#1

Ehrenhaft

in Liebe und Leidenschaft 10.10.2009 11:32
von gheggrun | 377 Beiträge | 377 Punkte

Aisha kommt am frühen abend,
ludig* nach folgt ihr ein Bruder,
täglich an den Zeitungsstand,
kauft die „Neuen Istambuler“,
weil sie Nachricht hierher tragen
aus des Vaters Heimatland.

Des Verkäufers blaue Augen
sich bei ihrem Anblick weiten,
wenn er ihr die Zeitung gibt.
Ja, sie mag den Blonden leiden,
doch sie kann es nicht erlauben,
weil ein Bruder alles sieht.

Viele Tage geh’n vorüber.
Unverändert scheint der Zustand.
Von den Brüdern nicht geahnt,
tauschen sie heimlich Kassiber.
Wie die Liebe wächst die Angst.
Morgen schon beginnt Bajram.

Ehrenhaft ist sie versprochen,
der Verlobte tot, gestorben
fern im Osten der Türkei.
Doch das Wort wird nicht gebrochen.
Anrecht hat Ata erworben.
Für den Sohn springt er jetzt ein.

Aisha ist zur Flucht entschlossen.
Heut geh’n die Männer zur Moschee.
Im Park hat sich das Paar getroffen.
Dort fand man sie im roten Schnee
umarmt, durchsiebt, aus Haß erschossen.
Die Mörder frönen dem Gebet.

* Lude=ndt.Zuhälter,


Hastanirwana
GHEG
zuletzt bearbeitet 13.10.2009 11:03 | nach oben

#2

RE: Ehrenhaft

in Liebe und Leidenschaft 10.10.2009 19:18
von perry • Mitglied | 1.417 Beiträge | 1417 Punkte

Hallo Gehgrun,
dramatisch, aber mittlerweile zu vorhersehbar, um wirklich zu fesseln. Außerdem ist es nicht unbedingt Hass, sondern mehr religöse Verblendung, die zu solchem Handeln führen.
LG
Perry

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#3

RE: Ehrenhaft

in Liebe und Leidenschaft 13.10.2009 10:56
von gheggrun | 377 Beiträge | 377 Punkte

Hallihallo, perry!

Prima, dein Tip mit: "nicht unbedingt Hass".
Tiefer als Hass liegt der (manchmal religiöse) Wahn zu grunde.
Aber aus dem Wahn erwächst der Hass, ohne den der verkorkeste
Typ sich nicht überwinden könnte, einen Artgenossen zu töten.
Deshalb muß die Gehirnwäsche im Babyalter bereits anfangen,
um die Teufelsidee am Leben zu erhalten.
Wer wäre sonst bereit zum sogar professionellen Töten mit gesell-
schaftlicher (manchmal parlamentalischer) Rückendeckung?
"im Wahn", "religiöse Verblendung", "anderer Kulturkreis" u.ä.
vernebeln die Verantworlichkeit für das unnatürliche Verhalten.
Am Ende ist bekanntlich das Opfer immer selbst schuldig.

Der Ausgang des "Dramas" ist schon ab der 2.Z vohersehbar -das
stimmt auch. Aber es geschieht nichts um das zu ändern -auch
nicht in der realen Gesellschaft. Das ist das Hauptproblem m.E.

Gerade aktuell "nicht mehr fesselnde" Themen sollten m.M.n.
Schreiber immer wieder aufgreifen -zur Erinnerung.
Neulich schrieb mir ein Kritiker: "...mir stinken mitler Weile die
Zeitungsthemengedichteschreiber, die meinen..." usw. zu einem
Gedicht, das einen Aspekt zum Schweinegrippenthema sollte.

Danke für o.g. "Tip".


Hastanirwana
GHEG
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