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Alba [Prosa des Zeitraums September-November 2009]
Alba [Prosa des Zeitraums September-November 2009]
in Ausgezeichnete Prosa 15.11.2009 15:51von Kjub • 498 Beiträge | 499 Punkte
Sie lernten sich in einem Museum kennen. Hakon sprach sie an und bat darum, ein Foto von ihr machen zu dürfen. Er sei Fotograf, erklärte er und wolle eine Bildserie von Frauen und Statuen machen. Alba hatte schon plumpere Anmachen gehört, außerdem war sie gerne Model, sich zu zeigen, das gefiel ihr. Als sie neben der Figur einer klassischen Schönheit stand, verblüffte ihn, wie sehr sich Haut und Marmor ähnelten. Beide waren hell und glatt und wirkten kühl.
Sie trafen sich öfter, wobei die Initiative stets von ihm ausging. Nie erfuhr er sie anders als damals im Museum: kühl und unnahbar.
Das reizte ihn, das machte ihn geil, deswegen ging er mit ihr aus. Die anfängliche Hoffnung mit ihr im Bett zu landen, erfüllte sich bisher nicht. Es ergab sich eben keine passende Situation, wie er sich stets versicherte, wenn er allein nach Hause fuhr. Mittlerweile tröstete ihn die Ausrede nicht mehr, zu oft hatte er sie vorgebetet, ohne dass sich eine Änderung abzeichnete. Warum er sie weiterhin hofierte war ihm selbst ein Rätsel. Die gemeinsamen Abende waren zum Ärgernis geworden.
Für den heutigen Abend hatte er sich endlich vorgenommen, ihr Adieu zu sagen, wofür er sich seit Stunden Mut antrank. Sie waren schon beim dritten Glas Wein und endlich glaubte er die richtigen Worte gefunden zu haben. Hakon wollte gerade beginnen, da sah er die leichte Rötung ihrer Wangen.
Dieser Hauch von Lebendigkeit auf ihrer reinweißen Haut irritierte ihn. Er war aufs neue fasziniert, und während er ihr Gesicht betrachtete, platzten die Abschiedsworte in seinem Kopf wie Luftblasen.
Alba hasste es, wenn er ihre Züge vermaß, flüchtig wünschte sie, Hakon möge erblinden. Endlich hatte sie genug.
„Träumst wohl?“, fragte sie, woraufhin er nickte, dann den Kopf schüttelte. Sie lächelte.
In solchen Momenten könnte man ihn gernhaben, vermutete sie.
„Lass uns gehen“, sagte Alba. Frische Luft wird uns gut tun, dachte sie, der betrachtet mich schon wie einen Gegenstand. Als wäre ich durch das Begleichen der Rechnungen in sein Eigentum übergegangen.
Hakon winkte den Kellner heran, bezahlte den Wein und versuchte einen Witz, um seine Irritation zu überspielen. Dabei musste er den falschen Ton getroffen haben, man lachte hölzern, woraufhin er kein Trinkgeld gab. Albas Augen blitzten verächtlich, sie konnte Ichbezogenheit nicht ausstehen, schon gar nicht, wenn sie sich so kleinlich äußerte.
Er beeilte sich, ihr in den Mantel helfen und die Tür aufzuhalten, sie ließ beides geschehen. „Und nun?“, fragte er, „worauf hast du Lust?“
„Lass uns einfach ein Stück gehen.“
An der Straße hockten Lokale und Cafes gemütlich in den Fassaden, einladend wirkten sie, aus einigen glänzte bernsteinfarbenes Licht. Nachtschwärmer gingen Arm in Arm, küssten sich, lachten.
Alba fragte sich, wann er sie endlich ins Bett zu kriegen versuchte.
Sie verabscheute diesen blonden, ältlichen Mann. Trotzdem würde sie es mit ihm treiben, schließlich bezahlte er ihre Abende.
Ganz die alte Schule, auch wie er ihr in den Mantel half, die Türen aufhielt, und auf dem Bürgersteig auf der Straßenseite ging, um sie vor dem Straßendreck abzuschirmen.
Das hatte ihr imponiert, so einen hatte sie noch nicht gehabt. Dann sah sie die Gier in seinen Augen, Hakon war nicht anders, begriff sie da, der tat nur so.
Von mal zu mal wurde er gereizter. Seine sexuelle Frustration wächst, dachte sie bei solchen Gelegenheiten. Aber er rückte mit der Sprache nicht raus, bestimmt stand ihm da seine Erziehung im Weg. Wahrscheinlich muss ich die Initiative ergreifen, überlegte Alba angeekelt. Sie wappnete sich für diese Situation, ein anderer Gönner war nicht in Sicht, ihr blieb keine Wahl.
