#1

Beim Mullah

in Humor und Fröhliches 15.09.2009 02:57
von gheggrun | 377 Beiträge | 377 Punkte

          Der Mullah hat sehr streng geblickt.
Ich wollt’ zurück fast scheuen.
Doch fragt’ ich ihn recht ungeschickt,
wie könnte ich wohl Eine freien.

Nach Mohamed, so sagte er,
wirst du’s nicht bereuen,
nimmst du die, die dein Herr Vater
aus der Jungfernschar rauspickt.

Ich konnt’ mich nicht bescheiden
und sprach: „Dann also geht es nicht,
daß mir der Himmel Eine schickt,
die ich könnt’ besser leiden.“

Dem Mullah war das sehr verzwickt,
weshalb er lange, lange dachte.
Schon schien’s, er wäre eingenickt.
Ich wollt’ nicht länger bleiben.

Als er endlich dann erwachte,
sprach er, wobei er lachte:
„Wenn Allah dir so großes Glück
das wahrlich paradiesisch ist,
auf Erden wollte leihen,
dann ging’s wohl auch mit Zweien.“



Hastanirwana
GHEG
zuletzt bearbeitet 18.09.2009 00:25 | nach oben

#2

RE: Beim Mullah

in Humor und Fröhliches 17.09.2009 19:43
von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte

Mir gefallen diese Zeilen und sie bringen mich zum schmunzeln, was ich auch gut
brauchen kann. Diese Art von Gebrauchslyrik wird immer populär sein. Es handelt
sich um ein Gedicht, das eine Geschichte erzählt. Die Pointe begründet sich im
Kulturprall (Neologismus aus Kulturschock und Hebungsprall). Nur im westlichen
Verständnis rät ein muslimischer Theologe zu unmoralischem Handeln. Inhaltliche
Einwände gegen deine Verse habe ich keine.

Zur Form: eine Entscheidung zwischen dem sog. Schüttelvers mit aufeinander
folgenden Reimendungen oder dem Kreuzreim ist nicht getroffen. Ich bin nicht
sicher, wieviel davon inzwischen etabliert ist. Mir kommt es seltsam vor. Reime
erleichtern die Erinnerung, und diese Funktion wird bei fehlender Reimstruktur
erschüttert. Im Zeitalter der Textspeicherung vielleicht egal, bin aber unsicher.
Der Gesichtspunkt wäre vllt eine Diskussion wert.

Narrative Gedichte werden üblicherweise metrisch sauber geliefert. Nicht so hier;
wir schreiben 2009 und das 3.Jahrtsd. findet seine eigenen Ausdrucksformen. Da
ich auch gerade dabei bin, diese Fessel abzulegen interessiert mich die Meinung
erfahrener Verseschmiede zu dem Thema. Bis jetzt bleibe ich dabei, daß Inhalte
dem metrischen Schema nicht geopfert werden sollten.
Zu den ersten beiden Versen:
unproblematische Alternation inV1Z1: - x - x - x - x
da zurück (-x) ein Jambus ist in V1Z2: - x - (- x) x -
haben wir einen nicht sinngetragenen Hebungsprall (xx) und rhythmischen Bruch.
Wie wäre:
Ich wollt’ zurück schon scheuen.
Doch fragte ich ihn ungeschickt,
Wie könnt’ ich Eine freien?
Geglättete Strophen bringen die Story zum klingen. Viele Grüße mcberry

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#3

RE: Beim Mullah

in Humor und Fröhliches 18.09.2009 01:00
von gheggrun | 377 Beiträge | 377 Punkte

Hallo, mcberry!
Danke, daß du dich mit dem Mullah beschäftigt hast.
Deine Anregung betreffend des "nichtsinngetragenen
Hebungspralls" in V1Z2 habe ich editiert.
Wenn gereimte Gedichte -besonders längere- nur
geschüttelt, bzw.gekreuzt werden, erscheinen sie
(mir) manchmal monoton. Deshalb nehme ich Wechsel
in Kauf, koste es auch etwas "Erinnerungsunterstützung",
zumal ich davon ausgehe, daß i.Allg.nur noch selten
auswendig rezitiert wird (-außer vielleicht von Profis).
Manche gehen bei der "Entfesselung" viel weiter und
scheinen gleich alle Regeln abzulegen.Dann muß sich
ein Leser die Brocken selbst mit Sinn füllen.
So weit möchte ich nicht gehen, weil das viele abhält,
Lyrik wahrzunehmen, bzw. zu akzeptieren.
Sei bedankt!


