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Meine Nikon bannte das Graffiti
auf Nullen und Einsen. Es blitzte.
Der dunkelblaue Abendhimmel
.(wie changierendes Brokat-
...wasser, das von schwerer
.....Kühle unterströmt wird)
ließ vergessen den rotgoldenen Nachmittag
....(der zufrieden schnurrende Fassaden
......mit weichen Schleiern belegte oder
.......zudeckte wie eine herzlich-warme Mutter)
Bevor das Regentropfen-Mantra meine Gedanken wegtrommelte,
dachte ich an sie. (orientalisch anmutende Augen, Besitzerin hölzerner Löffel und goldener Pinsel, gerne Widerworte gebend) Die auf drahtenem Esel durch den Regen brauste, möglicherweise singend. Da donnerte es.
RE: Prenzelberg, abends
in Diverse 17.09.2009 13:49von perry • Mitglied | 1.417 Beiträge | 1417 Punkte
Hallo Kjub,
gelungenes Stimmungsbild, das mir nur an einigen Stellen ein wenig zu sehr auf Wirkung geschrieben ist.
Ich denke, "changierendes Brokatwasser"klingt zu sehr nach Anspruchsheischen und die herzlich-warme Mutter ist etwas zu übertriebene auf Familienidylle getrimmt.
Sehr gut gefällt mir der Schluss, der erfrischend anders ein bewunderndes Sehnen einfängt und den Blick gekonnt öffnet.
LG
Perry
Hallo Kjub,
gefällt mir teils. Und zwar im wesentlichen bis zum Erste-Klammer-zu. Wobei ich dieses Geklammere nicht verstehe, das ist ja wie lisp-Programmiererei. Der Sinn bleibt mir verborgen. Vielleicht soll das soetwas wie Parallelität andeuten, sage ich mir, frage ich mich.
Das Bild "wie changierendes Brokatwasser, das von schwerer Kühle unterströmt wird" ergibt sich mir konsequent, direkt und ohne dass ich verstünde, was Brokatwasser ist: weil ich es vor mir sehe.
Deshalb ist für mich das Highlight in diesem Text.
Unmittelbar danach muss ich mich über den verdrehten Satzbau ärgern, und weiteres Geklammere, das zudem nicht in mir verträglichen Bildern entsteht.
Zu kompliziert, abgesehen vom "rotgoldenen", zu adjektivisch überladen"zufrieden schnurrend" geht noch, dann aber weich verschleiernd belegt und zugedeckt von einer herzlichen warmen Mutter ... überhaupt kommt dieses letzte bei mir gar nicht an, dieser beliebteste deutsche Aufenthaltsort: bei den Müttern, wie mal wer sagte.
Das Regentropfenmantra verfehlt hingegen nicht seine Wirkung, und: das es die Gedanken LI's wegtrommelte.
Wobei ich mir dies durchaus auch so vorstellen könnte: "Das Regentropfen-Mantra trommelte meine Gedanken weg, ich dachte an sie. " Weil: völlig gedankenlos wird man auch bei Regen nicht, eher schläfrig eingelullt. Das war es, was ich beim ersten Lesen dachte.
Die weitere Klammer macht mir insofern das Leben schwer, als das ich mir unter dem Besitztum hölzerner Löffel gar nichts vorstellen kann, das, so sage ich mir, ist wohl eine ganz spezielle Erinnerung des LI, und die bleibt mir ohne verständliches Bild. Hölzerne Löffel sind nicht das Problem. Die kann ich mir schon vorstellen.
Und dann überlas ich irgendwie das "drahtene", war unvermittelt in Anatolien, allerdings nicht im Regen. Ich war noch nie in Anatolien, aber da sieht man wieder mal, wohin einen Worte führen können.
Nein, so richtig schlüssig ist das für mich nicht. Vor allem das experimentelle Schriftbild, die Klammern und Einrückungen sind nicht mein Ding.
LG
Anton
einen angenehmen sonntag wünsche ich euch! entschuldigt bitte die verzögerte antwort, doch in der zwischenzeit war ich entweder mit grippe, arbeit oder beidem ausgelastet. hm, die herzlich-warme mutter kommt ja gar nicht gut an. idylle sollte sie schon symbolisieren, aber nicht so übertrieben, dass sie auf einhellige ablehnung stößt. da werde ich mal nach was anderem forschen.
@perry: danke für die differenzierte rückmeldung. ich kann mir schon vorstellen, dass es wirkt als schriebe ich absichtlich effektheischend. das tue ich aber nicht. ich versuche nur adäquate bilder für das mir vorschwebende zu finden. freut mich, dass dich der schluss wieder ins boot holte. den leserblick öffnen... klingt gut!
@Anton: ich will mal die frage aufgreifen, die du an dich selbst richtetest. bei e.e.cummings sah ich die verwendung von klammern in gedichten zuerst, dort wirkte es für mich wirklich wie eine parallelität, auf mich wirkt das nachrangige der klammer in einem gedicht umgekehrt, sodass den eingeklammerten versen besondere bedeutung zukommt.
In Antwort auf:
Wobei ich mir dies durchaus auch so vorstellen könnte: "Das Regentropfen-Mantra trommelte meine Gedanken weg, ich dachte an sie. " Weil: völlig gedankenlos wird man auch bei Regen nicht, eher schläfrig eingelullt. Das war es, was ich beim ersten Lesen dachte.
die idee hat was, daraus versuche ich was zu machen.
goldener löffel - hölzerner pinsel. meines wissens ist die symbolik goldener löffel (mit denen im mund manche geboren sind) durchaus allgemeingut. vielleicht ist der umtausch während des lesens ein bisschen viel verlangt. dass du in anatolien landetest, ließ mich schmunzeln: warum nicht, die hier beschriebene würde auch dort, auf einem esel aus fleisch und blut, eine gute figur machen! find ich gut, dass du, trotzdem dir die formalien nicht zusagen, einige zeilen hier gelassen hast! danke. wird ein bisschen dauern, bis ich zur bearbeitung komme, da ich zuhause kein netz habe und seit gestern auch keinen mp3-player mehr, mit dem ich daten transportieren könnte.
grüße,
Kjub
Prenzelberg, abends (zweite Version)
in Diverse 30.09.2009 15:22von Kjub • 498 Beiträge | 499 Punkte
Meine Nikon bannte das Graffiti
auf Nullen und Einsen. Es blitzte.
Der dunkelblaue Abendhimmel
.(wie changierendes Brokat-
...wasser, das von schwerer
.....Kühle unterströmt wird)
ließ vergessen den rotgoldenen Nachmittag
....(der zufrieden schnurrende Fassaden
......mit weichen Schleiern belegte oder
.......bedeckte wie ein leichtes Seidentuch)
Bevor das Regentropfen-Mantra meine Gedanken wegtrommelte,
dachte ich an sie. (orientalisch anmutende Augen, Besitzerin hölzerner Löffel und goldener Pinsel, gerne Widerworte gebend) Die auf drahtenem Esel durch den Regen brauste, möglicherweise singend. Da donnerte es.
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