„Dort müsste man liegen, oder?“, versuchte sie ihn aufzumuntern, als sie an der Werbung für einen Südseeurlaub vorbei kamen.
„Ja, wirklich eine bezaubernde Insel“, murmelte Hakon.
Er überschlug, wie viel sie ihn bereits gekostet hatte. Sie trafen sich das siebte mal, meist waren sie Essen gewesen und danach ins Theater oder Kino gegangen, einmal hatte sie unbedingt eine Bootstour machen wollen. Große Hafenrundfahrt mit Sektverköstigung, das ärgerte ihn immer noch.
„Hakon, was ist los?“, fragte sie und fasste ihn an der Schulter. „Nichts“, grummelte er und wollte weitergehen, aber sie hielt ihn fest.
„Wenn du mich ficken willst, wieso sagst du’s nicht?“, fragte sie. Ihr leichter Tonfall kontrastierte Albas kalten Blick. Er musste wieder an die Statue denken.
„Was redest du?“ Sie zog ihn lachend mit sich.
„Na, warum treffen wir uns wohl?“ Hakon stolperte hinter ihr her, fühlte ihre Hand in seiner, kühl wie Marmor, dachte er und ärgerte sich über das, was in seinem Kopf rumging, dass dort nichts passendes war.
„Findest du das nicht etwas...“, Hakon suchte das richtige Wort, „unromantisch?“
„Wir sind doch keine Kinder mehr“, lachte Alba, „ich weiß, dass du mich anfassen willst. Meine Nippel in den Mund nehmen, mich unter dir spüren, mich ficken, mich besitzen.“
Hakon schluckte, suchte Worte, spürte wie es sich in seiner Hose regte. „Quäl dich nicht, es steht dir ins Gesicht geschrieben.“
Sie kamen an einem Stundenhotel vorbei, Alba trat ein, bezahlte im Voraus, bekam die Schlüssel und ging die Treppen hoch.
Er folgte ihr. Ich träume, dachte er. Das kann nicht wahr sein.
Als sie die Zimmertür öffnete, schlug ihr der abgenutzte Geruch des Stundenhotels entgegen. Vor dem trüben Fenster stand ein breites Bett, über dem lag eine speckige Tagesdecke.
Alba zog Mantel und Pullover aus, ließ beides zu Boden gleiten, er sah wie sich ihre Härchen in der Kälte aufstellten, sah ihre harten Warzen durch den BH schimmern.
„Worauf wartest du? Fass mich an!“, forderte sie. Ihre Atemzüge waren weiße Wölkchen. Unbeholfen kam er näher, berührte ihre Brust, kniff die Brustwarze, seine Hände wanderten fahrig über den Oberkörper.
„Weiter“, sagte sie, „ich bin nicht zerbrechlich.“ Hakons Hände fuhren zu ihrem Hintern, er presste sie an sich und leckte Alba Hals und Oberkörper.
„Deine Haut ist wunderschön“, grunzte er.
Sie lachte, fasste unter seinen Pullover und streichelte Hakons haarigen Rücken.
Wie ein Tier, dachte Alba und zog ihn aufs Bett. Schwer lag er auf ihrem Brustkorb.
„Zieh mich aus!“, befahl sie und räkelte sich auf der verschlissenen Decke.
Hakon schob ihren Rock hoch und zerrte an der Strumpfhose. Ein jähes Geräusch von reißendem Stoff. Er keuchte und starrte sie erschrocken an. „Hör nicht auf“, flehte Alba, während sie Strumpfhose und Tanga abstreifte und beides lässig neben das Bett fallen ließ.
Der aufgeschlagene Rock lag über ihrem Bauch. Hakon sah die sich spreizenden Beine, sah wie sich der dunkle Spalt in ihrer hellen Haut öffnete, erahnte die feuchte Wärme hinter der kühlen Oberfläche.
Er stand hektisch auf und nestelte an seiner Hose herum, scheiterte daran den Reißverschluss zu öffnen, verbrachte dabei endlose Sekunden. Alba setzte sich helfend auf, streifte Hose und Schlüpfer mit einem Ruck herunter, der erigierte Schwanz schnellte ihr entgegen.
„So ein prächtiges Ding“, hauchte sie, ihre kühle Hand massierte das pulsierende Fleisch.
Sie zwinkerte ihm zu, dann schob sie ihn in den Mund und lutschte die glatte Eichel.