Hastanirwana
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#4

RE: Beim Mullah

in Humor und Fröhliches 18.10.2009 14:19
von oliver64 • Mitglied | 352 Beiträge | 352 Punkte

Hallo,

das prallt bei mir auf glatte Ablehnung. Es ruckelt und rumpelt zum Allah-Erbarmen und schöpft seinen schmalen Witz aus dem vermeintlichen Vorteil der Vielweiberei. Ähnlich wie der Mullah m Gedicht möchte man einnicken. Ich blieb nur wach, weil ich wissen wollte, ob meine Erwartungshaltung befriedigt würde und sich das ungeschickte Flickwerk auch noch in einem unsäglichen Fickreim entladen würde. Das tat es nicht. Wem das zum Lobe reicht, bitte sehr.

Gruß
o.





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#5

RE: Beim Mullah

in Humor und Fröhliches 20.10.2009 19:43
von gheggrun | 377 Beiträge | 377 Punkte

Hallalilo, oliver64!

"Im Geflecht" hab ich gelesen
und dacht', ein Dritter sei Autor gewesen.
Doch jetzt erahn' ich das Genie.
Ob's Gleiches tut, weiß man wohl nie.


Hastanirwana
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#6

RE: Beim Mullah

in Humor und Fröhliches 21.10.2009 07:22
von oliver64 • Mitglied | 352 Beiträge | 352 Punkte

Was hat denn das eine mit dem anderen zu tun, du Genie? Nur weil ich nicht besser dichten kann, steht mir kein Urteil über deinen Kram zu? Lächerlich.





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#7

RE: Beim Mullah

in Humor und Fröhliches 21.10.2009 12:37
von gheggrun | 377 Beiträge | 377 Punkte

Hallolalla, oliver64!

Weder habe ich ein Wort über deine Dichtkunst in meiner Antwort
auf dein vorausgehendes "Urteil" geäußert, noch habe ich dir das
Recht Urteile zu bilden und zu äußern irgendwie bestritten.
Allerdings ist mir, als ich "Im Geflecht" las, klar geworden, daß der
Unterschied zwischen dem LI und dem sonstigen Verhalten des
Autors gewaltig sein kann.
Diese Erfahrung betrifft mich und du hast mir dazu verholfen.


Hastanirwana
GHEG
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#8

RE: Beim Mullah

in Humor und Fröhliches 21.10.2009 17:44
von oliver64 • Mitglied | 352 Beiträge | 352 Punkte

Das Autor und LI zwei Paar Schuhe sind, hast du erst jetzt verstanden? Na, ich gratuliere, das gehört ja nun mal zu den grundlegenden Erkenntnissen. Was das aber mit meinem Kommentar zu tun hat, ist mir noch immer nicht klar geworden.





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#9

RE: Beim Mullah

in Humor und Fröhliches 22.10.2009 14:44
von gheggrun | 377 Beiträge | 377 Punkte

Hallihallo, oliver64!

Na, ganz einfach: "Im Geflecht" wird m.E. vom LI genau
das angemahnt, was du mit deinem nicht hilfreichen
Kommentar praktizierst.
Was die "Schuhe" angeht, wunderte ich mich nur über
das gewaltige Ausmaß der möglichen Größenunterschiede,
nicht darüber, daß sie generell bestehen.

Im Übrigen denke ich, daß dem "Beim Mullah" nun genug
der Ehre angetan wurde, zumal ich durchaus keine elitären
-auch keine förmlichen- Intensionen mit ihm habe.


Hastanirwana
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