#1

Fixpunkt

in Düsteres und Trübsinniges 13.08.2009 21:54
von Gedichtbandage • Mitglied | 531 Beiträge | 525 Punkte

- Fixpunkt -

Verdammt,

überall nur kleine Tiere
die sich um sich selber drehn,
aufgescheucht auf ihrem Platze
eben nur an diesem stehn.

Ich bezogen darbt das Elend
plastikgleich und kopfgestülpt,
schreit in alle Welt: „DILEMMA,
dass mich irgendwer befreit!“

Doch was tust du, großer Meister -
Mensch, der du doch alles bist?
Stehst nur da mit leeren Händen,
formst den Mist von Mist zu Mist.

Ruderst haltlos hohle Gesten,
wässrig Worte spuckst du aus,
an verbalbeschmierten Wänden
wuchert Schimmel, `west es auch.

In den sechzig Zentimetern
Radius aus Spiegelglas,
staunst du über Ungerechtes,
das dein heilig Haupt abwarf.

Bist doch nichts und alles du,
siehst nur tunnelperspektivisch
alldem animalisch Treiben
andrer wilder Tiere zu.

Ich bezogen schabt das Elend
mit dem Messer Fleisch auf Knochen,
innerlich liegts voll daneben,
ausgestopften Herzens, pochend,

jammernd forderst du mehr, mehr,
hörst dich dabei selber nur
selbstmitleidig und gegeißelt,
täuschend echt, nur zu…

... komm her… !


Edit: ...Fehlendes... und der Titel (Widergeburt), den gab es schon...

Edit 1: ...fäkal getauscht mit verbal, Ende Zeilenumbruch


_________________________________________________________
>> Du verdammter Sadist:
Du versuchst deine Leser zum Denken zu zwingen.<< - E. E. Cummings zu Ezra Pound
zuletzt bearbeitet 18.09.2009 21:08 | nach oben

#2

RE: Fixpunkt

in Düsteres und Trübsinniges 14.08.2009 19:03
von Anton Üm | 28 Beiträge | 28 Punkte

Das ist
ein wortverliebtes auf-dem-Platze-bleiben.
Der Wunsch, etwas Einprägsames, Fäkales, Abgrundtiefes zu verursachen, ist dem Werk überdeutlich anzumerken - und: bleibt unbefriedigt.

Zudem hat es Länge, Länge, die inhaltlich erfüllt werden will, die hier aber immer nur in sich kreist, die ich nicht zu bewältigen bereit bin. Nicht, nachdem ich die ersten 7, 8 Verse las.
Denn mehr kommt ja nicht. Wdh., Wdh., Wdh.


Und: es wird viel zu ausdrücklich, zu nachdrücklich benannt, was der Leser leisten soll: "ja, ja," wimmern: "alles Scheiße!"
Was soll das? Dämonische Tiefe?
Dein Gedicht ist in meinen Augen viel zu gewollt und zu wenig geschaut.



anton

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#3

RE: Fixpunkt

in Düsteres und Trübsinniges 15.08.2009 12:38
von Gedichtbandage • Mitglied | 531 Beiträge | 525 Punkte

Hallo Anton Üm,

Zitat von Anton Üm
Das ist
ein wortverliebtes auf-dem-Platze-bleiben.anton

könnte sein, eventuell dadurch bedingt, dass der Schreiber selbst nur ein kleines Tier darstellt, also, was solls... ?
Zitat von Anton Üm
Der Wunsch, etwas Einprägsames, Fäkales, Abgrundtiefes zu verursachen, ist dem Werk überdeutlich anzumerken - und: bleibt unbefriedigt.anton

Na, wenn Du es so willst, die Intention lag eigentlich woanders, eine Wertung bleibt natürlich dem Leser überlassen, aber Recht hast Du insofern, dass das Ding schon überdeutlich werden sollte.
Für Befriedigung bin ich hier nicht zuständig, dieser Part sollte dann woanders erfüllt werden.
Zitat von Anton Üm
Zudem hat es Länge, Länge, die inhaltlich erfüllt werden will, die hier aber immer nur in sich kreist, die ich nicht zu bewältigen bereit bin. Nicht, nachdem ich die ersten 7, 8 Verse las.
Denn mehr kommt ja nicht. Wdh., Wdh., Wdh.anton

Vielleicht liegt das an der Darstellung des Kreises, man könnte natürlich reduzieren...
Zitat von Anton Üm
Und: es wird viel zu ausdrücklich, zu nachdrücklich benannt, was der Leser leisten soll: "ja, ja," wimmern: "alles Scheiße!"

Genau das sollte der eigentlich nicht, sondern vielleicht mal über den Raum nachdenken, seinen und umgebenden...
Zitat von Anton Üm
Was soll das? Dämonische Tiefe? anton

Nö!? Reflektorstreifen für Blindgänger.
Zitat von Anton Üm
Dein Gedicht ist in meinen Augen viel zu gewollt und zu wenig geschaut.anton

Hatte meine Brille verlegt und polterte ein wenig auf der Tastatur rum, ohne zwischen den Buchstaben herumzukrümeln.
Asche aufs Haupt!
Letztlich bleibt noch zu bemerken: Das Ding muss Dir nicht gefallen, sind ja nur ein paar Reimchen auf allgemein Umgebendes, über das, was den Schreiber immer wieder mehr oder weniger nachdenklich stimmt, vielleicht auch anwidert.