„Verdammt“, hörte sie ihn kaum zehn Sekunden später flüstern. Alba spürte es in ihrem Mund alarmierend zucken: Sie duckte sich vor dem Samen, der an ihrem Gesicht vorbeischoss. Alba wischte sich ein paar Spritzer von der Wange und seufzte.
„Scheiße!“, fluchte Hakon, „verdammter Mist! Das darf nicht wahr sein.“ Er zog die Hosen hoch und lief durchs Zimmer, trat einen Stuhl gegen die Wand und warf den Tisch um.
Alba grinste, schaute schnell zu Boden und raffte ihre Sachen zusammen. Sie bedauerte den Verlust der nicht ganz billigen Strumpfhose, die sie mit dem Fuß unter das Bett schob.
Er tobte weiter, jetzt bearbeitete er den Tisch mit einem Bein des zerschlagenen Stuhls. Jemand klopfte gegen die Wand und schimpfte, dass sie leise sein sollten. Hakon stoppte und sah sich nach ihr um, die wenigen Haare hingen schweißnass in die Stirn. Bald wird er eine Glatze haben, dachte Alba. Hakons rotunterlaufene Augen schienen durch sie hindurch zu sehen, seine Nasenflügel weiteten sich über dem verzerrten Mund, den gebleckten Zähnen.
„Du bist schuld!“, schrie er, „deine coole Tour hat alles versaut.“
„Wolltest mich wohl brav und still wie ein Schulmädchen. Hättest den Mund aufmachen sollen!“, sie biss sich auf die Lippen. Sein Gesicht lief rot an. „Jetzt ists also meine Schuld, du Miststück? So professionell wie du an mir rumgemacht hast – woher hätt ich wissen solln, mit was für einer ich unterwegs bin!“
Sie schlüpfte in ihren Pullover, zog sich den Mantel an und ging, sie wollte nur weg. Ein Wort würde das andere geben, Alba kannte sich, den Mund halten, das konnte sie nicht.
Hakon war schneller, stellte sich vor die Tür und schlug das Stuhlbein leise gegen das Holz, Klack-Klack.
„Ach Dummerchen, du hast doch schon nen schönen Knüppel. Leg das alberne Holzding weg“, flüsterte Alba, während sie vorsichtig auf ihn zuging. „Dass du mich so geil findest gleich abzuspritzen schmeichelt mir, wozu die Aufregung?“ Hakon stand fast regungslos da, nur der Brustkorb verriet innere Bewegung: Die Schnelligkeit mit der er sich hob und senkte.
„Lass es mich dir noch mal besorgen, bitte, bitte... .“ Alba machte einen Schmollmund, „ich werd’ das kleine Mädchen für dich sein, ganz leise und süß, versprochen... darf ich ihn noch mal in den Mund nehmen?“
Sie stand jetzt dicht vor ihm, blickte in seine schwammigen Augen. Er wirkt müde, dachte sie, wie ein Stier, den die Gehilfen des Toreros mit schlanken Speeren spickten. Das Stuhlbein schlug gegen die Holztür, Klack-Klack.
„Vergiss was war, Hakon, konzentrier dich auf den Augenblick.“ Sie leckte sein Gesicht, griff mit der linken ans Geschlecht und befingerte die beginnende Schwellung.
Er schluckte, „mach weiter, Kleines, so ist es gut“, stöhnte er. Hakon ließ das Stuhlbein fallen, fasste unter den Mantel, knetete die Brüste. „Diesmal passen wir auf, dass es nicht zu früh kommt, ja Süßer?“, säuselte sie. Hakon nickte, vergrub den Kopf an ihrem Hals und küsste sie wild. Seine Nähe ekelte sie an.
Diesmal lassen wir es nicht so weit kommen, dachte sie. Mit der rechten Hand zog sie Pfefferspray aus der Manteltasche, „Hakon, Hakon, nicht so stürmisch“ flüsterte Alba und drückte ihn sanft gegen die Tür.
„Was wird das schon wieder für ne Tour?“, knurrte er - da sah er eine gedankenschnelle Bewegung. Als Hakon erkannte, was sie in der Hand hielt, weiteten sich seine Augen vor Schreck.
