#1

Sonett

in Liebe und Leidenschaft 16.01.2011 11:19
von otto | 637 Beiträge | 645 Punkte

Wenn du im Brand der Lohen heißer Feuer
die Macht verspürst, die alles für dich lenkt,
begreife, dass du nie als Ungetreuer
behalten wirst, was diese dir geschenkt.

Was träumt, es wacht auch, lebt für dein Begehr
als Schatz. Der Rätsel Rose soll erhalten,
ihr Blüten treiben, öffnend mehr und mehr.
Drum pflege liebend sie, lass nie erkalten.

Verderbe nicht, das frei dir anvertraut
als ein Geschenk, des Wesen launisch wendet
was wachsend in dir Tempel aufgebaut,
denn sonst, umsonst ist alles gleich beendet.

Was dir zur Wehr, als zarter Sproß geboren,
bewahre es, sonst bist du schon verloren.

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#2

RE: Sonett

in Liebe und Leidenschaft 16.01.2011 11:56
von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte

Lieber Otto, irgend etwas sagt mir, dass diese Zeilen im Ansatz gar nicht schlecht sind.

Aber wenn ich ehrlich bin, komme ich dieser erschlagenden Fülle metaphorischer Bilder nicht wirklich hinter her.
Der Sinn der Angelegenheit geht mir verloren zwischen Bränden, Mächten, Schätzen, Rosenblüten, Tempeln und was weiß ich was für einem Sproß. Muß das denn alles miteinander in dasselbe Gedicht?

Die erste Strophe legt nahe, kein Ungeheuer zu werden.
Danach die Rosen der Rätsel bewahren - nicht etwa lösen - zu sollen, trägt m. E. nicht gerade zur Begriffsklärung bei. Der amtierende Zeitgeist verhöhnt weitschweifige romantische Ausgestaltung und legt intakten Bezug von Thema und Wortwahl nahe. Ein überstrapazierter Leser verliert schnell das Interesse.

Eine thermische Thematik mit Bränden rät, Begehr oder so jedenfalls nicht erkalten zu lassen. Das finde ich soweit so gut. Statt "pflege" hätte mir dazu: wärme ob liebend oder nicht, besser gefallen.

Nur meine kleine unmaßgebliche Meinung. Aber auch eine Konsumentenstimme. Wo soll ein Feedback denn stattfinden, wenn nicht in Foren wie diesem. - Trotzdem habe ich das gerne gelesen. Viele Grüße - mcberry

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#3

RE: Sonett

in Liebe und Leidenschaft 16.01.2011 13:44
von otto | 637 Beiträge | 645 Punkte

Im Kern handelt es sich um die Frage welchen Sinn eine Liebe ( noch dazu leidenschaftliche) für Früchte tragen soll. Also welchen Sinn macht das Leben in Zweisamkeit: In Gedicht wird der Liebende angesprochen, dass es nur d a n n Sinn
macht, wenn man sein Leben weitergibt: an die Rose ( Metapher für die Liebe, das Leben, ein Kind. Das ist der Sproß.
Das Kind als Rose bedarf der ständigen pflegenden, liebenden Verantwortung, sie darf nie enden, wenn sich das Kind
( die Rose) entwickeln soll. "Rätsel" bezeichnet, dass niemand weiß, wie und wohin sich das Kind entwickeln wird. Als Elternteil muß man die übernommene Verantwortung nicht ... veruntreuen, denn sonst droht Verlust. Ein Kind ist ein Geschenk, ein rätselhaftes Geschöpf, das durch falsche Zuwendung unter seinen Möglichkeiten bleiben wird ( Förderung durch Liebe und Forderung). Tempel, das ist die Erwartung, die Hoffnung, das Glück, dass es gelingt
dieser Verantwortung - uns im Kind weiterzugeben- gelingen möge."Wehr", hier ist gemeint, dass ein Kind auch Kraft zurück gibt, wenn Eltern ihm ihre Kraft und Liebe weitergeben. Wer aber hierin versagt, der verliert auch den
im Gedicht angenommenen Sinn für das Leben: nämlich sich in seinem Kind weiter zu geben ... wäre also verloren.

Ich muß nicht ständig in der Sprache des geltenden Zeitgeistes schreiben. Was auch immer in D e i n e r Wertung im Zeitgeist " amtiert, er ist in "diesem unseren Lande" nicht sonderlich an Kindern interessiert Wer das will soll es. Das Gedicht ist tatsächlich in einem anderen Zeitgeist geschrieben. "Wärme" anstatt " pflege" ist nicht ausreichend für ein Kind. "Pflege" zielt auf die Handlungsebene der übernommenen Verantwortung gegenüber dem Kind.

Lieber mcberry, ich bedanke mich für Deinen Kommentar, aber ich habe Dich nicht gebeten in diesem Forum einen Kommentar für dieses Gedicht zu schreiben. Du kommentierst- mit Verlaub- etwas gequält. Das hat nach Deinen Ausführungen aber natürlich an meinem Gedicht gelegen. Den historisch-literarischen Hintergrund für dieses Gedicht möchte ich Dir ersparen; ich denke es würde Dir zu belehrend vorkommen.

Übrigens Zeitgeist: ich habe erhebliche Schwierigkeiten den Gedichten von Celan auf den Grund zu gehen.Der sagte einmal, wenn er seine Leser verzweifeln ließ: immer wieder lesen. Vielleicht bin ich diesem Lyriker so weit entfernt, wie Du von Shakespeare oder ich vielleicht so nahe dem Zeitgeist Shakespeare in meinem Gedicht gekommen wie George in seinen Übersetzungen der Sonette.

Aber ich kann ja vom aktuellen Zeitgeist nur immer wieder lernen.

Liebe Grüße,
otto

zuletzt bearbeitet 16.01.2011 13:51 | nach oben


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