Ja, vielen Dank der Textauseinandersetzung!
Auch wenn diese lediglich eine Wertung darstellt, weder auf die Schwächen des Textes eingeht noch sich mit einer Interpretation desselben befasst, was dabei ein wenig Zweifel an der Qualität der Kritik aufwirft.
Zitat von Anton Üm
anton

Gruß Gb.


_________________________________________________________
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zuletzt bearbeitet 15.08.2009 17:16 | nach oben

#4

RE: Fixpunkt

in Düsteres und Trübsinniges 16.08.2009 21:35
von Joame Plebis | 3.690 Beiträge | 3826 Punkte

Schönen Abend!

Wie lecker sind doch die Zutaten zum vorgesetzten Kuchen, bei dem vielleicht nicht nach der richtigen Backform gegriffen wurde.
Einem gewissen Maß an Wortverliebtheit (treffend beobachtet) und bandagenartiger Länge ist zugute zu halten:
wen stört das, wenn es gut und ansprechend oder amüsant ist?
Soweit etwas wirklich gefällt, kann es gar nicht lange genug sein. Diese Bedingung zu erfüllen, ist leichter gedacht als getan.
Sollten alternative Überlegungen/Konzepte dazu vorhanden sein, wäre ein Einblick in diese nicht uninteressant. Vielleicht finden sich in diesen kräftige Passagen in geraffterer und gezielter Form, damit es nicht den Charakter einer jammernden Betriebsversammlung beibehält.

Gruß
Joame

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#5

RE: Fixpunkt

in Düsteres und Trübsinniges 17.08.2009 20:29
von mcberry • Administrator | 3.230 Beiträge | 3490 Punkte

Hi Gedichtbandage,

so schlecht gefiel mir der Text nun auch wieder nicht.
Nach Ankündigung einer Bandage erwarte ich etwas Langes und Dünnes. Der
fehlende Fixpunkt scheint mir auch das Problem zu sein. Zuletzt geriet auch die
metrische Vorgabe außer Fassung. Absicht?
Eine Weiterentwicklung des Textes halte ich für möglich. Je nachdem, wohin du
damit willst. Entweder löst sich der Text in Wortfetzen auf zum Schwindelanfall.
Oder es wird eine ordentliche Bandage daraus mit erkennbaren Strophen, einem
auszumachenden lyrIch und einem sinnvollen Adressaten. Bis jetzt hat irgendwer
ziemlich viel gegen irgendwen. Eigentlich ganz lustig.
Der Text hat zumindest eine gewissen Anziehungskraft, sonst würden die Zeilen
nicht eingehend kommentiert.
Nachdem ich es mir noch einmal angeschaut habe, noch einen Eindruck dazu:
Wechselt der Standpunkt? Die ersten Strophen drehen sich um kleine Lebewesen,
die bei den Menschen ungenügende Beachtung finden - was beklagt wird.
Die letzten beiden Strophen sind bei Verallgemeinerung des Elends angekommen
und scheinen den Menschen miteinzubeziehen.
Die Aussage: was du anrichtest/zuläßt, darunter leidest du früher oder später?
Umgekehrt stellen wir äußere Bedingungen her, die mit der inneren Befindlichkeit
übereinstimmen, was eine psychologische Wahrheit ist. Wenn es so gemeint ist,
gefällt mir das gut. Wenn es nicht so gemeint ist, mag ich es trotzdem leiden.
Viele Grüße mcberry

zuletzt bearbeitet 20.08.2009 18:51 | nach oben

#6

RE: Fixpunkt

in Düsteres und Trübsinniges 27.08.2009 21:40
von Gedichtbandage • Mitglied | 531 Beiträge | 525 Punkte

Danke McBerry!

- gerade dem nochmaligen Anschauen, mitsamt der Analyse und Textaussage!

Ich ziehe damit in Erwägung mir damit noch ein wenig mehr Arbeit zu machen, allerdings gefällt es mir für ein solch lapidares "psychologisches" Stückchen Spielerei ganz gut.
Die Metrik blieb absichtlich ein wenig auf der Strecke, das Klangbild passte, für mich, ausgesprochen gut. Funktionierte, als ich es vor mich hin brabbelte.
Ursprünglich war es noch etwas derber, allerdings plätscherte diese banale Reimform so schön vor sich hin, dass ich es etwas milder, dazu passender denke ich, gestaltete.

Viele Grüße zurück!
Tut mir leid mit der verspäteten Antwort, war ne Weile nicht anwesend...
Gb.


@J.P.
Mein herzlichstes Beileid zu Deinen Erfahrungen auf Betriebsversammlungen... d’accord wird viel zu heiß gekocht, meistens... macht doch niX!


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zuletzt bearbeitet 27.08.2009 21:41 | nach oben


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