#1

französische hinrichtung

in Diverse 12.10.2009 14:01
von perry • Mitglied | 1.417 Beiträge | 1417 Punkte

es ist wieder so weit.
im halbdunkel sitzen sie vor dir,
starren dich mit großen augen an,
flüstern sich bemerkungen
in die viel zu großen ohren, die
jedes räuspern, jedes schlucken
deines trockenen halses hören.
dann beginnen einige musiker
das lied vom tod zu spielen,
zumindest glaubst du,
in dem virtuosen geigenspiel,
das schleifen der guillotine zu hören.
schweiß steht dir auf der stirn,
als der richter das urteil spricht:
„das wort hat der vortragende.“

zuletzt bearbeitet 14.10.2009 12:09 | nach oben

#2

RE: französische revolution

in Diverse 12.10.2009 21:30
von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte

Hallo perry,

den Titel habe ich sofort wieder vergessen, weil sich die Zeilen für mich auch gut in
einen anderen Zusammenhang einordnen. Durch den Bezug auf eine besondere
historische Situation beeinträchtigst du m. E. das archaische Moment des Textes.

Hast du dir Goyas Caprichos zu Gemüte geführt? Dem alten Spanier würden diese
Zeilen bestimmt gefallen, - aber mir auch, so war das wieder nicht gemeint.
Die im Halbdunkel das sind alles Fledermäuse, ja? Ultraschall begabte aufmerksame
Zuhörer, deren virtuose Peillaute eine uns unbekannte Tonart anstimmen, die dem
Zielobjekt nichts Gutes verheißt.
Die Frage ist nur, in welcher Gestalt tritt das lyrische Ich in Erscheinung? Wie (lange)
hält sich der Protagonist dieses Nachtmars? Dem Author wird das Wort erteilt. Der
geneigte Leser zittert: Wenn die Verse nicht überzeugen und der Gesang ist nicht
schön genug, dann werden sie sich auf ihn stürzen und krrrrrrchchz.................
Das nimmt einen ja richtig mit. Sehr gerne gelesen! LG mcberry

zuletzt bearbeitet 12.10.2009 23:24 | nach oben

#3

RE: französische revolution

in Diverse 14.10.2009 12:09
von perry • Mitglied | 1.417 Beiträge | 1417 Punkte

Hallo mcberry,
der Titel sollte den Leser hier absichtlich auf eine falsche Fährte locken. Aber ich werde ihn auf "französische Hinrichtung" ändern, denn mit Revolution hat das Ganze ja nichts zu tun. Ich hatte auch weniger den lauernden "Pöbel" im Blick, sondern mehr das Lampenfieber des Vortragenden. Das Szenario spiegelt dessen inneren Ängste wider.
Danke für den Hinweis auf Goya und die peilenden Fledermäuse, wäre auch ein passendes Vergleichsbild.
LG
Perry

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