Beim Weckerklingeln fällt kein Schimmer
von Sonnenlicht in müde Sinne.
Er gähnt und schlurft ins Badezimmer,
rasiert sich, wäscht sich und hält inne.

Der Morgen graut, kein Ton zu hören.
Kein Duft nach Tee zieht durch das Haus.
Er fürchtet, jemanden zu stören.
und knipst die Lichter wieder aus.

Sie schläft noch unter warmen Decken
und wird die Kinder später wecken.
Nur leise klickt der Haustürknauf.

Geblümtes Eis auf Fensterscheiben
trotzt Frostschutzmitteln, abzureiben.
Die Wagentür geht schließlich auf.

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In Antwort auf:

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Bei Tagesanbruch fällt kein Schimmer
von Sonnenlicht in müde Sinne.
Man gähnt und tappst ins Badezimmer,
rasiert sich, wäscht sich und hält inne.

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Z.1. Der Tagesanbruch wiederholt sich ungeschickt in der 2.S.
Z.2. von Sonnenlicht - hier würde ich mich der Wiederholungen
bedienen und kein Sonnenlicht schreiben.
Z.3. Man - warum unbestimmt?
Z.3. tappst - wirkt mir beinahe zu kindlich bzw. geschlichen: hier evtl. schlurft o. latscht?
Z.4. evtl. rasiert sich, wäscht sich, hält kurz inne, um das zweite und zu vermeiden?

In Antwort auf:

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Der Morgen graut, kein Ton zu hören.
Kein Kaffeeduft durchdringt das Haus.
Man wagt nicht, jemanden zu stören.
Die Straßenlampen gehen aus.

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Z.1. Wie bereits geschrieben, Der Morgen graut
Leider kann ich dir keine Alternative anbieten.
Z.2. durchdringt - würde ich ersetzen: durchströmt/durchweht/erfüllt?
Z.3. Man - unbestimmt
Z.4. Dieser Satz scheint mir, ich möchte es ganz vorsichtig formulieren,
ein Stilfehler zu sein.

In Antwort auf:

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Sie schläft noch unter warmen Decken
und wird die Kinder später wecken.
Nur leise klickt der Haustürknauf.

Geblümtes Eis auf Fensterscheiben,
mit Frostschutzmittel abzureiben.
Die Wagentür geht schließlich auf.

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Hallo mcberry,

Die inhaltlich unentwegt zögerlich bis unbelebt mechanisch
anmutende kalte alltagsgraue Stimmung gefällt mir. Meine Vorschläge
sind nur als Anregung gedacht. Du mußt sie nicht berücksichtigen.

LG
Katerchen

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Erst einmal vielen Dank für den Komment, liebes Katerchen.
Gute Einfälle können diese etwas ungelenken Zeilen in der Tat gebrauchen.

Für die Korrekur der ersten beiden Zeilen hast du inhaltliche Arbeit geleistet: Viel
besser so! Auch das >schlurft< überzeugt spontan. Das ganze Dingens schlurft.

Man wurde nachträglich anstelle von „ich“ eingesetzt aus zwei Gründen: das LI ist
einfach noch nicht ganz wach und nicht bei vollem Ichbewußtsein.
(Der Entwicklungsstand meiner Lyrik übrigens auch nicht, aber diese Prozesse sind
nicht abzukürzen, da muß man durch.) Zum anderen verdeutlicht >Man(n)< auch
die Familiensituation: Er muß raus und tut es wahrscheinlich auch für Frau und Kinder.

Das Morgengrauen hielt ich für eine gute Beschreibung der Gefühlslage nach dem
Innehalten. Gut für mich ein Feedback zu erhalten, daß nicht jeder das so auffaßt.
Mit Tagesanbruch verband ich weniger naturverhaftet schon die Notwendigkeit
aufstehen zu müssen. Aber von Weckerklingeln stand da nichts und du hast Recht.
Das >durchdringt< war daneben und ist ersetzt.

Auf Zeile 4 war ich besonders stolz, weil mir ein Ausgehen der Lampen am Morgen
so deutlich auf die Stimmung des LI zu verweisen schien. Die Negativität der sich
schließenden Türe wird vorweggenommen. Als sich mit der Wagentüre endlich
etwas öffnet, muß er weg und die Verse haben auch ein Ende gefunden.

Gedichte reparieren ist sehr schwer. Meistens schreibt man besser ein Neues.
Aber mein Kommentar findet mal ein Ende. Noch mal Dankeschön. LG mcberry

Hi mcberry,

das Stück gefällt.

Der Morgen graut unterstreicht es, bitte nicht zweifeln, sowie ich auch Zeile 4 nicht als Stilbruch empfinden kann - und will, da Du das Bild hier eigentlich überzeichnest, verdeutlichst, was aber im Bezug auf den Rest völlig legitim ist.

Die folgenden Zeilen empfinde ich als ziemlich bedrückend, um der Assoziation des Frostschutzmittels und der Eisblümchen auf Frau und Kinder... der ewig Einsame, der um des Müssens durch das Leben schlurft und eigentlich etwas anderes leben will... thats life.


Sorry, nur ganz kurz,
lieber Gruß, feines Stück, wollte es nur gesagt haben, wegen der Zweifel,
Gb.

