da ist eine leere in der landschaft, die nur sieht,
wer sie von früher kennt, als sie noch standen

in reih und glied, stamm an stamm als bollwerk
gegen den wind, schattenspender und begleiter

auf dem weg ins unendliche, jenem punkt,
wo sich ihre äste die hände reichten, damals

als die straße noch den beinamen allee hatte.

Hallo Perry,

eine metallene Platte, die fehlenden Bäume mit Schablonen ausgestanzt, wäre eine grafische Umsetzung.

S1Z2 "sie" bezieht sich grammatisch zunächst auf die Leere in der Landschaft, obschon sich der Sinn bald erschließt. Das vermißte Objekt wird nicht eigentlich nachgeliefert, sondern S2Z2 als Schattenspender und Begleiter unaufdringlich beschrieben. Gelungene Umsetzung des Themas, will mir scheinen, im sprachlichen Ausdruck.

S3Z1 Unendlichkeit beschrieben als den Ort, wo Äste sich die Händ reichen, klingt nach dichterischer Freiheit, doch das Spiel mit dem sinnverwirrten ersten Eindruck des Lesers geht weiter: Unendlichkeit bezeichnet den Punkt - jenseits der Zeit - der eine Allee im Speicher konserviert.

Mal wieder ein richtig guter Text von Perry. Und die Meßlatte mal wieder hoch gehängt. Man liest sich - mcberry

Hallo mcberry,
eine Leere, die auf Fehlen eines vormals Vorhandenem beruht, ist schwer bildlich umzusetzen. Deine Baumschablone gefällt mir dazu gut.
Die Zurückhaltung bei der Benennung des zweiten "sie" soll die übertragene Aussage fördern, denn die Bäume können auch als Metapher für menschliche Begleiter auf dem Weg ins Unendliche gelesen werden.
Freut mich, dass du in diesem Baumlabyrinth die Straße gefunden hast.
Danke für dein wertschätzendes Lesen und LG
Perry

Hallo Perry,

Deine lyrische Umsetzung des Verlustes durch Abholzen einer Allee gefällt mir sehr gut.

es grüßt
der.hannes

Hallo hannes,
Verlust hat viele Gesichter, der einer gefällten Allee ist sicher leichter zu verschmerzen als ein persönlicher. Trotzdem ist es für mich ein schmerzlicher Werteverlust, wenn solche landschaftlichen Kulturdenkmäler verschwinden.
Danke fürs Interesse und Reinschauen.
LG
Perry

Hallo Perry,

das Gefühl des Verlustes vor dem erschreckenden Bild der Abholzung kann ich - wenn auch nicht bei einer Allee, aber bei einer innerstädtischen Grünfläche - lebhaft nachvollziehen.

es grüßt
der.hannes

Hallo Perry,

mir gefällt diese Strophe am besten:

Zitat

---

auf dem weg ins unendliche, jenem punkt,
wo sich ihre äste die hände reichten, damals

---

Hier wird eine andere Ebene erreicht, du löst dich wie ein Geschoß von dem irdischen, bildlichen und erreichst die menschliche Tiefe, die sich nach dem Vergangenem sehnt, nach dem Vertrauten, dem Geborgenen. Wenn Hände gereicht werden, dann ist Hilfe, Freundschaft in Sicht. All das war damals und der Verlust schmerzt auch den Leser.

wunderschön.

Lg,
Rubber

Hallo Rubber,
nun wie ein Geschoß sollte der Übergang von der realen Bildebene in die übertragene Aussage nicht vonstatten gehen, aber das empfindet wohl jeder anders.
Freut mich, dass dich die Bilder "treffen" konnten.
Danke fürs Hineinspüren und LG
Perry