Liebe E-LITEraten,
hier findet Ihr die achte Abstimmung zum Adventskalender-Wettbewerb vor. Welches Drabble oder Gedicht hat Euch im Faden vom 8.12.2009 ->Klick hier<- am besten gefallen?
Die Abstimmung läuft in ein paar Stunden aus. Jetzt oder nie!
Grüßli
Maya
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1. Simone
Sie leckt mir die Feuchtigkeit von den Zähnen und zurück bleibt ein pelziges Gefühl, wie nach maßlosem Kotzen. Zitternde Hände und Blätterrauschen. Sie fallen und ich wünschte sie würden es leise tun. Die Aufprallvibrationen werfen mich aus der Bahn. Ich schlage mit dem Kopf auf die Gleise und bleibe liegen. Unfähig mich fortzubewegen. Warte auf den nächsten Zug. Es regnet und ich öffne meinen Mund. Kann man zurückfinden zu einem Zeitpunkt, den man nicht genau bestimmen kann? Kann man an sinnlosem Warten ersticken? Meine Haut ist Pergament. Ich sehe mein Herz pochen und pumpen. Die Nacht ist lang und durstig.
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2. oliver64
Downhill
Mit 18 war ich schwindelfrei. Ich konnte direkt am Steilhang stehen. Nichts zerrte an mir. Ich war unsterblich. Seitdem bin ich nie wieder im Hochgebirge gewesen. Mich fand eine Frau und mein Leben an anderen Abhängen statt. Ich meisterte alle in Schwindel erregendem Tempo. Keiner konnte mir etwas vormachen. Nur ich selbst, jedenfalls bis gestern.
Heute bin ich zum ersten Mal wieder in den Alpen und habe eine Scheißangst. Meine Frau hat mich aufgefordert, mich endlich meinen Abgründen zu stellen. Ich kann nicht einmal hinsehen. Der Sog ist übermächtig. Jemand wird ihm nachgeben müssen. Was werden ihre letzten Gedanken sein?
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3. Alcedo
Nässe
Jedes Mal wenn ich die Tür aufstoße ist es eine andere Welt. Heute Dezemberregen. Der Ahorn hat es schwer im Schatten der Erle. Zwei armdicke Äste sind abgestorben, die Rinde losgefallen; speckige, durchscheinende Pilzkörper glimmen wie Elmsfeuer aus dem glatten Holz in das Nieseln. Ich puste den aufsteigenden Dampf meines Urins über den Maschendrahtzaun zu den Stämmen.
Eindringliches „Siih“! es landen zwei Bekannte: das Revierpaar. Einer stochert mit seinem Pinzettenschnabel in meiner Augenhöhe. Der andere entfernt sich aufwärts, lässt sich fallen, gerät außer Sichtweite. Da wird er gerufen. Unten vom Wurzelansatz kommt Antwort. Die Rückantwort ist ein zartes tränenblindes Sirren.
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4. GerateWohl
Der Brunnen
Keine Sorge, du Geliebte. Ich sperre
dich jetzt nicht mehr ein. Die Dunkelheit tut
dir nicht gut, verdirbt nur deine Farben.
Eine graue Maus will keiner haben.
Doch verzeih, dass ich so an dir zerre.
Hörtest du mir höflich zu, ich wäre
nicht mehr grob. Klar, lieber Wut als Gleichmut,
Apathie und diese Stille, die du
gestern zeigtest. Du wirst strahln bald, wie du
vorher strahltest, vor der dunklen Schwere.
Ah, sieh da, dein Auge ist befeuchtet.
Das schafft Hoffnung, dass der Lauf der Zeit gut
mit uns zwein verfährt. Gib Acht mit deinen Beinen.
Alles wird jetzt gut. Kein Grund zum Weinen.
Denn der Brunnen ist bei Tag beleuchtet.
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5. Brotnic2um
Immer sportlich, immer fair.
Was redet der denn da? Ich gönne es doch jedem anderen auch, den ersten Preis zu gewinnen. Hallo? Ich habe kein Problem, wenn ich leer ausgehe. Da stehe ich drüber. Nein!, das denke ich nicht bloß zum Schein und meine eigentlich: Ihr dummen Säcke. Eure schwulen Sonette und verfickten Reime, die sind doch für die Tonne. Nein. Ich weiß, dass hier jeder ehrlich spielt und kämpft, geschweige denn, sich selber wählen würde. Was ja bekanntlich das Allerletzte wäre. Missgunst? Ich einen Kollegen schlecht machen? Das ist doch lächerlich. Es gibt bessere Methoden. Ich muss nicht gewinnen, um Spaß zu haben.
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6. Margot
Gealga
So knüpft das Seil, es soll mich halten,
ein letztes Mal in diesem Land.
Der Pfaffe spreche das Gebet,
bis dass mein Licht nach Westen geht
und meine Sinne spalten.
So zieht am Strang, ich bin bereit zu sterben,
mein Leben floh vordem am Rad.
Das Diesseits lockt mich nimmermehr.
Zu leicht der Reiz, das Los zu schwer,
es gibt nur Schuld zu erben.
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7. Joame Plebis
Ich begreife das nie!
Nicht erfaßbares Schwarz, war und ist - und es spie
aus dem Nichts in das Sein,
hat in Körper verbannt für sadistischen Zweck,
mit Vermehrung und Trieben und all diesem Dreck;
ich kanns nicht verstehen, ich begreife das nie!
Und der Globus er brennt, und der Hirnlose schwört,
lobt und buhlt um viel Gunst,
zollt den Pfaffen Tribut, fanatismusverseucht,
schimpft sich sündig, wobei er, was kriecht und was fleucht,
im Wahn eines Glaubens, voller Mordlust zerstört.
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Da Geminis Gedicht nicht die Vorgaben erfüllt, fällt es aus der Wertung heraus.