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wie flutschte der flachs doch einst durch die finger, rann der faden
über rollen zur spule. lieder aus blutjungen mündern, sprangen über
auf kräftige schultern, die ballen trugen.
eintönig surrten später kämme und fächer, die fäden geschossen,
gekreuzt und über rotierende walzen zu endlosen bahnen gewebt,
von summenden staplern bewegt.
nun herrscht ruhe in den räumen, der flachs verfault, der faden lief aus.
verklungen sind die gesänge, gespenstisch verharrt das stille gestänge,
vor dem haus die schwingende birne.
2. Fassung:
abgespult
wie flutschte der flachs doch einst durch die finger, rann der faden
über rollen zur spule. lieder aus blutjungen mündern, sprangen über
auf kräftige schultern, die ballen trugen.
eintönig surrend später kämme und fächer, die fäden geschossen,
gekreuzt und über rotierende walzen zu endlosen bahnen gewebt,
von summenden staplern bewegt.
nun ist es still, die räume sind leer, der flachs verfault, der faden lief aus.
verklungen sind die gesänge, gespenstisch harrt das ruhende gestänge
vor dem haus die schwingende birne.
1. Fassung:
abgespult
wie flutschte der flachs doch einst durch die finger, rann der faden
über rollen zur spule. ein lied aus blutjungen lippen, sprang über
auf kräftige schultern, die ballen trugen.
eintönig surrend später kämme und fächer, die fäden geschossen,
gekreuzt und über rotierende walzen zu endlosen bahnen gewebt,
von summenden staplern bewegt.
nun ist es still, die räume sind leer, der flachs verfault, der faden lief aus.
verklungen sind die gesänge, gespenstisch harrt das ruhende gestänge
vor dem haus die schwingende birne.
he perry, ich wollte das Gedicht nicht im Forenalltag untergehen lassen, es gefällt mir so gut mit seiner alliterierenden Sprache, den Assonanzen und auch wie dieser Fluss in der ersten Zeile der dritten Strophe ins Stocken gerät, passend zum Inhalt.
eine Kleinigkeit an dieser Stelle:
Zitat
ein lied aus blutjungen lippen
ein Lied erklingt zwischen, nicht aus den Lippen.
Du hast sonst auch genaue Ausdrücke gewählt.
Aber insgesamt trotzdem ein schöner Text. Hat mir gut gefallen.
Grüße
RE: abgespult
in Diverse 12.06.2010 15:31von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte
Hallo Perry,
über diese Lippenzeile stolpere ich auch, werde mir aber nur langsam darüber klar, warum:
Unterbrechung des Themas wäre ein möglicher Störfaktor. Wie wäre es, den Lippensatz der
ersten Strophe nachzustellen:
wie flutschte der flachs doch einst durch die finger, rann der faden über rollen zur spule,
sprang über auf kräftige schultern, die ballen trugen. - ein lied aus blutjungen lippen.
Denn es ist eine Erinnerung aus der Jugendzeit. Gesponnen haben ehemals Mädchen in Heimarbeit .
Ob die Formulierung glücklich gewählt ist, bin ich mir auch nicht sicher, habe aber keinen
besseren Vorschlag. Gebräuchlicher wäre: Aus dem Munde von jmd etwas vernehmen.
Aber du meinst ja das Blut der Jugend.
(Kinderarbeit und moderne Spulmaschinen sind nicht das Thema dieser Zeilen.)
Schönes klassisches Motiv, gekonnt modern umgesetzt: Lebensfadens als Produktion der Nornen.
Der Flachs flutscht durch die Finger, rollt über Spulen und auf Schultern getragen ab in die Fabrik.
Die Industrialisierung schließt die berufstätigen Erwachsenen ein zwischen endlos rotierende Walzen.
Mit der letzten Strophe scheint uns die Rezession (Degeneration) erreicht zu haben, und /oder auf
einer parallelen Deutungsebene das Rentenalter. Und die Einschläge kommen näher...... LG mcberry
Hallo kjub,
danke, dass du den Text aufgegriffen hast. Bei der angesprochen Stelle hast du natürlich Recht, entweder aus dem Munde oder über die Lippen. Ich werde da noch etwas nachbessern.
LG
Perry
Hallo mcberry,
ja Kinderarbeit ist nicht das vorrangige Thema, sondern der Niedergang des Handwerks durch Industriealisierung und Globalisierung. Letztlich werden wir Umdenken müssen und dem Menschen die Freude am Schaffen mit den eigenen Händen mehr im Freizeit- oder Kunstbereich zu ermöglichen.
Über deinen Vorschlag zum Bild mit den Lippen denke ich gerne nach.
Danke und LG
Perry
Hallo perry;
auch ich finde das gedicht durchaus gelungen;
ein schöner eingängiger rhythmus, den ich sonst hin und wieder in deinen texten etwas vermisse;
die münder bilden eine schöne neue assonanz;
ich würde allerdings überlegen bei "surrende" das partizip zur vergangenheit zu machen, um mit dem später nicht zu verwirren (ich habe allerdings auch eine persönliche abneigung gegen partizipia und würde sie sowieso vermeiden, wo immer möglich)
vorschläge, weil es im letzten vers in der vorletzten und letzten zeile ein bißchen rattert:
nun ist es still, die räume sind leer, der flachs verfault, der faden lief aus.
verklungen sind die gesänge, gespenstisch harrt das stille gestänge
die birne schwingt vor dem haus
nicht allzuviel gewicht hierbei auf die wörter legen, die ich verwendet habe (die bleiben dir überlassen und ich habe nur versucht so nahe als möglich an deinen zu bleiben) als auf den rhythmus der sich dadurch bildet;
mfg
rainek
Hallo Rainek,
ja in letzten der letzten Strophe ist der Leserhythmus noch nicht ideal. Wobei mich die dreimalige Artikelkonstruktion "die, der, der" fast mehr stört wie das ruhende (still kommt übrigens schon einmal vor). Was die Partizipien anbelangt verwende ich sie nur, um hin und wieder einen Wechsel in den Ausdruck zu bringen, wie z. B. im Schlussbild, wo das "schwingende" der Birne mehr Ausdruck verleiht, als das Verb "schwingt."
Ich lasse das Ganze mal ein wenig ruhen und gehe dann noch einmal drüber.
Danke für deine Unterstützung und LG
Perry
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