#1

Ein Dorsch

in Düsteres und Trübsinniges 24.06.2010 14:43
von gheggrun | 377 Beiträge | 377 Punkte

Ein Dorsch

Ein Dorsch war entsprungen, vorm Fischer geflüchtet
und hat sich im Feuchtsand des Südstrands vergraben.
Der Fisch war ein frischer und war doch vergiftet.

Auf Rügen schon wurden die Russen gesichtet.
Sie fuhren siegtrunken in Panjepferdwagen.
Ein Dorsch war entsprungen, vorm Fischer geflüchtet.

Rüganer sind ärmlich, sehr schweigsam und tüchtig.
Doch Russen woll’n Uris und Deutschweiber haben.
Der Fisch war ein frischer und war doch vergiftet.

Den Fisch fand die Haufrau und kochte ihn richtig,
als Russen Kindmündern das Mittagsmahl nahmen.
Ein Dorsch war entsprungen, vorm Fischer geflüchtet.

Viel Vodka hat's Kranksein der Russen beschwichtigt.
Soldaten forsch haben den Giftdorsch vertragen.
Der Fisch war ein frischer und war doch vergiftet.

Darum hat auch niemand die Sieger bezichtigt.
Was kümmerte Russen, daß Feindweiber starben.
Der Fisch war ein frischer und war doch vergiftet.
Ein Dorsch war entsprungen, vorm Fischer geflüchtet



Angefügte Bilder:
Dorsch.jpg

Hastanirwana
GHEG
zuletzt bearbeitet 26.07.2010 15:24 | nach oben

#2

RE: Ein Dorsch

in Düsteres und Trübsinniges 12.07.2010 16:17
von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte

Lieber Gehggrun,

zum Thema maritimer Umweltverschmutzung auf Erkundungstour (viel ist es nicht, was ich im Netz einfange) wenigstens ein hübscher Dorsch. Diese alte, volkstümliche Form mit vielen Wiederholungen wird nie aussterben und kann man gut singen.

Bitte laß` dir die Formulierung der Refrains noch mal durch den Kopf gehen: "Ein Dorsch war entsprungen" weckt in meiner Generation Erinnerungen an Weihnachtslieder:"Es ist ein Ros' entsprungen..." was unfreiwillige Komik auslösen kann.
--> Dazu könnte sich vllt noch jmd äußern. Meine Meinung ist nicht für die Leserschaft repräsentativ, sollte relativiert werden.

"Der Fisch war ein frischer" ist ungebräuchlich, obwohl mühelos verständlich als: Frischgefangen war der Fisch schon vergiftet.

Eine Zeile fiel mir als nicht eindeutig auf: "Das Kranksein der Russen hat Vodka beschwichtigt". Klar hilft Schnaps gegen Vieles.
Aber rein grammatisch kann man auch verstehen, daß Vodka beschwichtigt und zufrieden ist, wenn diese Russen krank werden.

Der Anfang der Geschichte ist nachvollziehbar erzählt, lediglich wie der Dorsch zur Hausfrau kam - wonach buddelte sie am Strand? - bleibt offen, aber man darf die Fünf mal gerade sein lassen. Später habe ich nicht mehr verstanden, nachdem die russischen Soldaten die Lebensmittelvergiftung anscheinend überlebten, warum die Frauen gestorben sind.

Manchmal brauchen Texte ein bißchen länger um zu reifen. Außerdem: Du hast eine korrekte Metrik beibehalten. LG mcberry

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#3

RE: Ein Dorsch

in Düsteres und Trübsinniges 26.07.2010 16:25
von gheggrun | 377 Beiträge | 377 Punkte

Hallihallo, mcberry!
Vielen Dank für deine Anmerkungen.

Toll deine Idee mit dem 'entsprungen Röslein'. Eine Prise schwarzen Humors
wollte ich gar nicht einbauen - schadet aber wohl kaum.

Den Vodka-Russen-dreher habe ich geändert.

"Der Fisch war ein frischer und doch schon vergiftet" soll heißen, daß er
der Auslöser der unheilvollen Story wurde. Offen bleibt, ob er wirklich Gift
enthielt.
Nahrung war knapp. Deshalb war der Dorsch 'ein gefundenes Fressen'
für die mütterliche Hausfrau. Der vom Gefangenwerden geschockte Fisch
kam ihr gelegen.

"Was kümmerte Russen, daß Feindweiber starben" bezieht sich darauf,
daß im Krieg viele Frauen starben. Auf eine mehr oder weniger kam es
kaum an. Die Fischköchin war jedenfalls nach dem Russenbesuch tot -
angeblich wegen der Fischvergiftung, welche die Besucher -Vodka sei
Dank- "forsch" überlebten.

Gruß und Dank


Hastanirwana
GHEG
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