Dankeschön, liebe Gedichtbandage.

Nachdem verschiedene Ansichten zur Sprache gekommen sind, gefällt mir vor allem
der Thread wirklich gut. Leser können verfolgen, wie ein Gedicht Gestalt annimmt.
Das Endprodukt ist auch besser geworden. Die kooperative Forenarbeit ist aber der
eigentliche Hit. LC mcberry

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In Antwort auf:

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Beim Weckerklingeln fällt kein Schimmer
von Sonnenlicht in müde Sinne.
Er gähnt und schlurft ins Badezimmer,
rasiert sich, wäscht sich und hält inne.

Der Morgen graut, kein Ton zu hören.
Kein Kaffeeduft durchzieht das Haus.
Er wagt nicht, jemanden zu stören.
und schaltet alle Lichter aus.

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S2/Z2 'durchzieht' - Kaffeeduft atmet/riecht man in aller Regel, weshalb
ich erfüllt empfehle, was dem sich diffus verteilenden Aroma näher steht,
als ein gradlinig, direkt und abgezirkelt wirkendes 'durchzieht'.

S2/Z4 'und schaltet alle Lichter aus' - und läßt sie besser aus, die Lichter?



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Und so?
Deine Argumentation ist unumstößlich. Die Bearbeitung trotzdem nicht so einfach.
Wenn eine klammeng zögerliche Atmosphäre gewahrt bleiben soll, ist: „erfüllt“ kein
sinnvolles Reizwort, weil in der spontanen Textauffassung rund und gut. Geruch
heißer Getränke nur als Sehnsuchtsmodul einzuflechten kam ich auf: ziehen. - Mit
den Lichtern hatte ich schon meine liebe Not. Ein: aus sollte unmittelbar folgen,
damit die nicht zu hell werden. (Ganz ohne Licht rasiert man sich schlecht, und
wenn er sich schneidet wird es eine andere Geschichte.)

Ich fange gerade erst an, meine narrative Schreibform zu modifizieren. Lyrik setzt
einen ganz anderen Gebrauch von Wörtern voraus. - Man übt sich.- LG mcberry

16.05 Uhr " knipsen" hat etwas, das mir auskommt, ich denke noch darüber nach.

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In Antwort auf:

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Der Morgen graut, kein Ton zu hören.
Kein Duft nach Tee zieht durch das Haus.
Er fürchtet, jemanden zu stören.
und schaltet Lichter wieder aus.

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Ich würde unter 'normalen' Umständen schreiben: Heute gibt es keinen Kaffee/Tee,
weshalb ich erfüllt vorschlug. erfüllt stellt für mich den abgeschlossenen Vorgang dar,
während füllt den Vorgang beschreibt, das von dir erwähnte Sehnsuchtsmodell also letztlich
unterstützt. Ich kann nicht beurteilen, welche Überraschungen die Rasur im Dunkel mit
sich brächte. Über derlei Akrobatik mache ich mir weniger Gedanken. Aber um im Rhythmus
zu bleiben, was das eigentliche Problem ist, reichte

und knipst die Lichter wieder aus oder und knipst die Badbeleuchtung aus.
Letzteres wäre weniger sinnvoll, weil ich nicht einsehe, wodurch Frau und Kinder
(davon gehe ich aus) gestört würden.

Meine Vorschläge sind nur Anregungen. Du mußt nicht, mcberry. Der Text bleibt bei dir.

MfG
Katerchen

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l

Hallo mcberry,
der Text hat sich bildlich ja bereits gut entwickelt, sodass ich mich mehr der inhaltlichen Aussage widmen möchte. Hier wird das LI als "rücksichtsvoller Mann" dargestellt, der darauf bedacht ist seine Familie nicht zu stören. Was ich aber nicht ganz verstehe ist, warum das alles so trist (Morgengrauen, kein Duft nach Tee) rüberkommen muss. Frühschicht ist nicht schön, aber auch nichts so Besonderes. Man kann auch frühes Aufstehen angenehm gestalten und in Zeiten der Kaffeemaschine würde sich der Kaffee/Tee fast von selbst machen, wenn man wollte.
Aber das ist nur ein Randgedanke, der deine Intention nicht stören soll.
Bildlich ist mir noch aufgefallen, dass es eigentlich nur den Augensinn betrifft, wenn kein Schimmer einfällt und formal fällt der fehlende Artikel bei "schaltet Lichter" auf, weil dies sonst im Text nicht vorkommt. Sinnbezogen ist der letzte Vers etwas unscharf, den Frostschutzmittel gehört in die Waschanlage und das Abreiben (Abschaben) von vereisten Fenstern hat nicht unbedingt mit dem Öffnen einer vereisten Tür zu tun. Vielleicht ist ja noch was Konstruktives für dich dabei.
LG
Perry

Hallo Perry, dein Komment gibt jetzt den Ausschlag dafür, die Lichter auszuknipsen.

Warum Aufstehen in aller Frühe so trostlos beschrieben wird?
Hätte das LI voller Vergnügen den Morgen gerne für sich alleine, dann würde ich kein
Gedicht darüber schreiben. Meine Beiträge dürfen als heiter betrachtet werden, wenn
am Schluß alle noch leben. Aber meistens fehlt einer, glaub's mir. LG mcberry