein kleid, bedeckt dir die verstecke,
daneben häutend scheues lächerlich,
was trug dich her?

Was weiß man da,
wo wind der quell für dünengras,
der ruf erschreckt von flügelschlägen
bodennah entflammt, das nackte zeichnen,
wiegst ihm zu schwer?

Erzähl zurück,
davor verebbt der kranichschrei,
so weiß gebrannt, aus lehm gestelltes,
zu früh zerbrachen blaue äste dir,
wem bist du gleich?

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#2

RE: Kommt vor

in Philosophisches und Grübeleien 17.10.2011 19:01
von phlox | 172 Beiträge | 172 Punkte

Mir kam beim Lesen deines Gedichts ganz unmittelbar die Assoziation "Nachtmahr", ihrer Attribute und Umtriebe, ich weiß nicht genau, warum, aber sie hält sich noch immer - kann daran etwas sein, lieber Otto?

Spricht mich stark an, diese alphafte Bildwelt in Stefan George-Diktion.

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#3

RE: Kommt vor

in Philosophisches und Grübeleien 14.05.2012 20:45
von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte

Zitat
Du singst so fremd,
reist du im tal des anderswo,
dein kleid, bedeckt dir die verstecke,
daneben häutend scheues lächerlich,
was trug dich her?

Was weiß man da,
wo wind der quell für dünengras,
der ruf erschreckt von flügelschlägen
bodennah entflammt, das nackte zeichnen,
wiegst ihm zu schwer?

Erzähl zurück,
davor verebbt der kranichschrei,
so weiß gebrannt, aus lehm gestelltes,
zu früh zerbrachen blaue äste dir,
wem bist du gleich?




Hallo Otto und Phlox,

jetzt, diese Zeilen einmal wieder vor Augen, gefällt mir die scheue Achtung, die dem fremden Gesang gezollt wird,
und das einfühlsame gewahr werden einer Angst vor Entblößung. Die respektvolle Frage eines: "was trug dich her?"

Annäherung so vorsichtig wie ein aufschreckender Vogelschwarm gerade noch ertrüge oder weniger, denn
Flügelschläge erschrecken den Rufer, hinter dem sich ein sonst vollständig zurückgenommenes LI verbergen mag.

Die apokryphen Zeilen S2Z4/5: "bodennah entflammt, das nackte zeichnen, wiegst ihm zu schwer?" übersetze ich mit einem Verzicht auf jede voreilige Festlegung durch subjektive Beschreibung des noch so unvollständig erfassten LD.

S3 erkennt in den gebrochenen blauen Ästen die verletzliche Individualität, bevor mit einer Frage: "wem bist du gleich?" ihre Gattung zu bestimmen nachgesucht werden darf.

Ein guter Text in seiner schlichten aber eindringlichen Sprache. Auch die subtil zerbrechliche Emotion dieser nervös flüchtigen Bilder hatte mehr unmittelbare Resonanz verdient.
Im Nachhinein etwas linkische Grüße von mcberry

zuletzt bearbeitet 14.05.2012 20:51 | nach oben

#4

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in Philosophisches und Grübeleien 15.05.2012 00:58
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte

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zuletzt bearbeitet 15.01.2019 15:33 | nach oben

#5

RE: Kommt vor

in Philosophisches und Grübeleien 15.05.2012 18:16
von Gemini • Long Dong Silver | 3.094 Beiträge | 3130 Punkte

Das Gedicht ist aber jetzt nicht ernst gemeint.


Über mich erzählten sie endlose Schrecklichkeiten und Lügen, dass einem schier die Phantasie platzen wollte. Offenbar stärkte es sie innerlich, derart über mich herzuziehen, es brachte ihnen Gott weiß welche Art Mut, den sie brauchten, um immer erbarmungsloser zu werden, widerstandsfähiger und regelrecht bösartig, um durchzuhalten, um zu überstehen. Und auf diese Weise schlecht zu reden, zu verleumden, zu verachten, zu bedrohen, das tat ihnen ganz offenbar gut.

L.F Celine

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