RE: Alba
in Ausgezeichnete Prosa 15.11.2009 18:54von Alcedo • Mitglied | 2.708 Beiträge | 2838 Punkte
hahaha! die volle Ladung Pfefferspray! gefällt mir Kjub, gefällt mir. wie auch der Stierkampfvergleich. der erinnerte mich an einen Almodóvar-Film, ich weiß bloß nimmer welchen. die Entwaffnung erfolgte sehr routiniert, ja beinah überzogen kaltblütig wie sie das agrressive klack-klack unterbunden wurde. die Waffe entgleitet, aber die Spannung bleibt. letztlich gut gemacht.
was ich vermisste, war einzig ein glaubwürdiges Motiv für den Ausraster des Protagonisten. Kjub, wenn alle Mannsbilder welche zu früh kommen, Tische und Stühle zerstören würden, dann gäbe es doch bald kein Mobiliar mehr aufm Globus.
und du solltest die einzelnen Sätze nicht dauernd und willkürlich vom Zeilenanfang beginnen. da gibt es Regeln, die du langsam auch mal beherrschen solltest bevor du sie brichst. es lenkt nämlich unnötig ab beim Lesen und der Text zerfasert und verliert an Kompaktheit.
hier eine schöne Hilfe von Margot:
http://www.e-literatum.de/t67935634f21-A...-einsetzen.html
Gruß
Alcedo
na also, wenn du lachen konntest, Alcedo, das ist doch schon was!
In Antwort auf:
Kjub, wenn alle Mannsbilder welche zu früh kommen, Tische und Stühle zerstören würden, dann gäbe es doch bald kein Mobiliar mehr aufm Globus.
ja, du hast recht. aber ein bisschen mehr dachte ich mir schon... hm, warte, wie war das mit dem motiv noch mal... also ein klares motiv im sinne einer bewussten absicht hab ich nicht zu bieten. ich dachte eher, dass seine verdrängten wünsche, die sich zu erfüllen scheinen, bevor sie schnell wieder zerplatzen, für den ausraster dieses überanständigen typen verantwortlich sind. also das zusammenspiel von diesen punkten. funktionierts wohl nicht wie gedacht. danke für den link! es macht ja weder sinn noch spaß, regeln zu brechen, die man nicht kennt.
gruß
kjub
he, ich bin ja so was von zufällig hier, denke mir nichts dabei, aber dann das: eine schöne gelbe blume! vielen dank, auch für die glückwünsche.
außerdem danke ich meinem lektor, ohne dessen intensiven arbeitseinsatz diese geschichte so nicht möglich gewesen wäre; meiner freundin, die mir in düsteren zeiten, in denen ich mir den kopf zermarterte ob man komma oder semikolon setzen sollte, kamillentee kochte; dem Willi Pfusch, auf dessen forum ich die geschichte posten durfte; dem Alcedo, der die geschichte nominierte; dem Hans Beislschmidt für seinen sportsgeist und natürlich den usern für ihre stimmen. olé!
hi kjub,
welch sublime darstellung des felinen charakters dir hier gelungen ist kann ich am besten beurteilen.
deine protagonistin lässt sich zeit ihr opfer zu erkunden und einen überraschungsangriff vorzubereiten. scheinbar geschmeidige unterwürfigkeit gibt der jägerin deckung. ihre waffen beherzt und zielsicher einsetzend kommt sie sogar mit dem patzer gut klar ein einziges mal unbedacht vertraut zu haben und kratzt dem aggressor die augen aus - bzw. wem keine spitzen krallen wachsen muß zu technischen tricks greifen wie gewürzspray. alles stimmt.
posen und schöne bilder zu suchen als verfehlter kompensatorischer versuch die verlorene innere ästhetik auszugleichen - das kenne ich genauer als mir lieb ist. unbedachter verzicht auf tarnung während tolpatschig unbeherrschter anschleichversuche beschreiben den menschlichen makel mit überzeugender präzision. die story bringt verständigungsprobleme zwischen von menschen und miezen auf den punkt. animiertes miau - alba
hallo und willkommen hier, kleines kätzchen,
so am besten kannst du das beurteilen :D wenn das so ist, dann bin ich dir für dein lob ja ganz besonders zu dank verpflichtet. wobei mir die lesart, dass sie eine jägerin wäre, neu ist. bisher hielt ich sie für den professionellen part einer besonderen geschäftsbeziehung, die ihre krallen auszufahren gezwungen ist, weil der in seiner ehre verletzte kater seinerseits etwas verletzt - die spielregeln. und die dürften in dieser besonderen kurzzeit-beziehung sensibel, sehr sensibel sein, und sie, die weiße, die ihre reinheit perfekt darstellende, wird dadurch gezwungen, ihrerseits den kater zu verletzen, diesmal körperlich, um diese unliebsame situation zu beenden. vllt tat sie es auch nur aus mitleid, um dem armen über die verletzte innerlichkeit hinwegzuhelfen - ... ? ich danke dir für deine lesart und die gedanken zum text, ich fühle mich bereichert.
hat mich gefreut, vielen dank, alba.
kjub
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